Grand Slam (Tennis)

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Tennis-Grand-Slam-Turniere
Turnier Ort 1. Austragung Termin Belag
Australian Open AustralienAustralien Melbourne 1905 Januar Hartplatz
French Open FrankreichFrankreich Paris 1891 Mai/Juni Sand
Wimbledon Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich London 1877 Juni/Juli Rasen
US Open Vereinigte StaatenVereinigte Staaten New York 1881 August/September Hartplatz

Ein Grand Slam (englisch für großer Schlag) im Tennissport bedeutet den Gewinn aller vier Grand-Slam-Turniere innerhalb eines Kalenderjahres.

Die vier Grand-Slam-Turniere Australian Open, French Open, Wimbledon Championships und US Open sind dabei sowohl in Bezug auf das Preisgeld als auch auf die dort vergebenen Weltranglistenpunkte die am höchsten dotierten Turniere im Spielplan.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Begriff Grand Slam wurde von dem US-amerikanischen Journalisten John Kieran 1933 in den Tennissport eingeführt. Er entlieh ihn dem englischen Kartenspiel Whist, beziehungsweise dem daraus entstandenen Bridge, bei dem ein Grand Slam (deutsch: Großschlemm) den Gewinn aller Stiche für eine Partei bedeutet. Nachdem der Tennisspieler Jack Crawford in jenem Jahr bereits die australischen und französischen Meisterschaften sowie Wimbledon gewonnen hatte, schrieb Kieran in der New York Times, ein Sieg Crawfords in den US-Meisterschaften sei nun quasi ein Grand Slam auf Tennisplätzen.[1] Crawford verlor jedoch das Finale gegen Fred Perry.

Modus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Turniere werden jeweils innerhalb von etwa zwei Wochen im K.-o.-System für Männer und für Frauen als Einzel-, Doppel- und Mixed-Wettbewerb ausgetragen.

Im Einzel gehen sowohl bei den Herren als auch den Damen 128 Teilnehmer an den Start, sodass bis zum Finale über sieben Runden gespielt wird. Üblicherweise haben die Spieler somit im Vergleich zu anderen Turnieren nach jedem Match jeweils einen Tag Pause.

Die Herren spielen ihre Matches über drei Gewinnsätze, die Damen über zwei. Nachdem lange Zeit – außer bei den US Open – der Entscheidungssatz ohne Tie-Break gespielt wurde und danach kurzzeitig alle vier Grand-Slam-Turniere unterschiedliche Regelungen getroffen hatten, wird seit den French Open 2022 derzeit bei 6:6 im entscheidenden Satz bei allen vier Turnieren einheitlich ein Match-Tie-Break gespielt.[2]

Teilnehmer[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es gibt mehrere Wege sich für die Teilnahme an einem Einzelwettbewerb eines Grand-Slam-Turniers zu qualifizieren:

  • 16 Plätze werden über das vorausgehende Qualifikationsturnier vergeben
  • 8 Wildcards werden von der jeweiligen Turnierleitung vergeben
  • 104 Plätze werden an die Bestplatzierten des WTA-/ATP-Rankings vergeben
  • durch Beantragung eines Protected Rankings können Teilnehmer der vorgenannten Gruppe verdrängt werden

Bei Absagen rücken schlechter platzierte Spieler weiter nach oben, sodass ein Spieler nicht mehr in der Qualifikation antreten muss. Bei Absagen kurz vor Beginn der Hauptrundenspiele sind die freigewordenen Plätze Lucky Losern vorbehalten.

Vergleich der Preisgelder für die Sieger im Einzel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Grand-Slam-Turniere 2023
Veranstaltung Preisgeld in Euro
US Open 3.000.000 $ 2.765.869 €
Wimbledon 2.350.000 £ 2.758.406 €
French Open 2.300.000 € 2.300.000 €
Australian Open 2.975.000 AU$ 1.761.694 €

(Umrechnung Stand 22. August 2023)

Grand-Slam-Sieger[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Grand-Slam-Sieger im Tennis
Jahr Tennisspieler(in) Wettbewerb
1938 Vereinigte Staaten 48 Don Budge Herreneinzel
1951 Australien Ken McGregor
Australien Frank Sedgman
Herrendoppel
1953 Vereinigte Staaten 48 Maureen Connolly Dameneinzel
1960 Brasilien 1960 Maria Bueno
mit verschiedenen Partnerinnen
Damendoppel
1962 Australien Rod Laver Herreneinzel
1963 Australien Margaret Smith
Australien Ken Fletcher
Mixed
1965 Australien Margaret Smith
mit verschiedenen Partnern
Mixed
1967 Australien Owen Davidson
mit verschiedenen Partnerinnen
Mixed
1969 Australien Rod Laver Herreneinzel
1970 Australien Margaret Court Dameneinzel
1983 Schweden Stefan Edberg Junioreneinzel
1984 Vereinigte Staaten Martina Navratilova
Vereinigte Staaten Pam Shriver
Damendoppel
1988 Deutschland Bundesrepublik Steffi Graf Dameneinzel
1998 Schweiz Martina Hingis
mit verschiedenen Partnerinnen
Damendoppel
! mit verschiedenen Partnern   ! Golden Slam  fett Einzel

Der Grand Slam gilt als der größte Erfolg, den ein Tennisspieler erzielen kann. In den Einzelkonkurrenzen gelang er erst fünf Spielern, wobei Rod Laver der einzige Spieler ist, der den Grand Slam zwei Mal gewonnen hat (1962 und 1969). Noch seltener ist der Grand Slam von Doppel-Paarungen, wo er bisher erst von zwei Doppel-Paaren und einem Mixed-Paar gewonnen wurde. Beim Doppel liegt aber auch dann ein Grand Slam vor, wenn ein Spieler die Grand-Slam-Turniere eines Jahres mit verschiedenen Partnern gewinnt.

Von einem Grand-Slam-Titel oder -Titelgewinn wird dann gesprochen, wenn ein einzelnes der vier Grand-Slam-Turniere gewonnen wurde. Es ist nicht zu verwechseln mit dem Gewinn eines Grand Slams.

Am seltensten ist der Gewinn eines Grand-Slams bei den Jugendturnieren. Nur Stefan Edberg gelang es bisher 1983 alle vier Turniere zu gewinnen. Bei den Juniorinnen und bei den Doppelkonkurrenzen der Jugendlichen gab es bisher keine Grand-Slam-Sieger.

„Unechter“ Grand Slam[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

„Unechte“ Grand Slams
Jahre Tennisspieler(in) Wettbewerb
1983/84 Vereinigte Staaten Martina Navratilova Dameneinzel
1986/87* Vereinigte Staaten Martina Navratilova
mit verschiedenen Partnerinnen
Damendoppel
1986/87* Vereinigte Staaten Martina Navratilova
Vereinigte Staaten Pam Shriver
Damendoppel
1992/93 Vereinigte Staaten Gigi Fernández
Belarus 1991 Natallja Swerawa
Damendoppel
1993/94 Deutschland Steffi Graf Dameneinzel
1996/97 Belarus Natallja Swerawa
mit verschiedenen Partnerinnen
Damendoppel
2002/03 Vereinigte Staaten Serena Williams Dameneinzel
2009/10 Vereinigte Staaten Serena Williams
Vereinigte Staaten Venus Williams
Damendoppel
2012/13 Vereinigte Staaten Bob Bryan
Vereinigte Staaten Mike Bryan
Herrendoppel
2014/15 Vereinigte Staaten Serena Williams Dameneinzel
2015/16 Serbien Novak Đoković Herreneinzel
! mit verschiedenen PartnerInnen
* 
iiiDiese unechten Grand Slams überschneiden sich teilweise:
000der erste: French Open 1986 bis Australian Open 1987,
000der zweite (mit P. Shriver): Wimbledon 1986 bis French Open 1987.

Beim Gewinn von vier Grand-Slam-Turnieren in Folge, ohne dass diese in einem Kalenderjahr liegen, wird von einem „unechten“ Grand Slam gesprochen, z. B. bei Martina Navrátilová: Ihr gelang 1983/84 im Dameneinzel mit sechs aufeinander folgenden Siegen ein Rekord an Grand-Slam-Turniersiegen, ohne dass sie einen echten Grand Slam erzielte. Im Damendoppel gewannen Gigi Fernández und Natallja Swerawa 1992/93 ebenfalls sechs Turniere in Folge, ohne einen echten Grand Slam zu erreichen. Als bisher letztem Spieler gelang Novak Đoković ab dem Wimbledon-Turnier 2015 der unechte Grand Slam bis zu den French Open 2016.

Karriere-Grand-Slam[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einen Karriere-Grand-Slam erreicht ein Spieler, wenn er jedes der vier großen Turniere mindestens einmal im Laufe seiner Karriere gewinnt.

Herren-Einzel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die folgenden Spieler konnten im Laufe ihrer Karriere alle vier Grand-Slam-Turniere gewinnen, wenn auch nicht unbedingt innerhalb eines Jahres oder in direkter Folge:

genannt ist das Jahr, in dem der Spieler den Karriere-Grand-Slam komplettiert hat

Nur Andre Agassi, Roger Federer, Rafael Nadal und Novak Đoković erreichten den Karriere-Grand-Slam auf drei unterschiedlichen Belägen (Rasen-, Sand- und Hartplatz). Die früheren Karriere-Grand-Slam-Sieger erreichten ihre Grand-Slam-Erfolge ausschließlich auf Sand- und Rasenplätzen.

Damen-Einzel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Den folgenden Spielerinnen gelang im Laufe ihrer Karriere ein Sieg bei jedem der vier Grand-Slam-Turniere, wenn auch nicht unbedingt innerhalb eines Jahres oder in direkter Folge:

genannt ist das Jahr, in dem die Spielerin den Karriere-Grand-Slam komplettiert hat

Herren-Doppel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelspieler

Die folgenden Spieler konnten im Laufe ihrer Karriere alle vier Grand-Slam-Turniere im Doppel gewinnen, wenn auch nicht unbedingt innerhalb eines Jahres oder in direkter Folge:

genannt ist das Jahr, in dem der Spieler den Karriere-Grand-Slam komplettiert hat

Paarungen

Die folgenden Paarungen konnten den Karriere-Grand-Slam als Team gewinnen:

genannt ist das Jahr, in dem die Paarung den Karriere-Grand-Slam komplettiert hat

Damen-Doppel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelspielerinnen

Die folgenden Spielerinnen konnten im Laufe ihrer Karriere alle vier Grand-Slam-Turniere im Doppel gewinnen, wenn auch nicht unbedingt innerhalb eines Jahres oder in direkter Folge:

genannt ist das Jahr, in dem die Spielerin den Karriere-Grand-Slam komplettiert hat

Paarungen

genannt ist das Jahr, in dem die Paarung den Karriere-Grand-Slam komplettiert hat

Mixed[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelspieler

genannt ist das Jahr, in dem der Spieler bzw. die Spielerin den Karriere-Grand-Slam komplettiert hat

Paarungen

genannt ist das Jahr, in dem die Paarung den Karriere-Grand-Slam als Team komplettiert hat

Juniorendoppel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelspieler

Nur einem Spieler gelang bisher neben Stefan Edberg, der einen echten Grand-Slam bei den Junioren errang, alle Grand-Slam-Turniere als Jugendlicher zu gewinnen:

Golden Slam[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Siege bei allen vier Grand-Slam-Turnieren in einem Jahr sowie zusätzlich der Gewinn der Goldmedaille beim olympischen Tennisturnier werden inoffiziell als Golden Slam bezeichnet. Bisher gelang ein solcher Erfolg im Tennis nur Steffi Graf im Jahr 1988. Im Rollstuhltennis erzielte Diede de Groot im Jahr 2021 den Golden Slam.[3]

Zwischen 1928 und 1984 gehörte Tennis nicht zum Programm der Olympischen Spiele, so dass vor Graf ein Golden Slam theoretisch nur viermal möglich gewesen wäre (1908, 1912, 1920, 1924).

2012 erzielte die US-amerikanische Tennisspielerin Serena Williams mit ihrem Sieg im Einzel der XXX. Olympischen Sommerspiele einen Karriere-Golden-Slam. Im Doppel erreichte sie, zusammen mit ihrer Schwester Venus, den Karriere-Golden-Slam bereits 2001 mit dem Gewinn der Australian Open. Auch das US-amerikanische Brüderpaar Bob und Mike Bryan hatte mit dem Sieg im Herrendoppel der Olympischen Spiele 2012 einen Karriere-Golden-Slam, der zudem einen unechten Golden Slam nach sich zog, indem sie alle vier folgenden Grand-Slam-Turniere gewannen.

Weitere Spieler, denen ein so genannter Karriere-Golden-Slam gelang, sind Andre Agassi und Rafael Nadal im Herreneinzel, Todd Woodbridge und Mark Woodforde im Herrendoppel als Team, Daniel Nestor als Einzelspieler im Herrendoppel sowie Pam Shriver und Gigi Fernández als Einzelspielerinnen im Damendoppel.

Spieler, die alle Grand-Slam-Titel gewonnen haben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nur drei Spielerinnen, nämlich Doris Hart, Margaret Smith Court und Martina Navrátilová, ist es gelungen, sowohl im Einzel als auch im Doppel und im Mixed jeden möglichen Grand-Slam-Titel mindestens einmal zu gewinnen.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Grand Slam (Tennis) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. B. Collins: History of Tennis. 2. Auflage. New Chapter Press, New York 2010, ISBN 978-0-942257-70-0, S. 49.
  2. All Grand Slams to use 10-point tiebreaker in final set. In: apnews.com. 17. März 2022, abgerufen am 27. Mai 2022 (englisch).
  3. US Open: Diede de Groot holt den „Golden Slam“. In: tennisnet.com. 12. September 2021, abgerufen am 21. September 2021.