Epsomit

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Epsomit
Epsomit in einer Höhle in New Mexico
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Symbol

Esm[1]

Andere Namen

Bittersalz

Chemische Formel Mg[SO4]·7H2O[2]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Wasserhaltige Sulfate ohne fremde Anionen
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

VI/C.03d
VI/C.07-010

7.CB.40
29.06.11.01
Kristallographische Daten
Kristallsystem orthorhombisch
Kristallklasse; Symbol orthorhombisch-disphenoidisch; 222
Raumgruppe P212121 (Nr. 19)Vorlage:Raumgruppe/19[2]
Gitterparameter a = 11,88 Å; b = 12,00 Å; c = 6,86 Å[2]
Formeleinheiten Z = 4[2]
Zwillingsbildung selten nach {110}
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 2 bis 2,5
Dichte (g/cm3) gemessen (synthetisch): 1,677; berechnet: 1,677[3]
Spaltbarkeit vollkommen nach {010}, deutlich nach {101}[3]
Bruch; Tenazität muschelig
Farbe farblos, weiß, gelb-weiß, grün-weiß, rosa-weiß
Strichfarbe weiß
Transparenz durchsichtig bis durchscheinend
Glanz Glasglanz, Seidenglanz, matt
Kristalloptik
Brechungsindizes nα = 1,433[4]
nβ = 1,455[4]
nγ = 1,461[4]
Doppelbrechung δ = 0,028[4]
Optischer Charakter zweiachsig negativ
Achsenwinkel 2V = 52° (gemessen); 54° (berechnet)[4]
Weitere Eigenschaften
Chemisches Verhalten leicht löslich in Wasser, bitterer Geschmack

Epsomit, wegen seines bitteren Geschmacks auch als Bittersalz oder unter seiner chemischen Bezeichnung Magnesiumsulfat-Heptahydrat bekannt, ist ein häufig vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Sulfate (und Verwandte)“. Es kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung Mg[SO4]·7H2O[2] und entwickelt meist körnige oder faserige Aggregate und Krusten, selten auch nadelige bis prismatische Kristalle von weißer Farbe mit einem Stich ins gelbliche, grünliche oder rosafarbene. Auch farbloser Epsomit ist bekannt.

Epsomit bildet mit Goslarit und Morenosit jeweils eine lückenlose Mischkristallreihe.

Etymologie und Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Benannt wurde Epsomit 1824 nach seinem ersten Fundort, dem englischen Ort Epsom. Bekannt und erstmals beschrieben wurde es aber bereits 1806 als Ablagerung in Verbindung mit dem in Epsom vorkommenden Mineralwasser.

Klassifikation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bereits in der veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Epsomit zur Mineralklasse der „Sulfate, Chromate, Molybdate, Wolframate“ (und weitere Verwandte) und dort zur Abteilung „Wasserhaltige Sulfate ohne fremde Anionen“, wo er als Namensgeber die „Epsomit-Reihe“ zusammen mit der System-Nr. VI/C.03d und den weiteren Mitgliedern Fauserit (diskreditiert), Goslarit, Morenosit, Tauriscit (Q) bildete.

Im zuletzt 2018 überarbeiteten und aktualisierten Lapis-Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiß, das sich aus Rücksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser klassischen Systematik von Karl Hugo Strunz richtet, erhielt das Mineral die System- und Mineral-Nr. VI/C.07-10. In der „Lapis-Systematik“ entspricht dies ebenfalls der Abteilung „Wasserhaltige Sulfate, ohne fremde Anionen“, wo Epsomit zusammen mit Goslarit, Meridianiit und Morenosit eine eigenständige, aber unbenannte Gruppe bildet.[5]

Auch die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) bis 2009 aktualisierte[6] 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Epsomit in die Abteilung der „Sulfate (Selenate usw.) ohne zusätzliche Anionen, mit H2O“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der relativen Größe der beteiligten Kationen, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Mit ausschließlich mittelgroßen Kationen“ zu finden ist, wo es als Namensgeber die „Epsomitgruppe“ mit der System-Nr. 7.CB.40 und den weiteren Mitgliedern Goslarit und Morenosit bildet.

Die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Epsomit ebenfalls in die Klasse der „Sulfate, Chromate, Molybdate“ (und weitere Verwandte) und dort in die Abteilung der „Wasserhaltigen Säuren und Sulfate“ ein. Auch hier ist er als Namensgeber der „Epsomitgruppe“ mit der System-Nr. 29.06.11 und den weiteren Mitgliedern Goslarit und Morenosit innerhalb der Unterabteilung „Wasserhaltige Säuren und Sulfate mit AXO4 × x(H2O)“ zu finden.

Kristallstruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Epsomit kristallisiert orthorhombisch in der Raumgruppe P212121 (Raumgruppen-Nr. 19)Vorlage:Raumgruppe/19 mit den Gitterparametern a = 11,88 Å; b = 12,00 Å und c = 6,86 Å sowie 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[2]

Modifikationen und Varietäten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als Tauriszit wird ein eisenhaltiger Epsomit bezeichnet.[5]

Bildung und Fundorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Spotted Lake im Süden der kanadischen Provinz British Columbia, eine von mehreren abflusslosen Geländemulden in der Region, an deren tiefster Stelle sich sulfatische Ablagerungen mit u. a. Epsomit bilden.

