Fürst von Asturien

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Fürstin von Asturien
Wappen der Fürstin von Asturien
Wappen der Fürstin
Leonor de Borbón y Ortiz
Amtierende Fürstin
Infantin Leonor de Borbón y Ortiz, XXXVI. princesa de Asturias
seit dem 19. Juni 2014
Amtssitz Palacio de la Zarzuela in Madrid
Schaffung des Amtes 17. September 1388
Ernennung durch König
Letzte Ernennung 19. Juni 2014
Anrede Su Alteza Real
Webseite www.casareal.es
Vereidigung der Cortes auf den Infanten Ferdinand als Fürst von Asturien im Jahr 1789

Fürst von Asturien (Príncipe de Asturias) ist seit 1388 einer der offiziellen Titel des jeweiligen Thronfolgers von Kastilien. Nach der Vereinigung der Königreiche Kastilien und Aragonien zum Königreich Spanien um die Wende zum 16. Jahrhundert ging der Titel auf den jeweiligen spanischen Kronprinzen über. Seit 1529 tragen die Fürsten von Asturien meist auch den Titel Fürst von Girona als Thronfolger der Krone von Aragonien und Fürst von Viana als Thronfolger im Königreich Navarra.

Gegenwärtige Trägerin ist Leonor de Borbón y Ortiz, die älteste Tochter von König Felipe VI.

Herkunft und Bedeutung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Titel bezieht sich nicht nur auf das 1388 von König Johann I. zur materiellen Versorgung des Thronfolgers errichtete Fürstentum Asturien, sondern beinhaltet zugleich eine beabsichtigte historische Reminiszenz an das frühere Königreich Asturien, das der ab 711 einsetzenden arabischen Eroberung der iberischen Halbinsel getrotzt hatte und den christlich-westgotischen Bewohnern als letzte Rückzugsbasis verblieben war und das darum als Keimzelle der Reconquista angesehen wurde. Das alte Königreich Asturien bzw. Asturien-León war im 13. Jahrhundert im Königreich Kastilien aufgegangen. Indem die kastilischen Herrscher ihren Thronfolgern daher den Titel eines Fürsten von Asturien verliehen, beschworen sie den traditionellen Geist des christlichen Widerstandes gegen das muslimische Al-Andalus, dessen Rückeroberung erst mit der Einnahme von Granada im Jahr 1492 abgeschlossen wurde.

Der Titel eines Fürsten von Asturien hat alle politischen und staatsrechtlichen Umwälzungen in Spanien überlebt und wird nach der Unterbrechung durch die Zweite Republik und die Franco-Diktatur seit 1977 wieder vom spanischen Kronprinzen getragen.

Nach der heutigen Rechtslage trägt der Thronfolger, gemäß Artikel 2 des Königlichen Dekrets Nr. 1368/1987 vom 6. November 1987, den Titel von Geburt an bzw. von dem Moment an, in welchem er Thronfolger wird.[1]

Früher wurde die Verleihung des Titels mit einer großen Zeremonie während einer Sitzung der Cortes gefeiert. Dabei schworen die Cortes den Thronfolger später als König anzuerkennen und der Thronfolger (so er dazu schon selber in der Lage war) schwor, die alten Gesetze zu befolgen und seinem Vater Treue zu bewahren. Gemäß der aktuellen Verfassung schwört der Principe de Asturias bei Erreichen der Volljährigkeit vor den versammelten Mitgliedern beider Häuser der Cortes Generales, seine Aufgaben getreulich zu erfüllen, die Verfassung und die Gesetze zu beachten, die Rechte der Bürger und der Regionen zu wahren sowie Treue gegenüber dem König.

Rechtsstellung, Anrede, Bezeichnung, Übersetzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Titel Príncipe de Asturias steht dem Thronfolger aufgrund des Artikels 57 Abs. 2 der spanischen Verfassung vom 27. Dezember 1978 von Geburt bzw. Erlangung der ersten Stelle in der Thronfolge an von Rechts wegen zu.[2]

Eine Thronfolgerin sowie die Ehefrau eines Thronfolgers führen gemäß Artikel 2 des Königlichen Dekrets Nr. 1368/1987 vom 6. November 1987 über das Wesen der Titel, Anreden und Ehren der Königlichen Familie den Titel Princesa de Asturias. Der Ehemann einer Thronfolgerin trägt nach derselben Vorschrift ebenfalls den Titel Príncipe de Asturias. Dem Thronfolgerpaar gebührt die Anrede Alteza Real (Königliche Hoheit).[3]

Im Falle, dass der König nicht zur Führung der Amtsgeschäfte in der Lage ist und dies von den Cortes Generales festgestellt wird, übernimmt nach Art. 59.2 der Verfassung der Fürst von Asturien – falls er volljährig ist – die Regentschaft.

