Großschirma

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Wappen Deutschlandkarte
Großschirma
Deutschlandkarte, Position der Stadt Großschirma hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 50° 58′ N, 13° 17′ OKoordinaten: 50° 58′ N, 13° 17′ O
Bundesland: Sachsen
Landkreis: Mittelsachsen
Höhe: 330 m ü. NHN
Fläche: 61,63 km2
Einwohner: 5502 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 89 Einwohner je km2
Postleitzahl: 09603
Vorwahlen: 037328, 037324, 035242, 034322, 03731
Kfz-Kennzeichen: FG, BED, DL, FLÖ, HC, MW, RL
Gemeindeschlüssel: 14 5 22 210
Stadtgliederung: Kernstadt, 8 Stadtteile
Adresse der
Stadtverwaltung:
Hauptstraße 156
09603 Großschirma
Website: www.grossschirma.de
Bürgermeister: vakant
Lage der Stadt Großschirma im Landkreis Mittelsachsen
KarteAltmittweidaAugustusburgBobritzsch-HilbersdorfBrand-ErbisdorfBurgstädtClaußnitzDöbelnDorfchemnitzEppendorfErlau (Sachsen)FlöhaFrankenberg/SachsenFrauenstein (Erzgebirge)FreibergGeringswaldeGroßhartmannsdorfGroßschirmaGroßweitzschenHainichenHalsbrückeHarthaHartmannsdorf (bei Chemnitz)JahnatalKönigsfeld (Sachsen)Königshain-WiederauKriebsteinLeisnigLeubsdorf (Sachsen)Lichtenau (Sachsen)Lichtenberg/Erzgeb.LunzenauMittweidaMühlau (Sachsen)Mulda/Sa.Neuhausen/Erzgeb.NiederwiesaOberschönaOederanPenigRechenberg-BienenmühleReinsberg (Sachsen)RochlitzRossau (Sachsen)RoßweinSaydaSeelitzStriegistalTauraWaldheimWechselburgWeißenborn/Erzgeb.ZettlitzSachsen
Karte

Die Stadt Großschirma liegt im Landkreis Mittelsachsen (Sachsen), 7 km nördlich der Kreisstadt Freiberg.

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Geographische Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Großschirma liegt in einem Seitental der Freiberger Mulde. Durch den namensgebenden Ortsteil der Stadt, der sich über fast 4 km in West-Ost-Richtung erstreckt und der in der Mitte des 12. Jahrhunderts als Waldhufendorf entstand, verläuft die Bundesstraße 101, über die man in nördlicher Richtung Nossen (13 Kilometer) und in südlicher Richtung Freiberg (8 Kilometer) erreicht. Großschirma liegt in einer Höhenlage von 286 m bis 395 m über NN.

Stadtgliederung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zu Großschirma gehören folgende Stadtteile (Stand 31. Dezember 2015):

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kirche Großschirma

Großschirma wurde in der Mitte des 12. Jahrhunderts gegründet. Durch Großschirmaer Heimatchronisten wurde die Entstehung auf 956 festgesetzt. Einen Beweis dafür blieben sie trotz eindeutiger Akten- und Forschungslage sowie Hinweisen der Geschichtsforschung bis heute schuldig. Bis zur Reformation gehörte der Ort zum Kloster Altzella. Mit Einführung der Reformation und der Säkularisation des Klosters Altzella kam Großschirma zunächst zum Amt Nossen.

1555 verkaufte Kurfürst August das Dorf Großschirma neben 14 weiteren Dörfern aus dem ehemaligen Klosterbesitz an seinen Kammerrat Ulrich von Mordeisen. Rudolph Mordeisen, einer seiner Söhne, verkaufte Großschirma und wenigstens weitere neun Dörfer des Familienbesitzes im Jahr 1587 an den Kurfürsten Christian. Großschirma lag seitdem wie sein heutiger Ortsteil Seifersdorf bis 1856 im kursächsischen bzw. königlich-sächsischen Kreisamt Freiberg.[2]

Mit dem Beginn des Bergbaues im Freiberger Bergbaurevier begann auch Großschirma vom Aufschwung zu profitieren. Die staatliche Grube Churprinz Friedrich August Erbstolln (kurz auch: Churprinz) unweit des westlichen Muldenufers war gemessen an der Ausbeute eines der reichsten Bergwerke im Freiberger Revier.
Bemerkenswert ist, dass von 1789 bis 1868 das hier geförderte Erz zur Verhüttung auf dem Wasserweg – über den sogenannten Churprinzer Bergwerkskanal – nach Halsbrücke befördert wurde.

Ab 1856 gehörte Großschirma zum Gerichtsamt Freiberg und ab 1875 zur Amtshauptmannschaft Freiberg.[3] Durch die zweite Kreisreform in der DDR kam Großschirma im Jahr 1952 zum Kreis Freiberg im Bezirk Chemnitz (1953 in Bezirk Karl-Marx-Stadt umbenannt), der ab 1990 als sächsischer Landkreis Freiberg fortgeführt wurde und im Jahr 2008 im Landkreis Mittelsachsen aufging.

Eingemeindungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahre 2003 bot die Stadt Siebenlehn wegen finanzieller Probleme an, mit Großschirma zu fusionieren, nachdem die Eingemeindung nach Reinsberg am Veto der Reinsberger Gemeinderäte gescheitert war. Die Stadt hatte sich mit der Erschließung eines Gewerbegebiets übernommen und war von der Zwangsverwaltung bedroht. Die Fusion wurde am 1. September 2003 vollzogen, womit auch das Stadtrecht von Siebenlehn auf Großschirma überging. Es war die erste Eingemeindung einer Stadt in eine Landgemeinde in Sachsen.

Ehemalige Gemeinde Datum Anmerkung
Breitenbach[4] 01.01.1913 Eingemeindung nach Siebenlehn
Großschirma, Gutsbezirk um 1922
Großvoigtsberg[5] 01.03.1994
Hohentanne[5] 01.01.1994
Kleinvoigtsberg[5] 01.03.1994
Obergruna[5] 01.01.1994 Eingemeindung nach Siebenlehn
Reichenbach[5] 01.01.1999
Rothenfurth[6][7] 01.07.1950
Seifersdorf[5] 01.03.1994 Eingemeindung nach Reichenbach
Siebenlehn[5] 01.09.2003

Historische Ortsnamen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1224: Scirmena[8]
  • 1300: Schirma
  • 1368: Nickil von der Schirme
  • 1410: Gros Schirme
  • 1428: major Schiem
  • 1435: zcur Grossen Schirme
  • 1497: Großschirma
  • 1552: Große Schirma
  • 1590: Großen Schirm

Einwohnerentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1764: 44 besessene Mann, 12 Gärtner, 21 Häusler[8]
  • 1764: 15 besessene Mann, 10 Gärtner[8]
Jahr 1834 1871 1890 1910 1925 1939 1946 1950 1964 1990
Einwohnerzahl[8] 1194 1716 1749 1338 1384 1492 1847 2468 2125 2004

Entwicklung der Einwohnerzahl (Stichtag 31. Dezember):

Jahr Einwohner
1998 4.212
1999 4.171
2000 4.173
2001 4.149
2002 4.125
Jahr Einwohner
2003 6.224
2004 6.116
2005 6.123
2006 6.084
Jahr Einwohner
2007 6.002
2008 5.971
2009 5.929
2012 5.772
Jahr Einwohner
2013 5.708
2014 5.709
2015 5.721
2016 5.695

Quelle: Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen, Stadtverwaltung Großschirma

Gedenkstätten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Grabstätten auf dem Ortsfriedhof für zwei namentlich bekannte Personen (einen Mann und eine Frau) aus Polen, die während des Zweiten Weltkrieges nach Deutschland verschleppt und Opfer von Zwangsarbeit in der Pappenfabrik wurden
  • Grabstätte und Gedenkplatte von 1975, gestaltet von dem Bildhauer Gottfried Kohl, auf dem Friedhof des Ortsteiles Reichenbach zur Erinnerung an sechs unbekannte jüdische KZ-Häftlinge, die bei einem Todesmarsch im Mai 1945 ums Leben kamen
  • Amalie-Dietrich-Höhe in Siebenlehn, Gedenkstein zum Gedenken an die Naturforscherin aus Siebenlehn
  • Gedenktafel an der Stelle des Geburtshauses von Amalie Dietrich in Siebenlehn
  • Gedenktafel mit Porträt von Otto Altenkirch an der letzten Wirkungsstätte des Siebenlehner Künstlers

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gemeinderatswahl 2019[10]
Wahlbeteiligung: 68,5 %
(2014: 53,5 %)[9]
 %
40
30
20
10
0
32,7 %
24,5 %
12,0 %
9,9 %
9,3 %
9,2 %
2,4 %
UBVb
FL RB-SDd
LSe
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 2014
 %p
 35
 30
 25
 20
 15
 10
   5
   0
  -5
-10
-15
-20
+32,7 %p
−7,1 %p
−0,3 %p
−2,9 %p
+9,3 %p
−15,2 %p
−3,8 %p
UBVb
FL RB-SDd
LSe
Vorlage:Wahldiagramm/Wartung/Anmerkungen
Anmerkungen:
b Unabhängige Bürgervereinigung
d Freie Liste RB-SD
e Lebenswerte Stadt

Gemeinderat[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Gemeinderat 2014 bis 2019 verteilten sich die 18 Sitze des Gemeinderates folgendermaßen:

UBV: 7 Sitze CDU: 5 Sitze FL RB-SD: 2 Sitze SPD: 2 Sitze SL Sport: 1 Sitz LINKE: 1 Sitz

Seit der Gemeinderatswahl am 26. Mai 2019 verteilen sich die 18 Sitze des Gemeinderates folgendermaßen auf die einzelnen Gruppierungen:

  • AfD: 7 Sitze
  • Unabhängige Bürgervereinigung: 5 Sitze
  • SPD und Grüne: 2 Sitze
  • Freie Liste RB-SD: 2 Sitze
  • CDU: 1 Sitz
  • Lebenswerte Stadt: 1 Sitz

Bürgermeister[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1994 wurde Gerhard Urbansky (FDP) zum Bürgermeister gewählt. 2001 wurde er ohne Gegenkandidaten wiedergewählt. Im Juni 2004 wurde Volkmar Schreiter (FDP) mit 55,5 Prozent zum Bürgermeister gewählt. 2011 wurde er ohne Gegenkandidat wiedergewählt. Bei der Wahl im Juni 2018 konnte sich Schreiter gegen Rolf Weigand (AfD) durchsetzen und wurde mit 59,3 Prozent der gültigen Stimmen im Amt bestätigt.[11] Die Wahlbeteiligung lag bei 66,8 Prozent. Schreiter verstarb am 16. Oktober 2023 durch Suizid infolge von Depressionen, nachdem er am Ort rechten Anfeindungen ausgesetzt war.[12][13][14]

Bei der Wahl am 3. März 2024 erhielt das als Einzelkandidat antretende AfD-Mitglied Rolf Weigand 59,4 %[15] der Stimmen. Seine Mitbewerber André Erler (Unabhängige Bürgervereinigung) und Gunther Zschommler (CDU) erhielten 22,3 bzw. 18,2 %. Weigand, der sich an der rechten Kampagne gegen seinen Vorgänger selbst beteiligt hatte,[14] wäre damit nach Tim Lochner in Pirna der zweite AfD-Bürgermeister Sachsens. Die Wahlbeteiligung lag bei 73,9 %.[16][17] Die Wahl wurde am 12. April 2024 vom Landratsamt Mittelsachsen wegen Wahlrechtsverstößen für ungültig erklärt, weil der Gemeindewahlausschuss den Wahlvorschlag Weigands zur Wahl zuließ, obwohl dessen gesetzlich zwingend vorgeschriebene eigenhändige Unterschrift fehlte.[18] Aufgrund dessen wurde eine Neuwahl angeordnet.[19] Die Betroffenen können beim Verwaltungsgericht gegen die Entscheidung des Landrats klagen.[14]

letzte Bürgermeisterwahlen
Wahl Bürgermeister Vorschlag Wahlergebnis (in %)
2001 Gerhard Urbansky FDP 57,5
2004 Volkmar Schreiter 55,5
2011 97,9
2018 59,3
2024 Rolf Weigand Dr. Weigand 59,4 (für ungültig erklärt)[20]
2024 angeordnete Neuwahl

Kultur und Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Haltepunkt Großschirma (2016)

