Franziskanerkloster Engelberg

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Kloster Engelberg
Die Klosterkirche Gesamtansicht mit Pilgerunterkünften (2008)
Die Klosterkirche Gesamtansicht mit Pilgerunterkünften (2008)
Lage Kloster Engelberg, Kloster Engelberg 1, 63920 Großheubach
Liegt im Bistum Bistum Würzburg
Koordinaten: 49° 43′ 26″ N, 9° 13′ 55″ OKoordinaten: 49° 43′ 26″ N, 9° 13′ 55″ O
Patrozinium Erzengel Michael und Maria Königin der Engel
Gründungsjahr In 1630 wurde mit der Errichtung der Klostergebäude begonnen. durch Die Kapuziner betreuten die Wallfahrt und das Kloster bis zur Säkularisation 1803. 1828 wurde der Konvent auf Anordnung Königs Ludwig I. von Bayern von den Franziskanern neu eröffnet.
Jahr der Auflösung/
Aufhebung
1803 im Zuge der Säkularisation in Bayern. Auch die Wallfahrten wurden verboten.
Jahr der Wiederbesiedlung 1828 als Franziskanerkloster
Kongregation Deutsche Franziskanerprovinz

Das Franziskanerkloster Engelberg ist ein Kloster der Franziskaner bei Großheubach in Unterfranken; Diözese Würzburg. Die bekannte Wallfahrtsstätte ist auch offizielle Grablege des Fürstenhauses zu Löwenstein-Wertheim-Rosenberg[1] und liegt auf dem markanten Engelberg hoch über Großheubach, von wo aus es u. a. über 612 Sandsteinstufen, die so genannten „Engelsstaffeln“, zu erreichen ist.

Kloster Engelberg von der Mainbrücke aus gesehen
Luftbild 2008
Klosterkirche Engelberg
Blick vom Kloster über die Engelsstaffeln auf Großheubach
Engelberg in der Spessartkarte von Paul Pfinzing von 1594 (Norden ist rechts)

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Geschichte des Engelberges über dem Main, damals „Rulesberg“ genannt, geht zurück bis in die vorchristliche Epoche. Damals befand sich dort eine heidnische Kultstätte, wovon heute noch der sogenannte „Hünenstein“ oder „Heuneschüssel“, ein gewaltiger Felsblock mit einer schüsselartigen Vertiefung, Zeugnis gibt.

Etwa um 1300 wurde auf dem Berg eine einfache Kapelle aus Holz errichtet und dem Erzengel Michael geweiht. Als Anführer der himmlischen Heerscharen wählte man ihn mit Vorliebe zum Kirchenpatron an Plätzen ehemaliger heidnischer Heiligtümer. So wurde aus dem alten „Rulesberg“ allmählich der „Engelberg“. Anfang des 14. Jahrhunderts (1310 wird genannt) kam in die Kapelle auch eine Marienstatue, die dort bis heute als wundertätiges Gnadenbild verehrt wird und das Ziel von Wallfahrten ist.

Die Doppelverehrung des Erzengels Michael und der Gottesmutter Maria, als „Königin der Engel“, ist der Ursprung der hiesigen Wallfahrt. Ihre älteste authentische Urkunde, deren Inhalt auf eine stark besuchte, aber reparaturbedürftige Kapelle schließen lässt, stammt aus dem Jahr 1406.

Als die Zahl der Pilger immer stärker wurde, berief der Mainzer Erzbischof Anselm Casimir Wambolt von Umstadt, zu dessen Sprengel das Gebiet seinerzeit gehörte, 1630 die Kapuziner auf den Engelberg und ließ sie ein Kloster bauen, zunächst ein Hospiz mit wenigen Brüdern, das 1647 zum Konvent erhoben wurde.[2][3] Den ersten urkundlich belegten Marien-Gnadenaltar stiftete 1692 General Jakob Alfons Franz Calderon d’Avila, der auch 1695 in der Klosterkirche beigesetzt wurde, und dessen Grabplatte dort erhalten ist.[4] Das Kloster wurde 1803 im Zuge der Säkularisation aufgelöst, die Kapuziner mussten nach Kloster Aschaffenburg umziehen.

1828 wurde das Kloster auf Anordnung Königs Ludwig I. von Bayern von den Franziskanern wieder als Hospiz eröffnet, und zwar zunächst von der Fränkischen Franziskanerprovinz, die aber 1836 in der Bayerischen Franziskanerprovinz (Bavaria) aufging.[5] 1865 erschien in Band 1 der „Bilder aus der Geschichte der Kirche“ die Erzählung „Maria Regina“ von Gräfin Ida Hahn-Hahn, die sich um das Kloster Engelberg über dem Main rankt.[6]

Neuere Zeit

Das Provinzkapitel der Deutschen Franziskanerprovinz, zu der der Konvent seit 2010 nach Fusion der deutschen Provinzen gehört, beschloss im März 2019, im Zuge der Konzentration der Kräfte der Ordensprovinz das Kloster Engelberg neben weiteren sechs Niederlassungen zeitnah aufzugeben.[7] Dies wird um 31. Juli 2024 vollzogen.[8]

Kloster Engelberg über dem Main ist permanentes Ziel zahlreicher Pilger und Touristen. Es ist u. a. auch bekannt wegen seines dunklen Biers aus Holzfässern, das in der Klosterschänke gereicht wird.

Grablege der Fürsten zu Löwenstein-Wertheim-Rosenberg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit 1724 ist das Kloster Engelberg die Grablege der Wittelsbacher Seitenlinie der Fürsten zu Löwenstein-Wertheim-Rosenberg, die seit 1721 auf Schloss Löwenstein im nahen Kleinheubach residieren. Die dortige Schlosskapelle wurde früher von den Kapuzinern des Klosters Engelberg mitversehen. Ursprünglich setzte man die verstorbenen Familienmitglieder in der Engelberger Klosterkirche bei; 1840 ließen die Fürsten auf dem Klosterareal eine separate Gruftkapelle für ihr Geschlecht errichten, die bis heute als Familiengrablege dient.[9] In der Klosterkirche selbst befindet sich das Epitaph von Fürst Ludwig Carl Franz Leopold zu Hohenlohe-Waldenburg-Bartenstein, einem Verwandten der Löwensteiner, der 1799 einen Kutschenunfall hatte und in Kleinheubach starb.

Galerie Fürstengruft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Nobert Vad: „Franziskanerkloster und Wallfahrtskirche Engelberg ob dem Main“, Schnell und Steiner, Regensburg, 2006, ISBN 3-7954-6601-6
    Karte
  • Philipp J. Madler: „Das Kloster auf dem Engelberg; geschichtlich, topographisch beschrieben“, Amorbach, 1843 (Digitalisat)
  • Philipp J. Madler: „Das Kloster auf dem Engelberg und die Familiengruft des Fürstenhauses Löwenstein-Wertheim-Rosenberg“, Weiden, 1857 (Digitalisat)

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Franziskanerkloster Engelberg – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Bebilderte Seite zur Grablege der Fürsten zu Löwenstein-Wertheim-Rosenberg (Memento vom 19. April 2014 im Internet Archive)
  2. Offizielle Seite zur Geschichte des Klosters
  3. Bayerische Franziskanerprovinz (Hrsg.): 1625 – 2010. Die Bayerische Franziskanerprovinz. Furth 2010, S. 138.
  4. Wallfahrtskirche Engelberg ob dem Main, S. 14, Band 1210 von Schnell Kunstführer, Schnell und Steiner Verlag, Regensburg, 1980
  5. Bayerische Franziskanerprovinz (Hrsg.): 1625 – 2010. Die Bayerische Franziskanerprovinz. Furth 2010, S. 138.
  6. Digitalisat beider Bände der Erzählung „Maria Regina“
  7. Deutsche Franziskanerprovinz (Hrsg.): Deutsche Franziskaner entscheiden über Schwerpunkte künftigen Lebens und Arbeitens: Provinzkapitel der Deutschen Franziskanerprovinz 2019 in Vierzehnheiligen. In: franziskaner.net. 22. März 2019, abgerufen am 5. Februar 2024.
  8. Nach fast 200 Jahren: Franziskaner verlassen Kloster in Unterfranken. In: katholisch.de. 4. Februar 2024, abgerufen am 5. Februar 2024.
  9. Philipp Madler: Das Kloster auf dem Engelberg und die Familiengruft des Fürstenhauses Löwenstein-Wertheim-Rosenberg, Weiden, 1857; (Digitalscan)