Franz Borgias Maerz

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Franz Borgias Maerz
Landsberger Straße 80 um 1904. Im linken Gebäude befand sich die Orgelbaufirma Maerz. Zur Straßenseite hin lag das Wohnhaus, dahinter der Montagesaal. Die beiden Gebäude wurden bei den letzten Luftangriffen im Jahr 1945 durch Sprengbomben zerstört
Erbauerschild in Hainsacker

Franz Borgias Maerz (* 30. Juli 1848 in München; † 23. März 1910 ebenda) war ein deutscher Orgelbauer.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Franz Borgias Maerz war nach seinen älteren Geschwistern, Ferdinand-Anton, Julie und Helene, das jüngste Kind von Sebastian und Anna Nothwinkler. Die Familie wohnte gegenüber der Orgelbaufirma in der Landsberger Straße und war mit der Familie Maerz befreundet. Nach dem frühen Verlust des Vaters und einem späteren, tödlichen Haushaltsunfall der Mutter war er bereits mit drei Jahren Vollwaise. Er alleine wurde im nachbarlichen Haus des kinderlosen Orgelbauers Max Maerz aufgenommen und erlernte dort später das Orgelbauhandwerk. 1868 wurde er von seinem Pflegevater adoptiert und nahm dessen Namen an. Bereits ab 1876 reiste er als Geschäftsbevollmächtigter nach Ploiești in Rumänien und nach Louisville (Kentucky) und stellte dort Orgeln auf. Dort traf er auch seinen nach Seattle ausgewanderten Bruder. Nach dem Tod seines Vaters übernahm er am 1. Mai 1879 den Betrieb und führte ihn als „Max Maerz & Sohn, Inh. F. B. Maerz“ weiter. Franz Borgias Maerz war lange unverheiratet.[1] Vier Jahre vor seinem Tod heiratete er Magdalena Maerz, geb. Geiselhart. Diese pflegte ihn, als er zunehmend an einem Nierenleiden und an Atherosklerose litt. Maerz starb nach einem langen, schweren Leiden.[1][2] Die Ehe war kinderlos geblieben.

Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Franz Borgias Maerz baute nach der Betriebsübernahme dem Modegeschmack entsprechend bis zur Jahrhundertwende zunächst Orgeln mit mechanischer Kegellade. Danach kam Friedrich Witzig, welcher schon vorher bei der Firma Steinmeyer und Strebel tätig war, als weiterer Mitarbeiter in die Firma. Dieser war der Erfinder der Taschenlade. Ab diesem Zeitpunkt wandte sich Maerz vermehrt der Taschenlade zu und baute Laden nach dem System Witzig mit hängenden und stehenden Taschen. Unter seiner Regie wurden ungefähr 450 Orgeln gebaut, allein etwa 60 für Münchner Kirchen. Aufgrund der beengten Platzverhältnisse auf seinem Firmengrundstück gilt es als sicher, dass er dafür teilweise Fertigteile der Firma Laukhuff bezog. Zu seinen Schülern zählten u. a. Albert Moser, Ludwig Eisenschmid, Karl Frosch und Leopold Nenninger. 1905 wurde er von Luitpold von Bayern zum königlichen Hoforgelbauer ernannt. Kurz vor seinem Tod, im Jahr 1909, übernahm Albert Schönle die Firma und firmierte bis zur Schließung im Jahr 1928 mit „Max Maerz & Sohn, Inh. Albert Schönle“.[2]

„Mit handwerklich sauberer und dauerhafter Arbeit war die Firma führend im katholischen Bereich Bayerns.“[3]

Werkliste (Auszug)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Orgelbauermarke in Pfrombach
Orgelbauermarke in Weihbüchl

f1 Karte mit allen Koordinaten: OSM | WikiMap

Jahr Opus Ort Gebäude Bild Manuale Register Bemerkungen
1879 136 Ast St. Georg
Standort
I/P 10 Orgel
1881 155 Stefanskirchen St. Stephanus
I/P 10 ~1935 Umbau und Erweiterung durch Georg Glatzl; 1974 Umbau durch Guido Nenninger (II/14)[4]

Gehäuse erhalten

1882 164 Georgenzell St. Georg
Standort
I/P 6 Orgel
1884 174 Marnbach St. Michael
Standort
I/P 6 1948 und 1991 restauriert
Orgel
1884 176 Kirchdorf bei Haag i. OB Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt
Standort
II/P 18 2006 restauriert durch die Firma Norbert Krieger.
Orgel
1885 188 Jenkofen Wallfahrtskirche Mariä Himmelfahrt
Standort
I/P 6 Orgel
1886 192 Kirchdorf an der Amper St. Martin
Standort
II/P 12 mechanische Kegellade
1886 197 Langenpreising Pfarrkirche St. Martin
Standort
II/P 12 1972 durch ein Instrument der Fa. Orgelbau Sandtner (II/P, 14) ersetzt, 1973 nach Breitbrunn verkauft
Orgel
1887 205 Geisenhausen Pfarrkirche St. Martin
Standort
II/P 18 1980 Umbau mit Erweiterung auf 19 Register durch Hubertus von Kerssenbrock
Orgel
1887 206 München Odeon
Standort
II/P 25 1905 abgebaut und (teilweise) weiterverwendet für Neubau St. Rupert
1887 208 München Alte Hauptsynagoge
Standort
II/P 25 1929 durch neue Orgel von Steinmeyer (III/P/32) ersetzt; nicht erhalten
1888 212 Maria Thalheim Wallfahrtskirche Mariä Himmelfahrt
Standort
II/P 18 1969 umgebaut, 1994 von Johannes Führer restauriert
1889 224 Aufkirchen St. Johann Baptist
Standort
I/P 10 1997 von Johannes Führer und 2000 von Gerhard Schmid restauriert
Orgel
1890 233 Bad Reichenhall St. Zeno
Standort
I/P 9 1998 aus Oberdarching (umbenannt Mitterdarching, Gemeinde Valley) nach Bad Reichenhall übertragen
Orgel
1891 253 Schnaitsee Mariä Himmelfahrt
Standort
II/P 15 1972 Umbau und Erweiterung auf II/22 von Orgelbau Zeilhuber.
1892 264 Weihbüchl St. Benedikt
Standort
I/P 6 Orgel
1892 270 Endlhausen St. Valentin
Standort
I/P 8 2016 Restaurierung durch Roland Eder[5]
1892 271 Lamerdingen St. Martin
Standort
I/P 10 mechanische Kegellade
1892 273 Gars am Inn Mariä Himmelfahrt
Standort
II/P 24 1932 durch Georg Glatzl (St. Gregoriuswerk) auf pneumatische Traktur umgebaut und erweitert, dabei wurden viele Register übernommen
1892 277 Schatzhofen St. Michael
Standort
I/P 7 mechanische Kegellade → Orgel
1893 281 Fridolfing Mariä Himmelfahrt
Standort
II/P 25 mechanische Kegellade → Orgel
1893 287 Garching bei München St. Katharina
Standort
I/P 10 mechanische Kegellade, weitgehend erhalten, 2013 durch Orgelbau Linder restauriert
Orgel
1893 290 Grünwald Alt St. Peter und Paul
Standort
I/P 6 mechanische Kegellade
Die Kapelle war von 1939 bis 1996 ungenutzt und die Orgel unbrauchbar geworden. Auf Initiative von Anne Horsch und Hubertus von Kerssenbrock wurde die Orgel repariert und die Kapelle saniert. 1998 wurden Orgel und Kapelle wiedereingeweiht.[6]
1894 293 Landshut Klosterkirche Seligenthal II/P 16 mechanische Kegellade, 1937 durch Neubau von Weise ersetzt[7]
1894 294 Lochen St. Magdalena
Standort
I/P 6 pneumatische Kegellade
1894 München-Pasing Klosterkirche Maria Rosenkranzkönigin
Standort
II/P 9 mechanische Kegellade
1894 297 Rettenbach St. Laurentius
Standort
I/P 9 mechanische Kegellade, 1985 von Johann Rickert durch ein neobarockes Rückpositiv erweitert
1894 299 Hainsacker St. Ägidius
Standort
II/P 15 mechanische Kegellade
Orgel
1894 305 Berg (Oberhausen) St. Michael I/P 5 zerstört
1894 307 Bettbrunn St. Salvator
Standort
II/P 20 Teile der Orgel von Johann König von 1692 (Zuschreibung fraglich).
Prospekt von 1780 von Georg Wagner, Ingolstadt. Umbau 1970 durch L. Plößl. Rekonstruktion der Maerz-Disposition durch Heribert Heick.
1895 314 Bayerbach bei Ergoldsbach Mariä Himmelfahrt
Standort
II/P 12 pneumatische Kegellade

Orgel

1895 321 Neuötting Kloster
Standort
II/P 16 pneumatische Kegellade, 1985 transferiert aus Gmund am Tegernsee
1896 327 München-Freimann St. Nikolaus
Standort
I/P 7 mechanische Kegellade, zwischenzeitlich umgebaut, heute wieder nahezu im Originalzustand erhalten[8]
1896 330 Steinkirchen St. Johannes Baptist und Johannes Evangelist
Standort
I/P 8 mechanische Kegellade
1897 Wilparting Wallfahrtskirche Wilparting
Standort
I/P 7 Orgel
1897 Brannenburg-Schwarzlack Wallfahrtskirche Mariahilf
Standort
I/P 5 pneumatische Taschenlade
1897 337 München St. Michael
Standort
III/P 38 Testamentarisch gestiftet von Franziska von Hoffnaaß. Disposition von Josef Gabriel Rheinberger.[9]
1944 zerstört
1897 340 Zankenhausen St. Johannes Baptist
Standort
I/P 6 pneumatische Kegellade
1898 358 Bonbruck Mariä Himmelfahrt
Standort
I/P 9 nicht erhalten, 1982 durch eine Orgel von Schuster ersetzt
Orgel
1898 359 Weilheim in Oberbayern Heilige Dreifaltigkeit
Standort
I/P 9 1975 durch Neubau ersetzt unter Verwendung einiger alter Register
Orgel
1899 363 Reichenkirchen St. Michael
Standort
II/P 12 Orgel
1899 366 Tittmoning St. Laurentius
Standort
II/P 21 Prospekt von Johann Christoph Egedacher aus dem Jahr 1740. Bis 1816 im Kloster Herrenchiemsee.
Umbau 1970. Erweiterung 1974.
Orgel
1899 Bad Reichenhall St. Zeno
Standort
II/P 23 Orgel
1900 377 Haimhausen St. Nikolaus
Standort
II/P 12 2021 von Rudolf von Beckerath Orgelbau generalüberholt und auf II/15 erweitert.[10][11]
1900 381 Vilsbiburg Mariä Himmelfahrt
Standort
II/P 18 Nicht erhalten, 1959 durch Neubau (III/33) von Guido Nenninger ersetzt.
1900 389 Neumarkt-Sankt Veit Kloster Sankt Veit
Standort
II/P 20 Gehäuse von Christoph Egedacher dem Älteren aus dem Jahr 1639. 1976 Umbau durch Max Sax, Altmühldorf.
Orgel
1901 409 Velden (Vils) St. Peter
Standort
II/P 18 Nicht erhalten. Neugotisches Gehäuse von Joseph Elsner senior aus dem Jahr 1899.
Orgel
1902 429 München St. Kajetan II/P 28 1945 zerstört
1902 Pullach im Isartal Alt Heilig Geist
Standort
I/P 6 Original erhalten.
1903 448 München St. Maximilian III/P 47 1943 zerstört
1903 450 Meilenhofen Mariä Namen
Standort
I/P 5 1968 nach St. Michael in Kirchenlamitz transferiert und um zwei Register erweitert. (Abbildung am aktuellen Standort)
Orgel
1904 456 Augsburg Dom Mariä Heimsuchung
Standort
II/P 36 1986 Restaurierung durch Rudolf Kubak
Orgel
1904 458 Mallersdorf-Pfaffenberg St. Johannes Evangelist
Standort
II/P 16 Im Gehäuse von 1783 von Anton Bayr. Mehrfach umgebaut und verändert. Eingelagert erhalten. 1985 Neubau im historischen Gehäuse durch Manfred Mathis.
Orgel
1904 464 Böhmfeld St. Bonifatius
Standort
II/P 13
1905 472 Steinkirchen-Niederstraubing St. Martin
Standort
I/P 5 1974 Einbau eines elektrischen Gebläses durch Ludwig Wastlhuber.
Orgel
1905 491 Brannenburg Mariä Himmelfahrt
Standort
I/P 8 1999 Neubau und Erweiterung durch OBM Alois Linder unter Verwendung des vorhandenen Gehäuses und des gesamten vorhandenen Pfeifenmaterials
1905 497 München St. Rupert
Standort
II/P 28 1887 mit II/25 für den Konzertsaal des Königlichen Odeons gebaut. 1933 neuer Freipfeifenprospekt, Umbau und Erweiterung auf 38 Register von Magnus Schmid.[12]
