El Cerrejón

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
El Cerrejón
Allgemeine Informationen zum Bergwerk
Abbautechnik Tagebau auf 690 km²
Förderung/Jahr 32 683 315 t
Informationen zum Bergwerksunternehmen
Betreibende Gesellschaft Glencore[1]
Beschäftigte 5116 (2008)
Betriebsbeginn 1985
Geförderte Rohstoffe
Abbau von Steinkohle
Geographische Lage
Koordinaten 11° 0′ 21″ N, 72° 40′ 21″ WKoordinaten: 11° 0′ 21″ N, 72° 40′ 21″ W
El Cerrejón (La Guajira)
El Cerrejón (La Guajira)
Lage El Cerrejón
Standort Albania, Barrancas, Hatonuevo
Departamento Departamento de La Guajira
Staat Kolumbien

El Cerrejón ist ein Steinkohlebergwerk im nördlichsten Teil Kolumbiens. Es erstreckt sich über insgesamt 69.000 ha und ist damit der größte Steinkohletagebau Lateinamerikas sowie einer der größten der Welt.[2][3]

Lage und wirtschaftliche Bedeutung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

El Cerrejón (La Guajira)
El Cerrejón (La Guajira)
El Cerrejón
Lokalisierung von La Guajira in Kolumbien
Lage von El Cerrejón in La Guajira

Der Tagebau liegt auf der Halbinsel Guajira im Nordosten von Kolumbien. Die Jahresförderung betrug 2016 32,7 Millionen Tonnen Kohle, was 42 % der kolumbianischen Gesamtförderung ausmacht. 90 % der Kohle wird über langfristige Verträge vor allem nach Nordamerika und Europa sowie in zunehmendem Maße nach China exportiert.[4]

Durch den 2,5 Milliarden US-Dollar umfassenden Kohleexport werden etwa 0,4 % des Bruttoinlandsprodukts Kolumbiens erwirtschaftet. Im Tagebau waren im Jahr 2008 5.116 Personen beschäftigt; mit Zulieferern und Subunternehmen bietet sie über 9.200 Menschen Arbeit.[5]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Dezember 1976 gründeten das kolumbianische Staatsunternehmen Carbones de Colombia SA, Carbocol und die ExxonMobil-Tochterfirma Intercor das Joint Venture El Cerrejón Norte. Ab 1977 wurde die Bauwürdigkeit der Lagerstätte erkundet, 1980 begann der Aufschluss des Tagebaus und 1986 wurde die erste Kohle gefördert. 1999 verlängerte der kolumbianische Staat die Abbaulizenz bis 2034.

Im Zentralteil des Bergwerks wurde ab 1981 von verschiedenen Unternehmen Kohle abgebaut. 1995 erwarb Glencore die Abbaurechte und gründete das Unternehmen Carbones del Cerrejón, S.A. 1997 wurden Unternehmensanteile an Anglo American verkauft, im Jahr 2000 weitere Anteile an BHP Billiton. In einer zweiten Grube in diesem Gebiet wurde von einem Joint Venture zwischen dem kolumbianischen Staat und Carbones del Caribe Kohle gefördert. 1995 verkaufte dieses seine Abbaurechte an Oreganal, S.A., welches sie 1999 an Carbones del Cerrejón verkaufte.

Im Jahr 2000 kauften Anglo American, BHP Billiton und Glencore die Anteile an El Cerrejón Norte von Carbocol, 2002 auch die Anteile von Intercor im Wert von US$ 366 Millionen. Die Firmen Carbones del Cerrejón, S.A. und Cerrejón Norte wurden zur Cerrejón Coal Company verschmolzen.[6]

Die Abbaurechte für das dritte Abbaufeld (Patilla) wurden 2001 vergeben.[7]

Das vierte Abbaugebiet im Süden des Tagebaus wurde 1997 an ein Konsortium aus Tochterfirmen von BHP Billiton, Anglo American und Xstrata vergeben und wird derzeit erkundet.[6]

Seit 2022 ist Cerrejón zu 100 % im Besitz von Glencore.[1]

Geologie und Reserven[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kohleabbau in El Cerrejón

Die Reserven der Cerrejón-Lagerstätte sind schwefelarm und deshalb gut für die Energieerzeugung und für die Stahlproduktion geeignet. Etwa 950 Millionen Tonnen Gesamtfördermenge werden bis 100 m Teufe, 2.000 Millionen Tonnen bis 200 Meter und 3.000 Millionen Tonnen bis 300 Meter Teufe geschätzt.

Kohlequalität[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Produktion besteht aus hochvolatiler „bituminous B“-Kohle. Das Fördergut wird so gemischt, dass es eine einheitliche Exportqualität erreicht (Eigenschaften: Feuchtigkeit: 11,0 %; Asche: 7,5 %; Schwefel: 0,7 %; Brennwert: 27.2 MJ/kg).

