Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg

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Tätigkeitsgebiet des Einsatzstabes Reichsleiter Rosenberg

Der Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg (ERR) war eine Rauborganisation der NSDAP für Kulturgüter aus den während des Zweiten Weltkrieges besetzten Ländern, die unter der Leitung des NS-Parteiideologen Alfred Rosenberg und des von ihm geführten Außenpolitischen Amtes der NSDAP (APA) stand.

Entstehung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bücherlager des ERR, Riga, November 1943

Offizielle Ausgangsbasis des ERR war das Projekt der „Hohen Schule“, die als „zentrale Stätte der nationalsozialistischen Forschung“ geplant war.[1] Rosenberg wollte sein Forschungsinstitut mit dem Material der Gegner der nationalsozialistischen Weltanschauung füllen, das er in den Bibliotheken und Archiven von jüdischen, freimaurerischen, kommunistischen und demokratischen Organisationen in den besetzten Ländern zu finden hoffte. Aus diesem Grund entstand im Juli 1940 in Paris der „Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg“ mit der Gründung des Amtes Westen. Diese Organisation war nach Aufgabenbereichen in verschiedene Stäbe aufgeteilt. Erst danach entstand die Führungsorganisation in Berlin als Unterabteilung des Amtes III des APA. Da der ERR in den besetzten Gebieten tätig werden sollte, wurde er als Wehrmachtsgefolge der Wehrmacht zugeordnet, so dass er die Feldpolizei bei Beschlagnahmungen und die Möglichkeiten der Wehrmacht für den teils frontnahen Transport und die Kommunikation nutzen konnte.[2]

Nach dem Westfeldzug 1940 stießen die Mitarbeiter des ERR bei der Suche nach Büchern und Archivmaterial vor allem in Frankreich und den Benelux-Ländern auf umfangreiche Bestände von Kunstgegenständen aus jüdischem Eigentum. Die deutsche Botschaft in Paris und SS-Einsatzkommandos der Geheimen Feldpolizei begannen sofort nach der Besetzung, aus bekannten Sammlungen und Galerien die wertvollsten Bilder zu rauben. Rosenberg und seine Organisation wollten an diesen Raubzügen beteiligt werden. Rosenberg gelang es, von Hitler die Vollmacht zu erhalten, als einzige Kunstrauborganisation in den besetzten Ländern wirken zu können. Die Nationalsozialisten waren derart darauf fixiert, sich wertvolle Kunstwerke anzueignen, dass der NS-Kunstraub das wichtigste Arbeitsfeld des ERR wurde. Daneben wurden viele Bibliotheken geraubt, die den genannten Studien dienen sollten, so für das einzurichtende Institut zur Erforschung der Judenfrage in Frankfurt am Main, vor allem aber für die Bibliothek der „Hohen Schule“.

Zwischen 1940 und 1945 war der ERR erst in Frankreich, den Benelux-Ländern, dann in Polen und Griechenland, im Baltikum, auf dem Gebiet der Sowjetunion im Reichskommissariat Ostland sowie Reichskommissariat Ukraine und in Italien tätig. Der Einsatzstab verfügte über acht regionale Haupteinsatzgruppen und zunächst fünf fachlich gegliederte „Sonderstäbe“ (Musik, Bildende Kunst, Vorgeschichte, Bibliotheken, Kirchen). Die Raubzüge des ERR waren verbunden mit der Deportation der ausgeraubten Menschen in Konzentrationslager, die sie zumeist in den Tod führte.

