Franz Michael Felder (Schriftsteller)

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Franz Michael Felder (Porträt von Wilhelm Hecht)

Franz Michael Felder (* 13. Mai 1839 in Schoppernau, Vorarlberg; † 26. April 1869 ebenda) war ein österreichischer Schriftsteller, Sozialreformer und Bauer.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Franz Michael Felder wuchs in einfachsten bergbäuerlichen Verhältnissen auf, musste mehrere Schicksalsschläge hinnehmen (u. a. Verlust eines Auges aufgrund eines ärztlichen Kunstfehlers) und hinterließ dabei in Anbetracht seines kurzen Lebens ein reichhaltiges Werk. Mit seinen nach dem Vorbild von Jeremias Gotthelf geschriebenen sozialkritischen Romanen und Erzählungen widmete er sich der Dorfgeschichte, repräsentiert aber auch den Poetischen Realismus. Der (ultramontane) Klerus feindete ihn stark an.

Mit seinem Schwager Kaspar Moosbrugger (1830–1917) gründete er 1866 die frühsozialistische[1]Vorarlberg’sche Partei der Gleichberechtigung“ (nicht der Geschlechter, sondern der sozialen Klassen). Als Bauer war er unermüdlich tätig für verbesserte Arbeitsbedingungen in der Landwirtschaft und gründete einen Käsehandlungsverein, um das Handelsmonopol der berüchtigten Käsgrafen zu brechen, und eine Viehversicherungswirtschaft.

Am 4. Februar 1861 heiratete Felder seine langjährige Bekanntschaft Anna Katherina Moosbrugger, genannt Nanni. Sieben Jahre später, im Jahre 1868, starb seine Frau überraschend nach einer kurzen Krankheit und hinterließ ihm die fünf gemeinsamen Kinder Jakob, Kaspar, Hermann, Martin und Katherina. Sieben Monate später starb schließlich auch Franz Michael Felder im Alter von 29 Jahren in seinem Geburtshaus in Schoppernau an Lungentuberkulose. Nachlass, Splitternachlässe und Sammlungen Franz Michael Felders werden im Franz-Michael-Felder-Archiv der Vorarlberger Landesbibliothek aufbewahrt.

Franz Michel Willam war der Enkel von Franz Michael Felder und wurde bewusst „Franz Michel“ getauft, um ihn nicht in Verwechslung mit seinem Großvater zu bringen.[2]

Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Nümmamüllers und das Schwarzokaspale. Stettner, Lindau 1863.
  • Sonderlinge. Hirzel, Leipzig 1867.
  • Reich und Arm. Hirzel, Leipzig 1868.
  • Aus meinem Leben. 1869 (veröff. 1904).

Neuausgaben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Aus meinem Leben. Mit einem Nachwort von Walter Methlagl. Libelle, Lengwil 2004 [Neuauflage 2019].
  • Reich und Arm. Eine Geschichte aus dem Bregenzerwalde. Mit einem Nachwort von Karl Wagner, hrsg. von Ulrike Längle u. Jürgen Thaler. Libelle, Lengwil 2007.
  • Nümmamüllers und das Schwarzokaspale. Ein Lebensbild aus dem Bregenzerwald, hrsg. von Ulrike Längle u. Jürgen Thaler. Mit einem Nachwort von Hermann Kinder. Libelle, Lengwil 2013.
  • Liebeszeichen und andere Dorfgeschichten aus dem Bregenzerwald, hrsg. von Jelko Peters und Jürgen Thaler. Libelle, Lengwil 2018. ISBN 978-3-905707-68-7

Museum[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Franz Michael Felder Museum befindet sich in Schoppernau, Felders Geburtsort. Das Museum ist im Obergeschoss des Kultur- und Geschäftshauses im Dorfzentrum eingerichtet. Anhand von Zitaten, Bildern und Texten werden Einblicke in das Leben und Schaffen von Franz Michael Felder ermöglicht.[3][4][5]

Fotogalerie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Rudolf Hildebrand: Ein Bauer als Dichter. In: Die Gartenlaube. Heft 15, 1867, S. 234–236, 238 (Volltext [Wikisource]).
  • Constantin von Wurzbach: Felder, Franz Michael. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 26. Theil. Kaiserlich-königliche Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1874, S. 376 (Digitalisat).
  • Hermann Sander: Das Leben Franz Michael Felders. 1876.
  • Felder Franz Michael. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 1, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1957, S. 295.
  • Adalbert Welte: Felder, Franz Michael. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 5, Duncker & Humblot, Berlin 1961, ISBN 3-428-00186-9, S. 67 f. (Digitalisat).
  • Walter Methlagl: Franz Michael Felder und Kaspar Moosbrugger im Kampf der politischen Parteien Vorarlbergs: 1864–1868. Fink’s Verlag, Bregenz 1978, ISBN 3-900438-10-2.
  • Walter Methlagl: Der Traum des Bauern. Franz Michael Felder. Fink’s Verlag, Bregenz 1984, ISBN 3-900438-10-2.
  • Ruthilde Frischenschlager: Franz Michael Felder (1839–1869). Bildungsweg und Persönlichkeit. Zur Entstehung des literarischen Realismus in Österreich. (= Literatur aus Bayern und Österreich. 3). Ludwig, München 1991, ISBN 3-7787-2113-5.
  • Ernst Wirthensohn, Arnulf Benzer, Walter Lingenhöle (Red.): F. M. Felder, Sämtliche Werke – eine Edition in 25 Jahren (1970–1995). (= Beihefte des Franz-Michael-Felder-Vereins. 9). Bregenz 1996.
  • Michaela Neumann: Franz Michael Felder als Volkserzieher. Eine Analyse der Schriften des Bauerndichters unter pädagogischen Gesichtspunkten. (= Europäische Hochschulschriften; Reihe 11: Pädagogik. 838). Lang, Frankfurt am Main u. a. 2001, ISBN 3-631-38240-5.
  • Franz Michael Felder (1839–1869). Katalog zur Ausstellung im Felder Museum Schoppernau. Hrsg. vom Felder Museum Schoppernau und dem Franz-Michael-Felder-Archiv. Bearbeitet von Jürgen Thaler. Libelle, Lengwil 2004.
  • Elmar Bereuter: Felders Traum – die kaum glaubliche Geschichte eines Bergbauernbuben. Langen-Müller, München 2007, ISBN 978-3-7844-3102-4 (Felders Biografie in Romanform)
  • Ulrike Längle, Jürgen Thaler (Hrsg.): Franz Michael Felder (1839–1869). Aspekte des literarischen Werkes. Böhlau, Wien/ Köln/ Weimar 2011.
  • Ich, Felder. Dichter und Rebell. Ausstellungskatalog vorarlberg museum. Lengwil 2014, ISBN 978-3-905707-57-1.
  • Helga Zitzlsperger: Dummlings Entwicklung und Wandlung und seine Parallelen im realen Leben des rebellischen Franz Michael Felder. In: Harlinda Lox (Hrsg.): Verwandlung in Märchen und Mythen. Königsfurt-Urania, Krummwisch 2020 (Veröffentlichungen der Europäischen Märchengesellschaft; 45), ISBN 978-3-86826-961-1, S. 29–50.
  • Ich war ein unruhiger Kopf. Aus dem Leben des Franz Michael Felder. Erzählt von Heinz Janisch, illustriert von Sophia Weinmann. NordSüd Verlag, Zürich 2024, ISBN 978-3-314-10677-4.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Gerhard Oberkofler: Anfänge – die Vorarlberger Arbeiterbewegung bis 1890 – vom Arbeiterbildungsverein zur Arbeiterpartei. In: Kurt Greußing: Im Prinzip Hoffnung – Arbeiterbewegung in Vorarlberg 1870–1946. Fink’s Verlag, Bregenz 1984, ISBN 3-900438-07-9, S. 36.
  2. Walter Fink: Noch ein Franz Michel, Vorarlberger Nachrichten vom 9./10. April 2022, S. D6.
  3. Felder Museum. Abgerufen am 20. August 2022.
  4. Franz Michael Felder Museum Schoppernau. Abgerufen am 20. August 2022.
  5. Franz Michael Felder Museum. Abgerufen am 20. August 2022 (österreichisches Deutsch).