Free Gaza Movement

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Das Logo von 'Free Gaza Movement'

Free Gaza Movement ist eine internationale, pro-palästinensische[1] Organisation, die in Nikosia registriert ist und von verschiedenen Hilfsorganisationen und politischen Aktivisten unterstützt wird. Von Kritikern wird ihr unter anderem die Zusammenarbeit mit offen antisemitischen und islamistischen Gruppen vorgehalten.[2][3]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eigenen Angaben zufolge hat die Bewegung das Ziel, die israelische Blockade des Gazastreifens zu durchbrechen bzw. auf diese aufmerksam zu machen.[4]

Im Jahr 2007 begann die Organisation mit den Vorbereitungen, um die Sperrzone zu überwinden, die nach der gewaltsamen Machtübernahme der Hamas im Gazastreifen von Israel eingerichtet worden war. Es wurden rund 300.000 US-Dollar aus Spendengeldern gesammelt und zwei Schiffe gechartert. Die erste Fahrt mit diesen Schiffen fand im August 2008 statt.

Seitdem gab es nach eigenen Angaben insgesamt zehn Versuche, auf dem Seeweg nach Gaza zu gelangen – im August 2008[5][6], Oktober 2008[7][8], Dezember 2008 bis Januar 2009[9][10], Juni 2009[11][12] sowie im Mai/Juni 2010 (siehe auch Ship-to-Gaza-Zwischenfall) –, fünfmal davon (alle im Jahr 2008) erfolgreich. Ein letzter Versuch im Juli 2011 wurde bereits in Griechenland vereitelt.[13]

Besonderes Aufsehen erregte vor allem der Konvoi im Mai 2010, der unter anderem von den drei Bundestagsabgeordneten der Partei Die Linke, Annette Groth, Inge Höger, Norman Paech, sowie der nordirischen Friedens-Aktivistin Mairead Corrigan, dem US-amerikanischen Politik-Aktivisten Paul Larudee und vom schwedischen Schriftsteller Henning Mankell begleitet wurde. Die Flotte wurde am 31. Mai 2010[14] wie zuvor bereits mehrfach von Israel angekündigt von der israelischen Marine in internationalen Gewässern geentert. Dabei kamen neun Menschen ums Leben.[15]

Die Bewegung wirft Israel vor, es wolle mit der Gazablockade die palästinensische Bevölkerung dort aushungern.[16] Israel legte laut einem 2012 veröffentlichten Bericht seit 2008 seinen Lebensmittellieferungen in den Gazastreifen einen Bedarf von 9,5 MJ/d (= 2.279 kcal/d) pro Kopf zugrunde. Hinzu kommen lokal erzeugte Lebensmittel und vor allem solche, die durch Tunnels aus Ägypten eingeschmuggelt werden.[17][18] Laut Welternährungsorganisation (FAO) liegt der Schwellenwert für Hunger bei 7,5 MJ (= 1.800 kcal) täglich pro Kopf.[19]

Unterstützer[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Bewegung hat mehr als 70 prominente Unterstützer, unter anderem Desmond Tutu, Mairead Maguire und Noam Chomsky.[20] Zu den teilnehmenden Organisationen der Free-Gaza-Bewegung zählt das International Solidarity Movement[21] und die islamistische IHH. In Deutschland wird sie unterstützt von der Organisation Pax Christi und dem Verein Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges. Zu den teilnehmenden Aktivisten gehören u. a. Jeff Halper, Hedy Epstein, Lauren Booth und Mitglieder verschiedener christlicher, jüdischer und muslimischer Organisationen.[22]

Kritik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Free-Gaza-Bewegung wird häufig für ihre Verbindungen zu offen antisemitischen und islamistischen Personen und Gruppen, die auch an den öffentlichkeitswirksamen Aktionen teilnehmen, kritisiert. So standen 2010 beispielsweise die Hamas unterstützende IHH sowie Autoren radikal-islamistischer Zeitungen und Funktionäre der rechtsextremen türkischen Partei BBP auf der Passagier-Liste der „Mavi Marmara“.[3][2]

Der Generalsekretär der Vereinten Nationen Ban Ki-moon, die USA, Frankreich, Großbritannien, die Türkei und Kanada protestierten 2011 öffentlich gegen das geplante Auslaufen der Flottille.[23]