Die Stadt ist ins Fernstraßennetz integriert, verfügt über eine Abfahrt Siebenlehn an der Bundesautobahn 4 (A 4) und liegt an der Bundesstraße 101 (B 101). In Siebenlehn befinden sich mehrere Fernbushaltestellen. Die entlang der Bahnstrecke Nossen–Moldau befindlichen Haltepunkte werden jährlich von Sonderfahrten angefahren. Die alten Bahnhöfe in Großvoigtsberg und Großschirma sind erhalten und werden von Vereinen gepflegt. Außerdem wird vom Klosterbezirk Altzella ein Wander- und Radwegenetz gepflegt, das in die europäischen Fernwanderrouten integriert ist.

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Siehe auch: Persönlichkeiten von Siebenlehn, Persönlichkeiten von Großvoigtsberg, Persönlichkeiten von Kleinvoigtsberg, Persönlichkeiten von Reichenbach

Söhne und Töchter der Stadt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit dem Ort verbundene Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Richard Steche: Grossschirma. In: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen. 3. Heft: Amtshauptmannschaft Freiberg. C. C. Meinhold, Dresden 1884, S. 98.
  • Groß Schirma. In: August Schumann: Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen. 3. Band. Schumann, Zwickau 1816, S. 531 f.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Großschirma – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Bevölkerung der Gemeinden Sachsens am 31. Dezember 2022 – Fortschreibung des Bevölkerungsstandes auf Basis des Zensus vom 9. Mai 2011 (Gebietsstand 01.01.2023). Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen, abgerufen am 21. Juni 2023. (Hilfe dazu).
  2. Karlheinz Blaschke, Uwe Ulrich Jäschke: Kursächsischer Ämteratlas. Leipzig 2009, ISBN 978-3-937386-14-0; S. 72 f.
  3. Die Amtshauptmannschaft Freiberg im Gemeindeverzeichnis 1900
  4. Das Sachsenbuch, Kommunal-Verlag Sachsen KG, Dresden, 1943
  5. a b c d e f g Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen: Gebietsänderungen
  6. Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern, Verlag Metzler-Poeschel, Stuttgart, 1995, ISBN 3-8246-0321-7, Herausgeber: Statistisches Bundesamt
  7. Verzeichnisse der seit Mai 1945 eingemeindeten Gemeinden und Nachweis über die Aufgliederung der selbständigen Gutsbezirke und Staatsforstreviere, 1952, Herausgeber: Ministerium des Innern des Landes Sachsen
  8. a b c d e Schirma, Groß- – HOV | ISGV. Abgerufen am 4. März 2024.
  9. https://www.grossschirma.de/rathaus-politik/wahlen/stadtratswahl-25-05-2014/
  10. Ergebnisse der Gemeinderatswahl 2019
  11. statistik.sachsen.de/wahlen
  12. Großschirmas Bürgermeister Volkmar Schreiter ist tot
  13. Anna Lena Mösken: Ein Leben für Großschirma: Die Geschichte hinter dem Tod des Bürgermeisters Volkmar Schreiter. In: Freie Presse, 7. Februar 2024.
  14. a b c Gareth Joswig: Seine Unterschrift fehlte. In: Die Tageszeitung, 15. April 2024, abgerufen am 17. April 2024.
  15. Referat Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit: Ergebnispräsentation des Statistischen Landesamtes zur Bürgermeisterwahl 2024. Abgerufen am 4. März 2024.
  16. AfD-Politiker gewinnt Bürgermeisterwahl im ersten Wahlgang. In: Welt / msn. 3. März 2024, abgerufen am 4. März 2024.
  17. Statistisches Landesamt Sachsen, Referat Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit: Wahlergebnisse 2024 - Wahlen - sachsen.de. Abgerufen am 5. März 2024.
  18. https://www.landkreis-mittelsachsen.de/das-amt/neuigkeiten/buergermeisterwahl-in-grossschirma-ist-ungueltig.html
  19. »Wahlrechtsverstoß«: Wahlsieg von AfD-Politiker in sächsischer Kleinstadt für ungültig erklärt. In: Spiegel Online. 12. April 2024, abgerufen am 12. April 2024.
  20. mdr.de: AfD-Bürgermeister: Wahl in Großschirma für ungültig erklärt | MDR.DE. Abgerufen am 12. April 2024.