Guelb er Richat

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Karte: Mauretanien
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Guelb er Richat
Guelb er Richat aus dem All (Falschfarbendarstellung)
Sechsfach überhöhtes 3D-Modell nach einem Satellitenbild
Innerer Ringhügel

Guelb er Richat (arabisch قلب الريشات, DMG Qalb ar-Rīšāt), deutsch auch Richat-Struktur, umschrieben mit Auge Afrikas, Bull’s Eye oder Auge der Sahara, ist ein ringförmiges, kraterähnliches geomorphologisches Gebilde in Mauretanien im Westen der Sahara.

Guelb (arabisch قلب, DMG Qalb) bedeutet in der arabischen Sprache „Herz“. Die Ringhügel liegen in der Region Adrar etwa 30 Kilometer nordöstlich der Kleinstadt Ouadane. Sie haben einen Durchmesser von 45 Kilometern. Die konzentrischen Ringwälle sind nur wenige Meter hoch und bestehen aus Sedimentgestein.

Da die Struktur aus dem Weltall besonders auffällig zu sehen ist, wurde sie bei Shuttle-Missionen von Astronauten als Landmarke zur Orientierung benutzt.

Interpretationen zur Entstehung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ursprünglich wurde die Struktur als Meteoritenkrater interpretiert, was aber wegen fehlender Impaktgesteine nicht allgemein unterstützt wird. Der Sahara-Forscher Théodore Monod[1] veröffentlichte 1954 eine Schrift, in der er fünf derartige Krater in Mauretanien beschrieb und bei vieren einschließlich des Richat die gängige Auffassung unterstützte, es könne sich um eine vulkanische Explosion auf der Erde handeln, nur beim fünften wollte er die Einwirkung eines Meteoriten nicht ausschließen.[2] Der Geophysiker Robert S. Dietz schloss 1969 einen Meteoriteneinschlag aus.[3]

Die Entstehung dieser kreisförmigen Struktur ist nicht restlos geklärt, eine neuere Studie geht davon aus, dass die Struktur durch die Erosion einer Domstruktur entstand. Diese wiederum sei durch magmatische Intrusionen aufgewölbt worden, durch die dabei entstandenen Schwächezonen seien hydrothermale Fluide eingedrungen, die eine Verkarstung und Silifizierung des Materials verursacht hätten.[4] Aeromagnetische und gravimetrische Vermessungen der Struktur unter der Oberfläche unterstützen diese Hypothese. Aufgrund von ringförmigen Verwerfungen seien gabbroische Ringdykes über einem großen intrusiven Magmakörper entstanden, bei der Erosion des Doms seien abwechselnd harte und weiche Gesteinsschichten erodiert worden.[5]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Richat-Struktur – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Théodore Monod, Souvenirs sahariens d'un vieux géologue amateur, COFRHIGEO 1986, Webseite der Annales des Mines
  2. U.B. Marvin: Théodore André Monod and the lost 'Fer de Dieu' meteorite of Chinguetti, Mauritania. In: Patrick N. Wyse Jackson (Hrsg.): Four Centuries of Geological Travel: The Search for Knowledge on Foot, Bicycle, Sledge and Camel. (Geological Society Special Publication) Geological Society, 2007, S. 201 (bei google books)
  3. Robert S. Dietz, Robert Fudali, William Cassidy: Richat and Semsiyat Domes (Mauritania): Not Astroblemes. In: Geological Society of America Bulletin. Band 80, Nr. 7, 1969, ISSN 0016-7606, S. 1367, doi:10.1130/0016-7606(1969)80[1367:RASDMN]2.0.CO;2 (geoscienceworld.org [abgerufen am 8. Dezember 2023]).
  4. Guillaume Matton, Michel Jébrak, James K.W. Lee: Resolving the Richat enigma: Doming and hydrothermal karstification above an alkaline complex. In: Geology, August 2005 (Geological Society of America), Vol. 33, Nr. 8, S. 665–668.
  5. El Houssein Abdeina, Sara Bazin, Gilles Chazot, Hervé Bertrand, Bernard Le Gall, Nasrrddine Youbi, Mohamed Salem Sabar, Mohamed Khalil Bensalah, Moulay Ahmed Boumehdi: Geophysical modelling of the deep structure of the Richat magmatic intrusion (northern Mauritania): insights into its kinematics of emplacement. In: Arabian Journal of Geosciences. Band 14, Nr. 22, 3. November 2021, ISSN 1866-7538, S. 2315, doi:10.1007/s12517-021-08734-4.

Koordinaten: 21° 8′ N, 11° 24′ W