Fortschrittspartei (Island)

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Framsóknarflokkurinn
Fortschrittspartei
Partei­vorsitzender Sigurður Ingi Jóhannsson
General­sekretär Jón Björn Hákonarson
Stellvertretende Vorsitzende Lilja Dögg Alfreðsdóttir
Gründung 16. Dezember 1916
Hauptsitz Reykjavík
Ausrichtung Bauernpartei
Politische Mitte
EU-Skepsis
Farbe(n) Grün
Sitze Althing
13 / 63 (20,6 %)
Internationale Verbindungen Liberale Internationale (LI)
Zentrumsgruppe
Website framsokn.is

Die Fortschrittspartei (isländisch Framsóknarflokkurinn) ist eine bäuerliche Partei der politischen Mitte[1] in Island und den nordischen Agrarparteien zuzuordnen.

Politische Positionen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Partei vertritt hauptsächlich die Interessen der Bauern und Fischer. Gegründet wurde sie 1916 durch den Zusammenschluss der Bauernpartei (Bændaflokkur) und der Unabhängigen Bauern (Óháðir bændur).

Ein Teil der Mitglieder spricht sich gegen die NATO-Mitgliedschaft aus. 2009 unterstützte die Partei mit Vorbehalten bei den Landwirtschafts- und Fischereirechten einen EU-Beitritt,[2] mittlerweile ist sie aber wieder dagegen.

Bei den Kommunalwahlen 2014 machte Sveinbjörg Birna Sveinbjörnsdóttir, die Spitzenkandidatin in Reykjavík, mit islamkritischen Äußerungen gegen den Bau einer Moschee auf sich aufmerksam.[3] Daraufhin traten im Sommer 2014 mehrere Parteifunktionäre wegen der Äußerungen Sveinbjörg Birnas sowie der mangelnden Distanzierung der Parteiführung aus der Fortschrittspartei aus.[4]

2015 begrüßte die Fortschrittspartei anlässlich ihres Kongresses die globale Erwärmung, die „neue und spannende Möglichkeiten“[5] für Island mit sich bringe. Dazu gehöre „steigende Getreideproduktion, Aufforstung und vielfältigere einheimische Nahrungsmittelproduktion“.[5]

Vorsitzende[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vorsitzender[6][7] Zeitraum Kommentar
Ólafur Briem 1916–1920
Sveinn Ólafsson 1920–1922
Þorleifur Jónsson 1922–1928
Tryggvi Þórhallsson 1928–1932 Ministerpräsident 1927–1932
Ásgeir Ásgeirsson 1932–1933 Ministerpräsident 1932–1934; Staatspräsident 1952–1968
Sigurður Kristinsson 1933–1934
Jónas frá Hriflu (Jónas Jónsson) 1934–1944
Hermann Jónasson 1944–1962 Ministerpräsident 1934–1942 und 1956–1958
Eysteinn Jónsson 1962–1968
Ólafur Jóhannesson 1968–1979 Ministerpräsident 1971–1974 und 1978–1979
Steingrímur Hermannsson 1979–1994 Ministerpräsident 1983–1987 und 1988–1991
Halldór Ásgrímsson 1994–2006 Ministerpräsident 2004–2006
Jón Sigurðsson 2006–2007
Guðni Ágústsson 2007–2008
Valgerður Sverrisdóttir 2008–2009
Sigmundur Davíð Gunnlaugsson 2009–2016 Ministerpräsident 2013–2016
Sigurður Ingi Jóhannsson 2016– Ministerpräsident April–Oktober 2016

Damit waren 8 der bisherigen 17 Vorsitzenden der Partei Ministerpräsidenten des Landes.

Wahlergebnisse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Partei belegte bei den Parlamentswahlen bis in die 1990er Jahre hinein meistens den zweiten Platz. Dementsprechend oft war sie bereits in der Regierung vertreten, entweder in Koalition mit der Unabhängigkeitspartei oder einer der linken Parteien.

Bei der isländischen Parlamentswahl 2007 erreichte die Partei nur 11,7 Prozent der Stimmen. Dieser Trend konnte bei den Wahlen 2009 umgekehrt werden. Im Jahr 2013 wurde sie mit 24,4 Prozent zweitstärkste Partei und stellte wieder den Ministerpräsidenten.

Nach dem Rücktritt von Ministerpräsident Sigmundur Davíð Gunnlaugsson im Zuge der Affäre um die Panama Papers im April 2016 fanden am 29. Oktober 2016 vorgezogene Neuwahlen statt. Bei ihnen erlitt die Fortschrittspartei starke Verluste. Mit 11,5 % kam sie auf den vierten Platz nach Unabhängigkeitspartei, Links-Grüner Bewegung und der isländischen Piratenpartei Píratar und hatte noch acht Sitze im Althing inne.[8] Damit hatte auch die bestehende liberal-konservative Koalition aus Fortschrittspartei und Unabhängigkeitspartei ihre Regierungsmehrheit verloren. Bei der Parlamentswahl vom 25. September 2021 erhielt die Partei 17,3 % der Stimmen und damit 13 Sitze im Althing.[9]

Jahr Stimmen Prozent +/− Sitze +/−
1995 38.485 23,3 % +4,4 % 15 +2
1999 30.415 18,4 % −4,9 % 12 −3
2003 32.484 17,7 % −0,7 % 12 +/−0
2007 21.349 11,7 % −6,0 % 7 −5
2009 27.699 14,8 % +3,1 % 9 +2
2013 46.173 24,4 % +9,6 % 19 +10
2016 21.791 11,5 % −12,9 % 8 −11
2017 21.016 10,7 % −0,8 % 8 +/−0
2021 34.501 17,3 % +6,6 % 13 +5

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • framsokn Offizielle Website (isländisch)

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Wolfram Nordsieck: Iceland. In: Parties and Elections in Europe. Abgerufen am 11. April 2015 (englisch).
  2. Alex: Progressives support Iceland EU entry. In: IceNews. 17. Januar 2009, archiviert vom Original am 14. Februar 2012; abgerufen am 11. April 2015 (englisch).
  3. Göttinger Demokratie-Forschung: Ein Griff in die rechtspopulistische Rhetorikkiste. In: Cicero Online Blog. 22. Juli 2014, archiviert vom Original am 23. September 2015; abgerufen am 11. April 2015.
  4. Gabriele Schneider: Weitere Parteiaustritte wegen Moschee-Äußerungen. In: Iceland Review Online. 22. Juli 2014, archiviert vom Original am 18. Mai 2015; abgerufen am 11. April 2015.
  5. a b Gabriele Schneider: Fortschrittspartei freut sich über Klimawandel. In: Iceland Review Online. 10. April 2015, abgerufen am 11. April 2015.
  6. Formenn. Framsóknarflokkurinn, archiviert vom Original am 12. September 2016; abgerufen am 3. Oktober 2016 (isländisch).
  7. Sigurður Ingi nýr formaður Framsóknar. Framsóknarflokkurinn, abgerufen am 3. Oktober 2016 (isländisch).
  8. General Elections 2016 in Iceland. In: Iceland Monitor. 30. Oktober 2016, abgerufen am 4. November 2016 (englisch).
  9. Úrslit Alþingiskosninga í september 2021. In: mbl.is. Morgunblaðið, 26. September 2021, abgerufen am 28. Oktober 2021 (isländisch).