Hartweizen

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Hartweizen

Hartweizen (Triticum durum)

Systematik
Ordnung: Süßgrasartige (Poales)
Familie: Süßgräser (Poaceae)
Unterfamilie: Pooideae
Tribus: Triticeae
Gattung: Weizen (Triticum)
Art: Hartweizen
Wissenschaftlicher Name
Triticum durum
Desf.

Der Hartweizen (Triticum durum Desf.), auch Durum, Durumweizen oder Glasweizen genannt, ist nach Weichweizen (Triticum aestivum) die wirtschaftlich bedeutendste Weizen-Art. Der Anbau erfolgt in der Regel als Sommergetreide. Er wird heute meist als Unterart Triticum turgidum subsp. durum (Desf.) Husnot eingestuft.[1][2]

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ährige Blütenstände
Unreife Fruchtstände
Hartweizenkörner

Vegetative Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hartweizen wächst als krautige Pflanze und erreicht Wuchshöhen von 80 bis 150 Zentimetern. Der Halm ist dickwandig und im oberen Bereich mit Mark erfüllt. Die Knoten sind kahl.[1] Die Blattspreiten sind 8 bis 16 Millimeter breit und kahl oder die unteren sehr kurz behaart.[1]

Generative Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der ährige Blütenstand misst ohne Grannen 4 bis 6 Zentimeter, bei einer Breite von 12 bis 18 Millimetern.[1] Er ist seitlich zusammengedrückt und im Querschnitt annähernd ein Quadrat. Die Ährenachse ist zur Reife nicht brüchig, der Hartweizen ist also ein Nacktweizen. An der Ansatzstelle der Ährchen sitzen Haarbüschel. Die Ährchen enthalten vier bis sieben Blüten, von denen zwei bis vier fertil sind. Das Ährchen ist 10 bis 15 Millimeter lang, dabei länger als breit. Die Hüllspelzen sind 9 bis 12 mm lang[1] und damit fast so lang wie das unterste Blütchen. Sie sind häutig und scharf bis flügelig gekielt. Der Kiel läuft in einen aufrechten Zahn aus. Der Nebenkiel läuft in einen seitlichen Zahn aus.[1] Die Deckspelzen haben neun bis 15 Nerven, sind höchstens 12 Millimeter lang und tragen eine bis zu 20 Zentimeter lange Granne.[1]

Die Karyopse ist länglich-spitz. Sie ist von der Deck- und Vorspelze locker umhüllt und fällt zur Reife aus der Ähre aus. Das Endosperm ist glasig.

Der Chromosomensatz ist allopolyploid mit 2n = 28.

Charakteristisch für Hartweizen sind sein hoher Glutengehalt, die gelbe Färbung und eine hohe Kochfestigkeit. Er weist einen höheren Proteingehalt und gleichzeitig niedrigere Stärkegehalte auf als Winterweichweizen.[3]

Durchschnittliche Zusammensetzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Zusammensetzung von Hartweizen schwankt naturgemäß, sowohl in Abhängigkeit von den Umweltbedingungen (Boden, Klima) als auch von der Anbautechnik (Düngung, Pflanzenschutz).

Angaben je 100 g essbarem Anteil:[4]

Bestandteile
Wasser 10,9 g
Eiweiß 13,7 g
Fett 2,5 g
Kohlenhydrate 71,1 g1
Mineralstoffe
Natrium 2 mg
Kalium 431 mg
Magnesium 144 mg
Calcium 34 mg
Eisen 3,2 mg
Zink 4,2 mg
Phosphor 508 mg
Vitamine
Retinol (Vit. A1) 0 µg
Thiamin (Vit. B1) 0,419 mg
Vitamin B6 0,419 mg
Folsäure 43 µg
Vitamin C 0 mg
1 
Differenzberechnung

1 mg = 1000 µg

Der physiologische Brennwert beträgt 1424 kJ (339 kcal) je 100 g essbarem Anteil.

Verbreitung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hartweizen ist nur als Kultur bekannt. Entstanden ist er vermutlich aus dem Emmer (Triticum dicoccon). Er ist wärmeliebend und benötigt weniger als 500 mm Jahresniederschlag. Wichtige Anbaugebiete sind der Mittelmeerraum und Vorderasien.[5]

Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt et al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 2 (mäßig trocken), Lichtzahl L = 4 (hell), Reaktionszahl R = 4 (neutral bis basisch), Temperaturzahl T = 4+ (warm-kollin), Nährstoffzahl N = 3 (mäßig nährstoffarm bis mäßig nährstoffreich), Kontinentalitätszahl K = 4 (subkontinental).[6]

Hartweizen stellt etwa 10 % der Weltweizenmenge.[5] Die wichtigsten Anbauländer in Europa für Hartweizen waren 2007 Italien (4 Mio. t), Frankreich (1,9 Mio. t), Spanien (1,2 Mio. t) und Griechenland (0,9 Mio. t). In Deutschland wurden im selben Jahr 38.000 t und in Österreich 53.000 t geerntet.[7]

Die in Deutschland aktuell (2014) zugelassenen Hartweizensorten (6 Winter- und 10 Sommerhartweizensorten) werden in der Beschreibenden Sortenliste des Bundessortenamtes aufgeführt.[8]

Taxonomie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Hartweizen wurde 1798 durch René Louiche Desfontaines in Flora Atlantica: sive historia plantarum quae in Atlante, agro tunetano et algeriensi crescunt Band 1(1), S. 114 als Triticum durum erstbeschrieben. Die Art wurde 1899 von Husnot in Graminees. Descriptions, Figures et Usages ... France, Belgique, Isles Britanniques . . ., Band 4, S. 80 als Unterart Triticum turgidum subsp. durum zu Triticum turgidum gestellt. Synonyme von Triticum turgidum subsp. durum (Desf.) Husnot sind Triticum sativum subsp. durum (Desf.) K.Richt., Triticum aestivum subsp. durum (Desf.) Thell., Triticum siculum Roem. & Schult.[1][2]

Nutzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Hartweizen ist besonders proteinreich (Durchschnittsgehalt etwa 16 %). Aus dem Grieß oder Dunst des Hartweizens lassen sich elastische Teige[5] gewinnen, die sich besonders zur Herstellung von Teigwaren, insbesondere zur klassischen italienischen Pasta eignen. Auch Couscous und Bulgur werden aus Hartweizen hergestellt.

Sonstiges[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Europäischen Union übersteigt der Verbrauch die Produktion. Um den Preis dennoch niedrig zu halten, besteht auf Hartweizen Ausfuhrzoll – derzeit (Stand Mai 2016) der einzige der EU.[9]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Hartweizen (Triticum durum) – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Hartweizen – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Belege[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Siegmund Seybold (Hrsg.): Schmeil-Fitschen interaktiv (CD-Rom), Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2001/2002, ISBN 3-494-01327-6.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e f g h Hans Joachim Conert: Familie Poaceae. In Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. 3. Auflage, Band I, Teil 3, S. 838–839. Verlag Paul Parey, Berlin und Hamburg 1997, ISBN 3-489-52020-3.
  2. a b B.Valdés, H.Scholz; with contributions from E. von Raab-Straube & G.Parolly (2009+): Poaceae (pro parte majore). Datenblatt Triticum turgidum In: Euro+Med Plantbase - the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity.
  3. Ternes, Täufel, Tunger, Zobel: Lebensmittel-Lexikon. Behr’s Verlag, Hamburg 2005, ISBN 3-89947-165-2.
  4. Nährstoff-Datenbank der USDA (Memento des Originals vom 18. Juli 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/ndb.nal.usda.gov
  5. a b c Wolfgang Franke: Nutzpflanzenkunde. Nutzbare Gewächse der gemäßigten Breiten, Subtropen, und Tropen. 4. Auflage, Thieme, Stuttgart 1989, ISBN 3-13-530404-3, S. 82.
  6. Triticum durum Desf. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 31. August 2023.
  7. Getreide-Jahrbuch 2008/2009, Hrsg. Verlag Moritz Schäfer, Detmold (Zahlen der ZMP und von nationalen Statistiken).
  8. Beschreibende Sortenliste für Getreide, Seite 142 ff, abgerufen am 4. Oktober 2021
  9. Bundeszollverwaltung: Grundsätzliches zu Zöllen und Steuern im Ausfuhrverfahren, Informationen, abgerufen am 16. März 2014.