Günter-Grass-Stiftung

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Die Günter-Grass-Stiftung Bremen – Audiovisuelles Archiv und rezeptionsgeschichtliche Forschungsstelle ist eine Stiftung bürgerlichen Rechts mit Sitz in Bremen. Das Archiv ist in einem Gebäude der Jacobs University Bremen in Grohn angesiedelt. Die Stiftung hat sich zum Ziel gesetzt das audiovisuelle Werk von Günter Grass zu sammeln und zu dokumentieren, archivarisch zu erschließen und für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Das Archiv trägt alle erreichbaren Ton- und Filmaufnahmen von, mit und über Günter Grass zusammen.[1] Die Stiftung wurde 2000 von der Freien Hansestadt Bremen, Bremer Unternehmer, Radio Bremen und der Sparkasse Bremen gegründet. Ein Betrag von 500.000 Euro des Stiftungskapitals stammt aus einer Spende des E.ON-Konzerns.[2][3]

Aufgaben und Ziele[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Medienarchiv[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Medienarchiv sammelt und verwahrt 2600 (Stand 2020)[4] audiovisuelle Dokumente zum Schriftsteller und Literatur-Nobelpreisträger, Bildhauer, Maler und Grafiker Günter Grass (1927–2015): Seine Lesungen, Reden, Interviews und andere Beiträge in Hörfunk und Fernsehen auf Ton- und Bildträgern.[5] Ziel ist, die Ton- und Filmdokumente zu archivieren sowie der Forschung und interessierten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Seit 2016, fünfzehn Jahre nach Gründung, sind die Ton- und Filmdokumenten in einer Webdatenbank des Medienarchivs der Günter-Grass-Stiftung online recherchierbar.[6]

Albatros-Literaturpreis[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für zeitgenössische erzählerische Prosa, Lyrik oder Essayistik vergab die Stiftung von 2006 bis 2014 insgesamt fünfmal den international ausgerichteten Albatros-Literaturpreis, der mit 40.000 Euro dotiert war, 25.000 Euro für den Autor, 15.000 Euro für den Übersetzer ins Deutsche.[7] Der Preis wurde eingestellt, weil sich kein Sponsor mehr fand.

Weitere Stiftungsaktivität[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

2006 veranstaltete die Deutsche Akademie für Kulinaristik mit der Günter-Grass-Stiftung einen Kongress in Bremen zum Thema „Essen und Trinken im Werk von Günter Grass“.[8] Die Tagungsbeiträge sind von Volker Neuhaus, dem damaligen Wissenschaftlichen Leiter des audiovisuellen Archivs, und Anselm Weyer, dem damaligen Wissenschaftlichen Mitarbeiter des Archivs, der auch die begleitende Ausstellung kuratierte, herausgegeben worden im Band „Küchenzettel. Essen und Trinken im Werk von Günter Grass“[9].

Neuausrichtung der Stiftung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

2018 wurde bekannt, dass die Geschäftsführerin der Günter-Grass Stiftung während ihrer Amtszeit einen fünfstelligen Betrag für private zwecke veruntreut hatte.[10] Im Zuge der Aufarbeitung des Skandals und vor dem Hintergrund der marginalen Außenwirkung der Stiftungsaktivitäten[7] wurde die Stiftung 2018 unter dem neuen Geschäftsführer, dem frühere Sprecher der Bremischen Bürgerschaft Horst Monsees, neu aufgestellt.[11] „Der neue Geschäftsführer, zwei weitere Mitarbeiter sowie eine studentische Hilfskraft haben aber nicht nur die Aufgabe zu archivieren. Sie sollen das Archiv auch für Forschungszwecke und der Öffentlichkeit zugänglich machen. Nach Angaben der Stiftung werden jährlich bis zu 25 wissenschaftliche Arbeiten durch die Einrichtung begleitet.“[11] Ein zunächst geplanter Umzug nach Lübeck konnte nicht umgesetzt werden, wie der Vorsitzende der Bremer Grass-Stiftung, Klaus Meier, bekannt gab. „Zwei Jahre lang hatte die Stiftung ergebnislos mit der Stadt Lübeck verhandelt. Nun zieht das Archiv innerhalb Bremens um – und zwar auf das frühere Kellogg-Gelände.“[12][13]

Stiftungsvorstand[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vorstandsvorsitzender ist Klaus Meier, Stellvertreter Joachim Treusch, weitere Mitglieder sind Jörg-Dieter Kogel und Heiko Staroßom (Universität Bremen)[14] sowie Sabina Schoefer, Konrektorin für Digitalisierung an der Hochschule Bremen, und Andreas Niemeyer, Geschäftsführer der Bremer Dettmer-Gruppe.[15]

Kuratorium[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Kuratorium wurde im Dezember 2020 neu besetzt: Yvette Gerner, Intendantin von Radio Bremen, ist die Vorsitzende; Stellvertreterin ist Cornelia Holsten, Direktorin der Bremischen Landesmedienanstalt. Ergänzt wird das Gremium durch Vertreter aus der nationalen und lokalen Literatur- und Medienwissenschaft.[16]

Die Günter-und-Ute-Grass-Stiftung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Günter-Grass-Stiftung ist nicht zu verwechseln mit der Günter-und-Ute-Grass-Stiftung, die 2011 errichtet wurde, um das schriftstellerische und künstlerische Werk des Literaturnobelpreisträgers zu verwalten, verbreiten und wissenschaftlich aufzuarbeiten.[17] Grass gründete diese Stiftung auch zugunsten des Romavolks, die den "Otto-Pankok-Preis" verleiht.[18]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Die Stiftungsaufgaben. Günter Grass Stiftung Bremen, abgerufen am 23. Oktober 2022.
  2. Streit um 500.000-Euro-Spende des Energiekonzerns E.on, die tageszeitung / taz-Nord, 31. Juli 2006
  3. Verkauf der bremischen Stadtwerke-Aktien
  4. Maren Beneke: Grass-Archiv bleibt in Bremen. Weser-Kurier, 18. Juni 2020, abgerufen am 30. April 2021.
  5. https://www.stiftungsarchive.de/archive/1673
  6. Webdatenbank (Memento des Originals vom 22. November 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/webdatenbank.grass-medienarchiv.de des Medienarchivs
  7. a b Jürgen Theiner: Untreue bei der Grass-Stiftung. Weser-Kurier, 6. April 2018, abgerufen am 30. April 2021.
  8. „Menschen sind Tiere, die kochen können“, Deutschlandfunk, September 2006
  9. [1]@1@2Vorlage:Toter Link/www.peterlang-verlag.com (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2018. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (offline)
  10. Jürgen Theiner: Untreue bei der Grass-Stiftung: Ex-Geschäftsführerin unter Verdacht. In: Weser Kurier. 6. April 2018, abgerufen am 23. Oktober 2022.
  11. a b Maren Beneke: Förderer unterstützt Günter-Grass-Stiftung. Weser-Kurier, 21. Juni 2018, abgerufen am 30. April 2021.
  12. Carolin Henkenberens: Lübeck verwundert über Umzugspläne der Grass-Stiftung. Weser-Kurier, 4. Oktober 2019, abgerufen am 30. April 2021.
  13. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 29. April 2021 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.butenunbinnen.de
  14. https://grassmedienarchiv.de/stiftung/
  15. https://grassmedienarchiv.de/2021/01/10/winter-journal-2021/
  16. Medienarchiv Günter Grass Stiftung Bremen: Neues Kuratorium. 7. Dezember 2020, abgerufen am 30. April 2021.
  17. Normdateneintrag GND 1050255143, Abfragedatum: 3. August 2015.
  18. http://www.kulturpreise.de/web/preise_info.php?preisd_id=863