Ein Geheimnis

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Film
Titel Ein Geheimnis
Originaltitel Un secret
Produktionsland Frankreich
Originalsprache Französisch
Erscheinungsjahr 2007
Länge 105 Minuten
Altersfreigabe
Stab
Regie Claude Miller
Drehbuch Claude Miller
Produktion Yves Marmion
Musik Zbigniew Preisner
Kamera Gérard de Battista
Schnitt Véronique Lange
Besetzung

Ein Geheimnis (Originaltitel: Un secret) ist ein französischer Spielfilm aus dem Jahr 2007. Das Drehbuch entstand auf der Grundlage des gleichnamigen autobiografischen Romans von Philippe Grimbert. Die Regie führte Claude Miller.

Handlung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

François Grimbert wird als Sohn jüdischer Eltern geboren. Seine Vorfahren hießen Grinberg; da dieser Name zu jüdisch klang, wurden zwei Buchstaben darin ausgewechselt, sodass die Familie seither den Namen Grimbert trägt. Claude Millers Film begleitet François in verschiedenen Phasen seines Lebens: als siebenjährigen Knaben, im Alter von 14 Jahren und als 37-jährigen Erwachsenen. Er ist der Sohn von Maxime Grimbert und von Tania. Beide Eltern sind sportbegeistert: Mutter Tania ist eine hervorragende Schwimmerin, Vater Maxime ein ehemaliger Ringer. François hingegen ist ein magerer und schmächtiger Junge, der mit Turnen und Sport nichts anfangen kann, in der Schule dafür in den anderen Fächern zu den Besten seiner Klasse gehört. Er erfindet sich einen imaginären Bruder Paul, der größer und stärker ist als er.

Vater Maxime hatte Anfang der 1930er Jahre Hannah Stirn geheiratet. Bei der jüdischen Hochzeitsfeier waren Hannahs Eltern, ihr Bruder Robert Stirn mit seiner Frau Tania, das Ehepaar Esther und Georges sowie Louise, eine enge Freundin der Familie, anwesend. 1934 wird Maxime und Hannah der Sohn Simon geboren, ein kräftiger Junge, der in der Schule bei sportlichen Übungen glänzt und dafür eine Auszeichnung erhält, worüber sein Vater Maxime hocherfreut ist. Bei Ausbruch des Zweiten Weltkriegs werden Maxime und Tanias Mann Robert zur französischen Armee eingezogen. Robert gerät in deutsche Kriegsgefangenschaft und wird in einem Lager in Schlesien festgehalten. Maxime hingegen kann nach der Niederlage Frankreichs 1940 zu Hannah und Simon nach Paris zurückkehren.

Als zu Hannahs Geburtstag neben ihren Eltern auch Tania zu Besuch kommt, versucht Maxime, mit ihr zu flirten. Die sensible Hannah bemerkt Maximes Annäherungsversuche an Tania, ist darüber verstört und bricht in Tränen aus. Tania wiederum gibt Maxime unmissverständlich zu verstehen, das funktioniere bei ihr nicht, er solle das lassen.

Auf Anordnung der deutschen Besatzer werden französische Juden ins Deutsche Reich deportiert. Geschäfte, deren Inhaber Juden sind, werden von ihren Kunden zusehends gemieden. Hannah will ihre Eltern besuchen und findet deren Wohnung verlassen und versiegelt vor. 1942 beschafft sich die Familie falsche Papiere mit neuen, nicht-jüdischen Namen und entschließt sich, in den noch nicht besetzten Teil Frankreichs überzusiedeln. Maxime und Georges nehmen als erste den Zug nach Süden; Esther, Louise, Hannah und Simon sollen so bald wie möglich folgen.

In Saint-Gaultier an der Creuse werden Maxime und Georges von Oberst Béraud freundlich willkommen geheißen und in sein Haus aufgenommen. Auch Tania trifft bald in Saint-Gaultier ein. Als die noch in Paris Zurückgebliebenen gepackt haben und abreisebereit sind, will Hannah nicht mitreisen: sie müsse in Paris bleiben, damit ihre Eltern eine Bleibe hätten, wenn sie zurückkämen. Simon aber besteht darauf, den Zug zu nehmen, und schließlich geht Hannah widerstrebend mit.

In einem ländlichen Gasthof, zwei Kilometer vor der Demarkationslinie, die den besetzten vom unbesetzten Teil Frankreichs trennt, warten Esther, Louise, Hannah und Simon die Dunkelheit ab, in deren Schutz sie die Grenze überqueren wollen. Da erscheinen französische Gendarmen und verlangen ihre Papiere zu sehen. Esther und Louise weisen ihre neuen gefälschten Papiere vor, die vom kontrollierenden Gendarm widerspruchslos akzeptiert werden. Die verstörte Hannah aber zeigt ihm neben dem neuen auch ihren alten Pass, der sie als Jüdin ausweist, und sagt ihm, dass Simon ihr Sohn sei. Daraufhin nehmen die Gendarmen sie und Simon mit und bringen beide in einem Lastwagen fort.

Als Esther und Louise in Saint-Gaultier ankommen, berichtet Louise Maxime, was geschehen ist, bezeichnet Hannahs Verhalten aber als Unbedachtheit, nicht als gewollte Tat. Maxime ist völlig konsterniert. Tania legt ihm aus Empathie die Hand auf die Schulter und wird dabei von Esther beobachtet, die auf diese Geste empört reagiert. Ihr Mann Georges und Louise beschwichtigen sie, die beiden hätten nichts Böses getan. Zu einem späteren Zeitpunkt trifft Maxime im Wald am Flussufer auf Tania, die im Fluss schwimmen war. Tania, seit Jahren von ihrem Mann Robert getrennt, nähert sich Maxime, und beide küssen sich leidenschaftlich. Am Abend geht Maxime in ihr Zimmer, und Tania empfängt ihn mit offenen Armen.

