Erstickung

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Erstickung (auch lateinisch Suffocatio oder deutsch Suffokation, von suffocare „die Kehle zuschnüren, ersticken, strangulieren“[1]) ist die medizinische Bezeichnung für alle Vorgänge, die aufgrund einer verminderten Atmung (Asphyxie), aber auch einer beeinträchtigten Sauerstoffaufnahme oder -verarbeitung zum Tod durch Sauerstoffmangel führen. In der Antike, im Mittelalter und selbst in der Neuzeit wurden nicht selten Todesstrafen auf diese Weise vollstreckt (Garottieren sowie Erhängen am kurzen Strick)..

Formen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ursachen für Erstickung sind:

Wie bei der Atmung selbst wird auch hier in äußere und innere Formen der Erstickung unterteilt:

Äußere Erstickung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als äußere Erstickung gelten diejenige durch

  • eine erniedrigte Sauerstoffkonzentration der Atemluft von weniger als 130 mbar O2-Partialdruck in
    • großer Höhe (hypobare Hypoxie): bei unterschiedlicher individueller Empfindlichkeit meist in Höhenlagen ab 4000 m. Dies gilt nicht für einzelne, entsprechend gut vorbereitete Extremsportler. So bestiegen der Südtiroler Reinhold Messner und der Österreicher Peter Habeler 1978 als erste Bergsteiger den 8848 Meter hohen Mount Everest ohne Sauerstoffgerät. Siehe auch: Höhenmedizin
    • abgedichteten Räumen: durch Verbrauch des Sauerstoffs in der Atemluft. Taphephobie als die Angst vor einem Scheintod mit Ersticken im Sarg ist eine der sog. isolierten Phobien.
    • Anwesenheit von Inertgasen, meist Stickstoff, die den Sauerstoff verdrängen; in engen, unbelüfteten Räumen wie Tanks, Behältern und Schächten und Kellern; der deutsche Name für das chemische Element Stickstoff beruht auf ebendieser seiner Eigenschaft, Flammen und Lebewesen zu „ersticken“
  • Verlegung oder Einengung der Atemwege durch:
  • Atemlähmungen unterschiedlicher Ursache

Innere Erstickung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei der inneren Erstickung (das heißt bei normaler Sauerstoffkonzentration in der Atemluft und ungehinderter Atemtätigkeit) kann eine Einteilung anhand der spezifischen Angriffspunkte oder – wie hier – anhand der Auslöser erfolgen:

Atemstillstand[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zwar ist jeder Endzustand einer Erstickung mit einem Atemstillstand verbunden, doch führt nicht jeder Atemstillstand zum Ersticken. So können beim obstruktiven Schlafapnoesyndrom (OSAS) im Schlaflabor pro Nacht Atemstillstände von jeweils wenigen Sekunden bis hin zu mehreren Minuten mit entsprechendem Abfall der Sauerstoffsättigung im Gewebe registriert werden, meist ohne dass akute Schädigungen auftreten.

Rechtsmedizin[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rechtsmedizinisch wird die äußere Erstickung allerdings nicht unter dem Gesichtspunkt pathophysiologischer Grundsätze, sondern dem der äußeren Verursachung betrachtet, letztlich somit im Rahmen eines Untersuchungsauftrags bei Fragen nach Schuld und Haftung untersucht. Unter dieser Sichtweise hat auch die innere Erstickung als Folge des Einsatzes von Cyanwasserstoff eine äußere Ursache.

ICD-10[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Klassifikation nach ICD-10
T17 Fremdkörper in den Atemwegen
T17.5 Fremdkörper im Bronchus
T17.8 Fremdkörper an sonstigen und mehreren Lokalisationen der Atemwege
T17.9 Fremdkörper in den Atemwegen, Teil nicht näher bezeichnet
T58 Toxische Wirkung von Kohlenmonoxid
T59 Toxische Wirkung sonstiger Gase, Dämpfe oder sonstigen Rauches
T70.2 Sonstige und nicht näher bezeichnete Schäden durch große Höhe
T71 Erstickung
ICD-10 online (WHO-Version 2019)

Nach ICD-10 werden nur das Ersticken durch Strangulation sowie ein systemischer Sauerstoffmangel durch mechanische Behinderung der Atmung oder niedrigen Sauerstoffgehalt der Umgebungsluft als „T71“ unter Erstickung zusammengefasst.

  • Der Sauerstoffmangel in großer Höhe wird unter „Sonstige und nicht näher bezeichnete Schäden durch äußere Ursachen“ als „Sonstige und nicht näher bezeichnete Schäden durch große Höhe“ (T70.2) erwähnt.
  • Die Aspiration von Fremdkörpern ist eine der „Folgen des Eindringens eines Fremdkörpers durch eine natürliche Körperöffnung“, genauer ein „Fremdkörper in den Atemwegen“ (T17.-) mit weiterer Einteilung nach anatomischer Lokalisation (so „Fremdkörper in der Trachea“, T17.5; „Fremdkörper an sonstigen und mehreren Lokalisationen der Atemwegen“, T17.8; „Fremdkörper in den Atemwegen, Teil nicht näher bezeichnet“, T 17.9)[1]
  • Die Kohlenmonoxidvergiftung jeder Herkunft wird unter „Toxische Wirkungen von vorwiegend nicht medizinisch verwendeten Substanzen“ als „Toxische Wirkung von Kohlenmonoxid“ eingeordnet und erhält das Kürzel T58
  • Die Wirkung von Schwefelwasserstoff wird unter „Asphyxie durch sonstige Gase, Dämpfe oder sonstiger Rauch“ mit T59.- eingeordnet.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Wolfgang Schwerd: Erstickung (Sauerstoffmangel). In: Wolfgang Schwerd (Hrsg.): Kurzgefaßtes Lehrbuch der Rechtsmedizin für Mediziner und Juristen. Deutscher Ärzte-Verlag, Köln-Lövenich, 3., überarbeitete und ergänzte Auflage 1979, ISBN 3-7691-0050-6, 71–84.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Alois Walde, Johann Baptist Hofmann: Lateinisches etymologisches Wörterbuch. Heidelberg 1938, Band 1, S. 469 f., und Band II, S. 625 (faux).
  2. Kohlenstoffdioxidvergiftung, bei apotheken.de