Endophthalmitis

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Klassifikation nach ICD-10
H44.1 sonstige Endophthalmitis – Parasitäre Endophthalmitis o.n.A. Sympathische Uveitis
ICD-10 online (WHO-Version 2019)
Das menschliche Auge mit Glaskörper

Eine Endophthalmitis ist eine entzündliche Reaktion durch eine Infektion im Auge. Man spricht dabei auch von einer intravitrealen Infektion. Die Endophthalmitis ist eine sehr ernste Erkrankung, die häufig den völligen Verlust des Sehvermögens oder sogar des gesamten Auges nach sich zieht.[1] Die Endophthalmitis ist eine zwar seltene, aber dramatisch verlaufende Augenentzündung.[2] Die Infektion der gesamten Augenstruktur nennt man Panophthalmitis.

Ätiologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei den Ursachen (Ätiologie) unterscheidet man zwischen einer exogenen und einer endogenen Infektion. Bei der exogenen Endophthalmitis tritt eine Infektion der Hornhaut (Cornea) beispielsweise nach einer Verletzung oder nach einer Augenoperation als Folge unsteriler Operationsbedingungen auf. Die exogene Form ist erheblich häufiger als die endogene Endophthalmitis[3][4] als sekundäre Infektion aus einem Organbefall mit Krankheitserregern (Bakterien, Pilze, Viren oder Parasiten), die sich im Körper ausbreiten (Sepsis).

Meist handelt es sich um eine bakterielle Infektion, die posttraumatisch, postoperativ oder metastatisch (als hämatogene Infektion) bei immungeschwächten Patienten (Diabetiker, AIDS) (endogen-metastatisch) auftritt.

Erreger[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mögliche Erreger der Endophthalmitis können sein:

Bakterien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Staphylokokken, Streptokokken, Enterokokken, Enterobacteriaceae (u. a. Klebsiella pneumoniae), Pseudomonas aeruginosa, Bacillus spp. Proteus spp. Mycobacteria spp. Treponema pallidum

Pilze (Fungi)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Candida spp., Blastomyces dermatitides, Coccidoides immitis, Aspergillus spp., Mucor spp., Fusarium spp., Penicillium spp.

Viren[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Humanes Cytomegalievirus (CMV), Herpes-simplex-Viren, Varizella-Zoster-Virus, Masernvirus, Rötelnvirus

Parasiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Taenia solium, Toxocara canis, Toxoplasma gondii

Symptome[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Symptome der Endophthalmitis sind ein tiefer dumpfer Augenschmerz, ein akut rotes Auge, eine Schwellung der Bindehaut und eine Sehschärfenminderung.

Inzidenz (Häufigkeit)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In den USA wurden 1990 ca. 1200 postoperative Endophthalmitisfälle, das heißt Fälle, in denen die Endophthalmitis nach einer Operation auftrat, registriert.[5] Diese traten meist nach intraokulären Eingriffen, vor allem nach Kataraktextraktionen (Grauer Star Operationen)[6] auf. Die Inzidenz in den USA und Deutschland liegt bei etwa 0,08 %.[7][8]

Allerdings tritt die Erkrankung gelegentlich auch nach geringfügigeren Eingriffen, wie radialer Keratotomie,[9] posteriorer Kapsulotomie,[10] Vorderkammerparazentese[11] und Linsenreposition[12] auf. Die Inzidenz nach einer Trabekulektomie[13] und einer Hornhauttransplantation[14] ist ungefähr vier- bis neunmal so hoch.

Im Prinzip kann eine Endophthalmitis bei allen Eingriffen am Auge auftreten, die die Hornhaut/Sclera-Barriere durchbrechen.[15]

Diagnostik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Erregernachweis aus Kammerwasser oder dem Glaskörper ist auf Grund der Vielzahl der in Frage kommenden Erreger besonders wichtig.

