Ellis Kaut

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Elisabeth „Ellis“ Kaut (* 17. November 1920 in Stuttgart; † 24. September 2015 bei Fürstenfeldbruck) war eine deutsche Kinderbuchautorin, die durch die Erfindung des Pumuckl international sehr erfolgreich wurde. Darüber hinaus verfasste sie Novellen für Erwachsene und einige Bildbände.

Leben und Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ellis Kaut kam durch den Umzug ihrer Eltern, eines Münchener Bank-Prokuristen und einer schwäbischen Bauerntochter, in ihrem zweiten Lebensjahr nach München.[1] Im Alter von 17 Jahren[2] wurde sie 1938 zum ersten offiziellen Münchner Kindl gekürt.[3] Nach der Schule absolvierte sie ein zweijähriges Schauspielstudium und bekam ein Engagement an das Residenztheater in Wiesbaden.[4] Mit 19 Jahren heiratete sie am 21. November 1939 den Schriftsteller Kurt Preis und blieb in München;[5] die gemeinsame Tochter Ursula wurde im März 1945 geboren. Nach ihrer Schauspielausbildung studierte Ellis Kaut bis 1944 Bildhauerei an der Akademie der Bildenden Künste München. Seit 1948 war sie freie Schriftstellerin und übernahm in den 1950er und 1960er Jahren Sprechrollen bei Hörspielen. Beim Bayerischen Rundfunk betreute sie Kindersendungen und schrieb dafür auch Manuskripte, unter anderem ab 1954 bis 1961 im zweiwöchentlichen Rhythmus die Geschichten vom Kater Musch.[6]

1962 erfand sie die Figur Pumuckl – als Hörspiel im Bayerischen Rundfunk gesendet –, für die sie hauptsächlich bekannt wurde. Daneben widmete sie sich jedoch stets auch der Malerei und der Fotografie. Im Gegensatz zu diesen Tätigkeiten sei das Schreiben für sie stets harte Arbeit gewesen, sagte sie 2010 in einem Interview.[7] Zu ihren literarischen Werken habe sie immer eine große Distanz gehabt. Mit ihrer Stiftung zur Förderung des Lesens und der Jugendliteratur regte sie zur Beschäftigung mit Büchern ihres Genres an.

Ellis Kaut war seit 1991 verwitwet und lebte im Alter im Münchner Stadtteil Obermenzing.[8] Sie starb nach langer Krankheit am 24. September 2015 im Alter von 94 Jahren in einem Pflegeheim nahe Fürstenfeldbruck.[9][3]

Die letzte Ruhestätte von Ellis Kaut befindet sich auf dem Waldfriedhof des Münchener Stadtteils Obermenzing (Grabfeld 24).[2]

Das Grab von Ellis Kaut und Ehemann Kurt Preis, Friedhof Obermenzing, München.

Im Jahr 2018 wurde im Münchener Neubaugebiet Freiham die Ellis-Kaut-Straße nach ihr benannt.

Das Museum Fürstenfeldbruck zeigt in der Ausstellung Pumuckl und mehr – Ellis Kaut zum 102. alles rund um den Pumuckl, Kaut und weitere Künstler.[10]

Pumuckl, der Kobold[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kaut ist die Autorin der Geschichten über den Kobold Pumuckl,[11] der bei Schreinermeister Eder allerlei Spuk in dessen Werkstatt treibt. Zunächst 1962 als Hörspiel vom Bayerischen Rundfunk gesendet, fanden die Pumuckl-Geschichten bei Kindern auch als Buch, Schallplatte/Kassette, CD oder DVD und als Fernsehserie Anklang. Insgesamt entstanden rund 100 Geschichten, in denen Pumuckl für Aufregung und Verwicklungen zuständig ist. Die 52-teilige Fernsehserie sowie die Hörspielreihe mit Alfred Pongratz und später Gustl Bayrhammer als Meister Eder und Hans Clarin, der Pumuckl seine Stimme lieh und 2002 selbst den Erben und Cousin des Meister Eder spielte, sorgten für bundesweite Bekanntheit der Figur. Wie Kaut in der Sendung Montagsmaler vom 22. November 1983 selbst erklärte, war „Pumuckl“ der ihr von ihrem Mann gegebene Spitzname.

Im oberbayerischen Ohlstadt entstand ein Pumuckl-Museum[12], ebenso in der niedersächsischen Gemeinde Hagen im Bremischen (Pumuckl-Museum in Uthlede).[13]

Weitere Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Neben dem Pumuckl sind auch die Geschichten vom Kater Musch sowie die Fehlerteufelgeschichten einem breiteren Publikum bekannt. 1973 entstand das Hörspiel Racket Billy und der rote Sand. Zudem stammt von ihr das Kinderbuch Schlupp vom grünen Stern, das 1974 im Südwest-Verlag erschien und 1986 vom Marionettentheater Augsburger Puppenkiste verfilmt wurde. Außerdem veröffentlichte sie Bildbände mit selbst erstellten Fotografien, beispielsweise München zu jeder Jahreszeit (1990) und Gleich hinter München – das Land Ludwig Thomas (1993). 2009 veröffentlichte sie ihre Autobiografie Nur ich sag ich zu mir.[11] Im hohen Alter war Kaut hauptsächlich als Bildhauerin, Malerin und Fotografin aktiv.[14]

Erstveröffentlichungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kinder[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Geschichten vom Kater Musch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Etwa 150 Radio-Hörspielfolgen im Bayerischen Rundfunk von 1954 bis 1961
  • Zwei Bände: Musch macht Geschichten, München: Manz 1957 und Neue Geschichten vom Kater Musch. Stuttgart: Herold Verlag 1968[15]

Meister Eder und sein Pumuckl[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 90 Radio-Hörspielfolgen im Bayerischen Rundfunk von 21. Februar 1962 bis 30. Dezember 1973
  • 11 Bände mit 66 Geschichten. Nr. 1–10 von 1965 bis 1978 im Herold Verlag (Stuttgart), Nr. 11 1991 im Lentz Verlag (München)[16]

Weiteres[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Der kluge Esel Theobald. Stuttgart: Herold-Verlag Brück, 1972.
  • Schlupp vom grünen Stern. München: Südwest-Verlag, 1974.
  • Flibutz. München: Lentz 1984.
  • Flaps der Fehlerflips. München: Lentz 1986[17]

Erwachsene[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Zum Sterben begnadigt – Ein bayerisches Hörspiel. Text: Ellis Kaut mit Kurt Preiss. Komposition: Winfried Zillig, Regie: Alois Johannes Lippl. Erstsendung am 25. November 1956[18]
  • Die Ohren des Herrn Morose. Komödie in drei Akten nach Ben Jonsons Epicoene, Regie: Dieter Reible. Uraufführung des Thalia Theater Hamburg am 22. Mai 1963 im Rokokotheater Schwetzingen[19]
  • Der Nymphenburger Park, nymphenburger 1987 (Bildband)
  • München zu jeder Jahreszeit, nymphenburger 1990 (Bildband)
  • Gleich hinter München. Das Land Ludwig Thomas, nymphenburger 1992 (Bildband)
  • Island. Eine Reise, nymphenburger 1998 (Bildband)[20]
  • Nur ich sag ich zu mir. Mein Leben mit und ohne Pumuckl. Langen Müller 2009, ISBN 978-3-7844-3194-9 (Autobiografie)

Ehrungen und Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Großaufnahme des blauen Straßenschildes mit weißer Schrift Ellis-Kaut-Straße. Unter dem eigentlichen Straßenschild ist ein kleines graues Schild mit der Erklärung (wieder in weißer Schrift): Ellis Kaut (1920–2015), Schriftstellerin, Hörspielsprecherin, Erfinderin und Autorin der Kinderserie „Pumuckl“
Straßenschild der Ellis-Kaut-Straße in Freiham

In München wurde 2017 die Ellis-Kaut-Straße benannt.[21]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Ellis Kaut – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Pumuckl-Erfinderin: Ellis Kaut ist tot. In: spiegel.de. Spiegel Online, 24. September 2015, abgerufen am 25. September 2015.
  2. a b knerger.de: Das Grab von Ellis Kaut
  3. a b Pumuckl-Erfinderin: Ellis Kaut ist tot. In: sueddeutsche.de. Süddeutscher Verlag, 24. September 2015, abgerufen am 24. September 2015.
  4. Ellis Kaut: Biografisches von Ellis Kaut. In: ellis-kaut.de. Abgerufen am 30. Juni 2022.
  5. Gabriele Meinhard: Ellis Kaut. (Memento des Originals vom 31. Dezember 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.meinhard.privat.t-online.de In: meinhard.privat.t-online.de, 10. Juni 2007, abgerufen am 24. September 2015.
  6. Ellis Kaut: Nur ich sag ich zu mir. Mein Leben mit und ohne Pumuckl. Langen Müller, 2009. S. 181–183
  7. Dominik Baur: „Ja, mei!“ – Pumuckl-Schöpferin Ellis Kaut im Interview. Beitrag aus MAGDA – Das Magazin der Autoren auf der Website des Journalisten und Autors Dominik Baur. Artikel vom 29. April 2010, aufgerufen am 15. Juni 2022 (Version im Internet Archive, archiviert am 8. Juni 2010)
  8. Katrin Woitsch: Pumuckl-Erfinderin wird heute 90. In: merkur.de, Münchner Merkur, 17. November 2010.
  9. Birgit Müller-Bardorff: Nachruf: Wie Pumuckl-Erfinderin Ellis Kaut zur Klabauter-Mama wurde. In: augsburger-allgemeine.de. Augsburger Allgemeine, 24. September 2015, abgerufen am 25. September 2015.
  10. Pumuckl und mehr - Ellis Kaut zum 102. Museum Fürstenfeldbruck, 2023, abgerufen am 21. Juli 2023.
  11. a b Hannes Hintermeier: Ellis Kaut wird neunzig: Der Klabautermann aus dem Lehel. In: faz.net, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17. November 2010, Seite 31, abgerufen am 1. Januar 2011.
  12. Armin Krattenmacher: Pumuckl Museum in Ohlstadt. In: pumuckl-museum.de. Abgerufen am 24. September 2015
  13. Sven Coorßen hat für seine umfangreiche Sammlung ein privates Museum in seinem Gartenhaus eingerichtet. Pumuckls größter Fan wohnt in Uthlede, Weserkurier am 8. Februar 2015, aufgerufen am 28. Juni 2022
  14. Ellis Kaut. In: literaturportal-bayern.de. Bayerische Staatsbibliothek, abgerufen am 29. März 2023.
  15. Hörspiele: Angaben nach Nur ich sag ich zu mir. Langen Müller 2009, S. 182, Bücher: Katalog der Deutschen Nationalbibliothek.
  16. Die Pumuckl Geschichten auf pumucklhomepage.de, aufgerufen am 16. Juni 2022.
  17. Angaben nach Nur ich sag ich zu mir, Langen Müller 2009, S. 220 bis 221 und dem Katalog der Deutschen Nationalbibliothek (Jahreszahlen)
  18. ARD-Hörspieldatenbank: Zum Sterben begnadigt – Ein bayerisches Hörspiel, aufgerufen am 23. Juni 2022
  19. Nur ich sag ich zu mir. Mein Leben mit und ohne Pumuckl. Langen Müller 2009, S. 175 bis 181
  20. Angaben zu den Bildbänden nach Nur ich sag ich zu mir, Langen Müller 2009, S. 222
  21. Münchner Straßenverzeichnis: Ellis-Kaut-Straße auf stadtgeschichte-muenchen.de (aufgerufen am 27. Juni 2022)