Ettore Scola

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Ettore Scola (2007)

Ettore Scola (* 10. Mai 1931 in Trevico, Kampanien; † 19. Januar 2016 in Rom) war ein italienischer Filmregisseur und Drehbuchautor.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Scola, Sohn eines Arztes, zeichnete bereits mit 16 Jahren als Cartoonist für die Satirezeitung Marc' Aurelio und kam dadurch in Kontakt mit dem jungen Federico Fellini und der „Welt des italienischen Nachkriegfilms“.[1] Nach der Schule begann Scola zuerst ein Medizinstudium, das er aber zugunsten eines Jurastudiums aufgab.[2] Nach dessen Abschluss war er zuerst mehrere Jahre als Drehbuchautor tätig, bevor er 1964 sein Regiedebüt gab.[3]

Der Filmemacher, der in seinen frühen Komödien auch „vor deftigem Klamauk“ keine Scheu hatte, entwickelte in den 1970er Jahren eine „Filmsprache“, die ihm internationale Anerkennung einbrachte und ihn für die nächste Dekade zum „legitimen Erben von Rossellini, de Sica und Fellini“ erhob.[4]

Scola erhielt in Folge einige renommierte Filmpreise. Für seine dramatische Komödie Wir waren so verliebt wurde er 1974 beim Internationalen Filmfest in Moskau mit dem Hauptpreis geehrt,[5] 1977 wurde der Film mit dem César in der Kategorie Bester ausländischer Film ausgezeichnet. Für sein Drama Die Schmutzigen, die Häßlichen und die Gemeinen (Brutti, Sporchi e Cattivi) erhielt er 1976 bei den Filmfestspielen in Cannes den Preis für die beste Regie. „Sein wohl bekanntester Film aus dem Jahr 1977“, die „Faschismus Studie“ Ein besonderer Tag, wurde 1978 u. a. mit einem Golden Globe Award in der Sparte Bester fremdsprachiger Film ausgezeichnet und erhielt eine Oscar-Nominierung in derselben Kategorie.[6]

Als Regisseur realisierte er insgesamt 41 Filmprojekte, als Autor war er an mehr als 80 Produktionen beteiligt. Zentrale Thematik Scolas war dabei immer „die Darstellung gesellschaftlicher Verhältnisse vor dem Hintergrund der Politik. Im Mittelpunkt oft Außenseiter, mal provokativ, mal komödiantisch“ agierend.[7]

Obwohl sich Scola mit 80 Jahren offiziell vom Filmemachen verabschiedet hatte, präsentierte er 2013 beim Filmfest von Venedig sein letztes Werk Che strano chiamarsi Federico, eine „aus Spielszenen und Filmausschnitten montierten Eloge auf seinen verehrten Kollegen Federico Fellini“.[8] Ein Dokumentarfilm über das Leben und künstlerische Schaffen Scolas mit dem Titel Ridendo e Scherzando wurde 2015 auf dem Filmfest in Rom uraufgeführt,[9] für Drehbuch und Regie zeichnen Scolas Töchter Paola und Silvia verantwortlich.[10][11]

Am 19. Januar 2016 starb Ettore Scola im Alter von 84 Jahren in Rom. In einem Nachruf der Tageszeitung Corriere della Sera wird er als „politischste[r] Filmemacher“ Italiens benannt, den eine „außergewöhnliche Hellsichtigkeit“ ausgezeichnet habe.[12] Italiens Ministerpräsident Matteo Renzi würdigte den Filmemacher als „Meister in der Kunst des Beobachtens der italienischen Gesellschaft“, der italienische Kulturminister Dario Franceschini äußerte: „Ein großartiger Meister, ein außergewöhnlicher Mann, der bis zum letzten Tag seines Lebens jung geblieben ist.“[13]

Filmografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

D = Drehbuch, R = Regie

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Anabel Münstermann: Ettore Scola * 1931. In: Thomas Koebner (Hrsg.): Filmregisseure. Biographien, Werkbeschreibungen, Filmographien. 3., aktualisierte und erweiterte Auflage. Reclam, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-15-010662-4, S. 673–676.
  • Remi Lanzoni, Edward Bowen (Hrsg.): The Cinema of Ettore Scola. Wayne State University Press, Detroit 2020, ISBN 978-0-8143-4379-1.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Ettore Scola – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Tilmann Kleinjung: Regisseur mit unverwechselbarem Stil. Deutschlandfunk, 20. Januar 2016, abgerufen am 21. Januar 2016.
  2. Filmemacher Ettore Scola ist tot. Süddeutsche Zeitung, 20. Januar 2016, abgerufen am 21. Januar 2016.
  3. Patrick Straumann: Der aktive Melancholiker. Neue Zürcher Zeitung, 20. Januar 2016, abgerufen am 21. Januar 2016.
  4. Peter W. Jansen: Ettore Scola: Nachfahr, Vorfahr. Der Tagesspiegel, 9. Mai 2001, abgerufen am 21. Januar 2016.
  5. Ettore Scola, Italian film director and screenwriter, dies at 84. The Guardian, 20. Januar 2016, abgerufen am 21. Januar 2016 (englisch).
  6. Tilmann Kleinjung: "Mit seinen Filmen hat er Italien erzählt". Tagesschau.de, 20. Januar 2016, abgerufen am 21. Januar 2016.
  7. Thomas Simmon: Ettore Scola, ein Nachruf. Arte, 20. Januar 2016, abgerufen am 21. Januar 2016.
  8. Jan Schulz-Ojala: Komödiant, Chronist, Meister. Der Tagesspiegel, 20. Januar 2016, abgerufen am 21. Januar 2016.
  9. Regisseur Ettore Scola gestorben. Tagesschau.de, abgerufen am 21. Januar 2016.
  10. Italienischer Filmemacher: Ettore Scola ist tot. Spiegel Online, 20. Januar 2016, abgerufen am 21. Januar 2016.
  11. Rome Film Fest. Tributes: previews, screenings, restored films, conversations, and events. Fondazione Cinema per Roma, 29. September 2015, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 21. Januar 2016; abgerufen am 21. Januar 2016 (englisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.romacinemafest.it
  12. Regisseur Ettore Scola ist tot. Zeit Online, 20. Januar 2016, abgerufen am 21. Januar 2016.
  13. Kinowelt trauert um Starregisseur Ettore Scola. Euronews, 20. Januar 2016, abgerufen am 21. Januar 2016.