Gedenkstätte für die Opfer der Gestapo Wien

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Der Eingangsbereich der Gedenkstätte für die Opfer des österreichischen Freiheitskampfes

Die Gedenkstätte für die Opfer der Gestapo Wien (lt. DÖW, auch Gedenkstätte für die Opfer des österreichischen Freiheitskampfes 1938 – 1945 lt. Inschrift) befindet sich in der Wiener Salztorgasse 6, an jener Stelle, an der sich einst der Lieferanteneingang des Hotel Métropole befand. Nach dem „Anschluss Österreichs“ an das nationalsozialistische Deutsche Reich befand sich dort die Staatspolizeileitstelle Wien. Durch diesen Hintereingang wurden zahlreiche Opfer des Nationalsozialismus zu Verhören ins Haus gebracht bzw. nach Vernehmung und Folter ins Wiener Landesgericht oder in Konzentrationslager verbracht.

Gestapo-Leitstelle Wien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das ehemalige Hotel Métropole am Morzinplatz, von 1938 bis 1945 Sitz der Wiener Gestapo

Die Wiener Gestapo mit Sitz im ehemaligen Hotel Métropole am Morzinplatz war mit rund 900 Mitarbeitern die größte Gestapo-Dienststelle im Deutschen Reich. Sie nahm ihre Tätigkeit am 1. April 1938 – knapp drei Wochen nach dem Einmarsch deutscher Truppen in Österreich – auf und veranlasste noch am selben Tag den ersten Transport österreichischer Häftlinge in das KZ Dachau. Tag für Tag wurden hier bis zu 500 Menschen zur Einvernahme vorgeladen oder nach erfolgter Verhaftung eingeliefert. Insgesamt dürften mindestens 50.000 Personen am Morzinplatz verhört und gefoltert sein. Circa 12.000 Menschen sind in der vorliegenden Erkennungsdienstlichen Kartei der Wiener Gestapo erfasst; Fotos wurden angefertigt[1] und auf „Photographierscheinen“ wurde die „Verbrecherklasse“ verzeichnet.

Die von der Gestapo verhafteten Österreicher wurden durch den Hintereingang in der Salztorgasse direkt in den Keller verschafft, der als Gefängnis und Folterkammer diente. Durch physische und psychische Gewalt wurden hier – nicht selten mit Todesfolge – Geständnisse und Denunziationen erpresst. Alle Verhaftungswellen, die vor allem Gegner des Nationalsozialismus, Juden und Homosexuelle betrafen, wurden von der Gestapo im Hotel Métropole koordiniert, ebenso die folgenden Deportationen in Konzentrationslager. Die Wiener Leitstelle galt den Nationalsozialisten als „erfolgreichste Gestapo-Zentrale des Reichs“. Die Widerstandskämpferin Rosa Grossmann schilderte den Umgang der Gestapo mit den Häftlingen so: „Und ich hatte während meiner Vorführungen auf den Korridoren Männer gesehen, die man nach Folterungen zu den Aufzügen schleppte, wie halbgeschlachtetes Vieh aus dem Schlachthaus. Blutend aus Wunden am Kopf und Gesicht. Mit aufgeschwollenen Lippen.“[2] Grossmann selbst stürzte sich, um keine Genossen zu verraten, am 23. Oktober 1943 nach viertägigen Folterungen aus dem 4. Stock des Hotel Métropole. Sie überlebte jedoch schwer verletzt.

Gründung der Gedenkstätte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Asphaltinschrift vor der Gedenkstätte

Das ehemalige Hotel Métropole brannte am 12. März 1945 nach Bombentreffern aus. In der Folge wurden die Reste des Gebäudes 1948 abgerissen. 1968 wurde an derselben Stelle ein Wohnbau errichtet, der nach dem KZ-Insassen und späteren Bundeskanzler Leopold Figl benannt wurde. An der Rückseite des neuen Bauwerks, eben dort, wo sich einst der Lieferanteneingang des Hotels befand, wurde von den Opferverbänden ein Weiheraum eingerichtet, auch Gedenkraum für die Opfer des österreichischen Freiheitskampfes.[3] Im selben Jahr hatten sich die Opferverbände in der neuen Arbeitsgemeinschaft der KZ-Verbände und Widerstandskämpfer Österreichs zusammengeschlossen, der Weiheraum war das erste Ergebnis der neuen Kooperation.[4]

Neugestaltung 2011[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach umfassender Renovierung wurde der Gedenkraum mit einer Ausstellung über Opfer und Täter des NS-Regimes ergänzt und am 26. Mai 2011 in einer feierlichen Zeremonie durch Bundespräsident Heinz Fischer wieder eröffnet. Die Neugestaltung erfolgte durch das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW) auf wissenschaftlicher Basis. Jedoch fehlte es an Mitteln, die Gedenkstätte regelmäßig offen zu halten. Engagierte Bewohner des Leopold-Figl-Hofes und der Umgebung haben jedoch eine Initiative Gedenkstätte gegründet, die den Gedenkraum und die Ausstellung jetzt jeden Donnerstag von 15 bis 18:30 Uhr zugänglich macht und gemeinsam mit Historikern des DÖW über die Geschichte des Ortes informiert.[5] Weiters veranstaltet der KZ-Verband regelmäßig Gedenkstunden in den Räumlichkeiten in der Salztorgasse.[6]

Wiener Festwochen 2015[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Wiener Festwochen widmeten ihre Programmschiene Into the City 2015 der Erinnerungskultur und Geschichtspolitik: „Hotel Métropole. Der Erinnerung eine Zukunft geben“ war der Titel einer Auseinandersetzung mit „dem Verschütteten, Vergessenen und Verdrängten – gestern wie heute.“ Es wurden rund um den Morzinplatz eine Reihe von Ausstellungen, Symposien, Gesprächen, Rundgängen durch das Viertel und ein Filmprogramm veranstaltet. Die Gedenkstätte für die Opfer der Gestapo Wien war ein zentraler Bestandteil dieser Reihe.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes: Nicht mehr anonym – Fotos aus der Erkennungsdienstlichen Kartei der Gestapo Wien, Gestapo-Opfer. Für die Profil-Suche Marie Fischer, geb. 30.1897 auf der folgenden Seite auf den Button „Mehr Informationen“ klicken: [1]
  2. Wiener Festwochen: Hotel Métropole, Programm der Schiene Into the City, 28. Mai bis 21. Juni 2015, S. 8.
  3. Dirk Rupnow, Heidemarie Uhl: Zeitgeschichte ausstellen in Österreich: Museen, Gedenkstätten, Ausstellungen, Wien: Böhlau 2011, S. 131f.
  4. Brigitte Bailer: 50 Jahre Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes, aus: Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (Hrsg.), Opferschicksale. Widerstand und Verfolgung im Nationalsozialismus. Jahrbuch 2013, Wien 2013, S. 9f.
  5. Wiener Festwochen: Hotel Métropole, Programm der Schiene Into the City, 28. Mai bis 21. Juni 2015, S. 18.
  6. KZ-Verband: 11. März-Veranstaltungen 2015 der ARGE Opferverbände, abgerufen am 29. Mai 2015.