Als die Familie nach Ende der Besatzungszeit wieder zurück in Paris ist, erfährt Tania, dass ihr Mann Robert im Gefangenenlager an Typhus gestorben ist. Maxime wiederum weiß inzwischen mit Gewissheit, dass Hannah, Simon und Hannahs Eltern deportiert wurden. Tania und Maxime brauchen Zeit, bis sie sich zu einem gemeinsamen Leben entschließen können und heiraten. 1948 wird schließlich ihr gemeinsamer Sohn François geboren.

Über die Ereignisse während der Besatzungszeit wird danach in der Familie Stillschweigen bewahrt, und auch die Namen der damals verschwundenen Familienmitglieder werden nicht mehr ausgesprochen. François verbringt von klein auf viel Zeit bei der Nachbarin Louise, die selber keine Kinder und keinen Mann hat. Im Frühling 1962 sieht er zusammen mit Klassenkameraden einen Holocaust-Film, in dem viele ausgemergelte Leichen und Massengräber aus einem Konzentrationslager gezeigt werden. Ein Mitschüler provoziert François mit einer abschätzigen Bemerkung über Juden, worauf dieser ihn brutal verprügelt. Louise gegenüber gesteht François, er habe den Mitschüler in diesem Moment töten wollen.

Nun erst bricht Louise das Gebot, nicht über die Zeit der Besatzung zu reden. Nach und nach erzählt sie François, was damals geschehen ist, dass sein Vater schon einmal verheiratet war und einen Sohn namens Simon hatte. Sie berichtet auch, dass Jüdinnen und Juden damals auf ihre Kleider den gelben Stern mit der Aufschrift „Juif“ zur sichtbaren Kennzeichnung aufnähen mussten. Maxime habe sich aber geweigert, diesen Stern zu tragen, und ihn auch vom Jackett seines Sohns Simon entfernt.

1985 sucht der jetzt 37-jährige François den Historiker Serge Klarsfeld auf, um Klarheit über das Schicksal der von den Nazis deportierten Familienmitglieder zu erhalten. Klarsfeld eröffnet ihm, dass Hannah und Simon ins Konzentrationslager Auschwitz gebracht und dort am Tag nach ihrer Ankunft vergast wurden. François überbringt diese Nachricht seinem alt gewordenen Vater Maxime. Als dieser mit seinem Hund spazieren geht, sich aber weigert, ihn anzuleinen, wird der Hund überfahren und stirbt. Dieser Verlust trifft Maxime schwer, und er meint, es sei alles seine Schuld. François widerspricht und erklärt ihm, er sei schuld am Tod seines Hundes, nicht aber am Tod von Hannah und Simon; dafür sei allein der Hass der Nazis verantwortlich.

Produktion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Miller bedient sich Farbcodes, um die verschiedenen Zeitebenen im Film abzugrenzen. Unüblicherweise wählte er Schwarzweiß für die Szenen, die in der Gegenwart spielen, während die Vergangenheit in Farbe inszeniert wurde. Damit orientierte sich der Regisseur laut eigener Aussage unbewusst am Aufbau des Romans, in dem die Gegenwart in der Vergangenheitsform und die Vergangenheit in der Gegenwartsform erzählt wird.[3]

Kritiken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Christina Krisch schrieb in der Kronen Zeitung vom 9. April 2009, dass der Film ein hervorragend besetztes „Filmkleinod“ sei, in dem die Schauspielerinnen de France, Sagnier, Depardieu und der Bond-Bösewicht Amalric glänzten.[4] Georg Seeßlen meinte: „[D]as ist ein Film aus mehreren Filmen, und jeder davon kommentiert die anderen, verändert sie, nimmt ihnen das Konventionelle, das sie für sich vielleicht haben würden: Die Geschichte vom Aufwachsen eines Jungen in kleinbürgerlichen Verhältnissen, in zwei wichtigen Abschnitten.“[5]

Der Filmdienst schrieb, der Film sei die „Adaption des autobiografischen Buchs von Philippe Grimbert, die auf mehreren Zeitebenen Erinnerungen und die Verdrängung traumatischer Erlebnisse thematisiert und eindrucksvoll ein verdichtetes, mit Bedeutung aufgeladenes, psychoanalytisch geschultes Familiendrama entwickelt“.[6]

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Film wurde 2007 für elf Césars nominiert. Julie Depardieu gewann einen César in der Kategorie Beste Nebendarstellerin. Auf dem Montreal World Film Festival erhielt der Film 2007 den Grand Prix of the Americas, den Hauptpreis des Wettbewerbs.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Philippe Grimbert: Ein Geheimnis. Übers. Holger Fock,[7] Sabine Müller. Suhrkamp pocket, Frankfurt 2017.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Freigabebescheinigung für Ein Geheimnis. Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft, Dezember 2008 (PDF; Prüf­nummer: 116 342 K).
  2. Alterskennzeichnung für Ein Geheimnis. Jugendmedien­kommission.
  3. Claude Miller über seine und Das Geheimnis auf moviepilot.de
  4. Kronen-Zeitung vom 9. April 2009.
  5. Kritik von Georg Seeßlen auf getidan.de
  6. Ein Geheimnis. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 10. März 2021.
  7. Fock in der Übersetzer-Datenbank des VdÜ, 2019