Friedrich Scharr

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Friedrich Scharr KG

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Rechtsform Kommanditgesellschaft
Gründung 1883
Sitz Stuttgart-Vaihingen
Leitung
  • Rainer Otto F. Scharr
    Geschäftsführer [1]
Mitarbeiterzahl 887 (2022)[2]
Umsatz 1300 Mio. Euro (2022)[1]
Branche Energiebranche
Website https://scharr.de/

Die Friedrich Scharr KG (Eigenschreibweise: SCHARR) ist ein Energiehandelsunternehmen mit Hauptsitz in Stuttgart-Vaihingen.

Unternehmensprofil[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Unternehmen ist ein in vierter Generation geführtes Familienunternehmen, wurde 1883 gegründet und zählt mittlerweile zu den führenden konzernfreien Energiehandelsunternehmen im süddeutschen Raum. Insgesamt beschäftigt die Unternehmensgruppe über 850 Mitarbeiter an 21 bundesweiten Niederlassungen, die rund 250.000 Kunden in Privathaushalten, Gewerbe und Industrie mit Energie versorgen.

Die Gruppe besteht aus der Friedrich Scharr KG als Muttergesellschaft sowie diversen Tochtergesellschaften. Tätigkeitsschwerpunkte sind der Handel mit diversen Energieträgern wie Heizöl, Flüssiggas, Ökostrom, Erdgas und Holzpellets sowie Betriebsstoffen wie Schmierstoffe, Chemieprodukte, Gerätebenzin, Aerosole und Sondergase. Hinzu kommen technische Aktivitäten wie Haustechnik, Industrieanlagenbau, Wasser- und Abwassertechnik, Brennertechnik, Gebäudeautomation sowie Schaltanlagenbau. Darüber hinaus gehören zur Unternehmensgruppe weitere Beteiligungen in verwandten Geschäftsbereichen.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Familienunternehmen wird 1883 durch Johann Friedrich Scharr als Kohlehandel gegründet. 1904 geht das Geschäft an seinen Sohn Gottlieb Friedrich Scharr über, der das Kohlegeschäft ausbaut. 15 Jahre später tritt sein Bruder Eugen Scharr als Gesellschafter in das Unternehmen ein, übernimmt die Geschäftsführung und erwirbt 1921 die Lizenz für den Großhandel. Nach dem plötzlichen Tod von Eugen Scharr im Jahr 1935, übernimmt mit Otto Friedrich Scharr die dritte Generation den Familienbetrieb. Ein Meilenstein stellt der Erwerb des großen Lagergeländes am Bahnhof in Stuttgart-Vaihingen im Jahr 1939 dar, das bis heute noch der Hauptsitz des Unternehmens ist.

In den 1950er Jahren wird das Unternehmen durch Diversifizierung breiter und stabiler aufgestellt. So wird neben dem Ausbau des Kohlegeschäfts auch der Handel mit Heizöl (1951) und Flüssiggas (1953) aufgenommen. Die neuen Energieträger eröffnen Scharr ein weiteres Geschäftsfeld, da dadurch Heizungen umgerüstet werden mussten. Aus diesem Grund baut das Unternehmen 1955 ein breites Angebot an Serviceleistungen rund um die Heiz‐ und Wärmetechnik auf. Neben der Diversifizierungsstrategie wird 1964 auch räumlich expandiert und das Flüssiggas-Geschäft in Bayern aufgebaut. Mit dem Einstieg in den Chemie- und Schmierstoffhandel erweitert Scharr Anfang 1970 seine Aktivitäten und so runden seither die Betriebsstoffe für Industrie und Gewerbe das Leistungsangebot ab. 1980 wird Werner Pfäffle (Schwiegersohn von Otto Friedrich Scharr) neben Otto Friedrich Scharr zum geschäftsführenden Gesellschafter. Nach der deutschen Wiedervereinigung engagiert sich Scharr 1990 beim Aufbau des Flüssiggasvertriebs in den neuen Bundesländern. Mit Rainer Otto Friedrich Scharr tritt 1992 die vierte Familiengeneration in das Unternehmen ein. 1995 gründet Scharr zusammen mit der Jet Tankstellen Deutschland GmbH das Joint Venture GKG Mineraloel Handel GmbH & Co. KG.