Das Wort Príncipe (von Lateinisch princeps, „der Erste“), das sowohl mit Prinz als auch mit Fürst ins Deutsche übersetzt werden kann, ist hier korrekterweise mit Fürst wiederzugeben. Allgemeinsprachlich hat sich allerdings die Bezeichnung Prinz von Asturien durchgesetzt, da im deutschen Sprachgebrauch die Kinder eines Monarchen oder Fürsten gewöhnlich als Prinzen bzw. Prinzessinnen bezeichnet werden und der Titel Príncipe de Asturias fest mit der Stellung des Kronprinzen verbunden ist, sodass sein Träger folglich immer auch Prinz von Spanien ist. Königskinder als solche werden in der spanischen Monarchie allerdings ohnehin nicht als „Prinzen“ (príncipe bzw. princesa), sondern als „Infanten“ (Infante bzw. Infanta) bezeichnet. Wiewohl also der spanische Thronfolger in der heutigen Autonomen GemeinschaftFürstentum Asturien“ (Principado de Asturias) keine besondere verfassungsrechtliche Stellung innehat, ist die Übersetzung des Titels mit „Fürst von Asturien“ in Anbetracht des überkommenen territorialen Bezugs und des spanischen Wortgebrauchs als zutreffender anzusehen (ein ähnliches Phänomen findet sich bei dem Titel Prince of Wales in Bezug auf das britische Königshaus).

Liste der Fürsten von Asturien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In dieser Liste sind die durch die carlistischen Thronprätendenten benannten Personen nicht genannt. Auch die Personen, die in der Thronfolge an der ersten Stelle standen, ohne dass eine offizielle Proklamation zum Thronfolger stattfand, fehlen in der folgenden Aufzählung. Es sind dies Maria Teresa und Luisa Fernanda und Alfons von Bourbon-Sizilien. Die Römischen Zahlen weisen auf die Nummerierung der Königlichen Akademie für Heraldik und Genealogie aus dem Jahr 2004 hin.[4]

  Name Geburtsjahr Titel von – bis Grund für den Verlust des Titels
I Heinrich von Trastámara und Barcelona 1379 1388–1390 König von Kastilien und León als Heinrich III.
II Maria von Trastámara und Lancaster 1401 1402–1405 Geburt des Bruders Johann
III Johann von Trastámara und Lancaster 1405 1405–1406 König von Kastilien und León als Johann II.
IV Katharina von Trastámar und Trastámara 1422 1422–1424 gestorben
V Heinrich von Trastámar und Trastámara 1425 1425–1454 König von Kastilien und León als Heinrich IV.
VI Johanna von Trastámar und Avis 1462 1462–1464 Neuregelung der Thronfolge
VII Alfons von Trastámar und Avis 1453 1464–1468 gestorben
VIII Isabella von Trastámar und Avis 1451 1468–1474 Königin von Kastilien und León als Isabella I.
IX Isabella von Trastámara und Trastámara 1470 1476–1478, 1498 Geburt des Bruders Johann, gestorben
X Johann von Trastámara und Trastámara 1478 1478–1497 gestorben
XI Michael von Avis und Trastámar 1498 1499–1500 gestorben
XII Johanna von Trastámara und Trastámara 1479 1502–1504 Königin von Kastilien und León als Johanna I.
XIII Karl von Österreich und Trastámara 1500 1506–1516 König von Spanien als Karl I.
XIV Philipp von Österreich und Avis 1527 1528–1556 König von Spanien als Philipp II.
XV Karl von Österreich und Avis 1545 1560–1568 gestorben
XVI Ferdinand von Österreich und Österreich 1571 1573–1578 gestorben
XVII Diego von Österreich und Österreich 1575 1580–1582 gestorben
XVIII Philipp von Österreich und Österreich 1578 1584–1598 König von Spanien als Philipp III.
XIX Philipp von Österreich und Österreich-Steiermark 1605 1608–1621 König von Spanien als Philipp IV.
XX Baltasar Carlos von Österreich und Bourbon 1629 1632–1646 gestorben
XXI Philipp Prospero von Österreich und Österreich 1657 1657–1661 gestorben
XXII Karl von Österreich und Österreich 1661 1661–1665 König von Spanien als Karl II.
XXIII Ludwig von Bourbon und Savoyen 1707 1709–1724 König von Spanien als Ludwig I.
XXIV Ferdinand von Bourbon und Savoyen 1713 1724–1746 König von Spanien als Ferdinand VI.
XXV Karl von Bourbon und Sachsen 1748 1760–1788 König von Spanien als Karl IV.
XXVI Ferdinand von Bourbon und Bourbon-Parma 1784 1789–1808 König von Spanien als Ferdinand VII.
XXVII Isabella von Bourbon und Bourbon-Neapel-Sizilien 1830 1833 Königin von Spanien als Isabella II.
XXVIII Isabella von Bourbon und Bourbon 1851 1851–1857 Geburt des Bruders Alfons
XXIX Alfons von Bourbon und Bourbon 1857 1858–1870 Thronverzicht seiner Mutter zu seinen Gunsten
XXX Emanuel Philibert von Savoyen und del Pozzo 1869 1871–1873 Thronverzicht seines Vaters
XXVIII Isabella von Bourbon und Bourbon 1851 1875–1880 Geburt der Nichte Maria de las Mercedes
XXXI Maria de las Mercedes von Bourbon und Habsburg-Lothringen 1880 1881–1904 gestorben
XXXII Alfons von Bourbon und Battenberg 1907 1907–1933 Verzicht auf seine Rechte
XXXIII Juan von Bourbon und Battenberg 1913 1933–1941 Inhaber des Titels ohne offizielle Anerkennung
XXXIV Juan Carlos von Bourbon und Bourbon-Neapel-Sizilien 1938 1941–1975 König von Spanien als Juan Carlos I.
XXXV. Philipp von Bourbon und Griechenland 1968 1977–2014 König von Spanien als Felipe VI.
XXXVI. Leonor von Bourbon und Ortiz 2005 seit 2014

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • José Luis Sampedro Escolar: La numeración de los Príncipes de Asturias, Real Academia Matritense de Heráldica y Genelogía, Madrid 2004, dort auch Hinweise auf weitere Literatur auf Spanisch ("La numeración de los Príncipes de Asturias")

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Fürst von Asturien – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. REAL DECRETO 1368/1987, de 6 de noviembre, sobre régimen de tirulos, tratamientos y honores de la Familia Real y de los Regentes. (Königliche Verordnung 1368/1987, vom 6. November über die Regelung von Titeln, Anreden und Ehren der königlichen Familie und der Herrscher). (PDF) In: Boletín Oficial del Estado. Ministerio de Justicia, 12. November 1987, S. 1 (33717), abgerufen am 23. März 2015 (spanisch).
  2. Die spanische Verfassung. (PDF) Gebilligt durch die Cortes in den am 31. Oktober 1978 abgehaltenen Vollversammlungen des Kongresses der Abgeordneten und des Senats / Ratifiziert vom spanischen Volk durch Referendum vom 6. Dezember 1978 / Sanktioniert durch seine Majestät den König vor den Cortes am 27. Dezember 1978. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 28. Juni 2012; abgerufen am 23. März 2015.
  3. REAL DECRETO 1368/1987, de 6 de noviembre, sobre régimen de tirulos, tratamientos y honores de la Familia Real y de los Regentes. (Königliche Verordnung 1368/1987, vom 6. November über die Regelung von Titeln, Anreden und Ehren der königlichen Familie und der Herrscher). (PDF) In: Boletín Oficial del Estado. Ministerio de Justicia, 12. November 1987, S. 1 (33717), abgerufen am 23. März 2015 (spanisch).
  4. José Luis Sampedro Escolar: La Numeración de los Príncipes de Asturias. (PDF) Real Academía Matritense Heráldica y Genealogía, 2004, S. 16, abgerufen am 23. März 2015 (spanisch).