Grabenstetten

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Wappen Deutschlandkarte
Grabenstetten
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Grabenstetten hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 48° 31′ N, 9° 28′ OKoordinaten: 48° 31′ N, 9° 28′ O
Bundesland: Baden-Württemberg
Regierungsbezirk: Tübingen
Landkreis: Reutlingen
Höhe: 688 m ü. NHN
Fläche: 14,53 km2
Einwohner: 1727 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 119 Einwohner je km2
Postleitzahl: 72582
Vorwahl: 07382
Kfz-Kennzeichen: RT
Gemeindeschlüssel: 08 4 15 028
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Böhringer Str. 10
72582 Grabenstetten
Website: www.grabenstetten.de
Bürgermeister: Roland Deh
Lage der Gemeinde Grabenstetten im Landkreis Reutlingen
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Karte

Grabenstetten ist eine Gemeinde im Landkreis Reutlingen in Baden-Württemberg. Es ist mit seiner gesamten Gemarkung Teil des Biosphärengebiets Schwäbische Alb und des UNESCO Geoparks Schwäbische Alb.

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Geographische Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Grabenstetten liegt am Nordrand der Schwäbischen Alb, etwa 19 Kilometer östlich von Reutlingen.

Gemeindegliederung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Außer dem gleichnamigen Dorf gehören zur Gemeinde Grabenstetten keine weiteren Ortschaften.

Nachbargemeinden[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

An die Gemeinde Grabenstetten grenzen die Städte und Gemeinden ErkenbrechtsweilerES, LenningenES, Römerstein, Bad Urach und Hülben. Die Aufzählung orientiert sich am Uhrzeigersinn mit Beginn im Norden. Die Genannten gehören zum Landkreis Reutlingen bzw. zum Landkreis EsslingenES.

Historische Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Gemeindegebiet liegt die Burgruine Hofen.

Schutzgebiete[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die gesamte Gemarkung von Grabenstetten gehört bis auf die besiedelten Bereiche zum Landschaftsschutzgebiet Reutlinger und Uracher Alb. Darüber hinaus hat Grabenstetten Anteile an den beiden FFH-Gebieten Uracher Talspinne und Alb zwischen Jusi und Teck sowie am Vogelschutzgebiet Mittlere Schwäbische Alb. Grabenstetten gehört vollständig zum Biosphärengebiet Schwäbische Alb, eine Kernzone wurde im Kaltental westlich der Gemeinde ausgewiesen.[2]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Frühe Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die alemannische Ausbausiedlung Grabenstetten wird erstmals in der 1. Hälfte des 12. Jahrhunderts als Grabanostetten und 1152 unter dem Namen Grabanostettin erwähnt. Der Name leitet sich von den Überresten der Befestigungsanlagen des im 20. Jahrhundert als keltisches Oppidum belegten Heidengraben ab.

Als Teil der Herrschaft Neuffen kam der Ort im Laufe des 14. Jahrhunderts zu Württemberg. Der Dreißigjährige Krieg (1618–1648) machte sich erst 1635 in Grabenstetten bemerkbar. Soldaten zündeten bei ihrem Abzug den Ort an, bis auf die Kirche, das Pfarrhaus, die Schule und ein paar kleineren Häusern brannte der ganze Ort nieder. Im folgenden Jahr starben durch Hunger und Krankheit 325 Personen. Der Vogt von Neuffen berichtete dem Herzog von Württemberg, dass in Grabenstetten nicht mehr als noch 6 Burger vorhanden seien. Der Wiederaufbau nach dem Brand von 1635 ging nur sehr langsam voran. 1664 wohnten erst wieder 13 Familien im Dorf.

Verwaltungszugehörigkeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach der Gründung des Königreichs Württemberg gehörte Grabenstetten noch bis ins Jahr 1842 zum Oberamt Nürtingen, dann wurde es in das Oberamt Urach umgegliedert. Als dieses 1938 im Zuge der Kreisreform während der NS-Zeit in Württemberg aufgelöst wurde, fiel Grabenstetten an den Landkreis Reutlingen. 1945 wurde die Gemeinde Teil der französischen Besatzungszone und erfuhr somit 1947 die Zuordnung zum neu gegründeten Land Württemberg-Hohenzollern, welches 1952 im Land Baden-Württemberg aufging.

Einwohnerentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Einwohnerzahlen sind Schätzungen (1721 und 1760), Volkszählungsergebnisse (¹) oder amtliche Fortschreibungen des Statistischen Landesamtes (nur Hauptwohnsitze).

Stichtag Einwohner
1721 315
1760 520
1. Dezember 1871 ¹ 992
1. Dezember 1900 ¹ 1.074
17. Mai 1939 ¹ 957
13. September 1950 ¹ 1.064
6. Juni 1961 ¹ 1.113
27. Mai 1970 ¹ 1.220
Jahr Einwohner
25. Mai 1987 ¹ 1.312
31. Dezember 1991 1.414
31. Dezember 1995 1.458
31. Dezember 2000 1.549
31. Dezember 2005 1.576
31. Dezember 2010 1.534
31. Dezember 2015 1.667
31. Dezember 2020 1.696

Religionen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

St. Peter und Paul

Seit 1275 ist eine Kirche in Grabenstetten belegt. Die Reformation wurde, wie auch sonst im Herzogtum Württemberg, 1534 eingeführt. Seit damals ist der Ort evangelisch geprägt. Die heutige evangelische Kirchengemeinde Grabenstetten[3] gehört zum Kirchenbezirk Bad Urach-Münsingen der Evangelischen Landeskirche in Württemberg.

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gemeinderat[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Gemeinderat in Grabenstetten hat 10 Mitglieder. Die Kommunalwahl am 26. Mai 2019 führte zu folgendem vorläufigen Endergebnis. Die Wahlbeteiligung lag bei 63,02 % (2014: 58,71 %). Der Gemeinderat besteht aus den gewählten ehrenamtlichen Gemeinderäten und dem Bürgermeister als Vorsitzendem. Der Bürgermeister ist im Gemeinderat stimmberechtigt.

Freie Wähler 5 Sitze 55,9 % (2014: 6 Sitze, 59,74 %)
Unabhängige Wähler 5 Sitze 44,1 % (2014: 4 Sitze, 40,26 %)

Bürgermeister[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Bürgermeister wird für eine Amtszeit von acht Jahren gewählt. Harald Steidl (CDU) wurde im Oktober 2010 mit 94,8 % der Stimmen wiedergewählt.[4] Am 20. Oktober 2016 verstarb Steidl im Alter von 57 Jahren. Zu seinem Nachfolger wurde am 15. Januar 2017 der unabhängige Kandidat Roland Deh gewählt.[5]

Wappen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wappen der Gemeinde Grabenstetten
Wappen der Gemeinde Grabenstetten
Blasonierung: „In Gold (Gelb) eine gestürzte blaue Pflugschar, beiderseits begleitet von je einer bewurzelten, gebogenen grünen Ähre.“[6]
Wappenbegründung: Im Jahre 1930 setzte die Gemeinde die Abbildung einer alten Buche, die damals an der Straße Grabenstetten—Böhringen auf den Resten des Heidengrabens gestanden hat, in ihre Dienstsiegel. Damals waren die nach Mitteilung des Bürgermeisteramts schon 1825 im Fleckensiegel belegten, auf die Landwirtschaft hinweisenden Wappenfiguren vorübergehend in Vergessenheit geraten.

Nach Festlegung der Farben wurde das Wappen am 14. November 1967 vom Innenministerium verliehen.

Kultur und Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ortsmitte von Grabenstetten, Februar 2008

Museen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Frühgeschichtliches Museum, 1998 eingerichtet
  • Arbeitskreis Kultur und Geschichte, gegründet 2004
  • Förderverein Heidengraben e. V., gegründet 2005

Bauwerke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Die evangelische Kirche St. Peter und Paul ist eine romanische Chorturmkirche mit spätgotischem Schiff und Wandmalereien aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Die Fresken waren in der Reformationszeit übertüncht und in den Jahren 1912–1924 wiederentdeckt worden. Nur ein Teil konnte wiederhergestellt werden. Die Wandmalerei stellt das Jüngste Gericht dar. Den romanischen Turm ziert eine Fachwerkglockenstube mit geschweiftem Helm und „Laterne“ von 1680. Die Kirche wurde 1935 von Architekt Hans Seytter und 1965–1971 von Architekt Johannes Wetzel renoviert. Das farbverglaste Chorfenster mit acht Bildfeldern (von der Geburt Jesu bis zu seiner Auferstehung) wurde 1935 von dem Künstler Walter Kohler entworfen.
  • Ruine Hofen, aus dem 13. Jahrhundert
  • Grabhügel
  • Der Heidengraben, das größte keltische Oppidum Deutschlands und eines der größten in Europa

Vereine[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sport[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Turn- und Sportverein Grabenstetten 1913 e. V.
  • Motorsportclub Grabenstetten e. V., gegründet 13. Februar 1987
  • Schützenverein Grabenstetten e. V.
  • Fliegergruppe Grabenstetten-Teck-Lenninger Tal e. V.

Musik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Gesangverein Liederkranz Grabenstetten e. V.

Sonstige[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Obst und Gartenbauverein, gegründet 1933
  • Schwäbischer Albverein
  • Arbeitsgemeinschaft Höhle und Karst Grabenstetten e. V., gegründet 1973
  • Förderverein Heidengraben, gegründet 2005
  • Jugendclub Grabenstetten, gegründet 2009

Naturdenkmäler[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Eingang zur Falkensteiner Höhle

Die Falkensteiner Höhle liegt am Albtrauf zwischen Grabenstetten und Bad Urach. Sie wurde 2019 als Geopoint des UNESCO Geoparks Schwäbische Alb ausgezeichnet. Die ca. 5 km lange Höhle ist eine aktive Wasserhöhle, d. h. die Niederschläge sickern durch den Karst der Albhochfläche und gelangen durch die Höhle ins Freie. Die Wasser der Höhle bilden die Quelle der Elsach.

Die Gustav-Jakob-Höhle ist eine ca. 427 m lange, vorwiegend horizontale Durchgangshöhle. Sie liegt unter der Ruine Hofen.

Regelmäßige Veranstaltungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kandelfescht: Straßenfest der örtlichen Vereine, jedes Jahr meistens am zweiten Wochenende im Juli.

Wirtschaft und Infrastruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Industriebetriebe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Unweit des Dorfes liegt ein großer Steinbruch mit angeschlossenem Schotterwerk. Die Jurakalke werden für Straßenschotter abgebaut. Der Steinbruch wurde erst 2014 nach Westen, zum Ort hin, um 9,8 Hektar erneut erweitert. Die Abbautiefe beträgt 85 m unter der Geländeoberfläche.[7]

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Landesstraße 211 verbindet die Gemeinde im Westen mit Bad Urach und im Osten mit Lenningen.

Der Öffentliche Nahverkehr wird durch den Verkehrsverbund Neckar-Alb-Donau (NALDO) gewährleistet. Die Gemeinde befindet sich in der Wabe 221. Die nächstgelegene Bahnstation ist Oberlenningen, rund 4 km entfernt und im VVS.

Grabenstetten verfügt über einen Flugplatz, der von der Fliegergruppe Grabenstetten-Teck-Lenninger Tal e. V. betrieben wird.

Bildung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Grabenstetten verfügt mit der Rulamanschule über eine eigene Grundschule. Weiterführende Schulen stehen in Nachbarorten zur Verfügung. Für die jüngsten Bewohner gibt es einen Kindergarten in evangelischer Trägerschaft.

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

David Friedrich Weinland etwa 1890

Söhne und Töchter der Gemeinde[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Persönlichkeiten, die vor Ort gewirkt haben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg – Bevölkerung nach Nationalität und Geschlecht am 31. Dezember 2022 (CSV-Datei) (Hilfe dazu).
  2. Daten- und Kartendienst der LUBW
  3. Website der Evangelischen Kirchengemeinde Grabenstetten
  4. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 18. September 2012 im Webarchiv archive.today)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.staatsanzeiger.de, http://www.gea.de/region+reutlingen/neckar+erms/amtseinsetzung+auf+in+die+zweite+runde.1807193.htm
  5. Regine Lotterer: Ein echtes Schwergewicht für den Ort. In: Südwest Presse. 8. März 2017, abgerufen am 18. Juli 2022.
  6. Wappenbeschreibung bei leo bw – landeskunde entdecken online; abgerufen am 18. Januar 2024
  7. Artikel "Steinbruch Moeck will erweitern" bei swp.de

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Grabenstetten – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien