Fontainebleau

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Fontainebleau
Fontainebleau (Frankreich)
Fontainebleau (Frankreich)
Staat Frankreich
Region Île-de-France
Département (Nr.) Seine-et-Marne (77)
Arrondissement Fontainebleau
Kanton Fontainebleau (Hauptort)
Gemeindeverband Pays de Fontainebleau
Koordinaten 48° 25′ N, 2° 42′ OKoordinaten: 48° 25′ N, 2° 42′ O
Höhe 42–150 m
Fläche 172,05 km²
Einwohner 15.945 (1. Januar 2021)
Bevölkerungsdichte 93 Einw./km²
Postleitzahl 77300
INSEE-Code
Website www.fontainebleau.fr

Schloss Fontainebleau

Fontainebleau [fõtɛnˈbloAudiodatei abspielen (früher volksetymologisch Fontaine belle eau, eigentlich von fontaine und blitwald, von dem germanischen Personnamen Blit)[1] ist eine französische Stadt mit 15.945 Einwohnern (Stand 1. Januar 2021) im Département Seine-et-Marne in der Region Île-de-France. Sie liegt 55 Kilometer südlich von Paris und ist Hauptort des Arrondissements Fontainebleau.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Landschaftsbezeichnung „Gâtinais français“ wurde für die historischen Provinzen Frankreichs für die Region um Fontainebleau verwendet. Im Juli 1313 fand dort die Heirat zwischen Johanna von Burgund und Philipp von Valois statt, der später als Philipp VI. König von Frankreich wurde.

Mit dem Edikt von Fontainebleau widerrief König Ludwig XIV. 1685 auf Schloss Fontainebleau das Edikt von Nantes von 1598, welches den protestantischen Hugenotten religiöse Freiheiten gewährt hatte.

Am 18. Oktober 1752 fand die Uraufführung der Oper Le devin du village von Jean-Jacques Rousseau statt. 1753 entstand Daphnis et Eglé, ein heroisches Werk von Rameau. Am 23. Oktober 1754 wurde die Oper Anacréon von Jean-Philippe Rameau uraufgeführt. Die Kolonie New Orleans ging 1762 im Rahmen des geheimen Abkommens von Fontainebleau an Spanien, was im Pariser Frieden 1763 bestätigt wurde. Von 1812 bis 1814 hielt Napoleon I. Papst Pius VII. in Fontainebleau gefangen.

Napoleons Abschied von der kaiserlichen Garde in Fontainebleau (1814)

Am 27. Oktober 1807 musste Spanien im Vertrag von Fontainebleau der französischen Armee Durchmarschrechte nach Portugal zugestehen. Anlass war die Weigerung des portugiesischen Königs Johann VI., nach Napoleons Niederlage in der Seeschlacht von Trafalgar England anzugreifen. Portugal wurde in der Folge besetzt und das Haus Braganza abgesetzt.

1810 wurde das Napoleonische Dekret von Fontainebleau als eines der Folgedokumente des Berliner Dekrets erlassen. Der neue Vertrag von Fontainebleau wurde 1814 geschlossen. Napoleon dankte ab und mit der Zweiten Restauration kehrten die Bourbonen auf den Thron zurück.

Im Jahr 1948 wurde hier im Umfeld einer internationalen Konferenz die Naturschutzorganisation IUCN gegründet.

Vom August 1953 bis April 1967 war Fontainebleau Sitz des NATO-Hauptquartiers Allied Forces Central Europe (AFCENT). In der Nähe der Stadt, auf dem Camp Guynemer, war das Hauptquartier der Allied Air Forces Central Europe (AAFCE). Nach dem Rückzug Frankreichs aus der militärischen Integration der NATO im Jahre 1966 wurde AFCENT nach Brunssum in den Niederlanden verlegt, das AAFCE bis 1974 aufgelöst.[2]

1984 fand in Fontainebleau ein Treffen des Europäischen Rates statt, dessen Entscheidungen die Eurosklerose beendeten. Der Britenrabatt beendete den jahrelang schwelenden Finanzstreit innerhalb der Europäischen Gemeinschaft; zwei durch den Gipfel ins Leben gerufene Ausschüsse (Ad-hoc-Ausschuss für institutionelle Fragen, auch Dooge-Ausschuss genannt, sowie der Ausschuss für das „Europa der Bürger“, auch Adonnino-Ausschuss genannt) führten schließlich zur Verabschiedung der Einheitlichen Europäischen Akte, der ersten Änderung der Römischen Verträge. Das Treffen gilt damit als ein Meilenstein der Europäischen Integration.

Partnerstädte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zudem ist Fontainebleau Mitglied des Bundes der europäischen Napoleonstädte.

Verkehrsverbindungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Ort hatte von 1896 bis 1953 eine Straßenbahn. Diese war im Zeitraum vom 15. Juli 1901 bis 1953 als Oberleitungssystem ausgeführt.

Fontainebleau liegt an der Bahnstrecke Paris–Marseille und unterhält mit seiner Nachbarstadt den gemeinsamen Bahnhof Fontainebleau-Avon. Die Reisezeit nach Paris beträgt ca. 40 Minuten.

Der im ausgedehnten Waldgebiet von Fontainebleau gelegene Bahnhof Fontainebleau-Forêt wird für Wanderer am Wochenende und feiertags in Fahrtrichtung Süden von einzelnen Zügen des Transiliens R bedient.[3]

Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Siehe auch: Liste der Monuments historiques in Fontainebleau

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Geborene und Verstorbene (chronologisch)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zeitweilige Einwohner[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Antoine Caron (1521–1599), Maler, Aufenthalt um 1540, späterer Hofmaler für Katharina von Medici
  • Louise de La Vallière (1644–1710), Mätresse und Mutter, wohnte im Schloss
  • Helena Petrovna Blavatsky (1831–1891), deutsch-russische, später US-amerikanische Schriftstellerin
  • Sophus Lie (1842–1899), norwegischer Mathematiker, Erforscher der Lie-Gruppen, war 1870/71 am Ort inhaftiert, da er irrtümlich für einen Spion gehalten wurde
  • Jane Graverol (1897–1984), Malerin des Surrealismus
  • Patricia Highsmith (1921–1995), Schriftstellerin, wohnte zeitweilig in der Region
  • Louis Malle, Regisseur, verbrachte 1944 eine Zeit im Internat „Petit Collège“ in Avon. Dort ereignete sich während der deutschen Besetzung der tödliche „Verrat“, der später zum Leitmotiv in Auf Wiedersehen, Kinder wurde.

Sonstiges[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Matthias Blazek, Thierry Colas: L’Histoire des Sapeurs-Pompiers de Fontainebleau. Fontainebleau 1999.
  • Manfred Esser, Lionel Walker: Fontainebleau – Regards. PRV-Communications, Saint-Fargeau-Ponthierry 1993.
  • Maurice Toesca: Les grandes heures de Fontainebleau. Albin Michel, Paris 1984.
  • Traditionen des französischen Militärischen Reitsportzentrums (Centre sportif d’Équitation militaire, CSEM) und des Dragonerregiments Nr. 8 (Originaltitel: Traditions du Centre sportif d’Équitation Militaire et du 8e régiment de Dragons). Sonderveröffentlichung Nr. 1 des Kameradschaftlichen aus Fontainebleau, Adelheidsdorf/Münster 2010.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Fontainebleau – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Albert Dauzat and Charles Rostaing, Dictionnaire étymologique des noms de lieu en France, Librairie Guénégaud, Paris, 1979.
  2. Ausführlich: Blazek, Matthias: „Die Geschichte der NATO in Fontainebleau“, in: F-Flagge – Magazin für den Fernmeldering e. V., 37. Jg., Nr. 3/2010, S. 49 ff.
  3. Horaires Transilien - 09 Decembre 2018 a 14 Decembre 2019. In: Transilien. SNCF, 9. Dezember 2018, abgerufen am 8. Januar 2019 (französisch).
  4. Bundeswehrverwaltungsstellen im Ausland auf www.iud.bundeswehr.de