GMD-Forschungszentrum Informationstechnik

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GMD – Forschungszentrum Informationstechnik
GMD – Forschungszentrum Informationstechnik
Schloss Birlinghoven – Hauptsitz der GMD in Sankt Augustin bei Bonn
Kategorie: Forschungseinrichtung
Bestehen: 1968–2001
Aufgegangen in: Fraunhofer-Gesellschaft

Die GMD – Forschungszentrum Informationstechnik GmbH war eine zwischen 1968 und 2001 bestehende deutsche Großforschungseinrichtung für angewandte Mathematik und Informatik.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gründung erfolgte am 23. April 1968 in Bonn unter dem Namen Gesellschaft für Mathematik und Datenverarbeitung (GMD). Damit sollte das Konzept der Großforschung, das sich im Bereich der Kernenergie bewährt hatte, auf die damals noch Datenverarbeitung genannte Informatik übertragen werden. Hierzu wurde das Institut für Instrumentelle Mathematik (IIM) an der mathematischen Fakultät der Universität Bonn ausgebaut als Großforschungseinrichtung des Bundes mit einer Minderheitsbeteiligung des Landes Nordrhein-Westfalen.

Unter den ersten Geschäftsführern Ernst Peschl und Heinz Unger wurde der Schwerpunkt auf die Mathematik gelegt. So bestand die GMD 1970 aus einem Institut für angewandte Mathematik, einem Institut für Numerische Datenverarbeitung, einem Institut für Theorie der Automaten und Schaltnetzwerke und einem Institut für Informationssystemforschung, die alle an der Grundlagenforschung orientiert waren. Dazu kamen eine Abteilung für Datenverarbeitung und eine Abteilung für behördliche Datenverarbeitungssysteme als Dienstleister und das Institut Informatik-Kolleg.[1]

Im Zuge der parallel zur Gründung der GMD einsetzenden Diskussion um die Softwarekrise und der darauf folgenden Einrichtung von Studiengängen der Informatik an vielen deutschen Hochschulen gerieten auch Struktur und Ausrichtung der GMD in die Kritik. Bereits 1969 diskutierte man über eine Neuausrichtung auf ingenieurwissenschaftliche und softwaretechnische Ziele, 1970 setzte sich das Bundesministerium für Forschung und Technologie mit dieser Meinung durch und enthob Heinz Unger seines Amtes.

Seit 1973 wurden der GMD das Deutsche Rechenzentrum in Darmstadt, die Rechnerarchitektur-Gruppe der TU-Berlin, die Arbeitsgruppe Verteilte Systeme des Hahn-Meitner-Instituts Berlin GmbH, die Gesellschaft für Information und Dokumentation (GID) aus Frankfurt am Main angegliedert. Nach der Wiedervereinigung folgten Teile des Instituts für Informatik und Rechentechnik sowie des Zentralinstituts für Kybernetik und Informationsprozesse der Akademie der Wissenschaften der DDR.

Im März 1995 erfolgte eine Umbenennung. Auf Initiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung wurde die GMD in den Jahren 2000 bis 2001 gegen den Widerstand der Mitarbeiter[2], die eine breite Unterstützung durch die regionale Politik erfuhren, mit der Fraunhofer-Gesellschaft fusioniert. Letzter Vorstandsvorsitzender der GMD war der griechische Informatiker Dionysios (Dennis) Tsichritzis. Die Einrichtung ist im Fraunhofer-Institutszentrum Schloss Birlinghoven aufgegangen.

Institute[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die GMD bestand zuletzt aus acht Instituten:

Außerdem gab es die institutsunabhängige Gruppe BioMIP sowie eine Außenstelle in Tokio, Japan.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Josef Wiegand: Die Gründung der GMD – Mathematik oder Datenverarbeitung? In: Margit Szöllösi-Janze, Helmuth Trischler (Hrsg.): Großforschung in Deutschland. Frankfurt am Main/New York 1990, ISBN 3-593-34408-4, S. 78–96 (Studien zur Geschichte der deutschen Großforschungseinrichtungen, Band 1).
  • Josef Wiegand: Informatik und Großforschung. Geschichte der Gesellschaft für Mathematik und Datenverarbeitung. Frankfurt am Main/New York 1994, ISBN 3-593-35121-8 (Studien zur Geschichte der deutschen Großforschungseinrichtungen, Band 6).
  • Hans-Willy Hohn: Kognitive Strukturen und Steuerungsprobleme der Forschung. Kernphysik und Informatik im Vergleich. Frankfurt am Main/New York 1998, ISBN 3-593-36102-7 (Online [PDF; 1,3 MB] Schriften des Max-Planck-Instituts für Gesellschaftsforschung Köln, Band 36).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Einführung in die DV-Organisation. In: Publication Database of the Fraunhofer-Gesellschaft. Fraunhofer-Publica, abgerufen am 26. November 2019.
  2. Christiane Schulzki-Haddouti: GMD-Fraunhofer: Faule Fusion. In: Spiegel Online. 12. Oktober 2000 (spiegel.de [abgerufen am 13. Oktober 2018]).