Der Auftritt Görings[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Ideologe Alfred Rosenberg war ein schlechter Manager, der über wenig Machtmittel verfügte. Als der ERR die ersten großen Sammlungen beschlagnahmt hatte und Rosenberg sie nach Deutschland transportieren lassen wollte, weigerte sich der Militärbefehlshaber Frankreich in Paris, dies zuzulassen, und verbot Rosenberg kurzerhand den Abtransport der Bilder. Da sprang Hermann Göring als Helfer ein. Der zweitmächtigste Mann des Dritten Reiches verfügte über genügend Macht, um seine Ziele zu verfolgen, und war entschlossen, sich an der Beute in den besetzten Ländern zu beteiligen. Göring verfügte in Paris über ein Luftwaffenkommando und damit über Soldaten, Transportkapazitäten und Devisenschutzkommandos. So half er dem ERR beim Beutemachen und Abtransport, beanspruchte dafür aber die erste Auswahl der geraubten Bilder. Deshalb brachte er im Einsatzstab heimlich Personal auf seine Seite. Der Leiter des ERR in Frankreich und des Sonderstabes Bildende Kunst in Frankreich, Kurt von Behr, war immer bemüht, Göring jeden Wunsch zu erfüllen. Dafür unterstützte Göring ihn bei vielen Gelegenheiten gegen seinen Chef Rosenberg.

Auch der Berliner Leiter aller Sonderstäbe Gerhard Utikal war bemüht, Göring jeden Wunsch zu erfüllen, und agierte im Zweifel lieber gegen seinen eigenen Chef. Göring besorgte auch weiteres Personal wie Fotografen, Kunsthistoriker u. a. für den Einsatzstab, indem er Heeresangehörige in die Luftwaffe und anschließend nach Paris versetzte. So kamen der Kunsthistoriker Günther Schiedlausky und der Fotograf Karl Kress zum Einsatzstab in Paris anstatt zur Ostfront. Auch diese Personen waren Göring gegenüber loyal. Dessen größter Coup war die Installation des Kunsthistorikers Bruno Lohse in der Leitung des Sonderstabs Bildende Kunst in Paris. Lohse, ein junger Kunsthistoriker und Kunsthändler aus Berlin, war als Gefreiter bei den Panzerjägern in Ostpreußen, als er für einen Monat zum ERR nach Paris abgeordnet wurde. Am Ende der Zeit begegnete er bei einer Präsentation von geraubten Bildern Göring, der von den Fachkenntnissen Lohses zu niederländischen Malern des 17. Jahrhunderts beeindruckt war. Laut Lohses Darstellung machte ihm Göring am Tag danach das Angebot, dauerhaft als sein Vertrauter in den Einsatzstab abgeordnet zu werden. Dort sollte Lohse seine Interessen vertreten. Er wurde dann stellvertretender Leiter des Sonderstabes Bildende Kunst in Paris. Auch Lohse wechselte zur Luftwaffe mit dem Standort Paris. Er bereitete darauf regelmäßig Ausstellungen des Raubgutes für Göring vor, wenn dieser nach Paris kam. Göring reiste in den Jahren 1941 und 1942 circa 20-mal in seinem Sonderzug nach Paris und nahm die geraubte Ware in angehängten Waggons gleich mit. Lohse bekam zusätzlich den Auftrag, auf dem Kunstmarkt Bilder für Göring ausfindig zu machen. Lohse war voll mit den Arbeiten für Göring beschäftigt und nicht den Weisungen der ERR-Leitung verpflichtet, sondern nur Göring gegenüber.[3]

Chronik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Markierungsstempel des Einsatzstabs Reichsleiter Rosenberg

Mit Führerbefehl vom 5. Juli 1940 ermächtigte Adolf Hitler den ERR:

  • alle wertvoll erscheinenden Kulturgüter des so genannten „herrenlosen jüdischen Besitzes“ zu erfassen und zu beschlagnahmen,
  • die Staatsbibliotheken und Archive nach Schriften zu durchsuchen, die für das nationalsozialistische Deutschland wertvoll seien,
  • die Kanzleien der Kirchenbehörden und Logen nach gegen Deutschland gerichteten Vorgängen zu durchforschen und das Material sicherzustellen.

