Hans Georg von Mackensen

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Hans Georg von Mackensen (rechts) bei der Beisetzung des italienischen Polizeichefs Arturo Bocchini in Rom (21. November 1940)

Hans Georg Viktor von Mackensen (* 26. Januar 1883 in Berlin; † 28. September 1947 in Konstanz) war ein deutscher Staatssekretär, Botschafter und SS-Gruppenführer.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Herkunft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mackensens Vater war Generalfeldmarschall August von Mackensen; seine Mutter Dorothea von Mackensen (1854–1905) war eine geborene von Horn. Er hatte vier Geschwister. Die Schwestern Else (1881–1888) und Ruth (1897–1945) sowie die Brüder Manfred (1886–1945) und Eberhard.

Hans Georg wurde als Kind zusammen mit Prinz August Wilhelm von Preußen erzogen.

Ausbildung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1901 legte er am Joachimsthaler Gymnasium in Berlin das Abitur ab und schlug beim 1. Garde-Regiment zu Fuß die Offizierslaufbahn ein. 1903 wurde er zum Leutnant befördert.

1904 begann er mit dem Studium der Rechtswissenschaften und Nationalökonomie. Die ersten beiden Semester seines Studiums absolvierte er 1904/1905 an der Universität in Lausanne, wechselte dann nach Bonn, Straßburg und Berlin, bis 1911 an der Universität in Greifswald seine Promotion als Dr. jur. erfolgte.

Werdegang[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Daraufhin erhielt er Beschäftigungen beim Amtsgericht in Werder an der Havel, beim Landgericht Potsdam und der dortigen Staatsanwaltschaft. Kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs war er beim damaligen Oberlandesgericht Posen eingesetzt. Im letzten Kriegsjahr hatte Mackensen das Assessorexamen abgelegt und erhielt daraufhin eine Anstellung beim preußischen Justizministerium. Zugleich war Mackensen, zuletzt im Range eines Hauptmanns, von 1905 bis 1919 persönlicher Adjutant des Prinzen August Wilhelm von Preussen.[1]

Im Mai 1919 wurde er als Attaché ins Auswärtige Amt berufen. Einsätze in Kopenhagen 1920 und ab Ende 1922 an der Seite von Reichsaußenminister Frederic von Rosenberg führten 1923 zu seiner Versetzung nach Rom, wo seit 1922 Konstantin von Neurath als Botschafter beim Königreich Italien wirkte. Dort war Mackensen ab September 1923 Gesandtschaftsrat 1. Klasse. In Rom lernte er seine spätere Ehefrau, Winifred Freifrau von Neurath (* 23. September 1901), die Tochter des seinerzeitigen Botschafters und späteren Reichsaußenministers kennen. Am 10. August 1926 heiratete er sie im Leinfelder Hof[2] bei Vaihingen an der Enz. Von Rom wechselte Mackensen im August 1926 nach Brüssel, wo er bis Sommer 1929 blieb. Daran schloss sich sein Einsatz als Geschäftsträger in Tirana an, der Hauptstadt des seinerzeitigen Königreichs Albanien. Im Juli 1931 war Mackensen Botschaftsrat in Madrid.

Im Mai 1933[3] (nach anderen Quellen, denen auf Grund der dortigen weiteren Nachweise der Vorzug zu geben ist, Mai 1934[4][5]:66) wurde Mackensen Mitglied der NSDAP (Mitgliedsnummer 3.453.634) und ab Dezember 1933 Gesandter I. Klasse in Budapest[4]. Von den 22 Gesandten I. Klasse waren im August 1934 vier als NSDAP-Mitglieder gemeldet. Drei, Hans Georg von Mackensen, Edmund Freiherr von Thermann und Heinrich Freiherr Rüdt von Collenberg waren der NSDAP seit dem Regierungswechsel beigetreten.“[5]:65 Für Mackensen, Thermann und Rüdt galt, dass sie den Nationalsozialismus begrüßten.[5]:66 Mackensen wurde als ein überzeugter Anhänger Hitlers eingeschätzt. Er unterhielt persönliche Kontakte zum Reichsführer SS Heinrich Himmler.[6] Der stärkeren Fühlungnahme des Auswärtigen Amtes in Richtung NSDAP galt der Schritt von Reichsaußenminister Neurath, seinen Schwiegersohn Mackensen am 15. April 1937 als Nachfolger des 1936 verstorbenen Bernhard Wilhelm von Bülow als Staatssekretär des Auswärtigen Amtes ins Haus zu holen. Durch seine bisherige Hinwendung zum Nationalsozialismus und seine Kontakte in diese Kreise, bot Mackensen die Möglichkeit, der NSDAP Zutritt in die von konservativen Beamten getragene Behörde zu verschaffen.

Noch im November des gleichen Jahres wurde Mackensen Mitglied der SS und erhielt den Dienstrang eines SS-Oberführers.[7] Damit gehörte er der Allgemeinen SS an und war bei der Berliner Zentralbehörde dem persönlichen Stab des Reichsführers SS zugeordnet. Eine solche Mitgliedschaft erfolgte freiwillig und auf Antrag. Zwar hatte von Mackensen keine Dienststellung innerhalb der SS-Organisation inne, dennoch ist seine persönliche Rolle im Hinblick auf das Bemühen Himmlers, Einbruchstellen für SS-Angehörige, die Rituale und NS-Weltanschauung personell in der Institution des Auswärtigen Amtes zu verankern, bis heute nicht eindeutig geklärt. Zu jeder Zeit und sehr prompt reagierte von Mackensen auf Beförderungen und Ehrungen innerhalb der SS-Hirarchie mit ausgewählten Worten der Dankbarkeit und Versicherung seiner Treue.[8]

Mackensen war Mitglied des Johanniterordens und Ehrenritter. Bereits am 29. November 1935 war durch Erlass des Reichs- und Preußischen Ministers des Innern die weitere Verleihung von Ehrenritter- und Rechtsritterkreuzen verboten worden. Am 2. Juli 1938 wurde per Erlass (78/38) des Stellvertreters von Adolf Hitler, Rudolf Heß, die Unvereinbarkeit der Mitgliedschaft zur NSDAP und des Ordens festgestellt und die gleichzeitige Zugehörigkeit zum Orden und zur NSDAP verboten. Mackensen trat daraufhin aus dem Orden aus. Betroffen waren etwa zehn Prozent der Johanniter, hauptsächlich Gutsbesitzer.

Botschafter beim Königreich Italien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit der Ablösung seines Schwiegervaters Konstantin Freiherr von Neurath als Reichsminister des Äußeren am 4. Februar 1938, bat Mackensen um Entbindung aus dem Amt des Staatssekretärs und einen Einsatz im Ausland. Daraufhin wurde Mackensen am 19. März 1938[9] Nachfolger von Ulrich von Hassell, der wegen seiner Kritik an der Italienpolitik Adolf Hitlers zur Disposition gestellte Botschafter beim Königreich Italien in Rom. Zu seinem Nachfolger als Leiter der Politischen Abteilung im Auswärtigen Amt wurde Ministerialdirektor Ernst von Weizsäcker ernannt.[10]

Mit seinem Wirken in Italien trug Mackensen wesentlich zur Ausprägung der Achse Berlin–Rom bei und stärkte dabei für allem das nationalsozialistische Bündnis sowie die gemeinsame Haltung zur Kriegsbereitschaft beider Länder. Am 30. Januar 1942 wurde er zum SS-Brigadeführer befördert und erhielt drei Jahre später den Rang eines SS-Gruppenführers beim Stab des Reichsführers SS.[11]

Als es im Sommer 1942 zu konkreten Schritten der Deportation und „Endlösung der Judenfrage“, getragen durch das Reichssicherheitshauptamt und die Abteilung Deutschland im Auswärtigen Amt, kam, wurde von Mackensen auch in diesem Sinne mit seinem Amt aktiv. Mehrfach bemühte er sich darum, dass der italienische Bündnispartner die europaweit begonnenen Deportationsschritte der jüdischen Bevölkerung mittrug. Obwohl Regierungschef Benito Mussolini offiziell dem deutschen Druck nachgab, blockierte Italien dieses Vorhaben weiterhin. „Die Bemühungen von Botschafter Mackensen in Rom reichten nicht aus, um sie (Italien) zu einer Kooperation zu bewegen“.[12]

Berufsende[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auch das Ansinnen Hitlers und der dahin gerichtete Druck auf seinen Botschafter in Rom, auf eine baldige Absetzung Benito Mussolinis hinzuwirken, waren nicht von Erfolg. Daher wurde Mackensen am 2. August 1943 nach einem Gespräch mit Hitler seines Amtes enthoben.[13] Am 5. August 1943 wurde der bereits länger an der Botschaft tätige Gesandte I. Klasse, Otto Fürst von Bismarck zum Geschäftsträger berufen. Von Mackensen kehrte nach Deutschland zurück, blieb selbst General der SS und nahm in dieser Eigenschaft an der SS-Gruppenführertagung in Posen am 4. Oktober 1943 teil, bei der Heinrich Himmler die erste der Posener Reden hielt.[14]

1944 wurde Mackensen in den einstweiligen Ruhestand versetzt.[15]

Verhaftung und Ableben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von Mai 1945 bis April 1946 war Mackensen in französischer Gefangenschaft. Ein Jahr nach seiner Entlassung verstarb er in der Französischen Besatzungszone in Konstanz an Lungenkrebs, noch bevor er im Prozess gegen Beamte des Auswärtigen Amtes als Zeuge aussagen konnte[16].

Ehrungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Publikationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Beiträge zur Lehre vom Grundstückserwerb durch Ausländer, Dissertation Universität Greifswald 1911.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Johanniter-Ordensblatt der Balley Brandenburg, 20. März 1939, Hrsg. Balley Brandenburg des Ritterlichen Ordens St. Johannis vom Spital zu Jerusalem, Selbstverlag, Berlin 1939, S. 15.
  • Eckart Conze, Norbert Frei, Peter Hayes und Moshe Zimmermann: Das Amt und die Vergangenheit. Deutsche Diplomaten im Dritten Reich und in der Bundesrepublik, Karl Blessing Verlag, München 2010, ISBN 3-89667-430-7, ISBN 978-3-89667-430-2.
  • Hans-Jürgen Döscher, Das Auswärtige Amt im Dritten Reich. Diplomatie im Schatten der „Endlösung“, Siedler Verlag Berlin 1987, S. 76ff.
  • Hans Friedrich von Ehrenkrook, Friedrich Wilhelm Euler, Walter von Hueck: Genealogisches Handbuch der Adeligen Häuser, B, Band V, Band 26 der Gesamtreihe GHdA, C. A. Starke, Limburg an der Lahn 1961, S. 218–219. ISSN 0435-2408.
  • Maria Keipert (Red.): Biographisches Handbuch des deutschen Auswärtigen Dienstes 1871–1945. Herausgegeben vom Auswärtigen Amt, Historischer Dienst. Band 3: Gerhard Keiper, Martin Kröger: L–R. Schöningh, Paderborn u. a. 2008, ISBN 978-3-506-71842-6, S. 159f.
  • Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945?, Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 2003, ISBN 3-596-16048-0.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Hans Georg von Mackensen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Aktualisierte 2. Auflage. Fischer, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-596-16048-8. S. 386
  2. Karl Blessing: Enzweihingen in alten Bildern. In: Stadt Vaihingen an der Enz: 1152–2002. Vor 850 Jahren erstmals urkundlich erwähnt: Enzweihingen. S. 164–199, Vaihingen/Enz 2002. ISBN 3-933486-38-6
  3. Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich: wer war was vor und nach 1945? Weltbild, Augsburg 2005, ISBN 978-3-8289-0569-6, S. 386.
  4. a b Personalfragebogen vom 30. Aug. 1944 (SS-Akte), in: Hans-Jürgen Döscher, Das Auswärtige Amt im Dritten Reich. Diplomatie im Schatten der "Endlösung", Siedler Verlag Berlin 1987, S.1.64
  5. a b c Eckart Conze, Norbert Frei, Peter Hayes, Moshe Zimmermann: Das Amt und die Vergangenheit - Deutsche Diplomaten im Dritten Reich und in der Bundesrepublik. 2. Auflage. Karl Blessing, München 2010, ISBN 978-3-89667-430-2.
  6. Hans-Jürgen Döscher, Das Auswärtige Amt im Dritten Reich. Diplomatie im Schatten der "Endlösung", Siedler Verlag Berlin 1987, S. 77
  7. SS-Personalakte Hans Georg von Mackensen, BDS-Archiv in: Hans-Jürgen Döscher, Das Auswärtige Amt im Dritten Reich. Diplomatie im Schatten der "Endlösung", Siedler Verlag Berlin 1987, S. 77
  8. Eckart Conze, Norbert Frei, Peter Hayes und Moshe Zimmermann: Das Amt und die Vergangenheit. Deutsche Diplomaten im Dritten Reich und in der Bundesrepublik, Karl Blessing Verlag, München 2010, ISBN 3-89667-430-7, S. 120f.
  9. Josef Schröder: Italiens Kriegsaustritt 1943 - Die deutschen Gegenmaßnahmen im italienischen Raum: Fall „Alarich“ und „Achse“. In: Arbeitskreis für Wehrforschung in Stuttgart (Hrsg.): Studien und Dokumente zur Geschichte des zweiten Weltkrieges. 1. Auflage. Band 10. Musterschmidt, Göttingen / Zürich / Frankfurt 1969, S. 400.
  10. Leonidas Hill, Die Weizsäcker-Papiere 1933–1950, Frankfurt/Main 1974, S. 121ffr.
  11. SS-Personalakte Hans-Georg von Mackensen, BDC-Archiv, in: Hans-Jürgen Döscher, Das Auswärtige Amt im Dritten Reich. Diplomatie im Schatten der "Endlösung", Siedler Verlag Berlin 1987, S. 77
  12. Eckart Conze, Norbert Frei, Peter Hayes und Moshe Zimmermann: Das Amt und die Vergangenheit. Deutsche Diplomaten im Dritten Reich und in der Bundesrepublik, Karl Blessing Verlag, München 2010, ISBN 3-89667-430-7, S. 281f.
  13. Walter Riccius, Die Institution der Marineattachés. Deutsche Marineattachés von Beginn bis 1945, Dr. Köster Verlag Berlin, 2023, S. 214
  14. Romuald Karmakar, Das Himmler-Projekt, DVD 2000, Berlin, ISBN 3-89848-719-9.
  15. Kurzbiographien der Personen in den "Akten der Reichskanzlei, Weimarer Republik". Abgerufen am 18. April 2024.
  16. Meldung der Hamb. Allgemeine Zeitung. In: Hamburgisches-Welt-Wirtschafts-Archiv. 21. Oktober 1947, abgerufen am 18. April 2024.