Estremoz

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Estremoz
Wappen Karte
Wappen von Estremoz
Estremoz (Portugal)
Estremoz (Portugal)
Basisdaten
Region: Alentejo
Unterregion: Alentejo Central
Distrikt: Évora
Concelho: Estremoz
Koordinaten: 38° 51′ N, 7° 35′ WKoordinaten: 38° 51′ N, 7° 35′ W
Einwohner: 12.680 (Stand: 19. April 2021)[1]
Fläche: 513,81 km² (Stand: 1. Januar 2010)[2]
Bevölkerungsdichte: 25 Einwohner pro km²
Höhe: 450 m
Kreis Estremoz
Flagge Karte
Flagge von Estremoz Position des Kreises Estremoz
Einwohner: 12.680 (Stand: 19. April 2021)[1]
Fläche: 513,81 km² (Stand: 1. Januar 2010)[2]
Bevölkerungsdichte: 25 Einwohner pro km²
Anzahl der Gemeinden: 9
Verwaltung
Adresse der Verwaltung: Câmara Municipal de Estremoz
Rossio Marquês de Pombal
7100-513 Estremoz
Präsident der Câmara Municipal: Luís Filipe Pereira Mourinha, unabhängig[3]
Website: www.cm-estremoz.pt

Estremoz ist eine Stadt in Portugal im Distrikt Évora mit knapp 10.000 Einwohnern. Sie liegt 450 Meter über dem Meeresspiegel.

Die Stadt ist für seinen Marmor und den hiesigen Königspalast bekannt. Zudem wird Estremoz zweimal von der UNESCO als Heimat Immateriellen Kulturerbes geführt.

Blick auf Estremoz und seine Burg

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Verlauf der Reconquista war der Ort umkämpft, bevor er unter König D.Sancho II. definitiv an Portugal fiel. Sancho II. ließ den Ort neu befestigen, und auch während der Amtszeiten der zwei nachfolgenden Könige wurden die Festungsanlagen weiter ausgebaut. Während der Revolution 1383 und dem folgenden Unabhängigkeitskrieg verjagte die Bevölkerung den spanischfreundlichen Statthalter.

Estremoz war auch in seiner weiteren Geschichte häufiger Schauplatz kriegerischer Auseinandersetzungen. Etwa zog im Spanischen Erbfolgekrieg der Graf von Galveias 1705 hier ein Heer von 15.000 Soldaten, 5.000 Pferden und 20 Stück Artillerie zusammen. 1808 eroberten die französischen Truppen des General Kellermann im Verlauf der Napoleonischen Invasionen Estremoz.[4] Die vorherige Kleinstadt (Vila) Estremoz wurde im Jahre 1926 zur Stadt (Cidade) erhoben.

Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Altstadt wird beherrscht vom Schloss auf dem Berg, dessen Bergfried, Torre de Menagem und der Königspalast, in dem die Rainha Santa Isabel am 4. Juli 1336 starb, wurde unter König Afonso III. 1258 begonnen. Da der Bau des Turms die Regierungszeit dreier Könige in Anspruch nahm, wird er auch der Turm der drei Kronen genannt. Eine Explosion im Pulverarsenal 1698 zerstörte die Burg. Nur der Paço da Audiência, ein sternförmig gewölbter Raum, der als König Dinis Audienzzimmer bekannt wurde und die gotischen Kolonnaden blieben erhalten.

  • Vom Rossio führt rechts vom mittelalterlichen Schandpfahl aus durch das aus dem 14. Jahrhundert stammende Tor Arco da Frandina eine steil nach oben führende Gasse zur Burg.
  • Der Königspalast, der von König João V. im gotischen Stil im 18. Jahrhundert wieder aufgebaut wurde, ist heute zu einer der berühmtesten portugiesischen Pousadas umgestaltet. Das Sterbezimmer der als Heilige verehrten Königin Isabella wurde im 17. Jahrhundert zu einer Kapelle, der Capela da Rainha Isabel umgebaut, auf deren Azulejos Szenen aus dem Leben der Königin dargestellt sind. Vor dem Königspalast erinnert ein modernes Marmordenkmal an sie.
Geschlossene Bahnstation von Estremoz
  • Im Schloss befindet sich eine Kirche im quadratischen Grundriss, die Ingreja de Santa Maria do Castelo, die im 16. Jahrhundert erbaut wurde und in der neben einigen Bildern portugiesischer Meister des späten Mittelalters auch ein Marmorbecken in der Sakristei sehenswert ist.
  • Der Paço da Audiência von Dom Dinis geht aus einer im 16. Jahrhundert manuelinisch umgestalteten mittelalterliche Getreidebörse hervor. Heute befindet sich ein Museum für modernes Design in diesem Gebäude.
  • Vom Rossio aus in Richtung auf die Unterstadt gelangt man zum pelourinho, auf dem eine Armillarsphäre, ein mittelalterliches astronomisches Instrument ruht.
  • In der Unterstadt, die von einer Stadtmauer umgeben ist, stellt das Museu Municipal de Estremoz, das städtische Volkskunstmuseum in dem repräsentativen Gebäude gegenüber dem Bergfried neben Sakralkunst und Krippenfiguren auch die für Estremoz typischen Tonfiguren, die bonecos aus.
  • Im früheren Palast des Vizekönigs von Indien, der 1698 zum Convento de Congregados umgebaut wurde, befindet sich heute das Rathaus.
  • Im ehemaligen Malteserkloster und späteren Krankenhaus mit zweigeschossigen Renaissance-Kreuzgang ist auch die harmonisch gestaltete Ingreja de Misericórdia wegen einer Krippe von Machado de Castro beachtenswert.
  • Nördlich des Rossio liegt der Tocha-Palast aus dem 17. Jahrhundert, in dem Azulejos zu sehen sind.
  • Daneben befindet sich der Convento São Francisco aus der Zeit König Afonso III. aus dem 13. Jahrhundert, der nach der Säkularisation als Kaserne diente, in der neben Sarkophagen und einem Wurzel-Jesse-Altar auch das prächtige Grabmal Vasco Esteves Gato, Stifter einer Kapelle im 15. Jahrhundert alle Aufmerksamkeit beansprucht. Der Hochaltar von 1623 ist mit kostbaren Azulejos geschmückt.
  • Am Fonte da Gadanha-Platz ist ein Brunnen mit Saturnstatue sehenswert.
  • Am Ortsrand ist das Museu da Alfaia Agricola, das Museum für landwirtschaftliche Gerätschaften untergebracht, eine mit viel Liebe und Fleiß eingerichtete ehemalige Getreidemühle, in der alte Werkzeuge und Zubehör aus der ländlichen Umgebung gezeigt werden.
  • Der alte Wasserspeicher Tanque dos Mouros liegt am südlichen Ortsrand.
  • Das Museu Nacional Ferroviário unterhält eine Außenstelle in der Stadt.[5]

Marmor-Steinbrüche[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Marmorsteinbruch bei Estremoz.

Im Dreieck Estremoz – BorbaVila Viçosa wird in über 100 Steinbrüchen ein feinkristalliner, homogener Marmor gewonnen, dessen Farbspektrum von weißcreme über cremerose bis zu intensivem rosa reicht. Seine Verwendung findet der Estremoz-Marmor in der hochwertigen Innenarchitektur wie Wand- und Bodenbelag, Treppen, Waschtische, Säulen sowie Kaminumrandungen.[6]

Verwaltung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kreis[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Estremoz ist Verwaltungssitz eines gleichnamigen Kreises (Concelho) im Distrikt Évora. Am 19. April 2021 hatte der Kreis 12.680 Einwohner auf einer Fläche von 513,8 km²[1].

Die Nachbarkreise sind (im Uhrzeigersinn im Norden beginnend): Sousel, Fronteira, Monforte, Borba, Redondo, Évora sowie Arraiolos.

Mit der Gebietsreform im September 2013 wurden mehrere Gemeinden zu neuen Gemeinden zusammengefasst, sodass sich die Zahl der Gemeinden von zuvor 13 auf neun verringerte.[7]

Die folgenden Gemeinden (Freguesias) liegen im Kreis Estremoz:

Kreis Estremoz
Gemeinde Einwohner
(2021)
Fläche
km²
Dichte
Einw./km²
LAU-
Code
Ameixial (Santa Vitória e São Bento) 564 97,49 6 070417
Arcos 1.016 23,89 43 070401
Estremoz (Santa Maria e Santo André) 7.887 63,90 123 070414
Évora Monte 506 99,39 5 070404
Glória 452 72,75 6 070402
São Bento do Cortiço e Santo Estêvão 680 56,97 12 070415
São Domingos de Ana Loura 269 16,30 17 070411
São Lourenço de Mamporcão e São Bento de Ana Loura 449 43,40 10 070416
Veiros 857 39,72 22 070413
Kreis Estremoz 12.680 513,81 25 0704

Bevölkerungsentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einwohnerzahl im Kreis Estremoz (1801–2011)
1801 1849 1900 1930 1960 1981 1991 2001 2011
10.722 8.504 16.238 20.550 23.201 18.073 15.461 15.672 14.328

Städtepartnerschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Alfons von Braganza
Francisco de Melo

Immaterielles Kulturerbe der Menschheit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die überlieferte Handwerkskunst der Tonfigurenherstellung in Estremoz ist seit 2017 Teil der UNESCO-Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit.[9] Außerdem ist Estremoz einer von nur noch sieben Landkreisen (Concelhos) in Portugal, in denen Kuhglocken aus der traditionellen Handwerkskunst der Arte chocalheira hergestellt werden, die seit 2015 in der Liste des dringend erhaltungsbedürftigen immateriellen Kulturerbes stehen.[10]

Söhne und Töchter der Stadt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Estremoz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c www.ine.pt – Indikator Resident population by Place of residence and Sex; Decennial in der Datenbank des Instituto Nacional de Estatística
  2. a b Übersicht über Code-Zuordnungen von Freguesias auf epp.eurostat.ec.europa.eu
  3. Júlio Almeida: Antiga fábrica de sal e palheiros de Aveiro em risco de demolição 21. August 2012
  4. Núcleo urbano da cidade de Estremoz. (unter Cronologia) In: www.monumentos.pt, abgerufen am 11. Januar 2024 (portugiesisch).
  5. Museum, in Rotas turisticas, abgerufen am 11. Januar 2024 (portugiesisch).
  6. Route „In den Farben des Marmors“ (Memento vom 5. Mai 2014 im Internet Archive), visitalentejo.pt, aufgerufen am 11. Januar 2024. (deutsch)
  7. Lei n.º 11-A/2013 (PDF; 2,3 MB) im Gesetzesblatt Diário da República vom 28. Januar 2013, abgerufen am 13. Januar 2024.
  8. Geminações de Cidades e Vilas. (Memento vom 25. Juni 2021 im Internet Archive), abgerufen am 13. Januar 2024.
  9. Craftmanship of Estremoz clay figures. UNESCO Intangible Cultural Heritage, 2017, abgerufen am 13. Januar 2024 (englisch).
  10. Manufacture of cowbells. UNESCO Intangible Cultural Heritage, 2015, abgerufen am 13. Januar 2024 (englisch).