Epsomit kommt zwar an vielen Orten, jedoch meist nur in geringen Mengen vor. Als Sekundärmineral entsteht er durch Oxidation von Metallsulfiden. Epsomit bildet sich aber auch primär durch Ausfällung in Salzseen und marinen Konzentrationsbecken. Er zählt zu den relativ schlecht wasserlöslichen Edelsalzen und wird in diesen Fällen deshalb vor allem von Halit (Steinsalz) begleitet.

Fundorte mit Sekundärbildungen sind Bergwerke in sulfidischen Erzlagerstätten, so unter anderem die Kupferminen von Bisbee in Arizona und verschiedene Minen in Nevada. Fossile Primärbildungen von Epsomit finden sich in zahlreichen Kalisalzlagerstätten wie beispielsweise im Zechstein-Salinar (Oberperm) Mitteleuropas. Als rezente Primärbildung kommt er in sogenannten Spotted Lakes in Okanogan County im Norden des US-Bundesstaates Washington sowie jenseits der kanadischen Grenze im Süden von British Columbia vor.[7][8][9] Rezent bildet er sich auch bei der Verwitterung eines pyrithaltigen Metapelits an der „Alum Cave Bluff“ im Great-Smoky-Mountains-Nationalpark, Sevier County, Tennessee, Vereinigte Staaten, wo er zusammen mit Apjohnit die Seltenerdmetall-Sulfat-Oxalatminerale Coskrenit-(Ce), Zugshunstit-(Ce) und Levinsonit-(Y) an deren Typlokalität begleitet. Auch im unmittelbaren Umfeld von subaerischen vulkanischen Exhalationen (Fumarolen), z. B. am Vesuv, fällt rezent Epsomit aus.

Außerhalb der Erde dürfte Epsomit zumindest überall dort vorkommen, wo wässrige Lösungen existieren können oder einst existieren konnten. So wurde Epsomit tatsächlich auf der Oberfläche des Jupitermondes Europa nachgewiesen, jedoch nicht direkt, sondern von der Erde aus, mit Hilfe von Spektralanalysen.[10] Auf dem Mars ist bislang zwar noch kein Epsomit entdeckt worden, jedoch kommen im Marsboden nachweislich relativ große Mengen an Magnesiumsulfat vor, und es ist sehr wahrscheinlich, dass diese Vorkommen auch Epsomit enthalten.[11]

Weitere in der Natur vorkommende Hydrate des Magnesiumsulfats sind Kieserit, Pentahydrit und Hexahydrit. Hierbei handelt es sich um das Mono-, Penta- bzw. Hexahydrat.

Verwendung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Medizin[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Epsomit kann wie auch andere wasserlösliche Sulfate (Mirabilit, Kieserit) als Abführmittel (Laxativum) eingesetzt werden.

Haushalt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Epsomit ist oft der Hauptbestandteil von Badesalz. Glyzerin wird als Feuchthaltemittel hinzugefügt.[12]

Düngemittel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Großbritannien wird es als "Epsom salt" als Düngemittel verkauft.

Vorsichtsmaßnahmen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Epsomit ist, ähnlich wie Mirabilit, nicht stabil. Es kann unter trockenen Bedingungen Wasser abgeben. Bei zu hoher Feuchtigkeit zerfließen Epsomitkristalle.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Epsomite – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  2. a b c d e Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 384 (englisch).
  3. a b Epsomite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 68 kB; abgerufen am 1. September 2019]).
  4. a b c d e Epsomite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 1. September 2019 (englisch).
  5. a b Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
  6. Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF 1703 kB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Januar 2009, abgerufen am 1. September 2019 (englisch).
  7. Olaf Pitt Jenkins: Spotted lakes of epsomite in Washington and British Columbia. In: American Journal of Science. 4. Reihe, Band 46, 1918, S. 638–644, doi:10.2475/ajs.s4-46.275.638 (englisch).
  8. W. A. G. Bennett: Saline Lake Deposits in Washington. In: Washington Division of Mines and Geology Bulletin. Band 49, 1962, S. 102 (englisch, file.dnr.wa.gov [PDF; 14,1 MB; abgerufen am 1. September 2019]).
  9. Robin W. Renaut, Peter R. Long: Sedimentology of the saline lakes of the Cariboo Plateau, Interior British Columbia, Canada. In: Sedimentary Geology. Band 64, Nr. 4, 1989, S. 239–264, doi:10.1016/0037-0738(89)90051-1 (englisch).
  10. Stefan Deiters: Jupitermond Europa – Ozean könnte irdischen Meeren gleichen. In: astronews.com. 16. März 2013, abgerufen am 1. September 2019.
  11. David T. Vaniman, David L. Bish, Steve J. Chipera, Claire I. Fialips, J. William Carey, William C. Feldman: Magnesium sulphate salts and the history of water on Mars. In: Nature. Band 431, 2004, S. 663–665, doi:10.1038/nature02973 (englisch, researchgate.net [PDF; 331 kB; abgerufen am 1. September 2019]).
  12. Marie Browning: Natural soapmaking. 1st paperback Auflage. Sterling Pub. Co, New York 1999, ISBN 0-8069-6289-5.