Gustav Metzger

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Gustav Metzger (2009)

Gustav Metzger (geboren am 10. April 1926 in Nürnberg; gestorben am 1. März 2017 in London)[1][2] war ein staatenloser Künstler (Malerei, Fotografie, Installationen, Performances, Aktionen, Texte, Manifeste, politische Aktionen).

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gustav Metzger wurde als jüngster Sohn orthodoxer Juden geboren.[3] 1939 wurden er und sein Bruder Max mit einem Kindertransport nach England vor den Judenverfolgungen in Deutschland zur Zeit des Nationalsozialismus gerettet. Seine Eltern sah er nie wieder, sie kamen im Holocaust um.

Er studierte Kunst an der Cambridge School of Art in London wurde in der Zeit stark geprägt vom Maler David Bomberg und zog in eine Künstlerkommune nach King’s Lynn. Die Entwürfe, Gemälde und Zeichnungen aus dieser Zeit verpackte er, als er nach London zurückkehrte und sich fortan als künstlerischer und politischer Aktivist betätigte.[4]

Metzger wurde auch Mitglied der Campaign for Nuclear Disarmament.

Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Metzger war ein Vertreter der Aktionskunst. In seinem Werk thematisierte er das Destruktionspotential des 20. Jahrhunderts; speziell übte er Kritik am kapitalistischen System und am Kunstbetrieb. Er war Mitbegründer des Committee of 100 und demonstrierte gegen nukleare Waffen. 1959 veröffentlichte er sein erstes Manifest der autodestruktiven Kunst. Eine seiner bekanntesten Aktionen war ein Säure-Attentat auf Keilrahmen, das verschmolzene Fetzen des Materials zurückließ. Nach seinem Vortrag an einer Architekturschule wurde das Mobiliar durch die Studenten zerlegt.

Metzger war häufig Gast auf internationalen Konferenzen und Kongressen. Seine Veranstaltung DIAS – Destruction in Art Symposium gilt als eines der größten Künstlertreffen des 20. Jahrhunderts. Als einer der ersten Künstler rief Metzger 1977 zum „Art Strike“ auf, um gegen ein autoritäres Kunstsystem zu protestieren, das sich auf Markt und Museen fixiert.

Metzgers Kunst bezog sich auf Fluxus; er gilt als Erfinder der „Auto Creative Art“, „Auto Destructive Art“, „kinetischer Gemälde“ und „Historic Photographs“. 1999 realisierte er am Haus der Kunst in München die Arbeit „Travertin / Judenpech“, bei der er vor dem Gebäude des Hauses der Kunst auf 60 Quadratmeter eine Schicht Asphalt auslegte, der früher teilweise mit dem antisemitischen Ausdruck „Judenpech“ bezeichnet wurde. Travertin gehört zu den Materialien, die von den Nationalsozialisten in Bauprojekten eingesetzt worden sind. Die Installation bestand von März bis Juni 1999.[5]

Große Projekte konnte Metzger erst spät verwirklichen. Ab 1998 erlebte er die Wiederentdeckung seines Werkes und die Umsetzung vieler Projekte.

Ausstellungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Abgedeckte Bilder von Gustav Metzger auf der dOCUMENTA (13), 2012, Kassel

Öffentliche Sammlungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Trivia[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Pete Townshend, ein Student Metzgers am Ealing Art College, begründete die Zerstörungswut der englischen Band The Who mit Metzgers Konzept der Autodestruktiven Kunst.[6]

Publikationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Damaged nature, autodestructive art. Coracle, London 1996, ISBN 0-906630-05-3 (Text: Gustav Metzger. Essays: Andrew Wilson, Clive Phillpot).
  • Manifeste, Schriften, Konzepte. Schreiber, München 1997, ISBN 3-88960-040-9.
  • Sabine Breitwieser (Hrsg.): Gustav Metzger. Geschichte Geschichte. (Ausstellung 11. Mai bis 28. August 2005 Generali Foundation, Wien). Hatje Cantz, Ostfildern 2005, ISBN 3-7757-1649-1 (Hatje Cantz), ISBN 3-901107-46-0 (Generali Foundation). (Literaturverzeichnis S. 285–301, Vorwort von Dietrich Karner, Einleitung von Sabine Breitwieser, Texte von Justin Hoffmann, Gustav Metzger, Kristine Stiles, Andrew Wilson, mit 35 Farb- und 150 s/w-Abbildungen).
  • Tribute to Gustav Metzger. Kuratiert von Justin Hoffmann. 2 CD. BR Hörspiel und Medienkunst. intermedium records, München 2008, ISBN 978-3-939444-63-3.
  • Gustav Metzger, Hans Ulrich Obrist: Gustav Metzger – Hans Ulrich Obrist. König, Köln 2008, ISBN 978-3-86560-498-9.
  • Samuel Dangel, Sören Schmeling (Hrsg.): Gustav Metzger – Years without Art. modo, Freiburg im Breisgau 2012, ISBN 978-3-86833-101-1.
  • Gustav Metzger, Act or Perish! – A Retrospective. Produzioni Nero, o. O. 2016, ISBN 978-88-97503-87-3.[7]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Gustav Metzger – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Künstler Gustav Metzger gestorben. dpa-Meldung auf Focus Online, 2. März 2017, abgerufen am 3. März 2017.
    Mark Brown: Gustav Metzger, pioneer of auto-destructive art, dies aged 90, in: The Guardian, 2. März 2017, abgerufen am 2. März 2017
  2. Gustav Metzger Father of Auto Destructive Art dead. JNi Media-Meldung auf der Website von The Jewish Press, abgerufen 3. März 2017 (englisch).
  3. Catrin Lorch: Der friedliche Attentäter. Abgerufen am 3. Juni 2021.
  4. Catrin Lorch: Gustav Metzger. In: Süddeutsche Zeitung. 16. April 2016, S. 24.
  5. siehe Gustav Metzgers: Travertin/Judenpech - Interventionen in die Architektur — Ausstellung, von 18.09.15 — 18.09.16 (Archiv der Ausstellungen), abgerufen am 7. Dezember 2018.
  6. „Pete Townshend, der berüchtigte Gitarrenzertrümmerer“ der Rockband The Who, bezeichnet ihn als seinen „Lehrer“. Gustav Metzger. Geschichte Geschichte. Pressemitteilung der Generali Foundation auf kunstaspekte.de, Mai 2005, abgerufen am 3. März 2017.
  7. Gustav Metzger, Act or Perish! – A Retrospective. Buchvorstellung auf der Website des Nero-Magazins, abgerufen am 3. März 2017 (englisch).