Giebelstadt

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Wappen Deutschlandkarte
Giebelstadt
Deutschlandkarte, Position des Marktes Giebelstadt hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 49° 39′ N, 9° 57′ OKoordinaten: 49° 39′ N, 9° 57′ O
Bundesland: Bayern
Regierungsbezirk: Unterfranken
Landkreis: Würzburg
Verwaltungs­gemeinschaft: Giebelstadt
Höhe: 300 m ü. NHN
Fläche: 48,05 km2
Einwohner: 5739 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 119 Einwohner je km2
Postleitzahl: 97232
Vorwahl: 09334
Kfz-Kennzeichen: , OCH
Gemeindeschlüssel: 09 6 79 138
Marktgliederung: 10 Gemeindeteile
Adresse der
Marktverwaltung:
Marktplatz 3
97232 Giebelstadt
Website: www.giebelstadt.de
Bürgermeister: Helmut Krämer (Bürger-Bündnis-Giebelstadt)
Lage des Marktes Giebelstadt im Landkreis Würzburg
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Karte
Vorlage:Infobox Gemeinde in Deutschland/Wartung/Markt
Giebelstadt und der Flugplatz von oben

Giebelstadt ist ein Markt im unterfränkischen Landkreis Würzburg und der Verwaltungssitz der gleichnamigen Verwaltungsgemeinschaft.

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gemeinde liegt etwa 15 Kilometer südlich von Würzburg. Das Gebiet ist nur sehr wenig bewaldet. Durch Giebelstadt führt der Fränkische Marienweg.

Gemeindegliederung

Es gibt zehn Gemeindeteile (in Klammern ist der Siedlungstyp angegeben):[2][3]

Es gibt die Gemarkungen Allersheim, Euerhausen, Eßfeld, Giebelstadt, Herchsheim, Ingolstadt .UFr. und Sulzdorf.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bis zur Gemeindegründung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Giebelstadt ist nach der alemannischen Adelssippe der Gibule benannt und wurde im Jahr 820 erstmals urkundlich erwähnt. Im 13. und 14. Jahrhundert hatten die Ministerialengeschlechter Geyer und Zobel dort Grundbesitz und Lehen und übten im Dorf gemeinsam Herrschaftsrechte aus (Kondominatsdorf). Von dieser Zeit zeugen noch die Ruine des Geyerschlosses und das Zobelschloss. Das Friesenhäuser Schloss wurde 1687 von Hans Heinrich Zobel von Giebelstadt zu Friesenhausen begonnen und von seinem Sohn Johann Gottlob Zobel und dessen Ehefrau Maria Sophia von Berlichingen um 1700 vollendet. Von 1814 bis 1916 war die Freiherrlich Zobel'sche Bierbrauerei dort untergebracht, heute dient es als Rathaus.

Später teilten sich das seit 1792 preußische Fürstentum Ansbach (als Nachfolger der Grafen von Geyer) und die Freiherren von Zobel die Herrschaft. Beider Rechte kamen 1806 an das Großherzogtum Würzburg des Erzherzogs Ferdinand von Toskana, mit dem Giebelstadt 1814 an das Königreich Bayern fiel. Im Zuge der Verwaltungsreformen in Bayern entstand mit dem Gemeindeedikt von 1818 die heutige Kommune.

19. bis 21. Jahrhundert[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Luftaufnahme, Juli 2019

Nach 1848 wurde Giebelstadt dem Bezirks- und Finanzamt und dem Amtsgericht Ochsenfurt zugeordnet. Am 1. Juli 1972 kam der Markt zum Landkreis Würzburg.

Mindestens seit dem 18. Jahrhundert waren jüdische Familien im Ort ansässig. Bereits im 17. Jahrhundert entstand in der Gemarkung Allersheim ein jüdischer Friedhof. Im Jahr 1799 entstand eine Synagoge, die beim Novemberpogrom 1938 von SA-Männern verwüstet und 1944 abgerissen wurde. Daran erinnert eine Gedenktafel im Innenhof des Rathauses.[4]

Im Jahr 1935 wurde der Fliegerhorst Giebelstadt von der Luftwaffe erbaut und am 17. September 1936 bei einer Truppenparade von Adolf Hitler eröffnet. Die ersten stationierten Flugzeuge waren Bomber des Typs Heinkel He 111, die zum Kampfgeschwader 53 gehörten, das mit Beginn des Zweiten Weltkrieges in Giebelstadt stationiert war. Vom Flugplatz Giebelstadt aus wurden im Zweiten Weltkrieg etliche Einsätze an die Front in Frankreich geflogen. Außerdem wurden dort unter strenger Geheimhaltung die ersten Versuche mit der düsengetriebenen Messerschmitt Me 262 und der raketengetriebenen Messerschmitt Me 163 unternommen. Der Flugplatz Giebelstadt wurde deswegen gegen Kriegsende das Ziel schwerer Bombenangriffe. Die Schäden am Fliegerhorst wurden 1944 durch Häftlinge des KZ Flossenbürg beseitigt, die auch zum Ausbau des Fliegerhorstes eingesetzt wurden. Noch vor der Kapitulation der deutschen Truppen wurde der Flugplatz durch die amerikanische 12th Armored Division eingenommen.[5]

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Flugplatz von den United States Army Air Forces übernommen und hieß von da an „Giebelstadt Airfield“. 1947 wurde die Landebahn auf ihre jetzige Länge ausgebaut. Stationiert waren dort unter anderem U2-Spionageflugzeuge. Vom 15. Januar 1948 bis 1950 war der Flughafen geschlossen und nur mit einer Wachmannschaft besetzt. Später wurde der Flugplatz von Raketeneinheiten der US-Armee und der Bundeswehr genutzt. Ab 1981 bis zum 1. Juli 2000 waren die 12. Heeresfliegerbrigade und die 69. Air Defense Artillery (Patriot) der United States Army in Giebelstadt stationiert.

Nach dem Abzug der US-amerikanischen Truppen wurde die Nutzung des Militärflugplatzes eingestellt. Das Gelände ist am 31. Dezember 2006 an die Bundesrepublik Deutschland zurückgefallen.

Auch die Bundeswehr war mit der Sanitätsschule der Luftwaffe im Ortsteil Klingholz vertreten.

Eingemeindungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vor der Gemeindegebietsreform gehörte Giebelstadt zum Landkreis Ochsenfurt. Dieser wurde am 1. Juli 1972 aufgelöst und gleichzeitig die Gemeinde Euerhausen eingegliedert.[6] Am 1. Januar 1978 kamen die Märkte Allersheim und Herchsheim hinzu. Eßfeld, Ingolstadt in Unterfranken und Sulzdorf folgten am 1. Mai 1978.[7]

Einwohnerentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr 1961 1970 1987 1991 1995 2000 2005 2010 2015
Einwohner 3702[7] 3886[7] 3642 3924 4425 4454 4360 5032 5380

Im Zeitraum 1988 bis 2018 stieg die Einwohnerzahl von 3701 auf 5501 um 1800 Einwohner bzw. um 48,6 %. Quelle: BayLfStat

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bürgermeister[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von Mai 1990 bis April 2002 wurde der Markt Giebelstadt durch den CSU-Bürgermeister Volker Kleinfeld geleitet.[8] Nachdem es jahrelang keine ernsthaften Mitbewerber um das Bürgermeisteramt gegeben hatte, gelang es der UWG (Unabhängigen Wählergemeinschaft), mit Paul Merklein ein neues Gesicht zu präsentieren, der auch die Kommunalwahl 2002 knapp gewann.

Nachdem die Gemeindepolitik viele Jahre lang der Schauplatz für heftige Agitationen und Auseinandersetzungen gewesen war, wurde mit Helmut Krämer ein ehemaliges UWG-Gemeinderatsmitglied der Bürgermeisterkandidat der neu gegründeten Bürgerbündnisse. Er konnte den bisherigen Bürgermeister bei der Wahl 2008 ablösen. Bei der Kommunalwahl 2014 wurde er mit 84,2 % der gültigem Stimmen im Amt bestätigt. Krämer wurde bei einer Wahlbeteiligung von 58,3 % am 15. März 2020 mit 89,5 % der Stimmen (ohne Mitbewerber) für weitere sechs Jahre wieder gewählt.[9]

Marktgemeinderat[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Marktgemeinderat hat 20 Mitglieder; zusätzliches Mitglied qua Amt ist der Bürgermeister. Bei der Gemeinderatswahl am 15. März 2020 erreichten die drei Wählergruppen folgende Stimmenanteile und Sitze:[10]

Liste 2020
Stimmenanteil Sitze
Unabhängige Freie Wählergemeinschaft e.V. 38,33 % 8
Bürger-Bündnis-Giebelstadt 36,86 % 7
Bürger-Bündnis-Ortsteile 24,81 % 5

Gegenüber der Amtszeit 2014–2020 musste das Bürger-Bündnis-Giebelstadt einen Sitz an die Unabhängige Freie Wählergemeinschaft e.V. abgeben. Die Wahlbeteiligung lag bei 58,31 %

Wappen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wappen von Giebelstadt
Wappen von Giebelstadt
Blasonierung: „In Blau ein silberner Widderkopf mit goldenem Gehörn.“[11]
Wappenbegründung: Giebelstadt wird erstmals 820 urkundlich erwähnt im Zusammenhang mit den beiden Stammvätern der späteren Geschlechter Geyer und Zobel, deren gemeinsame Stammburg bis heute im Gemeindegebiet als Ruine erhalten ist. Die Geyer schieden aus der Wappengemeinschaft mit den Zobel aus. Sie legten sich anstelle eines Pferdekopfs einen Widderkopf als Wappenbild zu und errichteten im Ort ein eigenes Schloss, das zur Unterscheidung vom Schloss der Zobel „Unteres Schloss“ genannt wurde. Bekanntester Vertreter der Familie war der Ritter Florian Geyer, der um 1490 in Giebelstadt geboren und 1525 bei Rimpar ermordet wurde. Er stand im Bauernkrieg von 1525 auf der Seite der Bauern. Ihm zu Ehren finden seit 1980 jedes Jahr die Florian-Geyer-Festspiele in der Burgruine von Giebelstadt statt. Sie lehnen sich an die Festspiele von 1925 an, die 1938 eingestellt wurden. Das Stammwappen der Geyer von Giebelstadt, die 1685 in den Reichsgrafenstand erhoben worden und 1708 ausgestorben sind, erinnert an dieses bedeutende Adelsgeschlecht.

Dieses Wappen wird seit 1937 geführt.

Gemeindepartnerschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Partnergemeinde ist Pianiga in der italienischen Region Venetien.

Baudenkmäler[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wirtschaft und Infrastruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Giebelstadt ist durch die Bundesstraße 19 nach Norden mit Würzburg (16 km) verbunden, nach Süden mit Bad Mergentheim (25 km).

Der Flugplatz Giebelstadt, ein ehemaliger Militärflugplatz, hat eine Zulassung für Maschinen bis zu einem Abfluggewicht von 14 t und ist der größte Flugplatz im Landkreis. Er wird häufig von im Landkreis ansässigen Firmen genutzt. Während der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 wurde darüber der Mannschaftstransfer zu diversen Spielaustragungsorten abgewickelt. So flog die Nationalmannschaft von Ghana, welche während der WM ihr Quartier in Würzburg hatte, von Giebelstadt zu ihren Spielen. Auch die in Bad Kissingen einquartierte Nationalmannschaft von Ecuador nutzte diese Einrichtung.

Landwirtschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

2016 gab es 76 landwirtschaftliche Betriebe. 3588 Hektar des Gemeindegebietes waren landwirtschaftlich genutzt.

Arbeitsplätze[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

2017 gab es laut amtlicher Statistik in der Gemeinde 2852 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze. Von der Wohnbevölkerung standen 2360 Personen in einem versicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnis. Damit war die Zahl der Einpendler um 492 Personen größer als die der Auspendler. 82 Einwohner waren arbeitslos.

Ansässige Unternehmen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Bavaria Yachtbau (Sportboot-Werft für Segel- und Motorboote, gegr. 1978)
  • Opitec Hobbyfix
  • HandyGames
  • SSI Schäfer Automation GmbH
  • SSI Schäfer IT Solutions GmbH

Bildung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

2018 gab es in der Gemeinde

  • zwei Kindertageseinrichtungen mit 273 genehmigten Plätzen und 237 Kindern
  • eine Volksschule mit dreizehn Lehrern, elf Klassen und 219 Schülern.

Söhne und Töchter[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

(Auswahl)

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Giebelstadt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Genesis Online-Datenbank des Bayerischen Landesamtes für Statistik Tabelle 12411-003r Fortschreibung des Bevölkerungsstandes: Gemeinden, Stichtag (Einwohnerzahlen auf Grundlage des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
  2. Markt Giebelstadt in der Ortsdatenbank der Bayerischen Landesbibliothek Online. Bayerische Staatsbibliothek, abgerufen am 8. Juli 2020.
  3. Gemeinde Giebelstadt, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 4. Dezember 2021.
  4. Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus. Eine Dokumentation, Band 1. Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 1995, ISBN 3-89331-208-0, S. 143.
  5. Vgl. dazu Karl-Heinz Decker: Geschichte des Fliegerhorstes Giebelstadt, S. 7–11.
  6. Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S. 545.
  7. a b c Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 756.
  8. Volker Kleinfeld, abgerufen am 8. Juli 2020
  9. Bürgermeisterwahl 2020, abgerufen am 8. Juli 2020
  10. Wahl des Marktgemeinderates 2020, abgerufen am 8. Juli 2020
  11. Eintrag zum Wappen von Giebelstadt in der Datenbank des Hauses der Bayerischen Geschichte, abgerufen am 8. September 2017.