Am 17. September 1940 bevollmächtigte Generalfeldmarschall Wilhelm Keitel im Auftrage Hitlers den ERR, „jeglichen herrenlosen Kulturbesitz sicherzustellen“.[4]

Im Juli 1940 wurde der ERR Frankreich, Dienststelle Westen, unter Kurt von Behr in Paris eingerichtet. Das Zentralamt des ERR befand sich neben dem Amt Rosenberg und Außenpolitischen Amt der NSDAP in der Margaretenstraße 18 in Berlin.[5] Der ERR war keine staatliche Einrichtung, sondern eine Unterorganisation der NSDAP.[6]

Rosenberg hatte auch den Auftrag zur Gründung und Einrichtung der Hohen Schule der NSDAP. Sie sollte die zentrale Stätte der NS-Forschung, Lehre und Erziehung werden. Für den Bestand der künftigen Zentralbibliothek unternahm der ERR einen systematischen Bücherraub in überwiegend jüdischen Bibliotheken in Paris, Brüssel, Amsterdam, Prag oder Wien.[7] Rosenberg ließ auch jüdische und freimaurerische Bibliotheken beschlagnahmen, um Kenntnisse über den Gegner zu gewinnen.[8] Als die Beschlagnahmekommandos in Frankreich unterwegs waren, entdeckten die Verantwortlichen, dass es sehr große Mengen von Kunstgut gab, deren man habhaft werden konnte. Daher wurde der Kompetenzbereich des Kommandos ERR auf die Beschlagnahme sämtlichen Kunst- und Kulturgutes erweitert.[9] Von April 1941 bis Juli 1944 brachten 29 Transporte beschlagnahmte Werke aus Paris nach Deutschland, wo der ERR im Schloss Neuschwanstein sein Hauptdepot unterhielt.

Länderaktivitäten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Frankreich (ab 1940)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Tafel am Jeu de Paume in Paris, das vom Herbst 1940 bis zum Sommer 1944 dem Amt Westen des ERR als Zwischenlager und Ausstellungsgebäude diente

An über 50 verschiedenen Orten in Frankreich wurden Kunstgegenstände konfisziert, und anschließend im Museum Jeu de Paume in sieben Ausstellungen gezeigt. Damit sollte auch Alfred Rosenberg und Hermann Göring, mit dem der ERR in Paris eng zusammenarbeitete, ein Überblick über die wertvollsten Gegenstände dargeboten werden. Die beschlagnahmten Bibliotheken, darunter die „Polnische Bibliothek“, die „Turgenjew-Bibliothek“ und die Bibliotheken zahlreicher Pariser Logen, sollten der Zentralbibliothek der ‚Hohen Schule der NSDAP‘ zugutekommen. Laut Arbeitsbericht umfassen die Beschlagnahmungen 21.903 Objekte aus 203 Sammlungen.

Die Kunsthistoriker Günther Schiedlausky, Hans Ulrich Wirth, Karl Heinz Esser, Heinrich Jerchel, Bruno Lohse und Friedrich Franz Kuntze, die vorher teilweise bereits beim Kunstschutz in Paris tätig gewesen waren, waren die hauptsächlichen wissenschaftlichen Mitarbeiter bei Begutachtungen und Beschlagnahmungen.[10][11] Der Fotograf Karl Kress machte Aufnahmen der beschlagnahmten Kunstgüter.[12]

Griechenland (ab 1941)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Unmittelbar nach dem deutschen Überfall auf Griechenland traf Anfang Mai 1941 eine an die 12. Armee der Wehrmacht angegliederte Abteilung des Sonderkommandos Rosenberg unter Leitung von Leutnant Hermann von Ingram in Athen ein. Allein in Thessaloniki wurden in Zusammenarbeit mit der Geheimen Feldpolizei der Wehrmacht über 50 Razzien, Verhöre bei jüdischen Persönlichkeiten und Durchsuchungen durchgeführt. Die gewonnenen Einwohnerdaten dienten später für die Deportation der Juden. Historisch wertvolle Dokumente, Kulturgüter und liturgische Gegenstände, darunter ca. 100.000 Bücher aus den jüdischen Bibliotheken in Thessaloniki, wurden geraubt.[13][14]

Osteuropa (ab 1941)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kurz nach der Anreise aus Kiew: Mitarbeiter des ERR in den Straßen der ukrainischen Stadt Charkow, November 1942

Der Kunstraub im Osten begann bald nach Kriegsbeginn 1939/40 in Polen in Verantwortung der SS Himmlers und im Generalgouvernement Polen unter dem Beauftragten Kajetan Mühlmann. Der ERR wurde in Osteuropa erst mit dem Angriff auf die Sowjetunion im Juni 1941 tätig, als Rosenberg Reichsminister für die besetzten Ostgebiete wurde. Der ERR unterhielt bald zahlreiche Außenstellen; mit dem Angriff wurden drei Hauptarbeitsgruppen (HAG) gebildet: Ostland (Baltikum), Mitte (Weißrussland, westliches Russland), Ukraine.[15] Der Einsatzstab ging in Konkurrenz zu anderen dort operierenden nationalsozialistischen Institutionen vor, insbesondere dem Sonderkommando Künsberg und der Forschungs- und Lehrgemeinschaft Ahnenerbe, die Heinrich Himmler unterstanden. Alle drei Organisationen waren in Zusammenarbeit mit der Wehrmacht und der SS mit dem Aufspüren, Klassifizieren und dem Abtransport beziehungsweise der Zerstörung von Kunstwerken, Bibliotheken und Archiven beauftragt. In der Regel wurden die bisherigen Besitzer des Beuteguts sofort vor Ort getötet oder zur späteren Ermordung in ein KZ verschleppt. Ab 1942 wurden die im Osten erbeuteten Bücher in der „Ostbücherei Rosenberg“ in Berlin aufgestellt.[16]

Struktur des ERR[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zentralamt Berlin[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Zentralamt Berlin, eine Abteilung des Außenpolitischen Amtes der NSDAP, unter der Leitung Georg Eberts (bis 1941), später von Gerhard Utikal, gliederte sich in drei Abteilungen:

Hauptquartier Amt Westen des ERR von 1941 bis 1942/43, Avenue d’Iéna Nr. 54 in Paris (rechte Tür, hinter der Ägyptischen Botschaft)

Das Amt Westen des ERR mit Sitz in Paris, zuständig für Frankreich, Belgien, Luxemburg und die Niederlande, wurde im Juli 1940 gegründet. Chef war Georg Ebert, ab Herbst sein Stellvertreter DRK-Feldführer Kurt von Behr. Ebert war gleichzeitig Chef aller Sonderstäbe in diesen Ländern sowie Leiter des Sonderstabes Bildende Kunst. Anfang 1941 wurde Gerhard Utikal mit Sitz in Berlin Eberts Nachfolger, zuständig für Einsatzstäbe in allen Ländern. Daraufhin wurde von Behr, mittlerweile DRK-Oberfeldführer, Leiter des ERR Frankreich (Amt Westen, zuständig auch für die Benelux-Länder) und hatte damit die Aufsicht über alle Sonderstäbe. Behr war gleichzeitig Leiter des Sonderstabes Bildende Kunst. Ebert wurde der Botschaft als Vertreter Rosenbergs beigeordnet und blieb in Paris. Von Behr übernahm am 25. März 1942 auch die Koordination der „M-Aktion“, die Beschlagnahme von Möbeln für deutsche Zwecke, die aus Wohnungen von Inhaftierten und Verschleppten genommen wurden.

Sieben Sonderstäbe koordinierten von Paris aus die Aktivitäten des Einsatzstabs in Westeuropa:[17]

Hinzu kamen der[19]

Im Januar 1943 hatte die Stabsführung des ERR 350 Mitarbeiter. Laut Utikal war der ERR eine Kriegseinrichtung des Reichsleiters Rosenberg. Die Tätigkeit wurde als kriegswichtig angesehen, was dadurch sichtbar sei, daß die Angehörigen zum Wehrmachtsgefolge rechnen.[20] Die Mitarbeiter trugen spezielle Uniformen.

Außenstellen und Depots[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Außenstellen: Im Frühjahr 1943 wurden die Berliner Zentrale des ERR von Bomben schwer getroffen. Eine Außenstelle als Buchleitstelle (Aufbau durch Herbert Lommatzsch; sp. Leiter: Ulrich Cruse) vor allem für die Bibliotheksbestände aus dem Osten wurde in Ratibor im September 1943 unter Gerd Wunder eingerichtet. Die Bücher lagerten u. a. im Schloss Pless. Von Ratibor wurden sie teilweise weiterverteilt. Auch der Sonderstab Wissenschaft residierte in Ratibor. Im Januar 1945 musste der Standort aufgegeben werden, wobei die Transportkapazitäten nicht ausreichten, um die Bestände mitzunehmen.[21]

Der Einsatzstab unterhielt weitere Außenstellen in Amsterdam, Brüssel, Belgrad, Riga, Reval, Wilna, Dorpat, Minsk, Gorki, Smolensk, Kiew, Charkow, Dnjepropetrowsk, Simferopol und Hohenschwangau.

Depots für das Raubgut:

Organisationen zur Aufklärung des Kunst- und Kulturraubs[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bereits während des Krieges und kurze Zeit danach wurden im Machtbereich der Alliierten Organisationen zur Aufklärung des Kunst- und Kulturraubs des ERR und anderer nationalsozialistischer Organisationen gegründet:

  • Monuments, Fine Arts, and Archives Section (MFA&A) – Bereits 1942 wurde mit der MFA&A ein speziell auf den Kunstschutz spezialisierter Bereich der alliierten Streitkräfte geschaffen.
  • Central Collecting Point Munich (CCP) – Die Sammelstelle der US-amerikanischen Streitkräfte wurde am 17. Juni 1945 in München geschaffen. Hierher gelangten Kunstwerke aus über 600 deutschen und österreichischen Auslagerungsorten. Im September 1949 ging die Verwaltung der Kunstschätze an deutsche Behörden über. Zwischen 1945 und 1951 wurden etwa 700.000 Kulturgüter restituiert. 1962 entstand daraus die Treuhandverwaltung für Kulturgut (TVK)
  • Commission de Récupération Artistique (CRA) – Die französische Rückgabekommission für Kunstgüter wurde September 1944 gegründet.
  • Commission on European Jewish Cultural Reconstruction (CEJRC), sie wurde 1944 unter anderen von Salo Baron und Morris Cohen gegründet. Weitere Mitarbeiter waren Hannah Arendt, Aron Freimann und Max Weinreich. Die vorherrschende Meinung war, dass die meisten Bücher nach Israel zu schaffen seien, da man sich zu dieser Zeit ein neues jüdisch-kulturelles Leben in Europa kaum vorstellen konnte.[23]
  • Jewish Cultural Reconstruction, Inc. (JCR), eigentlicher Name „American Jewish Joint Distribution Committee“, oft abgekürzt „Joint“. Die Unter-Organisation zum kulturellen Wiederaufbau jüdischen Lebens wurde 1947 geschaffen. Sie war ab 1949 Treuhandgesellschaft gegenüber US-amerikanischen Behörden.
  • Jewish Restitution Successor Organisation (JRSO) – Die Organisation zur Suche nach erbenlosen Kulturgütern und deren Weiterleitung an jüdische Einrichtungen wurde 1948 ins Leben gerufen.
  • Offenbach Archival Depot (OAD) – Das OAD war Hauptsammelstelle US-amerikanischer Behörden für wiedergefundene Bestände geraubter jüdischer Bibliotheken, Archive und Ritualgegenstände.[24]

In der neugegründeten Bundesrepublik wurde die Diskussion um die Rückgabe und Restitution hauptsächlich unter dem Schlagwort Wiedergutmachung geführt.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Quellen / Dokumente

  • Günther Haase: Kunstraub und Kunstschutz. Eine Dokumentation. Hildesheim 1991, ISBN 3-487-09539-4 (2008 bei Books on Demand erschienen: Band I und Band II).
  • Günther Haase: Die Kunstsammlung des Reichsmarschalls Hermann Göring. Eine Dokumentation mit Faksimiles sowie einem Dokumentenanhang. Berlin 2000, ISBN 3-86124-520-5.
  • Günther Haase: Die Kunstsammlung Adolf Hitler'. Eine Dokumentation mit Faksimiles sowie einem Dokumentenanhang. Berlin 2002, ISBN 3-86124-552-3.
  • Elizabeth Simpson (Hrsg.): The Spoils of War – World War II and Its Aftermath: The Loss, Reappearance, and Recovery of Cultural Property. New York 1997.
  • Nancy H. Yeide: Beyond the Dreams of Avarice: the Hermann Göring Collection. Dallas 2009, ISBN 978-0-9774349-1-6.

Allgemeine Darstellungen

  • Jacob Kurz: Kunstraub in Europa 1938–1945. Hamburg 1989, ISBN 3-926827-25-4.
  • Hanns Christian Löhr: Kunst als Waffe. Der Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg, Ideologie und Kunstraub im „Dritten Reich“. Berlin 2018, ISBN 978-3-7861-2806-9.
  • Lynn H. Nicholas: Der Raub der Europa. Das Schicksal europäischer Kunstwerke im Dritten Reich. Aus dem Amerikan. München 1997, ISBN 3-426-77260-4.
    • Erstfassung: The rape of Europa. The fate of Europe’s treasures in the Third Reich and the Second World War. London 1994.
  • Peter M. Manasse: Verschleppte Archive und Bibliotheken. Die Tätigkeit des Einsatzstabes Rosenberg während des Zweiten Weltkrieges. St. Ingbert 1997, ISBN 3-86110-131-9.
  • Melissa Müller, Monika Tatzkow: Verlorene Bilder, verlorene Leben. Jüdische Sammler und was aus ihren Kunstwerken wurde. Elisabeth-Sandmann-Verlag, München 2008, ISBN 978-3-938045-30-5.[25]
  • Hector Feliciano: Das verlorene Museum. Vom Kunstraub der Nazis. Aus dem Engl. von Chris Hirte. Berlin 1998, ISBN 3-351-02475-4.
  • Jonathan Petropoulos: Kunstraub und Sammelwahn. Kunst und Politik im Dritten Reich. Berlin 1999, ISBN 3-549-05594-3.
  • Jonathan Petropoulos: The Faustian Bargain. The Art World in Nazi Germany. London 2000, ISBN 0-7139-9438-X.
  • Wilhelm Treue: Der Bargatzky Bericht. In Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, 1965, S. 285 (online).
  • Inka Bertz, Michael Dorrmann (Hrsg.): Raub und Restitution. Kulturgut aus jüdischem Besitz von 1933 bis heute. Hrsg. im Auftrag des Jüdischen Museums Berlin und des Jüdischen Museums Frankfurt am Main. Göttingen 2008, ISBN 978-3-8353-0361-4 (gleichzeitig Ausstellungskatalog zur gleichnamigen Ausstellung 2008/2009).

Frankreich, Belgien und Niederlande

Ostland, Ukraine und Generalgouvernement

  • Anja Heuss: Kunst- und Kulturgutraub. Studie zur Besatzungspolitik der Nationalsozialisten in Frankreich und der Sowjetunion. Heidelberg 2000, ISBN 3-8253-0994-0.
  • Stefan Lehr: Ein fast vergessener „Osteinsatz“. Deutsche Archivare im Generalgouvernement und im Reichskommissariat Ukraine. Düsseldorf 2007, ISBN 3-7700-1624-6.
  • Gutsul Nazarii: Der Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg und seine Tätigkeit in der Ukraine 1941–1944 (online, Persistent Identifier; zugl. angenommene Diss. phil. Universität Gießen 2013).

Spezielle Forschungen

  • Esther Tisa Francini u. a.: Fluchtgut – Raubgut. Der Transfer von Kulturgütern in und über die Schweiz 1933–1945 und die Frage der Restitution. Zürich 2001, ISBN 3-0340-0601-2.
  • Rainer Strzolka: Vernichtung jüdischer Identität durch den nationalsozialistischen Raub von Wort und Schrift. In: AKMB news 9.3003.1, S. 3–7.
  • Rainer Strzolka: Jüdischer Buchbesitz als Beutegut. Zum Symposium im Niedersächsischen Landtag am 14. November 2002. In: AKMB news 9.2003.1, S. 7–13.
  • Rainer Strzolka: Die Ausstellung „Seligmanns Bücher“. In: AKMB news 9.2003.1, S. 14–15.
  • Rainer Strzolka: Beiträge zur Provenienzforschung. Wiener Symposium zu Raub und Restitution in Bibliotheken. In: Buch und Bibliothek 55.2003.10/11, S. 650–651.
  • Rainer Strzolka: Jüdischer Buchbesitz als Raubgut. Neue Forschungsbeiträge zur Restituierung jüdischer Bibliotheken. Ein Bericht zum 2. Hannoverschen Symposium. In: Buch und Bibliothek 57.2005.7/8, 530–532 (Nachdruck in: L.Aktiv. Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek N.F. 4.2005.28, S. 2–4).
  • Michael J. Kurtz: America and the Return of Nazi Contraband. The Recovery of Europe’s Cultural Treasures. New York 2006.

Offenbach Archival Depot

  • Geschichtswerkstatt Offenbach: Fast vergessen. Das amerikanische Bücherdepot in Offenbach am Main von 1945 bis 1949. Offenbacher Editionen, Offenbach 2011, ISBN 978-3-939537-14-4.

