Erntekrone

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Erntekrone
Flechten einer Erntekrone in der Rhön 1988
Umzug mit Erntekrone beim Erntefest in Ramlingen
Erntekrone des Gäubodenvolksfests 2011 in Straubing bei Nacht – als Symbol des Ursprungs der Veranstaltung

Die Erntekrone ist Bestandteil des ländlichen Brauchtums zum Erntedankfest in Deutschland und Österreich.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Erntekrone wurde nach Beendigung des Kornschnittes von den Schnittern dem Gutsherren mit der letzten Erntefuhre überbracht. Erste Nachweise dieser Tradition finden sich in den Antworten auf den volkskundlichen Fragebogen Wilhelm Mannhardts von 1865.[1] Anfänglich war es nur eine größere Korngarbe, später auch ein Erntekranz. Eine kirchliche Segnung und ein Erntelied gehörten zur Übergabezeremonie, die in Tanz und Essen ihre Fortsetzung hatte.

Während der Zeit des Nationalsozialismus war die Übergabe einer monumentalen Erntekrone Bestandteil des Rituals der Reichserntedankfeste auf dem Bückeberg bei Hameln.[2]

Heute wird die Erntekrone in der Regel von Landfrauenverbänden und Landjugendverbänden hergestellt.

Gestaltung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Erntekrone besteht aus einem Kranz mit vier, seltener sechs, nach oben aufwärts zur Mitte gebundenen Getreideähren, die mit Blumen und bunten breiten Bändern, oft in den Landesfarben, verziert werden. Die Kronengröße variiert und hängt vom Zweck der Darbietung ab. Allgemein ist die Größe so gewählt, dass ein Transport bei Erntefestumzügen auf einem Fuhrwerk oder LKW möglich ist.

Die Krone hat ab einer gewissen Größe Draht- oder Holzgestelle als statischen Halt. Die weibliche Person als gewählte Erntekönigin trägt eine dem Kopf angepasste Erntekrone.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Ingeborg Weber-Kellermann (Lit.)
  2. Bernd Sösemann: Appell unter der Erntekrone. Das Reichserntedankfest in der nationalsozialistischen Diktatur, in: Jahrbuch für Kommunikationsgeschichte 2 (2000), S. 113–156

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ingeborg Weber-Kellermann: Erntebrauch in der ländlichen Arbeitswelt des 19. Jahrhunderts. Auf Grund der Mannhardt-Befragung in Deutschland von 1865. Marburg 1965 (phil. Diss.)
  • Siegfried Lehmann: Der Schnitter Meisterstück. Das Brauchtum zwischen "Dankbüschel" und "Erntekrone". In: Übersicht 4, 1953, Heft 7, S. 599–602
  • Helmut P. Fielhauer: Palmesel und Erntekrone. In: Olaf Bockhom, Helmut P. Fielhauer (Hg.): Kulturelles Erbe und Aneignung. Festschrift für Richard Wolfram zum 80. Geburtstag (= Veröffentlichungen d. Instituts f. Volkskunde d. Univ. Wien, Bd. 9). Wien 1982, S. 79–113; auch in: H. Fielhauer: Volkskunde als demokratische Kulturgeschichtsschreibung. 1987
  • Olaf Bockhom: "Vor dem Binden bringen die Schnitter dem Gutsherrn eine Erntekrone ...". Die Mannhardt-Umfrage auf Gutshöfen im Gebiet der österreichisch-ungarischen Monarchie. In: Olaf Bockhorn, Wolfgang Slapansky unter red. Mitarbeit von Elisabeth Bockhorn (Hg.): Gutshofknecht- und Saisonarbeit im pannonischen Raum. (= Veröffentlichungen der Ethnographia Pannonica Austriaca, Bd. 2). Wien 1990, S. 53–64.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Erntekrone – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien