Franz Woltreck

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Franz Woltreck, gezeichnet von August Lucas, Rom 1836

Franz Woltreck (* 20. August 1800 in Zerbst; † 5. Dezember 1847 in Dessau) war ein deutscher Bildhauer.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Kirchenbuch der Trinitatiskirche in Zerbst wird Franz Woltreck als Sohn des Ehepaars Johann Friedrich Woltreck und Sophie Friederike Woltreck, geborene Vollroth, geführt; es gibt jedoch auch die Theorie, dass er ein natürlicher Sohn des Herzogs Leopold III. von Anhalt-Dessau war. In seiner Kindheit schnitzte er, inspiriert durch die kriegerischen Zeiten 1813, Soldaten- und Reiterfiguren und verkleidete sie mit buntem Papier. Er wurde zu einem sogenannten Metallarbeiter in die Lehre gegeben, bei dem er Gefäße und Verzierungen in Gold, Silber und Messing herzustellen lernte, was zu dem Entschluss führte, in Wien das Zeichnen und Modellieren richtig zu erlernen. Dorthin brach Woltreck nach Abschluss seiner Lehrzeit auf. Er kam jedoch nur bis Kassel, wo er bei Werner Henschel vorsprach und dessen Schüler wurde.[1] 1823 wurde er an der Akademie in Kassel mit einer Silbermedaille ausgezeichnet. Leopold IV. Friedrich von Anhalt unterstützte ihn ab 1824 mit 200 Reichstalern jährlich. Ab 1826 wurde diese Summe verdoppelt, nachdem sich Alexander von Humboldt dafür eingesetzt hatte.

Im Oktober 1824 ging Woltreck nach Paris. Dort arbeitete er als Stuckator für die Dekorationsfirma Borchardt & Thierry und bildete sich bei Eustache-Hyacinthe Langlois im Zeichnen aus. André Dutertre vermittelte ihm und später auch seinem jüngeren Bruder Friedrich die Bekanntschaft mit Pierre Jean David d’Angers, der ihn im Modellieren unterrichtete, ohne dafür eine Bezahlung zu verlangen. 1829 erkrankte Woltreck in Paris, 1830 kehrte er nach Deutschland zurück. Er arbeitete im folgenden Jahr in Berlin, unter anderem modellierte er dort Bildnismedaillons für den Hof. Im Herbst 1831 reiste er über München nach Florenz. Nach erneuter Erkrankung erreichte er Rom im Januar 1832.

Franz Woltreck unterhielt unter anderem eine Bekanntschaft mit Bertel Thorvaldsen, den er 1833 porträtierte. In den Jahren 1836 und 1837 hielt er sich in München auf. Unter anderem schuf er dort zwei Büsten für die Walhalla, außerdem viele Bildnismedaillons. In seiner Münchner Zeit unterrichtete er auch die 1811 geborene Octavie de Lasalle.[2]

Über Dresden reiste er im Herbst 1837 nach Dessau zurück; im Folgejahr hielt er sich unter anderem in Köthen, Potsdam und Weimar auf. Den Weihnachtsabend 1838 verbrachte er im Haus Goethe.[3] Aus dieser Zeit stammen Porträts von Ottilie von Goethe und von Johann Peter Eckermann, ferner wohl auch die Nachbildung des Kopfes des Hundes Brunhilde, eines Begleiters der Kronprinzen, der 1839 gestorben war. Diese Nachbildung wurde in Zinkguss ausgeführt und an der Südseite der Pergola des Schlosses Charlottenhof befestigt, wo es bis 1977 überdauerte und dann gestohlen wurde.[4]

Bis April 1839 war Woltreck wieder in München, wo er eine Büste für die Walhalla schuf.[5] Dann ging er wieder nach Paris. Samuel Hahnemann porträtierte er in einer lebensgroßen Büste. Im Sommer 1840 ging er nach Carrara. In den folgenden Jahren hielt er sich abwechselnd in Rom und Carrara auf. Ab Mai 1847 war Franz Woltreck – laut Wilhelm Hosäus infolge eines Schlaganfalls[6] – gelähmt und geisteskrank.

Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Büste des Malers Hans Memling, in der Walhalla bei Regensburg (1841)

Woltrecks Ziel war es gewesen, eine Sammlung von Porträts berühmter Zeitgenossen in Bronze zu gestalten. Diese sollte im Saal des Bibliothekpavillons auf der Plattform des Eisenharts im Wörlitzer Park untergebracht werden.[7] Mehrheitlich wurden diese Porträts jedoch nur in Gips entworfen und gelangten, nachdem sie zunächst im Schloss Kühnau bei Dessau aufbewahrt worden waren, später in das Landesmuseum Zerbst. Die Staatliche Münzsammlung in München übernahm 17 Bronzegüsse der in den Jahren 1836/37 entworfenen Medaillons. Woltreck schuf auch ein Hochrelief, das mit lebensgroßen Figuren die Vereinigung der beiden protestantischen Konfessionen darstellt. Es wurde in der St. Nikolaikirche in Zerbst aufgestellt und ist dort im beschädigten Zustand erhalten.[8]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Woltreck, Franz. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 36: Wilhelmy–Zyzywi. E. A. Seemann, Leipzig 1947, S. 236–238 (biblos.pk.edu.pl).
  • Georg Hund-Anschütz: Franz Woltreck. Ein Beitrag zur Geschichte der Plastik des 19. Jahrhunderts. Lange 1923.
  • Rudolf Marggraff (Hrsg.): Münchner Jahrbücher für bildende Kunst. Band 1, Leipzig 1838, S. 321–323.
  • Manfred Pix, „Unionsdenkmal“ wiederauferstanden aus Trümmern. Das künstlerisch einzigartige und kulturgeschichtlich erste Denkmal auf die protestantische Kirchenunion in Deutschland von Franz Woltreck in der St. Nikolaikirche in Zerbst. Die wechselvolle Geschichte des Hauptwerks des in Zerbst geborenen Bildhauers, in: Zerbster Heimatkalender 48.2007 [700 Jahre Zerbst in Anhalt], S. 146–194
  • Manfred Pix: Der Bildhauer Franz Woltreck im biedermeierlichen München. In: Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte. 69, Ausg. 3, Beck 2006, S. 945–991.
  • Manfred Pix, „Knabe mit Eidechse“. Die erste römische Statue des in Zerbst geborenen Bildhauers Franz Woltreck. Entdeckung des Originalmodells zu einer im Dessauer Stadtschloss vermissten Marmorstatue, in: Dessauer Kalender 52.2008. Heimatliches Jahrbuch für Dessau-Roßlau und Umgebung, S. 30–45.
  • Manfred Pix, Franz Woltreck: Fürstenkind oder Bürgersohn? Der in Zerbst geborene deutsch-römische Bildhauer: Ein natürlicher Sohn von ‚Vater‘ Franz?, in: Dessauer Kalender 53.2009 . Heimatliches Jahrbuch für Dessau-Roßlau und Umgebung, S. 82–89.
  • Manfred Pix, Die Porträtgalerie bedeutender Männer in Wörlitz. Das Mittel, um in einem kleinen Staat verdienstvollen Männern Monumente für die Nachwelt zu errichten. Das gescheiterte Projekt des Bildhauers Franz Woltreck, in: Mitteilungen des Vereins für Anhaltische Landeskunde 19 (2010), S. 215–300.
  • Manfred Pix, Die Ärzte sagen hier, sein Ruhm würde größer werden als der Napoleons, welcher die Menschen nur vernichtete, dieser sie aber zur Gesundheit führt“. Franz Woltrecks gescheitertes Projekt des ersten Hahnemann-Denkmals in der Welt, in: Mitteilungen des Vereins für Anhaltische Landeskunde 20 (2011), S. 197–236 .
  • Manfred Pix, August von Platens wahres Antlitz. Franz Woltrecks Porträtrelief des Dichters und die Folgen, in: Jahrbuch für fränkische Landesforschung 71.2011 (2012), S. 231‒303.
  • Athanasius von Raczynski: Geschichte der neueren deutschen Kunst. 3. Band, Berlin 1941, S. 361.
  • Manfred Pix, „Unionsdenkmal“. Wiederauferstanden aus Trümmern. Das künstlerisch einzigartige und kulturgeschichtlich erste Denkmal auf die protestantische Kirchenunion in Deutschland von Franz Woltreck in der St. Nikolaikirche in Zerbst. Die wechselvolle Geschichte des Hauptwerks des in Zerbst geborenen Bildhauers, in: Zerbster Heimatkalender 48 (2007), S. 146–194.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Franz Woltreck – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Rudolf Marggraff (Hrsg.): Münchner Jahrbücher für bildende Kunst. Band 1, Leipzig 1838, S. 321–323.
  2. Christian Schröder: Armenfürsorge und katholische Identität. Südbaden und die Saarregion im historischen Vergleich (1803–1870). Lit Verlag, Berlin 2014, ISBN 978-3-643-12020-5, S. 300 f.
  3. Jahrbuch der Goethe-Gesellschaft. 15, 1929, S. 218.
  4. Margret Dorothea Minkels: Die Stifter des Neuen Museums Friedrich Wilhelm IV. von Preußen und Elisabeth von Baiern. BoD, Norderstedt 2011, ISBN 978-3-8448-0212-2, S. 221, Anm. 1174.
  5. Die Quellen widersprechen einander und nennen abwechselnd Memling und Hemling als den Abgebildeten.
  6. Wilhelm Hosäus: Ein Handbuch für die Besucher des Wörlitzer Gartens und der Wörlitzer Kunstsammlungen. C. Dünnhaupt 1883, S. 92.
  7. Manfred Pix, Die Porträtgalerie bedeutender Männer in Wörlitz, in: Mitteilungen des Vereins für Anhaltische Landeskunde 19 (2010), S. 221
  8. Manfred Pix, „Unionsdenkmal“. Wiederauferstanden aus Trümmern, in: Zerbster Heimatkalender 48 (2007), S. 175