Orgel
1906 Buch am Erlbach St. Peter
Standort
I/P 5 nicht erhalten, 1971 durch Neubau (II/19) von Ludwig Wastlhuber ersetzt
Orgel
1906 Eschenlohe St. Clemens
Standort
II/P 22 1930 und 1972 Umbauten
Orgel
1906 Grammelkam St. Petrus
Standort
I/P 5 Orgel
1906 503 Penzberg-Nantesbuch Maria Himmelfahrt
Standort
I/P 6 erhalten
1906 504 München St. Michael (Perlach)
Standort
II/P 14 1979 neues Werk von Wilhelm Stöberl mit III/26
1905 505 Gotzing St. Jakobus der Ältere I/5 5 erhalten
1908 506 München St. Paul III/P 50 zerstört 1944/45; letztes Werk mit Opusnummer[2][13]Beschreibung
1907 Gelting (Geretsried) St. Benedikt
Standort
I/P 9
1907 München St. Rupert
Standort
I/P 6 ursprünglich in St. Leonhard in Greimharting
1907 Pfrombach St. Margaretha
Standort
I/P 6 Orgel
1907 Uffing-Schöffau St. Anna
Standort
I/P 7 Orgel
1907 Tüßling Marktkirche St. Georg
Standort
I/P 7
1907 Traunstein Salinenkapelle
Standort
II/P 10 2003 von Link restauriert.
Orgel
1908 München Heiliggeistspital
Standort
II/P 10 um 1950 neuer Spieltisch von Carl Schuster
1908 Schelldorf St. Laurentius
Standort
I/P 7 um 1950 neuer Spieltisch von Carl Schuster
1909 Bockhorn Mariä Heimsuchung
Standort
II/P 12 Orgel
1909 Schwenningen St. Ulrich und Johannes Baptist
Standort
II/P 16
1910 München St. Peter III/P 54 Erbaut in Werkstattnachfolge Albert Schönle. 1945 zerstört.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Nachruf in der Zeitschrift für Instrumentenbau, Bd.: 30, Leipzig, 1909, S. 779, abgerufen am 22. Juli 2017
  2. a b c Stefan Hammermayer: Bayerischer Orgelbau um die Jahrhundertwende. Franz Borgias März (1848–1910). Wiedemann, Bad Reichenhall 1999, ISBN 3-00-004382-9, S. 6–25, 128–130.
  3. Hermann Fischer, Theodor Wohnhaas: Lexikon süddeutscher Orgelbauer. Florian Noetzel Verlag, Heinrichshofen-Bücher, Wilhelmshaven 1994, ISBN 3-7959-0598-2.
  4. Ampfing/Stefanskirchen, St. Stephanus – Organ index, die freie Orgeldatenbank. Abgerufen am 26. Januar 2024.
  5. Dank Erbschaft: Endlhauser Orgel vom Holzwurm befreit. 22. Mai 2016, abgerufen am 11. Februar 2024.
  6. S. Hammermayer: Bayerischer Orgelbau um die Jahrhundertwende. Franz Borgias März (1848–1910). 1999, S. 74.
  7. Landshut, Klosterkirche Seligenthal – Organ index, die freie Orgeldatenbank. Abgerufen am 14. November 2023.
  8. München/Freimann, St. Nikolaus – Organ index, die freie Orgeldatenbank. Abgerufen am 14. November 2023.
  9. Martin Weyer: Josef Rheinberger (1839–1901). In: Ars Organi. Band 49, 2001, ISSN 0004-2919, S. 134–140.
  10. Generalüberholung der Orgel von St. Nikolaus in Haimhausen
  11. Projekt St. Nikolaus, Haimhausen bei beckerath.com
  12. Informationen zu den Orgeln und Orgelmusik in St. Rupert
  13. Nach Hammermayer sollte die Orgel ursprünglich bereits 1905 gebaut werden, wegen Geldmangels wurde der Bau jedoch immer wieder verschoben. Schließlich stiftete Frau Anna Maurer die enorme veranschlagte Gesamtsumme von 25.000 Mark, womit St. Paul die größte Orgel Münchens hatte. Frau Maurer verstarb kurz vor der Fertigstellung der Orgel.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Franz Borgias Maerz organs – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien