Friedrich von Gärtner

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Friedrich von Gärtner

Johann Friedrich Gärtner, ab 1837 Ritter von Gärtner, (* 10. Dezember 1791 in Koblenz; † 21. April 1847 in München) war ein deutscher Architekt. Neben Leo von Klenze gilt er als der bedeutendste Baumeister im Königreich Bayern unter Ludwig I.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ludwigskirche München
Staatsbibliothek München
Grab Gärtners auf dem Alten Südlichen Friedhof in München (Standort)

Johann Friedrich Gärtner[1] wurde am 10. Dezember 1791[2] in Koblenz[3] geboren. Seine Eltern waren der Architekt Johann Andreas Gärtner (1744–1828) und dessen Ehefrau Barbara Sachs (1765–1818). Sein Vater war schon am Bau des Kurfürstlichen Schlosses in Koblenz beteiligt. 1809 studierte Friedrich von Gärtner an der Kunstakademie in München. 1812 wechselte er nach Paris und studierte dort bis 1814. Anschließend verbrachte er mehrere Jahre in Rom, Neapel und auf Sizilien. Seine Erfahrungen und Beobachtungen dieser Zeit veröffentlichte er 1819 in der kommentierten Lithographiensammlung Ansichten der am meisten erhaltenen Monumente Siziliens. Im selben Jahr folgte Gärtner einem Ruf nach München als Professor der Baukunst an der Kunstakademie. Neben seinem Lehrfach leitete er als Direktor die Porzellanmanufaktur Nymphenburg und Glasmalereianstalt.

Entscheidend für seine Karriere als bauender Architekt wurde 1827 seine Beauftragung mit dem Entwurf für ein neues königliches Bibliotheks- und Archivgebäude (heute: Bayerische Staatsbibliothek), mit dem allerdings erst 1832 begonnen werden konnte. Seit dieser Zeit besaß Gärtner das besondere Vertrauen des Königs, der ihm in der Folgezeit auch die entscheidenden Planungen für die nördliche Fortführung der Ludwigstraße in München übertrug. Auf Empfehlung von Peter von Cornelius begann Gärtner 1829 mit dem Bau der Ludwigskirche.

Zum Oberbaurat und Generalinspektor der architektonischen und plastischen Kunstdenkmäler Bayerns ernannt, übernahm er die Leitung einer Reihe öffentlicher Bauten. 1840 wurde er geadelt und ging mit einem Gefolge von Bauleuten und Malern nach Athen, um dort den nach seinem Entwurf erbauten königlichen Palast zu vollenden und auszuschmücken. Zurückgekehrt restaurierte er unter anderem den Dom in Bamberg. Im Jahr 1842 begann er den Bau der Befreiungshalle bei Kelheim, verstarb jedoch vor Fertigstellung. Das Bauwerk wurde auf Geheiß des Königs von Leo von Klenze umgestaltet und vollendet. 1842 wurde er zum Direktor der Münchner Akademie ernannt. Im selben Jahr begann er mit der Erweiterung des Alten Südlichen Friedhof in München, den er mit 175 umlaufenden Arkaden im italienischen Stil eines Campo Santo, wie in Bologna, gestaltete.

Gärtner erhielt 1837 das Ritterkreuz des Verdienstordens der Bayerischen Krone. Damit verbunden war die Erhebung in den persönlichen Adel.[4] Außerdem war er Kommandeur des Erlöser-Ordens[5] sowie Offizier des belgischen Leopoldsordens.[6]

Für Gärtners Gestaltungsabsichten typisch wurde der sogenannte Rundbogenstil, der Anregungen und Motive des romanischen Stils zu einer neuen Synthese verarbeitete und in einem deutlichen gestalterischen wie teilweise auch ideologischen Gegensatz zu den die Vertikale und Horizontale betonenden Stil des Klassizismus stand. Seine Fassaden wirken ausgesprochen monumental und entsprachen damit den Vorstellungen Ludwigs I., der München durch rege Bautätigkeit in ein Zentrum von Kunst und Kultur verwandeln und seinem Idealbild des Klassizismus annähern wollte. Der Rundbogenstil fand auch im Ausland (z. B. den USA) große Beachtung. In Würzburg ließ Ludwig I. von 1837 bis 1841 durch seinen Hofbaumeister die neue Hauptsynagoge im „ägyptischen Stil“ errichten und vereitelte somit die geplante Erstellung des Baus durch den Würzburger Baumeister Anton Eckert.[7] Büsten von Gärtner stehen an dem nach ihm benannten Gärtnerplatz sowie in der Münchner Ruhmeshalle.

Gärtner starb am 21. April 1847 in München. Seine letzte Ruhestätte fand er in dem von ihm selbst entworfenen Neuen Teil des Alten Südlichen Friedhofs in München. König Ludwig I. hatte Gärtner 1840 den Auftrag zur Erweiterung des bis dahin Zentralfriedhofs genannten Alten Südlichen Friedhofs erteilt. Friedrich von Gärtner plante die Erweiterung in Form eines Campo Santo wie etwa in Bologna, mit 175 umlaufenden Rundbogenarkaden. Als Gärtner 1847 verstarb, begrub man ihn zunächst in der Gruft Karl Wilhelm von Heideck in den Alten Arkaden des Alten Südlichen Friedhofs (Alte Arkaden Platz 35 bei Gräberfeld 23) Standort. Am 27. Februar 1850 fand die Weihe des „Neuen Teils“ des Alten Südlichen Friedhofs statt. Gärtner wurde auf Anweisung König Ludwigs I. noch am gleichen Tage umgebettet und damit als erster auf dem Neuen Teil des alten südlichen Friedhofs beigesetzt (Neue Arkaden Platz 175 bei Gräberfeld 29) Standort. Das Grabmal stammt von Friedrich Brugger.[8]

Zu Gärtners Schülern gehörten unter anderem Max Emanuel Ainmiller, Mathias Berger, Franz Xaver Beyschlag, Anton von Braunmühl, Eduard Bürklein, Friedrich Bürklein, Lorenz Hoffmann, Karl Friedrich Andreas Klumpp, Karl Leimbach, Amadeus Merian, Eduard Metzger, Johann Moninger, Robert Moser, Anton Mühe, Carl Rothpletz, Gustav Sachers, Georg von Stengel und August von Voit.

Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Befreiungshalle Kelheim

München[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Außerhalb[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Restaurierungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Familie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Büste Gärtners auf dem Gärtnerplatz in München

Er heiratete 1822 in München Katharina Heß (1798–1832) und, nach ihrem Tod, 1834 ihre Schwester Lambertine Heß (1804–1852). Sie waren die Töchter des Kupferstechers und Professors Carl Ernst Christoph Hess (1755–1828) und Marie Lambertine Katharine Krahe. Aus der ersten Ehe entstammten zwei Söhne und eine Tochter:

  • Friedrich (1824–1905), Architektur- und Landschaftsmaler
  • Karl (1827–1894), Kunstmaler
  • Charlotte († 1909) ⚭ Carl D'Herigoyen (1807–1875)

Aus der zweiten Ehe entstammten ein Sohn und eine Tochter, darunter:

Bibliographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Römische Bauverzierungen nach der Antike. München 1824.
  • Auswahl von Vasen und Gefäßen, auf Stein graviert. München 1825.
  • Friedrich von Gärtner’s Original – Pläne und Studien. Hans Moninger, Selbstverlag München 1882.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Film[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Friedrich von Gärtner – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Deutsche Biographie
  2. Der Grabstein im Münchner Alten Südfriedhof nennt das Geburtsjahr MDCCXCII, also 1792.
  3. Stadt Koblenz: Berühmte Koblenzer: Friedrich von Gärtner, abgerufen am 6. Juli 2011.
  4. Hof- und Staatshandbuch des Königreichs Bayern 1840, S. 23.
  5. Hof- und Staatshandbuch des Königreichs Bayern 1846, S. 47.
  6. Hof- und Staatshandbuch des Königreichs Bayern 1846, S. 42.
  7. Ursula Gehring-Münzel: Die Würzburger Juden von 1803 bis zum Ende des Ersten Weltkriegs. In: Ulrich Wagner (Hrsg.): Geschichte der Stadt Würzburg. Band III/1–2: Vom Übergang an Bayern bis zum 21. Jahrhundert. 2007, S. 499–528 und 1306–1308, hier: S. 513 f.
  8. Claudia Denk, John Ziesemer: „Grabstätte 163“ in Kunst und Memoria, Der Alte Südliche Friedhof in München (2014), S. 468.