Gottstreu

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Gottstreu
Gemeinde Wesertal
Koordinaten: 51° 35′ N, 9° 35′ OKoordinaten: 51° 34′ 41″ N, 9° 35′ 13″ O
Höhe: 117 m ü. NHN
Fläche: 2,85 km²[1]
Einwohner: 278 (2020) ca. [1]
Bevölkerungsdichte: 98 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Februar 1971
Eingemeindet nach: Oberweser
Postleitzahl: 34399
Vorwahl: 05574
Gottstreu am Reinhardswald
Gottstreu am Reinhardswald

Gottstreu ist ein Ortsteil der Gemeinde Wesertal im nordhessischen Landkreis Kassel.

Geografische Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die kleine Ortschaft Gottstreu liegt in Nordhessen am linken Ufer der Oberweser an der waldreichen Nordostabdachung des Reinhardswalds. Sie befindet sich etwa 18 km nördlich von Hann. Münden, 29 km nordöstlich von Kassel, zwölf Kilometer südöstlich von Bad Karlshafen, neun Kilometer südsüdwestlich von Uslar und drei Kilometer südöstlich von Gieselwerder, einem der Verwaltungsstandorte der Gemeinde Wesertal mit der nächsten Weserbrücke (alle Angaben Luftlinie).

Die Ortschaft Weißehütte gehört zu Gottstreu.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Tafel mit den Namen der ersten zwölf Siedler

Ortsgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gottstreu wurde im Jahr 1722 für waldenser Glaubensflüchtlinge aus Frankreich von Landgraf Karl von Hessen-Kassel als „Kolonie“ gegründet, ebenso wie das nahe gelegene Dorf Gewissenruh. Die religiös geprägten Namen beider Orte wählte der Landgraf persönlich aus. Die Kolonien wurden als Straßendörfer mit jeweils zwölf Parzellen angelegt. Die Neusiedler lebten von Landwirtschaft und Waldarbeit. Bis 1825 wurde im Gottesdienst und im Schulunterricht Französisch gesprochen. Französische Inschriften auf Hausbalken und französische Familiennamen zeugen noch heute von der Vergangenheit der im Volksmund als Franzosendörfer bezeichneten Orte.

Hessische Gebietsreformen seit 1970

Im Zuge der Gebietsreform in Hessen fusionierten zum 1. Februar 1971 die bis dahin selbständigen Gemeinden Arenborn, Gewissenruh, Gieselwerder, Gottstreu und Oedelsheim freiwillig zur neuen Gemeinde Oberweser. Sitz der Gemeindeverwaltung wurde Gieselwerder.[2] Am 1. August 1972 kam noch kraft Landesgesetz Heisebeck hinzu.[3] Zum 1. Januar 2020 fusionierten die Gemeinden Oberweser und Wahlsburg zur neuen Gemeinde Oberweser. Der Ortsbezirk Gottstreu blieb weiter bestehen.[4]

Verwaltungsgeschichte im Überblick[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten,[Anm. 1] denen Gottstreu angehört(e):[5][6]

Bevölkerung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einwohnerstruktur 2011[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Gottstreu 309 Einwohner. Darunter waren 3 (1,0 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 39 Einwohner unter 18 Jahren, 105 zwischen 18 und 49, 87 zwischen 50 und 64 und 81 Einwohner waren älter.[9] Die Einwohner lebten in 135 Haushalten. Davon waren 27 Singlehaushalte, 39 Paare ohne Kinder und 51 Paare mit Kindern, sowie 15 Alleinerziehende und keine Wohngemeinschaften. In 24 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 75 Haushaltungen lebten keine Senioren.[9]

Einwohnerentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1722: Kolonie mit 12 Familien[5]
  • 1747: 12 Haushaltungen[5]
Gottstreu: Einwohnerzahlen von 1834 bis 2020
Jahr  Einwohner
1834
  
223
1840
  
261
1846
  
284
1852
  
301
1858
  
301
1864
  
298
1871
  
287
1875
  
296
1885
  
297
1895
  
334
1905
  
338
1910
  
312
1925
  
341
1939
  
326
1946
  
512
1950
  
472
1956
  
377
1961
  
383
1967
  
360
1970
  
369
1980
  
?
1990
  
?
2000
  
?
2011
  
309
2020
  
278
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS[5]; Zensus 2011[9]; Gemeinde Wesertal[1]

Historische Religionszugehörigkeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

• 1885: 297 evangelische (= 100 %) Einwohner[5]
• 1961: 335 evangelische (= 87,47 %), 42 katholische (= 10,97 %) Einwohner[5]

Kultur und Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für die unter Denkmalschutz stehenden Kulturdenkmäler des Ortes siehe die Liste der Kulturdenkmäler in Gottstreu.

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für Gottstreu besteht ein Ortsbezirk (Gebiete der ehemaligen Gemeinde Arenborn) mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung. Der Ortsbeirat besteht aus fünf Mitgliedern.[4] Bei den Kommunalwahlen in Hessen 2021 wurden gewählt: ein Mitglied der SPD und vier Mitglieder der „Gemeinschaftsliste Gottstreu“. Der Ortsbeirat wählte Karsten Bock (SPD) zum Ortsvorsteher.[10]

Wirtschaft und Infrastruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gottstreu ist der Standort der Fabrik für Plastifol-Profile und Zierleisten „Egon Krautheim GmbH“. Die Land- und Forstwirtschaft spielt kaum noch eine Rolle.

Tourismus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gottstreu ist ein staatlich anerkannter Erholungsort[11] und liegt am Weserradweg. Unterkunftsmöglichkeiten gibt es in einer Pension vor Ort. In der Nachbarschaft gibt es Frei- und Hallenbäder, Campingplätze und weitere Sehenswürdigkeiten wie unter anderem Orte mit alten Fachwerkhäusern und einige Burgen und Burgruinen (Saba-, Trendel-, Bram- und Krukenburg).

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Direkt am Ortsrand verläuft die Bundesstraße 80. Bei Hann. Münden befindet sich die nächste Autobahnausfahrt der A 7 und bei Warburg jene der A 44.

Regionalbahnhöfe gibt es in Hann. Münden, Hofgeismar und Bodenfelde; ICE/IC halten in Kassel, Göttingen und Warburg.

Überregional bedeutende Flughäfen befinden sich in Hannover und bei Paderborn.

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ehrenbürger[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit Gottstreu verbundene Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anmerkungen und Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anmerkungen

  1. Bis zur Trennung der Rechtsprechung von der Verwaltung waren die Ämter sowohl Gericht als auch Verwaltungsorgan.
  2. Trennung von Justiz (Justizamt Sababurg) und Verwaltung.
  3. Am 1. Februar 1971 als Ortsbezirk zur Gemeinde Oberweser.
  4. Am 1. Januar 2020 als Ortsbezirk zur Gemeinde Wesertal.

Einzelnachweise

  1. a b c Ortsteil Gottstreu. In: Webauftritt. Gemeinde Wesertal, abgerufen im September 2023.
  2. Gemeindegebietsreform: Zusammenschlüssen und Eingliederungen von Gemeinden vom 29. Januar 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1971 Nr. 7, S. 286, Punkt 362, Abs. 1 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 5,1 MB]).
  3. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 398 und 399.
  4. a b Hauptsatzung. (PDF; 2,7 MB) § 5. In: Webauftritt. Gemeinde Wesertag, abgerufen im September 2023.
  5. a b c d e f Gottstreu, Landkreis Kassel. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 15. Januar 2020). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  6. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  7. Kur-Hessischer Staats- und Adress-Kalender: 1818. Verlag d. Waisenhauses, Kassel 1818, S. 49 f. (online bei Google Books).
  8. Verordnung vom 30sten August 1821, die neue Gebiets-Eintheilung betreffend, Anlage: Übersicht der neuen Abtheilung des Kurfürstenthums Hessen nach Provinzen, Kreisen und Gerichtsbezirken. Sammlung von Gesetzen etc. für die kurhessischen Staaten. Jahr 1821 – Nr. XV. – August. (kurhess GS 1821) S. 70 f.
  9. a b c Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,1 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 28 und 84, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. Oktober 2020;.
  10. Ortsbeirat Arenborn. In: Webauftritt. Gemeinde Wesertal, abgerufen im September 2023.
  11. 77. Sitzung des Fachausschusses für Kurorte Erholungsorte und Heilbrunnen in Hessen vom 17. November 2011. In: Staatszeiger für das Land Hessen. Nr. 7, 2012, ISSN 0724-7885, S. 221.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Gottstreu – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien