Ernst Wilhelm Baader

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Ernst Wilhelm Baader (* 14. Mai 1892 in Berlin; † 1. November 1962 in Hamm) war ein deutscher Arzt und Arbeitsmediziner (Sozialhygieniker bzw. Gewerbehygieniker) sowie Gerichtsmediziner.

Baader studierte Medizin und promovierte 1918 in Berlin über Die Arsentherapie der Syphilis bis zur Salvarsanära. Er wurde 1934 zum Professor ernannt.

Baader begründete in Berlin die erste deutsche arbeitsmedizinische Klinik (klinische Abteilung für Gewerbekrankheiten im Kaiserin-Auguste-Viktoria-Krankenhaus in Berlin-Lichtenberg) und leitete sie von 1925 bis 1945. Er leistete grundlegende Beiträge zur Entwicklung der arbeitsmedizinischen Fachdisziplin in Deutschland.

Baader trat zum 1. Mai 1933 in die NSDAP ein (Mitgliedsnummer 2.672.879).[1]

Er profitierte davon, dass renommierte Fachkollegen jüdischer Herkunft vertrieben wurden. So wurde er zum Beispiel 1933 der Nachfolger des ärztlichen Direktors am Städtischen Krankenhaus Berlin-Neukölln, einem aus dem Amt entfernten jüdischen Kollegen.

Baader schloss sich auf verschiedenen Handlungsfeldern der NS-Ideologie an, war in den Kriegsjahren als Sanitätsoffizier auch für die gesundheitlichen Verhältnisse in dem belgischen Konzentrationslager Breendonk zuständig und ließ Menschenversuche an Zwangsarbeitern in Berlin durchführen.[2]

Baader hat nie eine "antinazistische Haltung" an den Tag gelegt und war im Gegenteil sichtlich begeistert von den Möglichkeiten im NS-Staat. Das zeigt sich an seinem Parteieintritt als unmittelbare Reaktion auf die NS-Machtübernahme und die Vehemenz, mit der er für den neuen Staat eintrat[3]. Zudem offenbarte Baader in mehreren Publikationen nationalsozialistische Einstellungen, unter anderem in einem Aufsatz über die „Entlarvung von Simulanten gewerblicher Krankheiten“ von 1934[4].

In der Zeitschrift Das junge Deutschland, die ihn als beratenden Internisten der Hitler-Jugend auswies, lobte Baader 1935 „ein keckes, frisches, frohes Geschlecht, das in den braunen Bataillonen der HJ … heranwächst“.[5]

Nach dem Zweiten Weltkrieg war er von 1945 bis 1955 Leiter des von ihm gegründeten Knappschaftskrankenhauses in Hamm.[6] Zusätzlich wurde er 1951 Honorarprofessor an der Universität Münster. Er war Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie.[6]

Die Deutsche Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin verlieh eine Zeitlang den nach ihm benannten E.-W.-Baader-Preis, dessen Verleihung dauerhaft ausgesetzt wurde.[7]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Gine Elsner: Schattenseiten einer Arztkarriere. Ernst Wilhelm Baader (1892–1962): Gewerbehygieniker und Gerichtsmediziner. VSA-Verlag, Hamburg 2011, ISBN 978-3-89965-466-0.
  • Philipp Rauh, Karl-Heinz Leven: Ernst Wilhelm Baader (1892–1962) und die Arbeitsmedizin im Nationalsozialismus. Peter Lang, Frankfurt 2013 ISBN 978-3-631-64327-3[8]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Bundesarchiv R 9361-IX KARTEI/1050598
  2. Ernst Wilhelm Baader (1892–1962) und die Arbeitsmedizin im Nationalsozialismus. Abgerufen am 11. Juni 2023.
  3. Philipp Rauh, Karl-Heinz Leven: Ernst Wilhelm Baader (1892–1962) und die Arbeitsmedizin im Nationalsozialismus (= Medizingeschichte im Kontext. Band 18). P. Lang, Frankfurt 2013, ISBN 978-3-631-64327-3, S. 219.
  4. BRITTA BARLAGE: „Entlarvung von Simulanten“. In: Die Tageszeitung: taz. 7. April 2005, ISSN 0931-9085, S. 9 (taz.de [abgerufen am 15. Juni 2023]).
  5. BRITTA BARLAGE: „Entlarvung von Simulanten“. In: Die Tageszeitung: taz. 7. April 2005, ISSN 0931-9085, S. 9 (taz.de [abgerufen am 15. Juni 2023]).
  6. a b Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. Fischer Taschenbuch Verlag, Zweite aktualisierte Auflage, Frankfurt am Main 2005, S. 22.
  7. Baader-Stiftung für Arbeitsmedizin und Prävention | Deutsches Stiftungszentrum. Abgerufen am 13. Juni 2023.
  8. Rezension, von Wolfgang Hien