Großvillars

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Großvillars
Koordinaten: 49° 3′ N, 8° 46′ OKoordinaten: 49° 2′ 44″ N, 8° 46′ 12″ O
Höhe: 227 m
Einwohner: 980 (2011)
Postleitzahl: 75038
Vorwahl: 07045
Waldenserhäusle in Großvillars
Rathaus von Großvillars
Evangelische Kirche in Großvillars

Großvillars ist ein kleiner Ort im Kraichgau im Landkreis Karlsruhe und gehört seit der baden-württembergischen Kreisreform, die am 1. Januar 1973 in Kraft trat, vollständig zur Stadt Oberderdingen.[1] Großvillars war bis dahin zweigeteilt, der größere Teil des Ortes gehörte zur Stadt Knittlingen, der kleinere Teil zu Oberderdingen.

Großvillars liegt am Rande des Naturparks Stromberg-Heuchelberg an der Württemberger Weinstraße und gehört als Weinbauort zu dem Weinbaugebiet Württemberg. Der Ort wurde um 1700 als Waldensersiedlung gegründet.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahre 1689 siedelte sich eine kleine Schar Waldenser Emigranten in der Nähe des württembergischen Städtchens Knittlingen an, wo sie in primitiven Holzbaracken hausten. Zehn Jahre später wurde hier von neuen Ansiedlern unter Führung des berühmten „pasteur et colonel des Vaudois“ Henri Arnaud eine Kolonie gegründet, die den Namen Groß-Villars erhielt, wohl nach dem Ort Villars in Piemont.

1929 zählte Großvillars rund 500 Einwohner.

Von 1754 bis 1776 versah in der kleinen französischen Kolonie der Pfarrer Jean Guillaume Weickum die Seelsorge. Sein siebentest und jüngstes Kind Johann Jakob (Jean Jacques) wurde später Konrektor in Mannheim und vermachte seine Büchersammlung seiner Schule.[2] Sie ist heute Teil der historischen Sammlungen der Universitätsbibliothek Mannheim.

Kultur und Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Museen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Waldenserhäusle ist ein Handwerkerhaus aus dem Jahre 1864/65 und beherbergt das im Juli 2005 eröffnete Waldensermuseum.[3] Das ehemals zum Abriss freigegebene Haus wurde vom Bürgerverein Großvillars restauriert. Informativ und mit Bildern versehen wird auf Glastafeln Wissenswertes über die Geschichte der Waldenser, einer protestantischen Bewegung aus dem Mittelalter, und über die Gründung des Ortes Großvillars vor etwa 300 Jahren durch die Waldenser aus dem Chisonetal, das im Piemont in der Nähe von Turin liegt, dargestellt.

Das Waldenserhäusle hat den Förderpreis des Wettbewerbs „Vorbildliches Heimatmuseum“ erhalten.[4]

Bauwerke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Charakteristisch für den Waldenserort ist die heutige Freudensteiner Straße, die lang und gerade auf die Waldenserkirche zuläuft. 1752 wurde diese Predigtkirche, ursprünglich ohne Altar und Taufstein, nach Aufgabe der Vorgängerkirche (Abbruch erst 1952) errichtet; Großvillars und Kleinvillars waren bis 1826 eine Kirchengemeinde, sie hießen zur Zeit ihrer Gründung Colonie vaudoise du villar auch les deux villars. An der Straße befinden sich viele Fachwerkhäuser. Das Rathaus von Großvillars ist ein Kulturdenkmal.

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Buslinien 143 und 144 des Karlsruher Verkehrsverbundes verbinden Großvillars mit den Bahnhöfen Bretten und Flehingen.

Eine Bahnstrecke von Bretten nach Kürnbach über Großvillars befand sich von 1919 bis 1923 im Bau, blieb aber unvollendet.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Jörg Widmaier: Der reformierte Kirchenbau im deutschen Südwesten; in: Kulturdenkmale der Reformation im deutschen Südwesten; (Red.) Grit Koltermann und Jörg Widmaier; (Hg.) Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart; Esslingen 2017, Seite 86–95; PDF
  • Ulrich Zimmermann: Die Predigtkirche und die Querkirche - Protestantischer Kirchenbau in Württemberg. Eine Studie zur Geschichte und Theologie des Kirchenraums und zur Entstehung zweier Kirchenbautypen; Neulingen 2023 (in Kap. 13: Christliche Enklaven und Binnenkolonien in Württemberg und ihre Räume – Waldenser ...) - ISBN 978-3-949763-29-8.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Großvillars – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 458.
  2. Ein reicher Zuwachs der Schloßbücherei. Die Bibliothek des Hofrats Johann Jakob Weickum. In: Neue Mannheimer Zeitung (Mittagsausgabe) Nr. 585 vom 17. Dezember 1929. MARCHIVUM, abgerufen am 4. Februar 2023.
  3. Waldenser-Häusle
  4. Verleihung der Preise des Wettbewerbs „Vorbildliches Heimatmuseum 2007“