Grammatikbegriffe im Deutschen

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Der Artikel Grammatikbegriffe im Deutschen listet häufig gebrauchte grammatische Fachbegriffe lateinischen Ursprungs auf (bzw. aus lateinischem Wortmaterial), wie sie in der wissenschaftlichen Literatur begegnen, und stellt sie den entsprechenden deutschen Bezeichnungen gegenüber, die in der traditionellen Grammatik und Schulgrammatik geläufig sind (einschließlich Bezeichnungen für grammatische Phänomene in anderen Sprachen als dem Deutschen).

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Bei den Gegenüberstellungen im systematischen Teil handelt es sich allerdings nicht immer um eine reine Übersetzung von Bezeichnungen – besonders im Bereich der Syntax können hinter den deutschsprachigen Bezeichnungen auch andere Systeme stehen als hinter den latinisierten, siehe hierzu die Anmerkungen bei einzelnen Begriffen.

Alphabetisches Register der Grammatikbegriffe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anmerkung: Nicht eigens aufgeführt wurden Erscheinungen, für die ausschließlich deutsche Bezeichnungen üblich sind (etwa Wortstamm, Wurzel, Wortbildung). Manche dieser deutschen Bezeichnungen werden sogar auch in der internationalen Fachliteratur, also z. B. im Englischen, benutzt, vor allem: Ablaut, Umlaut, Aktionsart.

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Systematik der Grammatikbegriffe mit Erläuterungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wortarten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Deutsche Bezeichnungen Lateinisch-deutsche Bezeichnungen Beispiele Hinweise
Nennwort Nomen Diese Wörter sind mehrdeutig.
Traditionell, von der Griechisch- und Lateingrammatik her, wird Nomen im weitesten Sinne als Bezeichnung aller deklinierbaren Wortarten verwendet (Substantiv, Adjektiv, Pronomen, Numerale).
Die aktuelle Schulgrammatik setzt Nomen oft mit Substantiv (Hauptwort) gleich und folgt mit dieser engeren Bedeutung dem Sprachgebrauch der englisch- und französischsprachigen Fachliteratur.
Die deutsche Bezeichnung Nennwort schwankt in ihrer Bedeutung in derselben Weise wie lat. Nomen, d. h. taucht in Lateingrammatiken auch als Wiedergabe für Nomen im weiteren Sinn auf.[1]
Hauptwort, Dingwort, Namenwort, Gegenstandswort (im weiteren Sinn) Substantiv(um) Baum, Kindheit, Haus Unterarten des Substantivs siehe nachfolgende Tabelle unten. „Nomen“ ist in neueren Texten meistens bedeutungsgleich mit „Substantiv“ (siehe Erläuterung eine Zeile weiter oben).
Eigenschaftswort, Beiwort, Wiewort Adjektiv(um), selten: Qualitativ[2][3] groß, schneller, grün
Geschlechtswort, Begleiter Artikel der, ein
Fürwort
  • persönliches
  • rückbezügliches
  • unbestimmtes Fürwort
Pronomen
  • ich
  • sich
  • jemand
Für weitere Bezeichnungs-Paare bei Unterarten siehe Pronomen#Klassifikation
Zahlwort Numerale drei, dritter
Zeitwort, Tätigkeitswort, Tu(n)wort (in der Grundschule) Verb(um) gehen, fragen, liegen Untertypen sind „übergehende / zielende / transitive Verben“ (enthalten, verschlingen) und „nicht zielende / intransitive Verben“ (stehen, rosten). Traditionell werden als transitive Verben nur solche mit Akkusativ-Ergänzung bezeichnet. Intransitiv sind dementsprechend Verben ohne eine Ergänzung, oder dort mit anderem Kasus als Akkusativ
Bindewort, Fügewort Konjunktion / Subjunktion / Junktion weil, und Die Untertypen nebenordnende Konjunktion (z. B. und) und unterordnende Konjunktion = Subjunktion (z. B. weil) werden manchmal als verschiedene Wortarten angesehen. Junktion wird manchmal als Oberbegriff für beide benutzt.
Verhältniswort, Vorwort, Lagewort Präposition, Adposition auf, in, mit, von „Vorwort“ bzw. „Präposition“ trifft eigentlich nur auf vorangestellte Verhältniswörter zu. Die allgemeinere Bezeichnung „Adposition“, die auch nachgestellte Wörter einschließt (Postpositionen; z. B. in „den Kindern zuliebe“) ist aber außerhalb wissenschaftlicher Texte wenig gebräuchlich.
Umstandswort, Nebenwort Adverb(ium) gestern, hier Für Unterarten des Adverbs siehe Adverb#Bedeutungsklassen
Ausrufewort, Empfindungswort Interjektion aua, pfui
Unterarten des Substantivs
Deutsche Bezeichnungen Lateinisch-deutsche Bezeichnungen Hinweise
Begriffswort Abstraktum
Gegenstandswort (im engeren Sinne) Konkretum „Gegenstandswort“ begegnet auch in der Bedeutung Substantiv
Eigenname (lateinisch nomen proprium)
Gattungsname, Gattungsbezeichnung Appellativ(um)
Sammelname, Sammelbezeichnung, Sammelbegriff Kollektivum
Stoffname, Stoffbezeichnung Materialnomen (lateinisch nomen materiale)

Wortbildung und Wortaufbau[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Deutsche Bezeichnung Lateinisch-deutsche Bezeichnung Hinweise
einfaches Wort Simplex
zusammengesetztes Wort, Zusammensetzung Kompositum
Bestimmungswort (einer Zusammensetzung) Determinans
Grundwort (einer Zusammensetzung) Determinatum
Wortableitung Derivation
Vorsilbe Präfix siehe nächste Zeile
Nachsilbe Suffix, Postfix Präfixe und vor allem Suffixe sind häufig keine Silben im Sinne von Sprechsilben. Die deutschen Bezeichnungen „Vorsilbe, Nachsilbe“ werden in der Sprachwissenschaft als fehlerhaft angesehen; oder sie werden so gedeutet, dass sie auf einer sonst ungebräuchlichen Bezeichnung Sprachsilbe (= Morphem) beruhen.[4]

Wortformen / grammatische Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Substantiv, Adjektiv, Artikel, Pronomen, Numerale sowie Verb sind im Deutschen flektierbare Wortarten und bilden verschiedene Wortformen (sie werden dekliniert bzw. konjugiert).
  • Konjunktion, Präposition, Adverb, Partikel und Interjektion sind im Deutschen unflektierbare Wortarten (sie behalten immer dieselbe Form).
  • In anderen Sprachen kann die Zuordnung zwischen Flexion und Wortarten anders aussehen.
Deutsche Bezeichnung Lateinisch-deutsche Bezeichnung Hinweise
Fall
  • 1. Fall / Werfall / Nennfall
  • 2. Fall / Wes(sen)fall / Zeugefall
  • 3. Fall / Wemfall / Gebefall
  • 4. Fall / Wenfall / Klagefall
  • 5. Fall / Anredefall / Ruffall
Kasus Bei den nominalen (deklinierbaren) Wortarten. — Die traditionelle Nummerierung der Fälle von 1 bis 4 stellt eigentlich keine feste Bezeichnung dar und wird in manchen neueren Grammatiken und Lehrbüchern, sowie auch in der wissenschaftlichen Literatur, nicht benutzt. Zum Beispiel benutzt die Dudengrammatik (2009) eine Reihung Nominativ – Akkusativ – Dativ – Genitiv. Ebenso wird der Vokativ in traditionellen Lateingrammatiken als 5. Fall geführt, jedoch nicht unbedingt in der Grammatik anderer Sprachen.
Zahl
  • Einzahl
  • Mehrzahl
  • Zweizahl
Numerus
nur in der Einzahl
benutztes Wort
Singularetantum
(Mehrzahl: Singulariatantum, jünger auch Singularetantums oder Singularetanta)
nur in der Mehrzahl
benutztes Wort
Pluraletantum
(Mehrzahl: Pluraliatantum, jünger auch Pluraletantums oder Pluraletanta)
Geschlecht
  • männliches Geschlecht
  • weibliches Geschlecht
  • sächliches Geschlecht
  • gemeinschaftliches, gemeinsames Geschlecht
Genus Als Merkmal von Wortformen bei Artikeln, Pronomina und Adjektiven; als festes Merkmal des Wortstamms bei Substantiven.
Steigerung
  • 1. Stufe
  • 2. Stufe
  • 3. Stufe
Komparation
  • Positiv
  • Komparativ
  • Superlativ
Gesteigert werden Adjektive und einige Adverbien
Zeit (Zeitform)
  • Gegenwart
  • Vergangenheit (österr. Mitvergangenheit)
  • Vollendete Gegenwart (österr. Vergangenheit)
  • Vollendete Vergangenheit (österr. Vorvergangenheit)
  • Zukunft
  • Vollendete Zukunft (Vorzukunft)
Tempus Bei Verben. — Während früher Präteritum der Oberbegriff dreier Vergangenheitsformen (Imperfekt, Perfekt, Plusquamperfekt) war, ist heute in der Schulgrammatik Präteritum der Begriff für die unzusammengesetzte Vergangenheitsform, früher Imperfekt genannt.
Handlungsform, Zustandsform, Handlungsart, Handlungsrichtung
  • Tatform, Tätigkeitsform
  • Leideform, Leidensform
Genus Verbi, Verb(al)genus, Verb(al)geschlecht; Aktionsform; Diathese Bei Verben. Im engeren Sinn bezeichnet „Genus Verbi“ die jeweilige Wortform und „Diathese“ die Bedeutungsfunktion
Aussageform (Aussageweise)
  • Wirklichkeitsform
  • Möglichkeitsform
  • Befehlsform
  • Bedingungsform
Modus Bei Verben.
unbestimmte Verbform infinite Verbform Verbform, die nicht nach Person, Zahl (Numerus) und Modus bestimmt, d. h. davon unabhängig ist. Zu den infiniten Verbformen zählen auch Partizipien (wenn sie nicht als Adjektive einzustufen sind).
Nennform, Grundform Zitierform Die Bezeichnungen „Nennform“ und „Infinitiv“ sind nicht gleichbedeutend. Im Deutschen wird der Infinitiv als Nennform / Zitierform der Verben benutzt, in der Grammatik anderer Sprachen können aber auch andere Formen in dieser Funktion benutzt werden (z. B. in der Lateingrammatik oft die 1. Person Singular Präsens).
Mittelwort
  • – der Gegenwart
  • – der Vergangenheit
Partizip Ob „Partizip“ eine Wortform oder eine Wortart ist oder ein Mittelding zwischen beidem, wird unterschiedlich eingeordnet (auch je nach einzelner Verwendung solcher Wörter).
Beugung; österr. auch Biegung Flexion Oberbegriff für Deklination und Konjugation. Deklination bei den verschiedenen nominalen Wortarten, Konjugation bei Verben.
Übereinstimmung (von Merkmalen) Kongruenz Merkmalsübereinstimmung, sofern sie von Grammatikregeln verlangt wird, z. B. im Deutschen zwischen Artikel und Substantiv im Genus / Geschlecht.

Satzlehre (Syntax)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Deutsche Bezeichnung Lateinisch-deutsche Bezeichnung Hinweise
Satzaussage Prädikat Mit „Prädikat“ manchmal anderer Begriffsumfang verbunden, siehe dort
Satzgegenstand Subjekt In der Linguistik ist die Bedeutung nicht immer identisch, siehe Subjekt (Grammatik)#Subjekt und Satzgegenstand
Satzergänzung, kurz Ergänzung Objekt In der Germanistischen Linguistik wird die Bezeichnung „Ergänzung“ auch verwendet, aber eher in der Bedeutung von Argument[5] (siehe Ergänzung hier unten).
Umstandsbestimmung adverbiale Bestimmung, Adverbialbestimmung, Adverbiale, Adverbial In manchen Traditionen werden Satzadverbiale, die einzelne Wörter sind (z. B. vielleicht), nicht zu den Umstandsbestimmungen gezählt, sondern als „Modalwörter“ bezeichnet.
Ergänzung Komplement, Argument Ergänzung“ ist mehrdeutig; hier gemeint: Satzteil, der (vom Verb) gefordert wird (so meist in wissenschaftlichen Grammatiken; die andere Bedeutung ist Satzergänzung / Objekt).
„Komplement“ ist ebenfalls mehrdeutig und nicht in allen Traditionen gleichbedeutend mit „Ergänzung“.
Angabe Modifikator, Adjunkt Die genannten Bezeichnungen sind nicht bedeutungsgleich, überschneiden sich aber in der Sache häufig. Der freie Dativ zählt z. B. als Angabe, jedoch nicht als Modifikator.[6]
Beifügung Attribut
Beisatz, Beistellung Apposition (zu unterscheiden von Adposition)
Nebensatz, auch: untergeordneter Satz
  • Beifügungssatz
    • Bezugssatz
  • Inhaltssatz
  • Umstandssatz
    • Zeitsatz
    • Bedingungssatz
    • Begründungssatz
    • Einräumungssatz
    • Folgesatz
    • Zweck-, Absichts-, Zielsatz
subordinierter Satz Nach manchen Definitionen schließt „Inhaltssatz“ die Kategorie der freien Relativsätze aus und hat dann also eine engere Bedeutung als „Argumentsatz“.
Fragesatz Interrogativsatz
Ausrufesatz Exklamativsatz

Lautlehre (Phonetik / Phonologie)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Deutsche Bezeichnung Lateinisch-deutsche Bezeichnung Hinweise
Selbstlaut Vokal, Vokallaut Vokal ist mehrdeutig und kann auch Vokalbuchstabe bedeuten
Mitlaut Konsonant Konsonant ist mehrdeutig und kann auch Konsonantenbuchstabe bedeuten
Doppellaut Diphthong
Gleitlaut Halbvokal, und div. andere Entsprechungen Siehe im Artikel Gleitlaut
Silbe Silbe; selten/veraltet kann mit „Silbe“ im Deutschen auch Morphem gemeint sein. In der Sprachwissenschaft ist die Silbe immer eine Verbindung von Lauten, die traditionellen Ausdrücke „Vor-/Nachsilbe“ beziehen sich hingegen auf Morpheme, siehe unter Nachsilbe.

Begriffe der modernen Linguistik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wertigkeit, Stelligkeit Valenz
Abhängigkeit Dependenz
Bestandteil Konstituente

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. „Nennwort“ in Karl Bayer, Josef Lindauer (bearb.): Lateinische Grammatik. C. C. Buchners Verlag, Bamberg 1977. S. 12
  2. duden.de: Qualitativ
  3. Schülerduden Grammatik. Eine Sprachlehre mit Übungen und Lösungen, 2. Aufl. 1981, S. 259 u. 402
  4. So die Erklärung in: Duden. Die Grammatik. 8. Auflage. Dudenverlag, Mannheim 2009. S. 38
  5. Nur so in: Duden. Die Grammatik. 8. Auflage. Dudenverlag, Mannheim 2009. S. 775ff.
  6. Dudengrammatik 2009, S. 780