Flensungen

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Flensungen
Gemeinde Mücke
Koordinaten: 50° 37′ N, 9° 2′ OKoordinaten: 50° 36′ 43″ N, 9° 1′ 37″ O
Höhe: 274 (270–280) m ü. NHN
Fläche: 3,18 km²[1]
Einwohner: 901 (30. Jun. 2022)[2]
Bevölkerungsdichte: 283 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. September 1970
Postleitzahl: 35325
Vorwahl: 06400

Flensungen ist ein Ortsteil der Gemeinde Mücke im mittelhessischen Vogelsbergkreis.

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mittelpunkt von Hessen ermessen vom Hessischen Rundfunk, Studio Kassel, aus dem Jahr 1983. Der neue Punkt liegt etwa 800 m südlich und ist unmarkiert

Flensungen liegt am Nordrand des Vogelsbergs und auf der linken westlichen Talseite des Seenbachs. Die Bebauung ist mit der des nördlich angrenzenden Ortsteils Merlau zusammengewachsen.

Der geografische Mittelpunkt des Bundeslandes Hessen befindet sich am Südrand der Gemarkung Flensungen.[3]

Die Gemarkungsfläche beträgt 318 Hektar, davon sind 62 Hektar bewaldet (Stand: 1961).

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Evangelische Kirche in Flensungen

Ortsgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Bestehen des Ortes kann bis in das Jahr 1340 unter der Schreibweise Flensingen urkundlich zurückverfolgt werden,[1] die sich von Flinsic, der Flins (Kieselstein) ableitet. 1429 wird der Ort als Flynsingen erwähnt.

Im Jahr 1456 genehmigte Landgraf Ludwig I. („der Friedfertige“) den Verkauf des halben Dorfes mit Anwesenheit von Heinrich Steyneken an Henne im Felde (genannt Jungehenne).

Am 20. Juni 1590 wurde ein Vergleich abgeschlossen, welcher Grünberg den Gebrauch des Gastenbergs und des Klopfhammers garantierte. Flensungen durfte demnach nur noch den Flensunger Kopf in Beanspruchung nehmen. Der Rentmeister ließ die Grenze absteinen. 1597 verkaufte der Grünberger Rat einen Teil seiner Grundstücke an Flensungen.[4]

Die Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen berichtet 1830 über Flensungen:

„Flensungen (L. Bez. Grünberg) evangel. Filialdorf; liegt 1 St. von Grünberg, hat 1 Kirche, 68 Häuser und 383 evangelische Einwohner. – Die Hälfte dieses Orts bes sassen die von Merlau als Pfandschaft, nachdem aber der Landgraf dieselbe abgelößt hatte, wurden sie 1570 damit belehnt.“[5]

Um 1920 wurden die Telefon- und Elektrizitätsleitungen entlang der Hauptstraße (heutige B 276) errichtet.

Hessische Gebietsreform (1970–1977)

Im Zuge der Gebietsreform in Hessen fusionierten die bis dahin selbständigen Gemeinden Flensungen und Merlau im Landkreis Alsfeld zum 1. September 1970 freiwillig zur neuen Gemeinde Mücke.[6] Nach Eingliederung einer Reihe weiterer Gemeinden in die Gemeinde Mücke wurde für Flensungen und Merlau der gemeinsame Ortsbezirk Mücke eingerichtet.[7]

Verwaltungsgeschichte im Überblick[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten,[Anm. 1] denen Flensungen angehört(e):[1][8][9]

Recht[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Materielles Recht[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Flensungen galt der Stadt- und Amtsbrauch von Grünberg als Partikularrecht. Das Gemeine Recht galt nur, soweit der Amtsbrauch keine Bestimmungen enthielt. Dieses Sonderrecht alten Herkommens behielt seine Geltung auch während der Zugehörigkeit zum Großherzogtum Hessen im 19. Jahrhundert, bis es zum 1. Januar 1900 von dem einheitlich im ganzen Deutschen Reich geltenden Bürgerlichen Gesetzbuch abgelöst wurde.[16]

Gerichtsverfassung seit 1803[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt wurde mit Ausführungsverordnung vom 9. Dezember 1803 das Gerichtswesen neu organisiert. Für das Fürstentum Oberhessen (ab 1815 Provinz Oberhessen) wurde das „Hofgericht Gießen“ eingerichtet. Es war für normale bürgerliche Streitsachen Gericht der zweiten Instanz, für standesherrliche Familienrechtssachen und Kriminalfälle die erste Instanz. Übergeordnet war das Oberappellationsgericht Darmstadt. Die Rechtsprechung der ersten Instanz wurde durch die Ämter bzw. Standesherren vorgenommen und somit war für Flensungen das „Amt Grünberg“ zuständig. Nach der Gründung des Großherzogtums Hessen 1806 wurden die Aufgaben der ersten Instanz 1821 im Rahmen der Trennung von Rechtsprechung und Verwaltung auf die neu geschaffenen Landgerichte übergingen. „Landgericht Grünberg“ war daher von 1821 bis 1879 die Bezeichnung für das erstinstanzliche Gericht das für Flensungen zuständig war.

Anlässlich der Einführung des Gerichtsverfassungsgesetzes mit Wirkung vom 1. Oktober 1879, infolge derer die bisherigen großherzoglichen Landgerichte durch Amtsgerichte an gleicher Stelle ersetzt wurden, während die neu geschaffenen Landgerichte nun als Obergerichte fungierten, kam es zur Umbenennung in „Amtsgericht Grünberg“ und Zuteilung zum Bezirk des Landgerichts Gießen.[17] Am 1. Juli 1968 erfolgte die Auflösung des Amtsgerichts Grünberg, Flensungen wurde dem Amtsgericht Alsfeld zugelegt.[18]

Bevölkerung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einwohnerstruktur 2011[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Flensungen 855 Einwohner. Darunter waren 24 (2,8 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 150 Einwohner unter 18 Jahren, 354 zwischen 18 und 49, 201 zwischen 50 und 64 und 153 Einwohner waren älter.[19] Die Einwohner lebten in 348 Haushalten. Davon waren 84 Singlehaushalte, 93 Paare ohne Kinder und 129 Paare mit Kindern, sowie 33 Alleinerziehende und 6 Wohngemeinschaften. In 69 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 234 Haushaltungen lebten keine Senioren.[19]

Einwohnerentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1806: 325 Einwohner, 57 Häuser[13]
  • 1829: 383 Einwohner, 68 Häuser[5]
  • 1867: 270 Einwohner, 60 bewohnte Gebäude[20]
  • 1875: 375 Einwohner, 76 bewohnte Gebäude[21]
Flensungen: Einwohnerzahlen von 1791 bis 2022
Jahr  Einwohner
1791
  
227
1800
  
254
1806
  
325
1829
  
383
1834
  
377
1840
  
440
1846
  
480
1852
  
464
1858
  
377
1864
  
331
1871
  
366
1875
  
375
1885
  
370
1895
  
380
1905
  
422
1910
  
473
1925
  
483
1939
  
494
1946
  
750
1950
  
761
1956
  
642
1961
  
704
1967
  
741
1970
  
720
1980
  
?
1990
  
?
2000
  
?
2011
  
855
2015
  
842
2022
  
901
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS[1]; 1791[22]; 1800[23]; Gemeinde Mücke[2]; Zensus 2011[19]

Historische Religionszugehörigkeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ortsbeirat

Für Mücke-Flensungen besteht ein Ortsbezirk (Gebiete den ehemaligen Gemeinden Flensungen und Merlau) mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung.[7] Der Ortsbeirat besteht aus neun Mitgliedern. Bei den Kommunalwahlen in Hessen 2021 betrug die Wahlbeteiligung zum Ortsbeirat 54,48 %. Dabei wurden gewählt: drei Mitglieder der SPD, zwei Mitglieder der CDU und vier Mitglieder dem „Freien Wähler“ (FW).[24] Der Ortsbeirat wählte Dirk Decher zum Ortsvorsteher.[25]

Verkehr und Infrastruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hauptgebäude des Flensunger Hofs

Durch den Ort führen die Bundesstraße 49 und die Bundesstraße 276. Zwischen Flensungen und Merlau liegt der Bahnhof Mücke (Hess) der Bahnstrecke Gießen–Fulda, der heute nur noch dem Öffentlichen Personennahverkehr dient. Weitere Verkehrsmöglichkeiten stellt die Verkehrsgesellschaft Oberhessen mit der Buslinie VB-76 sicher.

In Ortsnähe liegt der Flensunger Hof, eine Jugendbildungs- und Erholungsstätte des Chrischona-Gemeinschaftswerks.

Anmerkungen und Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anmerkungen

  1. Bis zur Trennung der Rechtsprechung von der Verwaltung waren die Ämter und frühen Gerichte sowohl Gericht als auch Verwaltungsorgan.
  2. Infolge der Rheinbundakte.
  3. Das Großherzogtum Hessen war von 1815 bis 1866 Mitglied des Deutschen Bundes. Ein Staatenbund ehemaliger Territorien des Heiligen Römischen Reichs. Er gilt als gescheiterter Versuch einer erneuten Reichsgründung.
  4. Trennung von Justiz (Landgericht Grünberg) und Verwaltung.
  5. Der Norddeutsche Bund war der erste deutsche Bundesstaat unter der Führung Preußens. Er war die geschichtliche Vorstufe des Deutschen Reichs. Infolge des Deutschen Krieges wurde die Provinz Oberhessen dort zwangsweise Mitglied.
  6. Im Zuge der Gebietsreform 1938 wurde die Provinz Oberhessen aufgelöst.
  7. Infolge des Zweiten Weltkriegs.
  8. Am 1. September 1971 als Ortsteil zur Gemeinde Mücke.