Therapie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine Endophthalmitis muss mit Antibiotika behandelt werden. Das Antibiotikum kann als Augentropfen, intravenös oder als Injektionen ins (intravitreal) oder um das Auge herum verabreicht werden. Bei bakteriellen Erregern können dabei folgende Antibiotika zum Einsatz kommen: Ampicillin, Oxacillin, Cefazolin zusammen mit Ceftazidim, Penicillin G 600 E, Vancomycin und Clindamycin. Diese Lokaltherapie muss durch eine hochdosierte systemische Therapie ergänzt werden. In schweren Fällen der Endophthalmitis kann auch ein Eingriff am Glaskörper (Vitrektomie) notwendig werden.

Prognose[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Prognose hängt stark von der Virulenz des Keimes und der Dauer der Infektion ab. Häufig tritt ein weitgehender Funktionsverlust des Auges infolge der Schädigung der Netzhaut auf.[1] Im Extremfall muss das Auge entfernt werden (Enukleation).

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Th. T. Luther, Karl Ulrich Bartz-Schmidt: Endophthalmitis. In: Ophthalmologe, 96/1999, S. 758–771.
  • Endophthalmitis. In: Marianne Abele-Horn: Antimikrobielle Therapie. Entscheidungshilfen zur Behandlung und Prophylaxe von Infektionskrankheiten. Unter Mitarbeit von Werner Heinz, Hartwig Klinker, Johann Schurz und August Stich. 2., überarbeitete und erweiterte Auflage. Peter Wiehl, Marburg 2009, ISBN 978-3-927219-14-4, S. 117 f.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Intraokulare Infektionen: Endophthalmitis. (Memento vom 10. Juni 2007 im Internet Archive; PDF; 78 kB) Uniklinik Köln.
  2. Thomas Kreutzer: Über Therapie und Prognose der Endophthalmitis dargestellt anhand des Patientengutes der Augenklinik der Ludwig-Maximilians-Universität München von 1990–2001. Dissertation LMU München: Medizinische Fakultät, 2005.
  3. J. J. Rowsey u. a.: Clinical diagnosis of endophthalmitis. In: Int. Ophthalmol. Clin. 27/1987, S. 82–88.
  4. H. Hatano u. a.: Endophthalmitis in Japan - a nationwide study with reference to type and etiology. In: Nippon Ganka Gakkai Zasshi. 95/1991, S. 369–376.
  5. H. M. Kattan u. a.: Nosocomial endophthalmitis survey. Current incidence of infection after intraocular surgery. In: Ophthalmology. 98/1991, S. 227–238.
  6. D. S. Hughes, R. J. Hill: Infectious endophthalmitis after cataract surgery. In: Br. J. Ophthalmol., 78/1994, S. 227–232.
  7. T. M. Aaberg u. a.: Nosocomial acuteonset postoperative endophthalmitis survey. A 10-year review of incidence and outcomes. In: Ophthalmology. 105/1998, S. 1004–1010.
  8. S. Schmitz u. a.: Endophthalmitis in cataract surgery: results of a German survey. In: Ophthalmology, 106/1999, S. 1869–1877.
  9. H. Gelender u. a.: Bacterial endophthalmitis resulting from radial keratotomy. In: Am. J. Ophthalmol., 93/1982, S. 323–326.
  10. W. T. Driebe, Jr., S. Mandelbaum, R. K. Forster, L. K. Schwartz, W. W. Culbertson: Pseudophakic endophthalmitis. Diagnosis and management. In: Ophthalmology, 1986, 93, S. 442–448.
  11. B. S. Prokop: Lest we forget--or, every procedure carries risk. In: Ophthalmic Surg. 15/1984, S. 221.
  12. B. C. Joondeph, H. C. Joondeph: Purulent anterior segment endophthalmitis following paracentesis. In: Ophthalmic Surg., 17/1986, S. 91–93.
  13. L. J. Katz u. a.: Complications of surgery in glaucoma. Early and late bacterial endophthalmitis following glaucoma filtering surgery. In: Ophthalmology, 92/1985, S. 959–963.
  14. L. P. Aiello u. a.: National outcomes of penetrating keratoplasty. Risks of endophthalmitis and retinal detachment. In: Arch. Ophthalmol., 111/1993, S. 509–513.
  15. M. Engelbert: Imipenem in der intravenösen antibiotischen Prophylaxe und Therapie der experimentellen Endophthalmitis durch Staphylococcus aureus. Dissertation. LMU München, 1995.