Produktion und Infrastruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Kohle wird in sieben Tagebauen gefördert. Der Abraum wird gesprengt und mit Baggern abgetragen.[8] Über 95 % der Arbeiter und Angestellten in El Cerrejón sind Männer und über 80 % der Mitarbeiter sind gewerkschaftlich organisiert.[7]

Der Tagebau ist durch eine firmeneigene, 150 km lange normalspurige Kohlenbahn mit dem Karibikhafen Puerto Bolívar verbunden. Zwei bis zu 130 Wagen lange Güterzüge transportieren in vier Fahrten pro Tag 48.000 Tonnen. Der Hafen kann bis zu 6.000 Tonnen pro Stunde verarbeiten und mit einem einzigen Ladesteg Schiffe beladen. Zudem befindet sich ein firmeneigener Flugplatz auf dem Tagebaugelände und ein weiterer in Puerto Bolívar.[9]

Kritik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wegen der mit dem Tagebau verbundenen Umsiedlungen kommt es immer wieder zu Protesten der einheimischen Bevölkerung. Zudem beklagt die Bergarbeitergewerkschaft Sintracarbón wiederholt Verletzungen der Arbeitnehmerrechte[10][11] sowie Morddrohungen gegen ihre Mitglieder und Gemeindevertreter.[12][13] Den Auswirkungen des Kohleabbaus in El Cerrejón und insbesondere der Umsiedlungsproblematik widmet sich auch der Dokumentarfilm La buena vida – Das gute Leben von Jens Schanze.[14]

Kolumbien ist Deutschlands größter Kohlelieferant; deutschen Kohleimporteuren (u. a. RWE, E.ON und STEAG) wird daher von Umwelt- und Menschenrechtsorganisationen vorgeworfen, ungenügende Umwelt- und Menschenrechtstandards zu tolerieren.[15]

Fossilien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

2009 wurden im Tagebau Wirbel der ausgestorbenen Riesenschlange Titanoboa entdeckt.[16]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Cerrejón – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Glencore completes acquisition of Cerrejón, glencore.com, 11. Januar 2022. Abgerufen am 18. Dezember 2023.
  2. What we do auf www.cerrejoncoal.com (Memento vom 25. Mai 2009 im Internet Archive) (englisch); abgerufen am 22. Februar 2024.
  3. Yamileth Dominguez-Haydar, Inge Armbrecht: Response of Ants and Their Seed Removal in Rehabilitation Areas and Forests at El Cerrejon Coal Mine in Colombia. In: Restoration Ecology. Band 19, 2011, S. 178–184, doi:10.1111/j.1526-100X.2010.00735.x.
  4. BHP, Anglo y Xstrata, con carbón a China, in: la.migalhas.com, 15. März 2010. Abgerufen am 15. Oktober 2013.
  5. Informe de Sostenabilidad 2008 (Nachhaltigkeitsbericht) des Unternehmens (spanisch, PDF; 5,29 MB) (Memento vom 19. September 2010 im Internet Archive); abgerufen am 22. Februar 2024.
  6. a b Nuestra historia auf www.cerrejoncoal.com (spanisch) (Memento vom 23. März 2010 im Internet Archive); abgerufen am 22. Februar 2024.
  7. a b Informe de Sostenabilidad 2008 (Nachhaltigkeitsbericht) des Unternehmens (spanisch) (Memento des Originals vom 19. September 2010 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.cerrejoncoal.com
  8. Operación minera. www.cerrejon.com, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 1. März 2021; abgerufen am 12. Februar 2021 (englisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.cerrejon.com
  9. Instalaciones y servicios de soporte auf www.cerrejoncoal.com (spanisch) (Memento des Originals vom 23. März 2010 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.cerrejoncoal.com
  10. [1] Sintracarbón: Colombia: Attack on Labour rights by contracting agency for El Cerrejon mine, 9. Juli 2009. Abgerufen am 22. März 2010
  11. International Federation of Chemical, Energy, Mine, and General Workers' Unions: Union, Contract Workers Continue Fight for Work Rights at Cerrejón in Colombia@1@2Vorlage:Toter Link/www.icem.org (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im November 2018. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis., 11. Januar 2010. Abgerufen am 22. März 2010.
  12. Frauke Manninga: Keine zufälligen Opfer: Die Gewerkschaften in Kolumbien suchen nach Mitteln gegen die Repression, lateinamerikanachrichten.de, Text: Frauke Manninga Ausgabe: Nummer 402 - Dezember 2007
  13. FIAN-FoodFirst Informations- und Aktions-Netzwerk e.V.: Nach Vortragsreise in Europa - Kolumbianischer Gemeindevertreter mehrfach bedroht (Memento des Originals vom 25. Januar 2010 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.fian.de, 18. Januar 2010. Abgerufen am 22. März 2010
  14. http://www.dasguteleben-film.de/start/
  15. Bitter Coal. (PDF; 1,4 MB) urgewald und FIAN, abgerufen am 10. Oktober 2013.
  16. Roberta Kwik: Scientists find world's biggest snake, in: Naturenews, 4. Februar 2009. Abgerufen am 22. März 2010