Hans-Joachim Baeuchle

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Hans-Joachim Baeuchle (* 15. April 1922[1] in Freiburg im Breisgau; † 11. November 2007[1] in Hinterzarten) war ein deutscher Politiker (SPD).

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hans-Joachim Baeuchle, der römisch-katholischen Glaubens war, legte 1940 das Abitur ab und nahm nach dem Reichsarbeitsdienst von 1941 an am Zweiten Weltkrieg teil. Nach der Freilassung aus der Kriegsgefangenschaft 1946 absolvierte er ein Studium der Rechts- und Staatswissenschaften und war anschließend bei mehreren Landratsämtern tätig.[2] Nach dem Rückzug aus der Politik führte er bis 1993 zusammen mit seiner Ehefrau die familieneigene Buchhandlung in Hinterzarten,[3] die mittlerweile von seiner Tochter geleitet wird.[4] 1957 erschienen von ihm verfasste Artikel in den Schriften des Hohenzollerischen Geschichtsvereins.[5][6]

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Baeuchle beantragte am 7. Oktober 1940 die Aufnahme in die NSDAP und wurde rückwirkend zum 1. September desselben Jahres aufgenommen (Mitgliedsnummer 7.826.066).[7][8] Ab 1946 gehörte er der SPD an. Von 1951 bis 1961 war er Bürgermeister in Haigerloch und dann bis 1974 Bürgermeister der Stadt Schelklingen. Von 1959 an war er Mitglied des Hohenzollernschen Kommunallandtages in Sigmaringen. Ab 1965 gehörte er dem Kreistag des Landkreises Ehingen an. 1969 wurde er über die Landesliste der SPD Baden-Württemberg in den Deutschen Bundestag gewählt.[2] Die Wahlperiode wurde durch vorzeitige Neuwahl im September 1972 ein Jahr früher beendet als geplant. Daneben war er ÖTV- und SPD-Kreisvorsitzender, Aufsichtsrat in verschiedenen kommunalen Unternehmen und Gerichtsgeschworener.[9]

Steiner-Wienand-Affäre[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach seinem Ausscheiden aus dem Bundestag war er 1973 Kronzeuge im Untersuchungsausschuss zur Steiner-Wienand-Affäre. In seinem Haus hatte am 28. April ein Treffen zwischen dem CDU-Abgeordneten Julius Steiner, mit dem Baeuchle lange Zeit im Hechinger Kreistag saß, und dem Geschäftsführer der SPD-Bundestagsfraktion Karl Wienand stattgefunden. Dabei ist wahrscheinlich eine Zahlung von 50 000 DM an Steiner und seine Stimmenthaltung beim Misstrauensvotum gegen Willy Brandt vier Wochen später angebahnt worden.[10] Baeuchle war zwar nicht die ganze Zeit beim Gespräch dabei, sagte aber aus, dass über Zahlungsmodalitäten und den „Wert“ eines Abgeordnetenmandats im Allgemeinen gesprochen wurde. Baeuchle selbst gab an, er habe mit diesem arrangierten Treffen zur Rettung der Ostverträge beitragen wollen.[10]

Abwahl[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Schelklingen wurden daraufhin Versuche angestellt, Baeuchle als Bürgermeister abzuwählen. Der Gemeinderat war dazu bereit, mit der Nachbargemeinde zum Nachteil der Stadt statt einer Eingemeindung eine Fusion einzugehen, um dadurch eine Neuwahl zu erzwingen. Baeuchle musste als parteiloser Kandidat antreten, da seine SPD-Fraktion den CDU-Kandidaten unterstützte. Während des Wahlkampfes wurden in einer Kampagne viele Vorwürfe laut, gegen die er erfolgreich gerichtlich vorging. Von der Staatsanwaltschaft Ulm wurde „kein strafrechtlich relevantes Verhalten“ festgestellt, die Bürgermeisterwahl 1974 verlor er jedoch.[9]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Rudolf Vierhaus, Ludolf Herbst (Hrsg.), Bruno Jahn (Mitarb.): Biographisches Handbuch der Mitglieder des Deutschen Bundestages. 1949–2002. Bd. 1: A–M. K. G. Saur, München 2002, ISBN 3-598-23782-0, S. 29.
  • Affären: Ganztags jäten. In: Der Spiegel. Nr. 12, 1974, S. 41–42 (online).
  • Affären: Ganztags Jäten. In: Der Spiegel. Nr. 15, 1974, S. 94 (online – Gegendarstellung Ellen Baeuchle).
  • Wieder Wienand. In: Der Spiegel. Nr. 49, 1974, S. 24–25 (online).
  • Hermann Schreiber: Wie arm die Wahrheit dran ist. In: Der Spiegel. Nr. 28, 1973, S. 22–23 (online).
  • Affäre Wienand: Der Kanzler hält sich raus. In: Der Spiegel. Nr. 25, 1973, S. 21–24 (online).
  • Affäre Steiner: Rätsel über Rätsel. In: Der Spiegel. Nr. 30, 1973, S. 19–24 (online).

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Die Mitglieder des Deutschen Bundestages im 24. Verzeichnis der Mitglieder des Deutschen Bundestages und Personenverzeichnis auf der Webpräsenz des Deutschen Bundestages, gesehen am 2. Juli 2012
  2. a b Baeuchle, Hans-Joachim. In: Martin Schumacher (Hrsg.): M.d.B. – Die Volksvertretung 1946–1972. – [Baack bis Bychel] (= KGParl Online-Publikationen). Kommission für Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien e. V., Berlin 2006, ISBN 3-7700-5224-2, S. 45, urn:nbn:de:101:1-2014070812574 (kgparl.de [PDF; 568 kB; abgerufen am 19. Juni 2017]).
  3. @1@2Vorlage:Toter Link/www.schwarzwaelder-bote.deSchwarzwälder Bote (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven) vom 17. November 2007.
  4. Über 60 Jahre Buchhandlung Baeuchle: Drei Generationen im Buchhandel. In: Über uns – Geschichte. Buchhandlung Baeuchle, abgerufen am 8. Januar 2022.
  5. Hans-Joachim Baeuchle: Drei Ehrenbürger-Urkunden aus dem Haigerlocher Stadtarchiv. In: Hohenzollerische Heimat. Band 7, Nr. 2, April 1957, ISSN 0018-3253, S. 28 (hohenzollerischer-geschichtsverein.de [PDF; 9,0 MB; abgerufen am 16. September 2022]).
  6. Hans-Joachim Baeuchle: Eine neue Urkunde im Haigerlocher Stadtarchiv. In: Hohenzollerische Heimat. Band 7, Nr. 4, Oktober 1957, ISSN 0018-3253, S. 55 (hohenzollerischer-geschichtsverein.de [PDF; 9,0 MB; abgerufen am 16. September 2022]).
  7. Bundesarchiv R 9361-IX KARTEI/1150953
  8. Helmut Gewalt: Angehörige des Bundestags / I.-X. Legislaturperiode: Ehemalige NSDAP- & / oder Gliederungsmitgliedschaften. (PDF) Willi-Bredel-Gesellschaft Geschichtswerkstatt e.V., 20. Oktober 2005, S. 1, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 4. Dezember 2022; abgerufen am 20. Januar 2020.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.niqolas.de
  9. a b Jörg Bischoff: Schwabenstreich: Bäuchles Kampf: Schmutz in Schelklingen. In: Die Zeit. Nr. 43/1975.
  10. a b Das ist nur die Vorhölle. In: Der Spiegel. Nr. 24, 1973, S. 21–27 (online).