Frankfurter Trambahn-Gesellschaft

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Pferdebahnen vor der Alten Oper, um 1880

Die Frankfurter Trambahn-Gesellschaft (FTG) war zwischen dem 19. Mai 1872 und dem 31. Dezember 1897 Betreiber der Frankfurter Straßenbahn.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Depot am Schönhof um 1890
Pferdebahn an der Endhaltestelle Bornheim (Schule) in Bornheim vor dem Gasthaus Nassauer Hof (heute: Solzer) in der Berger Straße, ab 1881
Pferdebahnwagen 167 der FTG des Frankfurter Verkehrsmuseums in Betrieb im Betriebshof Eckenheim 2022

Die Frankfurter Trambahn-Gesellschaft wurde 1872 durch die Brüsseler Firma F. de la Hault & Cie gegründet. Die erste Pferdebahn-Linie wurde am 19. Mai 1872 für den Personenverkehr eröffnet und führte vom Schönhof über die Leipziger Straße, Bockenheimer Landstraße und Bockenheimer Thor (heutiger Opernplatz) zur Hauptwache. Diese Straßenbahn-Linie wurde kurze Zeit später über die Zeil in Richtung Osten verlängert und erreichte am 10. September 1875 erstmals den Hanauer Bahnhof zwischen der Hanauer Landstraße und dem Röderbergweg (Vorgänger des heutigen Bahnhofs Frankfurt (Main) Ost). Ab 1879 führte eine zweite Linie von dem Uhrtürmchen in Bornheim über den Sandweg zur Friedberger Anlage. Diese Strecke wurde am 24. Oktober 1881 vom Uhrtürmchen über die Berger Straße zur Kirchner-Schule am Hohen Brunnen verlängert.

Das Streckennetz wurde in der Folgezeit schnell erweitert:

Zur Unterscheidung der Linien wurden ab dem 15. April 1889 verschiedenfarbige Zielschilder und Lampen mit farbigen Gläsern verwendet.

Als die Elektrifizierung der Straßenbahn anstand, gehörte die FTG (in Gemeinschaft mit der Firma Westinghouse) zu einem der sieben Bieter. Das Angebot der FTG war mit 2.461.000 Mark (entspricht heute etwa 20,8 Millionen EUR[1]) das günstigste, weil der Oberbau der bisherigen Pferdebahn weitgehend übernommen werden sollten, während die anderen Anbieter eine Erneuerung des Gleiskörpers vorsahen.[2]

Zum 1. Januar 1898 gingen alle Linien mit Ausnahme der Linie Rödelheim – Schönhof in den Besitz der Stadt Frankfurt über, die in der Folgezeit bis 1904 die Elektrifizierung aller Linien durchführte. Die durch die Main-Weser-Bahn vom restlichen Netz getrennte Strecke nach Rödelheim ging erst am 1. August 1900 in städtisches Eigentum über und wurde auch als letzte Linie am 17. Juni 1904 auf elektrischen Betrieb umgestellt. Bis zum Ablauf der Betriebskonzession am 31. Dezember 1914 zahlte die Stadt Frankfurt zudem eine jährliche Abfindung an den ursprünglichen Besitzer.

Linien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Streckennetz der Frankfurter Straßenbahn, Stand 1. Januar 1899
Tramfahrschein Frankfurt am Main 1875

Zum Jahreswechsel 1897/1898 verkehrten folgende Linien auf dem Netz der FTG:

Feuerbachstraße – Hauptbahnhof
Bockenheimer Bahnhof – Hanauer Bahnhof
Bockenheimer Warte – Hanauer Bahnhof
Bockenheimer Warte – Lokalbahnhof
Palmengarten – Wendelsplatz
Palmengarten – Bornheim (Post)
Glauburgstraße – Wendelsplatz
Bornheim (Schule) – Hauptbahnhof
Schellingstraße – Hauptbahnhof
Friedhof (Altes Portal) – Hauptbahnhof
Friedberger Anlage – Wilhelmsstraße
Hauptbahnhof – Lokalbahnhof
Hauptbahnhof – Konstablerwache
Hauptbahnhof – Hanauer Bahnhof
Bockenheimer Warte – Rödelheim
Schönhof – Opernplatz

Wagenpark[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Speichenrad des Pferdebahnwagens 167 der FTG im Frankfurter Verkehrsmuseum in Frankfurt-Schwanheim

Am Höhepunkt des Pferdebahnbetriebs 1898 verfügte die FTG beziehungsweise die Städtische Straßenbahn über insgesamt 904 Pferde als Zugtiere sowie 144 geschlossene und 61 offene Personenwagen. Alle Wagen waren ursprünglich dunkelgrün lackiert, nach der Übernahme durch die städtische Straßenbahn wich der Anstrich der bei den elektrischen Fahrzeugen üblichen beigen Farbgebung. Nach der Umstellung auf elektrischen Betrieb wurden die geschlossenen Pferdebahnwagen noch bis etwa 1914 hinter Straßenbahn-Triebwagen des Typs A für Fahrgäste eingesetzt. Ein Wagen blieb im Verkehrsmuseum in Frankfurt-Schwanheim erhalten. Da dessen ursprüngliche Nummer nicht überliefert ist, trägt er die Fantasienummer 167.

Die Zugpferde der FTG bekamen nach dem Jahr ihres Zuganges zur Gesellschaft Namen in alphabetischer Reihenfolge, beginnend bei A in 1872. Von einem Pferd aus dem Jahr 1875 ist der Name „Defizit“ überliefert. In den ebenfalls alphabetisch vergebenen Baureihenbezeichnungen der elektrischen Straßenbahn lebt das System in gewisser Weise weiter.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Bernd Conrads, Dana Vietta: Die Elektrische - Unterwegs in Frankfurt. 135 Jahre elektrische Straßenbahn in Frankfurt am Main. Hrsg.: Verkehrsgesellschaft Frankfurt am Main mbH (VGF) Unternehmenskommunikation. Druck- und Verlagshaus Zarbock GmbH & Co. KG, Frankfurt am Main 2019.
  • Horst Michelke, Claude Jeanmaire: Hundert Jahre Frankfurter Strassenbahnen : 1872 - 1899 - 1972 = Tramways of Frankfurt am Main (Western Germany). 1. Auflage. Villigen AG: Verlag Eisenbahn, Buchverlag für Eisenbahn- und Strassenbahnliteratur, Brugg/Schweiz 1972, ISBN 3-85649-018-3.
  • Dana Vietta: 150 Jahre Trambahn in Frankfurt. Hrsg.: Verkehrsgesellschaft Frankfurt am Main mbH (VGF) Unternehmenskommunikation. Druck- und Verlagshaus Zarbock GmbH & Co. KG, Frankfurt am Main 2022, ISBN 978-3-9823577-3-7.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Diese Zahl wurde mit der Vorlage:Inflation ermittelt, ist auf volle 100.000 EUR gerundet und bezieht sich auf Januar 2024.
  2. Frankfurt a. M.Zeitschrift für Elektrotechnik / Zeitschrift für Elektrotechnik. Organ des Elektrotechnischen Verein(e)s in Wien, Jahrgang 1897, S. 203 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/zfe