Gleitender Durchschnittspreis

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Ein gleitender Durchschnittspreis (kurz GLD-Preis) ist eine betriebswirtschaftliche Kennzahl, die bei der sich wiederholenden Beschaffung von Material oder Fertigerzeugnissen das sich verändernde Preisniveau von Einstandspreisen berücksichtigt.

Allgemeines[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der gleitende Durchschnittspreis wird bei der Bewertung des Lagerbestands bei Bilanzpositionen verwendet, die zu unterschiedlichen Preisen eingekauft wurden.[1] Handel und Industrie beschaffen laufend Material bzw. Waren, deren Einkaufspreise sich – insbesondere durch Inflation – innerhalb einer Rechnungsperiode verändern können. Dann ist es sinnvoll, bei der Bewertung des Lagerbestands eine Bewertungsmethode zu finden, mit deren Hilfe die unterschiedlichen Preise einen Durchschnittspreis ergeben, der den mengengewichteten Einstandspreisen entspricht und damit einen historischen durchschnittlichen Einstandspreis wiedergibt.[2]

Ermittlung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zur Errechnung wird die Methode des Gleitenden Mittels verwendet, wobei nach jedem Wareneingang ein neuer GLD-Preis errechnet wird, welcher der Bewertung der auf einen Zugang folgenden Abgänge zugrunde gelegt wird; der letzte Durchschnittspreis einer Rechnungsperiode kann zugleich auch als Buchwert in der Bilanz dienen[3], es sei denn, am Bilanzstichtag liegt der Beschaffungspreis niedriger als alle bisherigen Preise.

Der gleitende Durchschnitsspreis wird wie folgt ermittelt:[4]

,

wobei

: neuer Durchschnittspreis,
: alter Durchschnittspreis,
: bisherige Bestandsmenge,
: Einstandspreis der neuen Ware,
: Einstandsmenge der neuen Ware.

GLD-Preise zeigen die Tendenz, sich laufend an die Entwicklung der effektiven Beschaffungspreise anzupassen.[5]

Da die Bestände unter Umständen aus Beschaffungsvorgängen stammen, die weit in der Vergangenheit liegen, aber auch aus rechentechnischen Gründen, wäre eine geschichtete und zum jeweiligen Einkaufspreis bewertete Bestandsführung zur Ermittlung des aktuellen Durchschnittspreises unnötig kompliziert und fehl am Platz. Weiter löst der gleitende Durchschnittspreis auch das Problem, wie zwischenzeitliche Bestandsabgänge zu bewerten sind. Hierzu wird der am Bilanzstichtag gültige GLD-Preis verwendet.

Wirtschaftliche Aspekte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der gleitende Durchschnittspreis spielt für die Bestandsbewertung unter anderem in folgenden Gebieten eine Rolle:

Aus Gründen der Rechnungslegung kann der GLD-Preis für die Bestandsbewertung in der Bilanz am Bilanzstichtag nicht verwendet werden, wenn der aktuelle Einkaufspreis unter dem GLD-Preis liegt (Niederstwertprinzip). Aus betriebswirtschaftlicher Sicht sollten die kalkulatorischen GLD-Preise von Zeit zu Zeit überprüft und auf- oder abgewertet werden. Da sich buchhalterische und leistungswirtschaftliche Anforderungen zum Teil widersprechen, ist es ggf. sinnvoll und notwendig, für die buchhalterischen und betriebswirtschaftlich/kalkulatorischen Bedürfnisse zwei unterschiedlichen Sichten auf die Bestandsbewertung zu unterhalten.

Sonstiges[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Pendant sind periodische Durchschnittspreise, die am Ende einer Rechnungsperiode als gewogene Mittelwerte aus den Preisen aller Zugänge und dem Anfangsbestand ermittelt werden.

Die Verbrauchsfolgeverfahren entscheiden nicht nach Preisniveau, sondern setzen die Priorität auf die zeitliche Komponente beim Warenausgang aus dem Lagerbestand.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Götz von Berkstein, Wirtschaftshandbuch der Formeln und Kennzahlen, 2010, S. 127
  2. Götz von Berkstein, Wirtschaftshandbuch der Formeln und Kennzahlen, 2010, S. 127
  3. Joachim S. Tanski, Jahresabschluss in der Praxis, 2011, S. 186
  4. Götz von Berkstein, Wirtschaftshandbuch der Formeln und Kennzahlen, 2010, S. 127
  5. Andreas Schmidt, Kostenrechnung, 1996, S. 50