Fischer Weltgeschichte

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Die Fischer Weltgeschichte ist eine zwischen den Jahren 1965 und 1983 in der Fischer-Bücherei im Fischer Taschenbuchverlag erschienene Gesamtdarstellung zur Weltgeschichte in 36 Bänden. Sie behandelt den Zeitraum von der Urgeschichte bis in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg.

Seit 2012 erscheint als Nachfolgereihe die Neue Fischer Weltgeschichte.

Überblick zur Fischer Weltgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Fischer Weltgeschichte wurde nach einem neuen Konzept des Verlegers Gottfried Bermann Fischer erstellt, der schließlich den französischen Philologen und Hermeneutiker Jean Bollack als Herausgeber der Reihe gewinnen konnte. In diesem Konzept sollte nicht mehr die Ereignisgeschichte dominieren (obwohl auch dieser teils breiter Raum zugestanden wurde), sondern auch der Wirtschafts- und Sozialgeschichte gebührend Rechnung getragen werden. Das zweite Merkmal ist die Darstellung der Weltgeschichte durch ein internationales Autorenkollektiv: Während manche Bände nur oder hauptsächlich von ein oder zwei Autoren verfasst wurden, waren für andere mehrere Autoren verantwortlich. Zu den teils sehr namhaften Autoren gehören Hermann Bengtson, Pierre Grimal, Jean Bottéro, Moses I. Finley und Fergus Millar, die Beiträge für den Bereich Altertum beisteuerten. Jacques Le Goff verfasste Band 11 über das Hochmittelalter (er gehörte ebenso wie die Verfasser von Band 10 und 12 zur Annales-Schule), Wolfgang J. Mommsen wiederum widmete sich dem Zeitalter des Imperialismus und Reinhart Koselleck beschäftigte sich mit den „europäischen Revolutionen“. Herbert Franke war Mitautor des China-Bandes, während Claude Cahen einen der beiden Islam-Bände verfasste. Insgesamt waren über 80 Fachwissenschaftler an der Erstellung des Werks beteiligt, das von vornherein als Taschenbuchreihe angelegt war.

Gerade die Bände, die sich mit den (nach dem europäischen Verständnis) „Randzonen“ der Weltgeschichte befassen (China, Japan, Indien oder Zentralasien), stellten seinerzeit Desiderate im deutschsprachigen Raum dar. Die auf ihren Gebieten sehr angesehenen Autoren bürgen im Allgemeinen für kompetente, nach wissenschaftlichen Standards verfasste Darstellungen; die Beiträge wurden teilweise mit Anmerkungsapparaten versehen. Jahrzehnte nach ihrem Entstehen können sie freilich nicht mehr repräsentativ für die moderne Forschung sein, womit die Fischer Weltgeschichte wenigstens in Teilen überholt ist. Dennoch liefert sie auch heute noch eine insgesamt zuverlässige und faktenreiche Gesamtdarstellung.

Das Werk wurde in verschiedenen Besprechungen sehr positiv bewertet, was auch zahlreiche Nachdrucke belegen. Unter dem Titel Weltbild Weltgeschichte erschien im Jahr 2000 eine inhaltlich identische Neuausgabe.[1] Seit 2004 ist die Edition auch als E-Book erhältlich (Digitale Bibliothek, Band 119).

Bände der Fischer Weltgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jeweils mit erstem Erscheinungsdatum:

Die einzelnen Bände unterscheiden sich hinsichtlich Konzeption und Stil zum Teil sehr stark. Der Band 2 (Altorientalische Reiche I), herausgegeben von Elena Cassin, Jean Bottéro und Jean Vercoutter, ist beispielsweise sehr faktenreich und konzentriert in der Darstellung, so dass ein Handbuchcharakter erreicht wird, während Claude Cahen (Band 14: Islam I) Wert auf eine gut lesbare, mehr erzählende Überblicksdarstellung legt. Band 21 (Altamerikanische Kulturen) von Laurette Séjourné gibt sich sehr emanzipatorisch und nennt die weißen Eroberer „Wolfsrudel“ (S. 11); die Darstellung selbst beschreibt das Thema in seinen Einzelthemen, als einen Zustand. Richard Konetzke ist in seiner zeitnahen und ebenfalls synchronistisch konzipierten Darstellung (Band 22: Süd- und Mittelamerika I) viel zurückhaltender mit Kritik an den Weißen. Andere Bände hingegen beschreiben nicht nur vergangene Zustände, sondern auch und vor allem Entwicklungen in der Zeit, zum Beispiel Band 14 (siehe oben) oder Band 30 (Die Vereinigten Staaten von Amerika).

Neue Fischer Weltgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im September 2012 erschienen die ersten Bände einer als Nachfolgereihe konzipierten Neuen Fischer Weltgeschichte. Herausgeber sind die Historiker Jörg Fisch, Wilfried Nippel und Wolfgang Schwentker. Die Reihe ist auf 21 Bände ausgelegt, die im Gegensatz zum Vorläufer weitgehend von deutschen Autoren verfasst sind. Die Bände erscheinen nicht als Taschenbücher, sondern in gebundener Form und (zeitverzögert) als E-Book. Die Neue Fischer Weltgeschichte ist Jörg Fisch zufolge aus methodischen Gründen eher eine Globalgeschichte einzelner Räume und der Beziehung der Räume untereinander. Dabei sollten die Autoren Staat, Wirtschaft, Gesellschaft, Religion und Kultur berücksichtigen.[4]

Folgende Bände umfasst die Neue Fischer Weltgeschichte:

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Weltbild Weltgeschichte. 36 Bände. Weltbild, Augsburg 2000, ISBN 978-3-8289-0400-2.
  2. Geboren 1946, Studium in Hamburg, Freiburg und Paris Promotion 1976, Gymnasiallehrer in Kehl, Autor von Zwischen Machtpolitik und Imperialismus. Die deutsche Frankreichpolitik 1904–1906, Droste Verlag Düsseldorf 1976.
  3. Geboren in Kötzschenbroda 1927. Dr. phil. Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Osteuropa-Institut in München und danach an dem in Innsbruck, an dem er sich 1981 habilitierte. Veröffentlichte mit Erich Maschke Die deutschen Kriegsgefangenen in der Sowjetunion. Antifa, München 1974.
  4. Interview mit Jörg Fisch.