Emil Stadelhofer

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Emil Stadelhofer (* 8. Dezember 1872 in Wollmatingen, Konstanz; † 11. Januar 1961 in Überlingen) war ein deutscher Bildhauer.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Emil Stadelhofer entstammte einer Bauernfamilie. Von 1888 bis 1891 machte er eine Lehre als Steinmetz in Konstanz und Frankfurt a. M. und besuchte neben der Lehre die Konstanzer Gewerbeschule und die Kunstgewerbeschule in Frankfurt. Von 1894 bis 1900 studierte er an der Kunstakademie Karlsruhe in der Bildhauerklasse von Hermann Volz.

Aus eigenen Mitteln bestritt er Bildungsreisen in Mitteleuropa, 1900 bekam er ein badisches Staatsstipendium für einen Romaufenthalt, wo er in der Folge bis 1910 lebte.[1] 1911 heiratete er die Tochter des Historikers Friedrich Noack, das Paar wohnte dann in München, bevor er sich Ende 1912 endgültig in Freiburg im Breisgau niederließ. Dort übernahm er das Atelier des im Mai 1912 verstorbenen Julius Seitz.[2] Im Ersten Weltkrieg diente Stadelhofer drei Jahre als Soldat an der Front.

Im Jahr 1946 wurde er von der Französischen Besatzungsmacht als Denkmalkurator in Überlingen eingesetzt. 1954 schrieb er seine Memoiren und widmete sie seinen Söhnen.

Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schon während der Studienzeit beteiligte sich Stadelhofer erfolgreich an öffentlichen Wettbewerben für Denkmäler, so schuf er im Alter von 25 Jahren die Büste der Annette von Droste-Hülshoff, die sich heute noch bei der Burg Meersburg befindet.[3] Sie basiert auf dem Denkmal für die Autorin, das Anton Rüller und Heinrich Fleige[4] im Jahr 1896 für die Münsteraner Burg Hülshoff geschaffen hatten.[5] Er gewann die Wettbewerbe für die Kriegerdenkmäler in Radolfzell und Überlingen und schuf für Seckenheim die Büste des badischen Hofschauspielers Heinrich Reiff.

1915 schuf er unter anderem die Büste auf dem Grab von Otto Winterer sowie 1913 ein Denkmal für Alban Stolz[2][6] vor der Konviktkirche des Collegium Borromaeum.[7] Die Büste Winterers wurde durch Stadelhofer erstellt, weil die Stadt Freiburg einen Konflikt mit ihm vermeiden wollte. Dieser gründete in der Teilnahme Stadelhofers an einem Gestaltungswettbewerb für das Kriegerdenkmal zum Ersten Weltkrieg und der schleppenden Umsetzung des Projektes.[8]

Zu seinen weiteren Werken aus der Freiburger Zeit zählen das Kriegerdenkmal in Welschingen im Hegau[9] von 1922 sowie jenes in Emmendingen. Es stammt aus dem Jahr 1921 und zeigt eine Trauernde Germania.[10] 1923 wurde sein Entwurf für die Trauernde Theologie realisiert. Diese befindet sich heute in der Freiburger Konviktkirche. Sie soll an die 108 im Ersten Weltkrieg gefallenen Priester, Konviktsschüler und Theologiestudenten erinnern. Für den Freiburger Verlag Herder schuf Stadelhofer 1930 eine 3 mal 2 Meter große Gedenktafel aus Marmor für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges.[11] Für das Grab des 1926 verstorbenen Reichskanzlers Constantin Fehrenbach auf dem Hauptfriedhof schuf er die Porträtbüste.

Für seinen Heimatort Wollmatingen schuf er ebenfalls ein Kriegerdenkmal, den Löwenbrunnen, ebenfalls eines in Wehr (Baden). Für Konstanz, zu dem Wollmatingen mittlerweile gehört, fertigte er Köpfe für die ehemalige Hauptpost an der Marktstätte und einen nackten „Sonnenjüngling“ im Rathaushof.[12] Für die Schlosskapelle im bayrischen Planegg schuf er den Taufstein.

Stadelhofer war 1939, 1941 und 1942 auf der Großen Deutschen Kunstausstellung in München vertreten.[13]

Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bild Ort Standort /
Bauwerk
Werk Fertigstellung/
Eröffnung
Meersburg Burg Meersburg Büste von Annette von Droste-Hülshoff nach 1896
Radolfzell Am Luisenplatz Kriegerdenkmal (Zwei Soldaten) 1938[14]
Überlingen Landungsplatz Kriegerdenkmal 10. Juni 1900, 1934 abgebrochen
Seckenheim Büste des badischen Hofschauspielers Heinrich Reiff
Freiburg im Breisgau seit 2021 im Garten des Collegium Borromaeum Denkmal für Alban Stolz 1913
Freiburg im Breisgau Hauptfriedhof Portraitbüste auf dem Grab von Otto Winterer 1915
Welschingen Bei der alten Kirche St. Jakob Kriegerdenkmal (Gedenktafeln an der ehemaligen Friedhofsmauer) 1922[15]
Emmendingen Stadtgarten Kriegerdenkmal, trauernde Germania, 1921/22[16]
Freiburg im Breisgau Konviktkirche (Südseite des Langhauses) Trauernde Theologie 1923
Freiburg im Breisgau Hauptfriedhof Portraitbüste auf dem Grab von Constantin Fehrenbach 1926
Freiburg im Breisgau Herder Verlag Marmor-Gedenktafel für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges 1930
Wollmatingen Radolfzeller Straße 25 Kriegerdenkmal (Löwenbrunnen)
Wehr Kriegerdenkmal
Konstanz Sparkasse (ehemalige Hauptpost) an der Marktstätte Köpfe
Konstanz Rathaushof „Sonnenjüngling“
Planegg Schlosskapelle Taufstein

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Emil Stadelhofer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Emil Stadelhofers 60. Geburtstag. In: Freiburger Zeitung, 2. Dezember 1932 (1. Morgenausgabe); abgerufen am 28. November 2013.
  2. a b Michael Klant: Vergessene Bildhauer In: Skulptur in Freiburg. Kunst des 19. Jahrhunderts im öffentlichen Raum. modo, Freiburg im Breisgau 2000, ISBN 3-922675-77-8, S. 172.
  3. Auf den Spuren eines vergessenen Künstlers. Südkurier, 22. Januar 2009; abgerufen am 10. November 2010
  4. Fleige, Heinrich. In: Allgemeines Künstlerlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker (AKL). Band 41, Saur, München u. a. 2004, ISBN 3-598-22781-7, S. 140.
  5. Annette von Droste-Hülshoff in Meersburg. (Memento des Originals vom 14. November 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.schule-bw.de schule-bw.de; abgerufen am 10. November 2010
  6. Ute Scherb: Wir bekommen die Denkmäler, die wir verdienen. Freiburger Monumente im 19. und 20. Jahrhundert, Freiburg 2005, ISBN 3-923272-31-6, S. 50.
  7. Bild » Alban Stolz (1808–1886). alemannische-seiten.de; abgerufen am 10. November 2010
  8. Ute Scherb: Wir bekommen die Denkmäler, die wir verdienen. Freiburger Monumente im 19. und 20. Jahrhundert. Freiburg 2005, ISBN 3-923272-31-6, S. 124.
  9. Welschingen im Hegau, Kreis Konstanz, Baden-Württemberg. Onlineprojekt Gefallenendenkmäler; abgerufen am 10. November 2010
  10. Stadtgarten. @1@2Vorlage:Toter Link/www.emmendingen.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2018. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Stadt Emmendingen; abgerufen am 10. November 2010
  11. Ute Scherb: Wir bekommen die Denkmäler, die wir verdienen. Freiburger Monumente im 19. und 20. Jahrhundert. Freiburg 2005, ISBN 3-923272-31-6, S. 104.
  12. Auf Stadelhofers Spuren. suedkurier.de; abgerufen am 10. November 2010
  13. TKünstlernamen Listing Q-S. reffpunkt-Kunst.net
  14. Radolfzell am Bodensee (Kombattanten), Landkreis Konstanz, Baden-Württemberg. denkmalprojekt.org, abgerufen am 24. April 2016.
  15. Welschingen im Hegau, Kreis Konstanz, Baden-Württemberg. denkmalprojekt.org, abgerufen am 24. April 2016.
  16. Emmendingen: Gedenkfeier zum Ersten Weltkrieg. Badische Zeitung, 31. Juli 2014, abgerufen am 24. April 2016.