2012 sah sich die Gründerin der Free-Gaza-Bewegung Greta Berlin infolge eines von ihr veröffentlichten antisemitischen Tweets[24][25] großer Kritik, vereinzelt auch aus den Reihen anti-zionistischer Aktivisten[26], ausgesetzt. Daraufhin distanzierte sich die bis dahin mit der Free-Gaza-Bewegung und Berlin verbundene Organisation Jewish Voice for Peace von diesen.[27] Der amerikanische Journalist Jeffrey Goldberg warf der Organisation in diesem Zusammenhang vor, eine Delegitimierung Israels zu betreiben und zudem heuchlerisch zu sein, da gegen die ägyptische Blockade Gazas nicht protestiert werde.[28]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Free Gaza movement – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Die Free Gaza-Bewegung. In: FAZ.NET. 1. Juni 2010, abgerufen am 25. Juni 2010: „Das „Free Gaza Movement“ erklärt laut Eigendarstellung seine Solidarität mit dem palästinensischen Volk, fühlt sich jedoch keiner politischen Partei zugehörig.“
  2. a b Die zweifelhaften Passagiere, taz, abgerufen am 19. Februar 2014
  3. a b Fragwürdige Friedensmission, 3sat, abgerufen am 19. Februar 2014
  4. Unser Ziel. Archiviert vom Original am 4. Juli 2010; abgerufen am 21. Juni 2010: „Wir wollen den Belagerungszustand von Gaza durchbrechen.“
  5. Israel to treat Gaza peace boats 'like pirates'. Telegraph, abgerufen am 30. Dezember 2010.
  6. Activist boats reach Gaza Strip. BBC, abgerufen am 30. Dezember 2010.
  7. Gaza activist boat docks (Memento vom 4. November 2008 im Internet Archive), Jewish Telegraph Agency (JTA)
  8. Peace activist finally allowed to return to UK. Archiviert vom Original am 6. Dezember 2010; abgerufen am 30. Dezember 2010.
  9. Gaza aid boat 'rammed by Israel'. BBC, abgerufen am 30. Dezember 2010.
  10. Israel Attacks Humanitarian Ship, Hijacks Crew. The Muslim Observer, archiviert vom Original am 22. Juli 2011; abgerufen am 30. Dezember 2010.
  11. Six journalists detained after Israel boards Gaza boat. Press Gazette, archiviert vom Original am 16. Juni 2011; abgerufen am 30. Dezember 2010.
  12. Activists Held by Israel for Trying to Break Gaza Blockade. The New York Times, abgerufen am 30. Dezember 2010.
  13. Internationale Webpräsenz
  14. Angriff auf Gaza-Konvoi. sueddeutsche.de, abgerufen am 30. Dezember 2010.
  15. Mindestens neun Tote bei israelischer Militäraktion. tagesschau.de, archiviert vom Original am 1. Juni 2010; abgerufen am 30. Dezember 2010.
  16. Nahost-Konflikt: EU hofft auf Lockerung der Gaza-Blockade (dort Info-Box Die Hilfsorganisation Free Gaza) Spiegel-Online vom 14. Juni 2010
  17. Israel used 'calorie count' to limit Gaza food during blockade, critics claim Guardian vom 17. Oktober 2012
  18. Thomas Pany Wie viel Kalorien brauchen Bewohner des Gazastreifens?, heise vom 18. Oktober 2014
  19. Die FAO liefert die Daten - Welthunger-Index basiert auf den Zahlen der Welternährungsorganisation Neues Deutschland vom 16. Oktober 2014
  20. siehe Aufstellung auf Archivlink (Memento vom 7. Juni 2010 im Internet Archive)
  21. Israel concerned leftists plan to send ship from Cyprus to break Gaza blockade. Haaretz, abgerufen am 30. Dezember 2010.
  22. Group will test Israel’s Gaza blockade. Jewish Telegraphic Agency, archiviert vom Original am 3. Juni 2012; abgerufen am 30. Dezember 2010.
  23. Ethan Bronner: US Warns Americans Against Joining Gaza Aid Flotilla In: The New York Times, 16. Juni 2011. Abgerufen am 29. Juni 2011 
  24. Benjamin Weinthal: Free Gaza Group: Zionists Ran Concentration Camps. The Jerusalem Post, 4. Oktober 2012, abgerufen am 7. Oktober 2012.
  25. Flotilla Sponsor Tweets that Zionists Helped Perpetrate the Holocaust. JTA, 4. Oktober 2012, abgerufen am 7. Oktober 2012.
  26. A final word on Greta Berlin and the Free Gaza controversy
  27. Jewish Voice for Peace Statement on Greta Berlin and Allegations of Anti-Semitism (Memento vom 14. Oktober 2012 im Internet Archive)
  28. Nazi Propaganda Makes a Comeback on Twitter