Hans-Joachim Schulz-Merkel

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Schulz-Merkel (1944)

Hans-Joachim Schulz-Merkel (* 6. April 1913 in Oppeln; † 2. September 2000 in Marktoberdorf) war ein deutscher Arzt, Sanitätsoffizier und Medizinalbeamter.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als Sohn des königlichen Kreisarztes und Leibarztes der Schwester von Wilhelm II., des Medizinalrates Dr. Otto Schulz-Merkel, war Hans-Joachim Schulz-Merkel ein Patenkind des Kaisers. Im März 1933 machte Schulz-Merkel das Abitur am Ratsgymnasium Goslar.

1933 trat er als Fahnenjunker in das Infanterieregiment 15 der Reichswehr ein. Er studierte an der Hessischen Ludwigs-Universität, der Ludwig-Maximilians-Universität und der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin Medizin. Er wurde im Corps Makaria München (1933) und im Kartellcorps Borussia Berlin (1934) aktiv.[1] 1939 nach dem Staatsexamen in Berlin als Arzt approbiert, wurde er zum Dr. med. promoviert und 1942 zum Stabsarzt befördert.[2] Als Truppenarzt der I. Abteilung des Panzer-Regiments 35 im Mittelabschnitt der Ostfront (Zweiter Weltkrieg) übernahm er am 22. Juli 1943 die Führung der 1. Abteilung, nachdem der Abteilungskommandeur Major Hans-Detloff von Cossel bei einem Gefecht mit sowjetischen Panzern in Now. Slobodka gefallen war.[3] Beim Angriff des Regiments auf Korowatitschi am 19. November 1943 übernahm er anstelle des erkrankten Abteilungskommandeurs erneut die Führung der I. Abteilung. Dabei wurden 22 Panzer und 9 Panzerabwehrkanonen vernichtet und 250 Soldaten der Roten Armee getötet.[4] Schulz-Merkel wurde verwundet und musste die Führung abgeben. Für diesen Einsatz erhielt er am 23. Dezember 1943 das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes.[5] Er wurde zur 1. Kompanie im Feldersatz-Bataillon 84 versetzt und war zuletzt Oberstabsarzt.

Nach dem Krieg wurde Schulz-Merkel Medizinalbeamter. Er lebte in Marktoberdorf im Allgäu, wo er das Gesundheitsamt leitete.[6][7] Er wurde als Leitender Medizinaldirektor pensioniert und starb mit 87 Jahren. Auf das ihm als Ritterkreuzträger zustehende Begräbnis mit militärischem Ehrengeleit[8] verzichtete er. Sein Sohn Detloff trägt den Namen des gefallenen Abteilungskommandeurs. Er wurde ebenfalls bei Makaria München aktiv und war praktischer Arzt in Kempten.[9]

Rezeption und Kritik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der ehemalige Oberfeldwebel Hans Luther schrieb über seinen Kriegseinsatz in der Sanitätsstaffel des ehemaligen Panzer-Regiments 35 das Buch SOS im Panzersturm und widmete es Hans-Joachim Schulz-Merkel, in dem er auch als „Panzerdoktor“ bezeichnet wurde. Dieses Buch ließ Luther im Selbstverlag drucken.[10][11][12] Im Foyer der Sanitätsakademie der Bundeswehr hing neben dem nach Hans Scholl benannten Auditorium Maximum eine Gedenkwand mit Ritterkreuzträgern des Sanitätsdienstes, darunter Schulz-Merkel und Ernst Gadermann. Der Theologe und Traditionspflegekritiker Jakob Knab äußerte diesbezüglich, dass für Schulz-Merkel und Gadermann nicht der Spruch Peter Bamms gilt, dass über dem Sanitätsdienst und den Lazaretten an der Ostfront die „unsichtbare Flagge der Humanität“ wehte.[13] Die Gedenkwand musste 2013 „im Rahmen von Modernisierungsmaßnahmen“ abgenommen werden. Seither stehen in diesem Bereich fünf Informationssäulen „mit wesentlichen Elementen über das Traditionsverständnis des Sanitätsdienstes der Bundeswehr“.

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schriften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Erfolge der operativen Behandlung des Nasenrachenfibroms. Dissertation Universität Berlin, Charlottenburg 1941.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Kösener Corpslisten 1996, 88/800; 15/401.
  2. Dissertation: Erfolge der operativen Behandlung des Nasenrachenfibroms.
  3. The German 35th Tank Regiment in World War II (Schulz-Merkels Bericht in engl. Übersetzung)
  4. Personalakte im Archiv des Corps Makaria München
  5. Schulz-Merkel
  6. Gerlinde Schubert: Kirche war unser Stolz. In: all-in.de. 23. Juni 2005, abgerufen am 5. März 2023.
  7. Personalien. In: Das öffentliche Gesundheitswesen. Band 31, G. Thieme, 1969, S. 334.
  8. ZDv 10/8, Richtlinien für Trauerfeiern und Beerdigungen, Militärische Formen und Feiern der Bundeswehr. Vergleiche Deutscher Bundestag: Ehrenbekundungen der Bundeswehr für verstorbene Wehrmachtsangehörige, Drucksache 17/6201, 17. Wahlperiode, 15. Juni 2011. (Vorgang Online)
  9. Kösener Corpslisten 1996, 88/941
  10. [1]
  11. Aus für »Panzerdoktor«? Neues Deutschland
  12. Buch SOS im Panzersturm! bei DNB.
  13. Roland Lory: Im Geiste der Tradition. Sanitätsakademie der Bundeswehr huldigt Wehrmachtsoldaten. Neues Deutschland, 30. April 2012. (veröffentlicht auf der Website der AG Friedensforschung)
  14. Veit Scherzer: Ritterkreuzträger 1939–1945. Die Inhaber des Eisernen Kreuzes von Heer, Luftwaffe, Kriegsmarine, Waffen-SS, Volkssturm sowie mit Deutschland verbündete Streitkräfte nach den Unterlagen des Bundesarchivs. 2. Auflage. Scherzers Militaer-Verlag, Ranis/Jena 2007, ISBN 978-3-938845-17-2, S. 692.