Hans Kraut

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Franziskanermuseum, Habsburg. Wappentafel vom Kaufhaus, Irdenware, Franz Kraut, 1574, Inv. 11859
Abdruck einer Wappenkachel von Hans Kraut, Historismus um 1880, Privatbesitz

Johann Bartholomäus Kraut (* um 1532 in Spaichingen; † Ende des 16. Jahrhunderts in Rottweil), bekannt als Hans Kraut, war ein süddeutscher Kunsthafner.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Über Hans Kraut sind wenige exakte Daten bekannt. Er wurde vermutlich um 1532 in Spaichingen geboren und besuchte während seiner Wanderschaften als Geselle internationale Zentren der Hafnerkunst wie Salzburg und Südtirol, deren Einflüsse sich in seinen Werken widerspiegeln. Spätestens ab 1566 war er in Villingen ansässig,[1] wo er einen Laden am Münsterplatz führte. Schon bald brachte er es zu gewissem Ruhm, wovon die Tatsache zeugt, dass Äbtissinnen und Ratsherren zu seinen Auftraggebern gehörten. Am 24. Mai 1585 erwarb er schließlich das Villinger Bürgerrecht und wurde vermutlich im selben Jahr auch Ratsmitglied. Am 2. Oktober 1590 erhielt er von Erzherzog Ferdinand II. einen Wappenbrief, zwei Jahre später ersuchte er um Aufnahme ins Rottweiler Spital. Im Villinger Franziskanermuseum ist ein Grabstein mit den Initialen „H.K.“ und dem Todesdatum 1592 erhalten, der gelegentlich Hans Kraut zugeschrieben wurde. In einem Kontraktenprotokoll des Jahres 1596 wird er allerdings noch einmal erwähnt, was ein späteres Sterbedatum nahelegt.[2] Von seinen vier Söhnen führten zwei das Töpferhandwerk fort. Einer von ihnen, Hans Jakob Kraut, wurde 1641 in Villingen als Hexer auf dem Scheiterhaufen verbrannt, nachdem ihn seine ebenfalls als Hexe bezichtigte Magd als Komplizen denunziert hatte.[3][4] Mitglieder der Familie Kraut waren noch bis ins 18. Jahrhundert als Töpfer tätig.

Hans Kraut gilt als einer der bedeutendsten Hafner im süddeutschen Raum, der als einer der Ersten die Fayencetechnik nördlich der Alpen einführte. Er entwarf viele eigene Motive im Stil der Renaissance, benutzte gelegentlich aber auch fremde Vorlagen, unter anderem Ornamente von Hans Holbein und Raffael. Obwohl er auch Zeichnungen anfertigte, liegt seine eigentliche Bedeutung auf dem Gebiet der Plastik. Seine Arbeiten sind weit über den deutschsprachigen Raum hinaus bekannt, so befindet sich beispielsweise einer seiner Prachtöfen heute im Victoria and Albert Museum in London. Kraut genießt insbesondere in Villingen große Berühmtheit, wo unter anderem eine Straße und eine Gewerbeschule nach ihm benannt wurden.

Sage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach einer Villinger Sage erhielt Hans Kraut vom Kaiserhof in Wien den Auftrag, einen seiner berühmten Öfen anzufertigen. Der Hafnermeister schuf sein prächtigstes Kunstwerk, als aber die Einzelteile des in Gold glasierten Ofens in Wien ankamen, sah sich niemand in der Lage, sie zusammenzusetzen. In Villingen wurde Kraut daraufhin als Hexenmeister bezichtigt, weshalb er nach seinem Tode unehrenhaft auf einem einsamen Platz außerhalb der Stadt beigesetzt wurde.[5] In der Sage vermischt sich die Erinnerung an die Kunst des Hans Kraut mit dem realen Schicksal seines Sohnes Hans Jakob.

Ausstellung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Werke von Hans Kraut, unter anderem eine Grabplastik (1574) Seeschlacht von Rhodos für den Komtur Wolfgang von Masmünster bestellt und bezahlt durch Johann Philipp Lesch von Mühlheim und ein großes Wappen der Stadt Villingen, sind im Franziskanermuseum Villingen-Schwenningen zu sehen. Ein vollständig erhaltener Kachelofen, einst in Engen aufgestellt, befindet sich in den Sammlungen des Victoria and Albert Museum in London.[6] Ein zweiter vollständiger Ofen befindet sich im Badischen Landesmuseum Karlsruhe in der Dauerausstellung Von der Reformation bis zu den Erbfolgekriegen.[7]

Der Prunkofen im Alten Rathaus von Villingen wurde 1894 bis 1895 von dem Kunsthafner Johann Glatz (1846–1915) als Kopie (bis auf die Darstellungen auf den Kacheln) des im 16. Jahrhundert von Hans Kraut geschaffenen Originals erstellt.

Weitere Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Sabine Bartenstein (Bearb.), Hafnerkunst in Villingen, Bestandskatalog des Museums Altes Rathaus Villingen. Stadtarchiv, Villingen-Schwenningen 1978.
  • Paul Booz, Bau- und Kunstgeschichte des Klosters St. Blasien und seines Herrschaftsbereiches. Schillinger, Freiburg 2001, ISBN 3-89155-264-5
  • Josef Fuchs: Kurze Kunstgeschichte Villingens, in: Villingen. Aus der Geschichte der Stadt. Villingen 1971.
  • Carl Kornhas: Hans Kraut und seine Werke. In: Heimat und Handwerk, Nr. 5/6, 1925, S. 40–44.
  • Paul Revellio: Beiträge zur Geschichte der Stadt Villingen. Villingen 1964, S. 226–236.
  • Christian Roder: Zur Lebensgeschichte und Würdigung des Hafners Hans Kraut von Villingen und seiner nächsten Nachkommen. Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins, NF Bd. 22, 1907, S. 369–386; Nachtrag, ebenda NF Bd. 23, 1908, S. 357–360.

Anmerkungen / Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Sein ehemaliges Wohnhaus befindet sich heute in der Hans-Kraut-Gasse Nr. 5, vgl. Werner Jörres, Herbert Schroff: Erinnerungen an eine alte Stadt, VS-Schwenningen 1993, S. 105.
  2. Revellio 1964, S. 232
  3. Siehe Ulrich Rodenwaldt: Das Leben im alten Villingen. Im Spiegel der Ratsprotokolle des 17. und 18. Jahrhunderts, S. 215
  4. Vgl. Annelore Walz: Geschichte der Hexenverfolgung in Villingen, in: Villingen und Schwenningen. Geschichte und Kultur, Hermann Kuhn Verlag 1998, S. 195
  5. Wendelin Duda: Die Sagen der Baar und der Stadt Villingen, Freiburg 2006, S. 50.
  6. Thomas H. T. Wieners: Villinger Handwerkskunst in London. Im Victoria-and-Albert-Museum steht heute ein Kachelofen des Villinger Hafnermeisters Hans Kraut. In: Schwarzwälder Bote, Ausgabe Villingen-Schwenningen, Nr. 46 vom 24. Februar 2012.
  7. Von der Reformation bis zu den Erbfolgekriegen. Führer durch die Abteilung des Badischen Landesmuseums. Karlsruhe 2008, S. 117 mit Abbildung.
  8. restaurierung-kachelofen

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Hans Kraut – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien