Groß Twülpstedt

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Wappen Deutschlandkarte
Groß Twülpstedt
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Groß Twülpstedt hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 52° 22′ N, 10° 55′ OKoordinaten: 52° 22′ N, 10° 55′ O
Bundesland: Niedersachsen
Landkreis: Helmstedt
Samtgemeinde: Velpke
Höhe: 103 m ü. NHN
Fläche: 36,46 km2
Einwohner: 2835 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 78 Einwohner je km2
Postleitzahl: 38464
Vorwahlen: 05364, 05365
Kfz-Kennzeichen: HE
Gemeindeschlüssel: 03 1 54 009
Gemeindegliederung: 7 Ortsteile
Adresse der Verbandsverwaltung: Grafhorster Straße 6
38458 Velpke
Website: www.velpke.de
Bürgermeister: Knut Wahlbrink (SPD)
Lage der Gemeinde Groß Twülpstedt im Landkreis Helmstedt
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Karte

Groß Twülpstedt ist eine Gemeinde im Landkreis Helmstedt in Niedersachsen und Mitglied der Samtgemeinde Velpke.

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Groß Twülpstedt liegt zwischen den Naturparks Elm-Lappwald im Süden und Drömling im Norden. Die Gemeinde liegt im Südwesten der Samtgemeinde Velpke und hat eine Fläche von 36,43 km².

Gemeindegliederung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Ortsteile der Gemeinde sind:

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Papst Lucius II. bestätigte 1145 dem Kloster Berge in der Nähe von Magdeburg seine Besitzungen. In der Urkunde wird Tiulpstidi erwähnt. 1201 war die erste urkundliche Erwähnung von Groß und Klein Twülpstedt. Die Urkunde vom 22. Februar 1201 handelt davon, welche Naturalien dem kerkenhere, also dem Pfarrer, von den einzelnen Höfen zustehen. Es wird in der Urkunde die Anzahl der Höfe pro Dorf aufgelistet.

„Dartho hefft de kerkenhere up tho nemen von juwelken burhofe edder höffner einen himpten roggen, als tho groten Twulpstidde sin ses höfe, to lutken Twülpstidde achte un twe köther, de ok ein juwelik geven einen himpten roggen, als dat sy darnt geven tein himpten… Düt ist gescreven von her Hinreken kerkenheren to groten Twülpstede, anno Domini MCCI, Cathedra Petri.“

Abschrift der Urkunde vom 22. Februar 1201 des ehemaligen Missalbuches der St.-Cyriakus-Kirche[2]

Das ehemalige Rittergut war bis 1655 im Besitz der Familie von Bartensleben. Es wurde 1665 vom Universalgelehrten, Mediziner und Rechtsgelehrten Hermann Conring erworben und ging 1799 an die Familie Freiherr von Strombeck, und dann durch Erbe und Heirat (Sara von Strombeck) an die Familie von Sydow (vgl. Zirkwitz; die es bis in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, bei zwischenzeitlicher Verpachtung, Besitzer waren). Das Gutshaus wurde 1832 auf den Mauern eines Vorgängerbaues errichtet.[3]

Eingemeindungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 1. Juli 1972 wurden die Gemeinden Groß Sisbeck, Klein Sisbeck, Klein Twülpstedt, Papenrode, Rümmer und Volkmarsdorf eingegliedert.[4]

Erklärung des Ortsnamens[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Alte Bezeichnungen des Ortes sind 1145 Tiulpstidi, 1209 (A. 17. Jahrhundert) villam totam Wilpstede, 1311 Twilpstede Maiori, 1342 to Twlpstidde, 1346 (A. 14. Jahrhundert) to Groten Twelpstide, 1354 Twulpstede, 1367 dorpe to Twelpstede und erstes Viertel 15. Jahrhundert Twlpstede. Der Ortsname wurde mit dem Grundwort „-sted-“ gebildet. Die Wiedergabe einiger Laute im Bestimmungswort bereitete offensichtlich Probleme, es wechseln T-, Tw-, W- und -iu-, -i-, -e-, -ü-, manchmal erscheint gar kein Vokal oder er ist mit dem Halbvokal -w- verschmolzen. Man darf von Tw- und -i- /-ü- ausgehen. Ursprünglich ist -i-, das nach -w- und vor -l- zu -ü- gerundet wurde. Man wird „Twilp-“ am ehesten in zwei Teile zerlegen müssen: „Twil-apa“. „-apa“ ist ein germanisches Wort für „Wasser, Fluss“. Das BW Twil- kann mit altsächsisch twili „zweidrähtig“, mittelniederdeutsch twele „gabelförmig, gegabelt, gabelförmiger Stock“, twil „gabelförmiger Ast oder Stamm“, twillen „sich gabelförmig spalten“, niederdeutsch Twe(e)l(e) „Gabel eines Zweigs, sich gabelförmig teilendes Landstück“ verbunden werden; vergleiche hochdeutsch Zwille. Das Motiv des Gewässernamens ist also ein sich gabelnder Bach. Wir haben also eine Bildung Twil-apa-sted- vor uns.[5]

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rat[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ratswahl 2021[6]
Wahlbeteiligung: 69,9 %
 %
50
40
30
20
10
0
41,15
36,48
9,65
12,71
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 2016
 %p
   4
   2
   0
  -2
  -4
+2,95
−2,72
+1,05
−1,39
Vorlage:Wahldiagramm/Wartung/Anmerkungen
Anmerkungen:

Der Rat ist die kommunale Volksvertretung der Gemeinde Groß Twülpstedt. Über die Vergabe der (maximal) 13 Sitze entscheiden die Bürger alle fünf Jahre in allgemeiner, unmittelbarer, freier, gleicher und geheimer Wahl.

Aus dem Ergebnis der Kommunalwahl 2021 ergab sich folgende Sitzverteilung:[7]

Rat 2021
    
Insgesamt 12 Sitze

SPD und CDU bilden eine Gruppe
Laut Wahlergebnis stünden dem unabh. EB Senger zwei Sitze zu

Bürgermeister[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die ehrenamtliche Bürgermeisterin Heike Teuber wurde am 8. November 2011 gewählt. Sie gehört der CDU an.

Bei der Kommunalwahl 2021 trat Teuber nicht erneut an.

Wappen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wappen der Gemeinde Groß Twülpstedt
Wappen der Gemeinde Groß Twülpstedt
Blasonierung: „Das Wappen der Gemeinde ist der goldene Ring auf grünem Untergrund.“[8]
Wappenbegründung: Das Wappen hält das Andenken an einen berühmten Bürger wach. Der Helmstedter Professor und Universalgelehrter Hermann Conring erwarb 1652 das hiesige Gut. Sein Grabmonument wurde in der Kirche errichtet. Als redende Anspielung auf seinen Namen hatte er einen Ring im Wappen geführt: Golden auf grünem Grund, also in den Farben des reifen Korns und der saftigen Weiden.

Das Wappen wurde am 3. Oktober 1959 vom Gemeinderat angenommen und am 10. Oktober 1960 vom braunschweigischen Verwaltungspräsidenten genehmigt.

Der Wappenentwurf wurde vom Heraldiker Wilhelm Krieg gestaltet.

Kultur und Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

St.-Maria-St.-Cyriakus-Kirche

Die Groß Twülpstedter St.-Maria-St.-Cyriakus-Kirche wurde erstmals im 12. Jahrhundert erwähnt. Sie hat eine romanische Apsis. Chor und Langschiff stammen aus der Gotik.

Die St.-Servatius-Kirche befindet sich im Ortsteil Volkmarsdorf: die erste Kirche in Volkmarsdorf wurde vor rund neun Jahrhunderten auf Veranlassung von Kaiser Lothar von Supplinburg, dem Stifter des Kaiserdoms Königslutter, erbaut. Der heutige Bau stammt aus dem Jahr 1896 und weist zwei Türme auf. Dies soll in Erinnerung an Kaiser Lothar und den ebenfalls mit zwei Türmen versehene Kirche in Königslutter erfolgt sein.

Wirtschaft und Infrastruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Unternehmen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Klein Twülpstedt war bis 1988 Sitz einer Zuckerfabrik. Bis 1993 konnten hier noch Zuckerrüben angeliefert werden.

Öffentliche Einrichtungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das neue Feuerwehrhaus der Freiwilligen Feuerwehr Groß Twülpstedt wurde von 2015 bis 2018 erbaut.[9]

Bildung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Groß Twülpstedt verfügt über eine Grundschule, die „Grundschule am See“.[10]

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Straßenverkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Groß Twülpstedt, Klein Twülpstedt und Groß Sisbeck liegen an der Bundesstraße 244, die von Helmstedt nach Wittingen führt. Die anderen Ortsteile liegen etwas westlich (Klein Sisbeck, Rümmer und Volkmarsdorf) oder östlich davon.

Eisenbahn[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von 1902 bis 1975 bestand in Klein Twülpstedt und Volkmarsdorf Bahnanschluss im Personenverkehr durch die Bahnstrecke Schandelah–Oebisfelde.

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Joachim Schmid: „So dull unde dörde weren de bure…“ Geschichte der Holzlanddörfer Groß Twülpstedt, Groß Sisbeck, Klein Twülpstedt, Klein Sisbeck, Papenrode, Rümmer und Volkmarsdorf. Groß Twülpstedt 1993, OCLC 258116765.
  • Peter Steckhan: Groß Twülpstedt, Ev.-luth. St. Maria St. Cyriakus Kirche (= Peda-Kunstführer. Nr. 607). Hrsg. vom Kirchenvorstand der Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Maria St. Cyriakus. Kunstverlag Peda, Passau 2005, ISBN 3-89643-607-4.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Groß Twülpstedt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Landesamt für Statistik Niedersachsen, LSN-Online Regionaldatenbank, Tabelle A100001G: Fortschreibung des Bevölkerungsstandes, Stand 31. Dezember 2022 (Hilfe dazu).
  2. Peter Wilhelm Behrends: Urkunden nebst historischen Nachrichten, betreffend die Kirchen und Pfarren einiger Orte des Königlich Hannoverschen Amtes Fallersleben und des anliegenden Herzoglich Braunschweigischen Landes, aus Originalen und Copieen der Pfarrarchive dieser Gegend. In: Archiv des Historischen Vereins für Niedersachsen. Neue Folge. Jg. 1849. Hahn, Hannover 1851, ISSN 0179-0641, S. 21–67, hier S. 54 f., urn:nbn:de:bvb:12-bsb10018371-2 (online).
  3. https://www.mobile-geschichte.de/objektuebersicht.php?land=Deutschland,603&state=Niedersachsen,594&county=Helmstedt,380&poi=Rittergut Groß Twülpstedt,53505 (abgerufen am 8. August)
  4. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27. 5. 1970 bis 31. 12. 1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 271.
  5. Ortsnamen – Übersicht für den Buchstaben G (Memento vom 2. Dezember 2016 im Internet Archive). Recherche von Jürgen Udolph. In: ndr.de, abgerufen am 5. Juli 2017.
  6. https://www.velpke.de/Wahlen/Kommunalwahl2021/Bundestagswahl2021_Produktiv/Kommunalwahl2021/031545404/praesentation/ergebnis.html?wahl_id=31&stimmentyp=0&id=ebene_8_id_2
  7. Ergebnis Gemeindewahl 2021. Abgerufen am 9. Juli 2022.
  8. Hauptsatzung der Gemeinde Groß Twülpstedt vom 2. Juli 2012. § 2 Abs. 1. In: verwaltungsportal.de, abgerufen am 5. Juli 2017 (PDF; 27 kB).
  9. Erik Beyen: Gerätehaus - Firma übernimmt restliche Arbeit. In: Wolfsburger Nachrichten. Ausgabe vom 25. Mai 2018.
  10. Website der Grundschule Twülpstedt „Grundschule am See“, abgerufen am 19. Februar 2016