Flügelmanteln

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Flügelmantelnder Glockenreiher (Egretta ardesiaca)

Das Flügelmanteln (englisch canopy feeding oder flush-pursuing) ist eine Jagdtechnik mancher fleischfressender Vögel. Einige Schreitvögel, Bucerotiformes, Singvögel und vielleicht andere Vogelgruppen nutzen dazu ihre ausgebreiteten Schwingflügel. Dabei wird der Nahbereich unter und vor dem Vogel abgeschirmt. Aufgrund der Schattenwirkung kann für kleine Beutetiere ein vermeintlicher Schutzbereich entstehen und sie können auch mechanisch durch die Federn davon abgehalten werden, aus dem Schattenbereich zu entweichen und sie können sogar in Richtung des Schnabels dirigiert werden. Angewandt auf größere Beutetiere, sperrt Flügelmanteln deren Fluchtwege ab.

Gleichzeitig verbessert Flügelmanteln die Sicht, indem es die für den Beutefang irritierenden Blendeffekte an der Wasseroberfläche abschirmt.

Selten, aber bei mindestens 12 Arten der Waldsänger, wird der Effekt durch die aufgespreizten Schwanzfedern erreicht oder unterstützt (so beim Rotbrust-Waldsänger).[1][2][3]

Vogelgruppen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schreitvögel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Flügelmanteln beim Beutefang ist bekannt von Schreitvögeln (Ciconiiformes) wie Störchen, Reihern[4][5] und Pelikanen.

Dabei läuft der Reiher beispielsweise mit ausgebreiteten Flügeln, hält im Uferbereich inne, bringt die Schwingen über seinen Kopf nach vorne und kann in dieser Pose mehrere Minuten verharren.[4] Die so durch Flügelmanteln bevorzugt erbeuteten Tiere sind kleine Fische.[5]

Bucerotiformes[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auch auf größere Einzelobjekte kann Flügelmanteln angewandt werden, z. B. kann eine kleine Gruppe Hornraben mit gespreizten Flügeln gemeinsam eine Schlange an der Flucht behindern und einander zutreiben.[6]

Singvögel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Flügelmanteln kommt auch bei insektenfressenden Singvögeln vor, so bei Fliegenschnäppern (Grauschnäpper)[7], Tangaren (Scharlachtangare)[8], Tyrannen (Buchenschnäppertyrann)[8], Vireos (Rotaugenvireo)[8] und Waldsängern (Grünmantel-Waldsänger, Schnäpperwaldsänger)[8].

Anatomische Adaptation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Flügelmanteln kann durch die Farbgebung und Kontrastierung der Federn unterstützt werden, wobei kontrastreiche hell-dunkle Muster die Beute eher an der Flucht hindern als komplett dunkle Färbungen.[2] Dabei dient die Kontrastfärbung dazu, die Beute in Richtung auf den Schnabel zu dirigieren.[3][9] Dies wurde bei 12 Arten der Waldsänger bestätigt, die Flügelmanteln durch ihre gespreizten schwarz-weiß kontrastierenden Schwanzfedern unterstützen.[1]

Thermoregulation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Spreizung der Flügel dient häufig dem Trocknen des Gefieders in der Sonne. Andere Deutungen beziehen sich auf die Erzeugung von Vitamin D, Bekämpfung von Ektoparasiten und in der Funktion zur Thermoregulation.[10]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Ronald L. Mumme: Scare tactics in a neotropical warbler: white tail feathers enhance flush-pursuit foraging performance in the slate-throated redstart (Myioborus miniatus). In: The Auk. Band 119, Nr. 4, 2002, S. 1024–1035, doi:10.1642/0004-8038(2002)119[1024:STIANW]2.0.CO;2.
  2. a b Piotr G. Jabłoński: A rare predator exploits prey escape behavior: the role of tail-fanning and plumage contrast in foraging of the painted redstart (Myioborus pictus). In: Behavioral Ecology. Band 10, Nr. 1, 1998, S. 7–14, doi:10.1093/beheco/10.1.7.
  3. a b P. G. Jabloński: Sensory exploitation of prey: manipulation of the initial direction of prey escapes by a conspicuous 'rare enemy'. In: Proc. R. Soc. Lond. B. Band 268, Nr. 1471, 22. Mai 2001, S. 1017–1022, doi:10.1098/rspb.2001.1623.
  4. a b James A. Kushlan: Feeding behavior of North American herons. In: The Auk. 1976, S. 86–94. Zitiert aus: Meyerriecks 1960.
  5. a b N. Mathews, C. D. McQuaid: The feeding ecology of the slatey egret (Egretta vinaceigula). In: African Journal of Ecology. Band 21, Nr. 4, Dezember 1983, S. 235–240, doi:10.1111/j.1365-2028.1983.tb00324.x.
  6. D. A. Humphries, P. M. Driver: Protean defence by prey animals. In: Oecologia. Band 5, Nr. 4, 1970, S. 285–302.
  7. Nicholas B. Davies: Prey selection and the search strategy of the spotted flycatcher (Muscicapa striata): A field study on optimal foraging. In: Animal Behaviour. Band 25, 1977, S. 1016–1033, doi:10.1016/0003-3472(77)90053-7.
  8. a b c d Briana Maurerand, Robert C. Whitmore: Foraging of five bird species in two forests with different vegetation structure. In: Wilson Bull. Band 93, Nr. 4, 1981, S. 478–490.
  9. Piotr G. Jabłoński, Caitríona McInerney: Prey escape direction is influenced by the pivoting displays of flush-pursuing birds. In: Ethology. Band 111, Nr. 4, April 2005, S. 381–396, doi:10.1111/j.1439-0310.2004.01059.x.
  10. Willard W. Hennemann, III: Energetics and spread-winged behavior of anhingas in Florida. In: Condor. Band 84, 1982, S. 91–96.