Elisabeth Flitner

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Elisabeth Flitner (geborene Elisabeth Czapski; * 25. Oktober 1894 in Jena; † 21. Mai 1988 in Tübingen) war eine deutsche Nationalökonomin und Sozialwissenschaftlerin.

Grab in Hamburg

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Elisabeth Flitner war fünftes von acht Kindern des bereits 1907 verstorbenen Physikers und Carl-Zeiss-Vorstandes Siegfried Czapski und seiner Frau Margarete, geb. Koch. Sie war die Frau von Wilhelm Flitner und die Schwester von Helene Holzman. 1915 gehörte sie zum ersten Jahrgang von Abiturientinnen in Thüringen.

Flitner studierte Nationalökonomie und Sozialwissenschaften in Berlin, München und Heidelberg und promovierte 1925 in Jena mit einer ursprünglich in Heidelberg angefertigten Arbeit über Das Problem der Bedürftigkeit in der Kriegsfamilienfürsorge.

Seit 1917 war sie mit dem Pädagogen Wilhelm Flitner verheiratet. Mit ihm lebte sie bis 1926 in Jena, von 1926 bis 1929 in Kiel, dann in Hamburg und zuletzt in Tübingen. Sie arbeitete als Volkshochschuldozentin, wurde 1933 wegen ihrer jüdischen Abstammung entlassen. Während der Kriegszeit wurde ihr Haus Begegnungsstätte für Leute, die dem Nationalsozialismus ablehnend gegenüberstanden. Nach 1945 arbeitete sie als Dozentin an der Fachschule für Sozialberufe in Hamburg und organisierte Selbsthilfeeinrichtungen für notleidende Frauen. Sie war Vorsitzende des Hamburger Landesverbands (1955–1968), Mitglied des Bundesvorstands (ab 1957), Vizepräsidentin und zuletzt Ehrenvorsitzende des Deutschen Kinderschutzbunds.

Elisabeth Flitner wurde auf dem Friedhof Nienstedten beigesetzt.[1] Ihre Kinder sind Andreas Flitner, später Professor für Pädagogik, die Studienrätin Roswitha Lohse-Flitner, verheiratet mit Eduard Lohse, und Hugbert Flitner.[2] Die Pädagogin Elisabeth H. Flitner, Bettina Flitner und Michael Flitner sind ihre Enkel.

Schriften (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Erwachsenenbildung als soziale Aufgabe. In: Die Sammlung, Bd. 5 (1950), S. 539–550.
  • Schützt Kinder vor sexueller Verführung. Reinhardt, München 1971, ISBN 3-497-00640-8.
  • Planmäßige Elternbildung – Eine Aufgabe der Schule und Gesellschaft. in: Uwe Gerber (Hrsg.): Kindeswohl contra Elternwillen? Aspekte eines neuen Familienrechts. (Tagungsbeiträge der Evangelischen Akademie Loccum Nov. 1973), Marhold, Berlin 1975, S. 88–93, ISBN 978-3-7864-1294-6
  • Unsere Lebenswelt und unsere Kinder – Für eine neue Charta des Kindes. In: Universitas 30(4), Stuttgart 1975, S. 363–369, ISSN 0041-9079
  • Was erfordert Elternschaft heute. In: Hans Asperger, Hans Haider (Hrsg.): Leben heute. Eine Herausforderung für die Pädagogik. Wien: Österreichischer Bundesverlag für Unterricht, Wiss. u. Kunst, 1975, S. 109–123
  • Elternbildung für sozial und bildungsmäßig benachteiligte Familien. In: Neue Sammlung 7/8, 1976, S. 283–294, ISSN 0028-3355
  • Ein Frauenstudium im Ersten Weltkrieg. In: ZfPäd 34(2), 1988, S. 153–169
  • Auf dem Katheder brannte frühmorgens eine Kerze. In: Rudolf Pörtner (Hrsg.): Kindheit im Kaiserreich. Dtv, München 1989, S. 44–55, ISBN 3-423-11084-8

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Manfred Berger: Flitner, Elisabeth, in: Hugo Maier (Hrsg.): Who is who der Sozialen Arbeit. Freiburg: Lambertus, 1998, ISBN 3-7841-1036-3, S. 175f.
  • Dokumentation: Wie ein unüberhörbarer Ruf. Zum Tod von Dr. Elisabeth Flitner. Schwäbisches Tageblatt 28. Mai 1988.
  • Hannelore Faulstich-Wieland: Elisabeth Flitner – mehr als eine "Professoren-Gattin". In: Peter Faulstich (Hrsg.): Wilhelm Flitner. Jugendbewegung, Erwachsenenbildung und Erziehungswissenschaft. 2., korr. Auflage, Beltz Juventa. Weinheim und Basel 2015, S. 117–147, ISBN 978-3-7799-3261-1
  • Andreas Flitner, Joachim Wittig (Hrsg.): Optik – Technik – Soziale Kultur. Siegfried Czapski, Weggefährte und Nachfolger Ernst Abbes. Briefe, Schriften, Dokumente. Hain-Verlag, Rudolstadt 2000, ISBN 3-930215-91-8.
  • Wilhelm Flitner: Erinnerungen. Schöningh Verlag, Paderborn u. a. 1986, ISBN 3-506-72571-8, (Gesammelte Schriften Bd. 11).
  • Sünje Lorenzen: Nationalökonomie, Sozialpolitik und Gerechtigkeit. Elisabeth Flitner (1894-1988). In: Elisabeth Allgoewer (Hrsg.): Frühe deutsche Nationalökonominnen. Eine Spurensuche. Metropolis-Verlag, Marburg 2018, S. 105ff., ISBN 978-3-89518-838-1.
  • Renate Thiersch: Elisabeth Flitner und die ehrenamtliche Arbeit im Deutschen Kinderschutzbund. In: Astrid Kaiser/Monika Oubaid (Hrsg.): Deutsche Pädagoginnen der Gegenwart. Böhlau Verlag 1986, S. 37–42, ISBN 3-412-03586-6
  • Meike G. Werner: Frau mit Ehe. Elisabeth Czapski, verheiratete Flitner. In: Zeitschrift für Ideengeschichte, Heft XIV/4, Winter 2020, S. 38–43, ISBN 978-3-406-74864-6

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Porträt und Grabstein bei garten-der-frauen.de
  2. Rainer Nicolaysen, Vorwort in: Der Präsident der Universität Hamburg (hrsg.): Wilhelm Flitner (1889 – 1990) – ein Klassiker der Erziehungswissenschaft? Zur 125. Wiederkehr seines Geburtstags - Reden der Festveranstaltung der Fakultät für Erziehungswissenschaft der Universität Hamburg am 22. Oktober 2014, Hamburg 2015 (online)