Wirkungsgeschichte

Ausstellung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 2012: Fast vergessen. Das amerikanische Bücherdepot in Offenbach am Main von 1945 bis 1949. Stadtbibliothek Offenbach am Main.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Ernst Piper: Alfred Rosenberg – der Prophet des Seelenkrieges. Der gläubige Nazi in der Führungselite des nationalsozialistischen Staates. In: Michael Ley, Julius H. Schoeps (Hrsg.): Der Nationalsozialismus als politische Religion. Bodenheim bei Mainz 1997, ISBN 3-8257-0032-1, S. 122.
  2. Donald E. Collins, Herbert P. Rothfeder: The Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg and the Looting of Jewish and Masonic Libraries during World War II. The Journal of Library History, Vol. 18, Nr. 1, 1983, S. 26.
  3. James Plaut, Angehöriger der US-amerikanischen Art Looting Investigation Unit, die für den Nürnberger Prozess den Kunstraub aufklärte, beschrieb 1946 in dem Magazin Atlantic Monthly die Rolle des Einsatzstab mit dem Satz „A Goering Show under the Rosenberg Flag“. s. unter Weblinks James Plaut: Loot for the Master Race in Atlantic Monthly September 1946 Eingesehen am 4. Februar 2021.
  4. Jonathan Petropoulos: Kunstraub und Sammelwahn. Kunst und Politik im Dritten Reich. Berlin 1999, S. 168.
  5. Ernst Piper: Alfred Rosenberg. Hitlers Chefideologe. München 2005, S. 489.
  6. Abweichend davon nennt eine westdeutsche Verordnung von 1965 allerdings das Reichsministerium, also ein staatliches Organ, als Träger der Dienststelle Westen, wobei an dem Kunst- und Möbelraub (sog. M-Aktion) demnach weitere Stellen „des Reichs“ als die D. W. beteiligt waren (Quelle).
  7. Evelyn Adunka: Der Raub der Bücher. Über Verschwinden und Vernichten von Bibliotheken in der NS-Zeit und ihre Restitution nach 1945. Czernin Verlag, Wien 2002.
  8. Siehe hierzu Führerbefehl vom 5. Juli 1940.
  9. Siehe auch Keitelbefehl vom 17. September 1940.
  10. Christina Kott: „Den Schaden in Grenzen halten ...“ Deutsche Kunsthistoriker und Denkmalpfleger als Kunstverwalter im besetzten Frankreich, 1940–1944. In: Ruth Heftrig, Olaf Peters, Barbara Schellewald (Hrsg.): Kunstgeschichte im "Dritten Reich". Theorien, Methoden, Praktiken. Akademie Verlag, Berlin 2008. S. 362–393, besonders S. 372
  11. Jens Hoppe: Dr. Karl Heinz Esser. Selbstverständnis und Tätigkeit eines beim Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg tätigen Kunsthistorikers im besetzten Baltikum. In: Magdalena Bushart, Agnieszka Gąsior, Alena Janatková (Hrsg.): Kunstgeschichte in den besetzten Gebieten 1939–1945. Böhlau, Köln, Weimar Wien 2006 S. 255–275
  12. Greg Bradsher: Karl Kress: Photographer for the ERR and the Third Army MFA&A Special Evacuation Team. The National Archives Text Message, 21. August 2014 online
  13. Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg. In: gedenkorte-europa.eu. Studienkreis Deutscher Widerstand 1933–1945 e.V., abgerufen am 18. April 2016.
  14. Abschlussbericht des Sonderkommandos Rosenberg in Griechenland, 15. November 1941, abgerufen am 29. April 2022.
  15. siehe: Nazarii Gutsul: Der Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg und seine Tätigkeit in der Ukraine 1941–1944. Diss. phil. Universität Gießen, 2013 (Volltext).
  16. Hanns Christian Löhr: Kunst als Waffe. Der Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg. Berlin 2018, ISBN 978-3-7861-2806-9, S. 79.
  17. Willem de Vries: Kunstraub im Westen 1940–1945. Alfred Rosenberg und der Sonderstab Musik. Frankfurt a. M. 2000, ISBN 3-596-14768-9, S. 35–39.
  18. s. James Plaut: Loot for the Masterrace. Atlantic Monthly Sept. 1946, einsehbar unter den Weblinks, sowie auch dort der Consolidated Interrogation Report 1, ERR in France. Es gibt auch viele neuere Hinweise, die das stützen. Einer stammt von Anne Rotfeld, die als Dissertation eine Untersuchung über die administrative Geschichte des Kunstraubes geschrieben hat, in ihrem Vortrag auf dem Jahrestreffen der Amerikanischen Historikervereinigung mit dem Titel Building Hermann Göring’s Art Collection in der Reihe “Recovering Hidden Primary Resources: Harnessing the power of new technologies for a new generation of History scholarship,” American Historical Association 2002 Meeting, San Francisco, January 3–6, 2002.
  19. Vgl. Weblinks Bundesarchiv, Einleitung
  20. Willem de Vries: Kunstraub im Westen 1940–1945. Alfred Rosenberg und der Sonderstab Musik. Frankfurt a. M. 2000, S. 38 f.
  21. Vgl. Patricia Kennedy Grimsted: Roads to Ratibor. Library an Archival Plunder by the Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg. In: Holocaust and Genocide Studies 19/3 (2005), S. 390–458 (online PDF-Fassung).
  22. Johanna Richter: Ein Kloster voller Nazi-Raubgut in: Mittelbayerische Zeitung, 4. November 2023
  23. Regine Dehnel: Jüdischer Buchbesitz als Raubgut. 2. Hannoversches Symposium. Klostermann, Frankfurt 2006, S. 82. Online lesbar; Arendt in ihrem Bericht aus Deutschland, verlegt als Besuch in D. Rotbuch, Berlin 1992, ISBN 3-88022-797-7 (94 S., auch in mehreren Sammelwerken).
  24. Wo liegt jetzt ihre Asche? In: FAZ vom 2. April 2012, S. 36.
  25. 15 Fallbeispiele, z. B. Alfred Hess, Adele und Ferdinand Bloch-Bauer, Paul Westheim, Sophie Lissitzky-Küppers, Max Steinthal und Alma Mahler-Werfel