Im Jahr 1996 wird Rainer Otto Friedrich Scharr zum geschäftsführenden Gesellschafter und führt seit 2013 das Familienunternehmen als alleiniger Komplementär mit drei weiteren Mitgliedern der Geschäftsleitung.[3] 2011 wird das Unternehmen Namensgeber der Sportveranstaltungshalle Scharrena Stuttgart. Durch die Inbetriebnahme des neuen Tanklagergebäudes mit eigener Misch- und Abfüllanlage 2012 erweitert die Scharr-Gruppe den Bereich Schmierstoffe.

Kartell[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Dezember 2007 verhängte das Bundeskartellamt ein Bußgeld von insgesamt knapp 208 Mio. Euro gegen ein Kartell von 10 Flüssiggasunternehmen, zu denen auch Scharr gehörte. Eine Pressemitteilung des Bundeskartellamts zitiert den Präsidenten Bernhard Heitzer:

„Durch die Kundenschutzabsprachen wurden die Verbraucher über viele Jahre hinweg in erheblicher Weise geschädigt. Dies gilt gerade für die Kunden, die einen Miettank der etablierten Flüssiggasanbieter nutzen. Sie waren den überhöhten Preisen schutzlos ausgeliefert.“

Bernhard Heitzer: Pressemeldung des Bundeskartellamtes vom 19. Dezember 2007[4]

Friedrich Scharr hat Einspruch gegen den Bußgeldbescheid eingelegt. Am 15. April 2013 verkündete der 4. Kartellsenat des Oberlandesgerichts Düsseldorf nach 132 Verhandlungstagen sein Urteil. Insgesamt wurden gegen fünf Unternehmen Bußgelder in Höhe von 244 Mio. Euro verhängt. Friedrich Scharr legte Rechtsbeschwerde gegen das Urteil beim BGH ein. 2020 wurde das Verfahren beendet. Gegen 7 Flüssiggasunternehmen, darunter Scharr, wurden Bußgelder in Höhe von insgesamt 40 Mio. Euro verhängt.[5]

Sponsoring[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Unternehmensgruppe engagiert sich schwerpunktmäßig in Stuttgart und Umgebung. Sie ist der Namensgeber der Scharrena Stuttgart (Sporthalle in der Untertürkheimer Kurve der Mercedes-Benz Arena). Außerdem ist sie Sponsor von Allianz MTV Stuttgart (Volleyball, Damen, 1. Bundesliga), des TVB 1898 Stuttgart (Handball, 1. Bundesliga) und des SV Vaihingen (Fußball, Bezirksliga).[6] Im Jahr 1998 wurde die Otto F. Scharr-Stiftung gegründet, deren Zweck in der Förderung von Wissenschaft und Forschung, Bildung und Erziehung, Kunst und Kultur ebenso wie in der Unterstützung des Heimatgedankens und von mildtätigen Ausgaben liegt. Außerdem vergibt die Stiftung gemeinsam mit der Universität Stuttgart seit 2008 den Otto F. Scharr-Preis für Energietechnik.[7] Zudem ist Scharr seit 2014 Partner der Jazzopen Stuttgart und neutralisiert, durch die Unterstützung eines von der UNFCCC zertifizierten Klimaschutzprojekts in Darfur im Sudan, die zu erwartenden CO2-Emissionen der Veranstaltung.[6]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Friedrich Scharr KG, Konzernabschluss 2022. Bundesanzeiger, abgerufen am 31. Juli 2023.
  2. Über SCHARR. Abgerufen am 13. Januar 2023.
  3. Conny J. Winter (Hrsg.): Familien in Baden-Württemberg. 2009, S. 376–382.
  4. Bundeskartellamt verhängt Millionenbußen gegen Flüssiggasunternehmen (Memento vom 17. September 2013 im Internet Archive)
  5. Flüssiggaskartell: Spektakuläres Verfahren abgeschlossen, fluessiggas-magazin.de vom 13. Oktober 2020
  6. a b Stuttgarter Zeitung (Hrsg.): SCHARRMANTER Energieversorger und Förderer des Sports. 26. Oktober 2017.
  7. Flüssiggas Magazin (Hrsg.): Otto F. Scharr-Preis für Energietechnik zum 4. Mal vergeben. 10. August 2012.