Einzelnachweise

  1. a b c d e Flensungen, Vogelsbergkreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 16. Oktober 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. a b „Daten und Fakten“. In: Internetauftritt. Gemeinde Mücke, archiviert vom Original; abgerufen im Januar 2024. (Daten aus Web-Archiv)
  3. rs: Hessen-Mittelpunkt bleibt Mücke knapp erhalten. In: Alsfelder Allgemeine, 13. Juli 2010, abgerufen am 14. Januar 2013
  4. Archiv für hessische Geschichte und Alterthumskunde. Verein, 1846 (google.de [abgerufen am 21. Oktober 2018]).
  5. a b c Georg Wilhelm Justin Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Oberhessen. Band 3. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt August 1830, OCLC 312528126, S. 67 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  6. Zusammenschluss der Gemeinden Flensungen und Merlau zur Gemeinde „Mücke“ vom 17. August 1970. In: Der Minister des Innern (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1970 Nr. 35, S. 1698, Punkt 1593 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 4,8 MB]).
  7. a b Hauptsatzung. (PDF; 147 kB) § 6. In: Webauftritt. Gemeinde Mücke, abgerufen im Januar 2024.
  8. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  9. Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, OCLC 162730471, S. 12 ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  10. Die Zugehörigkeit des Amtes Grünberg anhand von Karten aus dem Geschichtlicher Atlas von Hessen: Hessen-Marburg 1567–1604., Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt 1604–1638. und Hessen-Darmstadt 1567–1866.
  11. Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, OCLC 162730471, S. 13 ff., § 26 Punkt d) III. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  12. Wilhelm von der Nahmer: Handbuch des Rheinischen Particular-Rechts: Entwickelung der Territorial- und Verfassungsverhältnisse der deutschen Staaten an beiden Ufern des Rheins : vom ersten Beginnen der französischen Revolution bis in die neueste Zeit. Band 3. Sauerländer, Frankfurt am Main 1832, OCLC 165696316, S. 8 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  13. a b Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1806. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1806, S. 256 ff. (Online in der HathiTrust digital library).
  14. Neuste Länder und Völkerkunde. Ein geographisches Lesebuch für alle Stände. Kur-Hessen, Hessen-Darmstadt und die freien Städte. Band 22. Weimar 1821, S. 419 (online bei Google Books).
  15. Gesetz über die Aufhebung der Provinzen Starkenburg, Oberhessen und Rheinhessen vom 1. April 1937. In: Der Reichsstatthalter in Hessen Sprengler (Hrsg.): Hessisches Regierungsblatt. 1937 Nr. 8, S. 121 ff. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 11,2 MB]).
  16. Arthur Benno Schmidt: Die geschichtlichen Grundlagen des bürgerlichen Rechts im Großherzogtum Hessen. Curt von Münchow, Giessen 1893, S. 67, Anm. 40 und S. 103.
  17. Verordnung zur Ausführung des Deutschen Gerichtsverfassungsgesetzes und des Einführungsgesetzes zum Gerichtsverfassungsgesetze vom 14. Mai 1879. In: Großherzog von Hessen und bei Rhein (Hrsg.): Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt. 1879 Nr. 15, S. 197–211 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 17,8 MB]).
  18. Zweites Gesetz zur Änderung des Gerichtsorganisationsgesetzes (Ändert GVBl. II 210–16) vom 12. Februar 1968. In: Der Hessische Minister der Justiz (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1968 Nr. 4, S. 41–44, Artikel 1, Abs. 2 a) und Artikel 2, Abs. 4 a) (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 298 kB]).
  19. a b c Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,1 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 40 und 80, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. Oktober 2020;.
  20. Wohnplätze 1867. In: Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1877, OCLC 162730484, S. 119 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  21. Wohnplätze 1875. In: Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1877, OCLC 162730484, S. 12 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  22. Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1791. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1791, S. 197 ff. (Online in der HathiTrust digital library).
  23. Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1800. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1800, S. 212 ff. (Online in der HathiTrust digital library).
  24. Ortsbeiratswahl Mücke-Flensungen. In: Votemanager. Gemeinde Mücke, abgerufen im Januar 2024.
  25. Ortsbeirat Mücke-Flensungen. In: Webauftritt. Gemeinde Mücke, abgerufen im Januar 2024.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Flensungen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien