Hausstaub

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Staubflocken
Hausstaub unter dem Mikroskop x200
Raumnetz der Zitterspinne
Saharastaub über Kufstein/Tirol am 22. Februar 2004
Sandverfrachtung aus der Sahara, dieser Wind wird auf den Kanarischen Inseln als Calima bezeichnet, siehe dazu auch Äolischer Transport
Hausstaubmilbe, 0,1 bis 0,5 mm groß

Hausstaub ist die Sammelbezeichnung für partikel- und faserförmige Immissionen in geschlossenen Räumen. Er ist eine Mischung unterschiedlicher anorganischer und organischer Stoffe.

Zusammengeballte Staubansammlungen des Hausstaubs werden in Deutschland auch Staubmaus oder Wollmaus, in Österreich auch Lurch genannt. Die Staubmaus oder der Lurch ‚leben‘ vor allem unter Schränken oder Betten und werden oft als leichtes und daher bei Luftzug sich rasch bewegendes Objekt wahrgenommen.

Zusammensetzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hausstaub setzt sich aus verschiedenen Stoffen zusammen, diese sind von den jeweiligen Lebensbedingungen (zum Beispiel dem Vorhandensein eines Haustieres) abhängig und umfassen im Wesentlichen:

Staubquellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hausstaub auf einem Finger

Hausstaub findet sich in jeder Wohnung. Durchschnittlich bilden sich täglich rund sechs Milligramm Staub pro Quadratmeter.[2] Bei einer durchschnittlichen Wohnfläche von 44 m²/Person und einer Bürofläche von 15 m²/Person entstehen jährlich rund 130 g Hausstaub pro Person. Da die Quellen vielfältig sind, kann Hausstaub aus vielen Stoffen bestehen.

Da Staub ein natürlicher Bestandteil der Luft ist, gelangt Staub auch durch das geöffnete Fenster in die Wohnung. Doch auch der Mensch selbst ist eine Staubquelle: Die oberste Hautschicht erneuert sich ständig, die abgestorbenen Hautzellen (ca. ein bis zwei Gramm täglich) gelangen in die Luft, steigen mit der warmen Luft in der Mitte des Zimmers nach oben und sinken mit der kühleren Luft in Wandnähe wieder herab. Deshalb sind Bücherregale, Bilderrahmen und Leisten oben und in Wandnähe staubiger als Möbel in der Mitte des Raumes. Diese Hausstaubfraktion auf Möbeln besteht meist zu 80 Prozent aus Hautschuppen.

Mit den Schuhen trägt man feinste Staubpartikel in die Wohnung. Diese stammen aus den unterschiedlichsten Quellen (siehe Staub). Durch die diversen Tätigkeiten in einer Wohnung (Gehen, Arbeiten, Schlafen) verursacht der Mensch auch Abrieb an Kleidung, Teppichen, Polstermöbeln oder anderen Wohnungseinrichtungsgegenständen, die ebenfalls zur Staubbelastung beitragen.

Überall, wo organisches Material wie Hautschuppen, Pflanzenteilchen, Essenskrümel usw. vorkommt, finden sich auch Mikroorganismen wie Bakterien, Milben und Schimmelpilze, die von diesen Stoffen leben. Diese Mikroorganismen sind – wie auch der Staub – natürlicher Bestandteil der Luft. Insbesondere den Hausstaubmilben und den Schimmelpilzen kommt eine gewisse Bedeutung zu, da die Ausscheidungen der Hausstaubmilbe bzw. die Sporen der Schimmelpilze bei einigen Menschen zu allergischen Reaktionen führen (Hausstauballergie, Schimmelpilzallergie). Die höchste Konzentration von Hausstaubmilben(kot) findet sich meist in Kopfkissen, weil reichlich Hautschuppen als Futter sowie viel Wärme und Feuchtigkeit vom Kopf des Schlafenden geboten werden. Allein durch Atmen scheidet der Mensch pro Nacht 250–400 ml Wasser aus. Ein milbenfreies Kopfkissen gibt es daher nicht. Selbst gereinigte Kissen enthalten einige Zehntausend der 0,3 mm großen Milben. Jahrelang ungewaschene Kissen (wenn nur der Bezug gewaschen wird) enthalten bis zu 400.000 Milben. Da Milben nur gut sechs Wochen leben, können die lebenden und toten Milben in solch einem jahrelang nicht gewaschenen Kissen bis zu 10 Prozent seines Gesamtgewichts ausmachen. Eine Hausstaubmilbe produziert ca. 20 Kotkügelchen am Tag. In ihrem ca. sechswöchigen Leben summiert sich das Gewicht der Kotbällchen auf das 200-Fache des Eigengewichts der Milbe. Ein Teelöffel voll Schlafzimmerstaub enthält im Schnitt fast 1000 Milben und 250.000 winzigste Kotkügelchen. Diese verbleiben aufgrund ihrer Leichtigkeit und Form weniger in den Kissen als tote Milben, sondern werden überwiegend in die Luft geschüttelt.[3]

Eine im Jahr 2009 veröffentlichte Untersuchung[4] deutet darauf hin, dass die Messung des Ergosteringehalts im Hausstaub als Schnellmethode für die Bestimmung der Schimmelpilzbelastung in Innenräumen verwendet werden kann.

Zusammenballungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zusammengeballte (aggregierte) Fasern und Partikel

Eine einheitliche deutsche Bezeichnung hat sich nicht herausgebildet, neben Staubmaus findet man verbreitet Staubflocken, Wollmaus, Mullen (vgl. aber Mull), Lurch, Staubgewölle, Staubflusen, Staubflankerln (in Wien, Kärnten), Lei(n)wisch (in Salzburg, Tirol), (Staub-)Wuggal oder Wauggel (Bayern/Salzburg), Mutzeln (Vgtl./Sachsen), (Staub-)Moggeln (Schwaben), bei der Bundeswehr auch NATO-Maus. In Norwegen ist für eine Wollmaus die Bezeichnung hybelkanin („Wohnungskaninchen“) gebräuchlich. Auf Finnisch sagt man villakoira („Wollhund“), was aber auch Pudel bedeutet. In den User-Friendly-Comics wird die englische Bezeichnung Dust Puppy („Staubhündchen“) für eine animierte Staubmaus verwendet, ansonsten ist im amerikanischen Sprachgebrauch Dust Bunny („Staubhäschen“) verbreitet. Letzteres wird auch gern als augenzwinkernde Ermahnung für die Kinder eingesetzt, dass sie ihr Zimmer säubern sollen, sonst werden die Staubhäschen bald herumspuken.

Entstehung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zusammenballungen entstehen dadurch, dass Wind bzw. ein Luftzug über eine verstaubte Fläche gleitet. Dabei werden kleine Flocken abgelöst, die sich dann zu immer größeren Ballen zusammenfinden, die eine Größe von mehreren Zentimetern erreichen können. Insbesondere unter Schränken und Betten gibt es so einen flachen Luftzug, der den Prozess antreiben kann. Es spielt aber auch die elektrostatische Aufladung, insbesondere bei Kunstfasern und starker Sonneneinstrahlung sowie begünstigt durch trockene Luft in geheizten Räumen, eine Rolle.

Gefahren durch elektrischen Strom[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schaltkästen sind von Staubzusammenballungen freizuhalten, da sonst Brandgefahr besteht.[5][6] Ebenfalls trifft dies auf alle wärmeabstrahlenden Geräte, wie Fernsehgeräte, Stereoanlagen, Computer etc. zu, in denen sich durch elektrostatische Aufladung Staub und Fasern ansammeln. Dies kann von einfachen Geräteausfällen bis zum Brand führen.[7][8] Vielfach bilden sich nach einiger Zeit Zusammenballungen in den Verkabelungen hinter dem Computer. Wenn diese Flocken in den Ansaugstrom eines Lüfters kommen, kann dieses zu einer erheblichen Beeinträchtigung (Kühlungsprobleme) führen und in weiterer Folge sogar Hardwareschäden verursachen. Entsprechende Staubfilter für luftgekühlte Geräte (PC) können diesem Problem entgegenwirken.

Schadstoffe im Hausstaub[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Luft enthält zahlreiche Schadstoffe, die sich leicht an Staubpartikel und damit auch an Hausstaub binden können. Aufgrund der großen spezifischen Oberfläche der Partikel werden schwer flüchtige Stoffe in der Innenraumluft infolge ihres geringen Dampfdrucks bevorzugt am Hausstaub adsorbiert. Die Zusammensetzung des Hausstaubs lässt somit Rückschlüsse auf die Zusammensetzung der Innenraumluft zu.[9]

Die Schadstoffe in der Wohnungsluft können sowohl aus externen (beispielsweise kann an einer viel befahrenen Straße die Schadstoffkonzentration sehr hoch sein) als auch aus internen Quellen (Teppiche, Möbel, Holzvertäfelungen, Drucker etc.) stammen. In Abhängigkeit von der Luftbelastung lassen sich in Hausstaub unterschiedlichste Schadstoffe nachweisen, beispielsweise:

Eine ausführliche Studie über die Belastung von Hausstaub mit Schadstoffen hat 2004 beispielsweise das österreichische Umweltbundesamt veröffentlicht.[11]

Mehr darüber siehe Schwarzstaub.

Schwarzstaub[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Treten in einer Wohnung plötzlich großflächig schwarze Ablagerungen auf, spricht man vom Phänomen der „schwarzen Wohnungen“. Die schwarzen Wandfärbungen können verschiedene Ursachen haben, die sich gegenseitig auch überlagern können. Schwarzstaub (englisch „magic dust“) wird wahrscheinlich durch schwerflüchtige organische Verbindungen (SVOC) begünstigt (Klebefilmeffekt) oder hervorgerufen. Deren Quelle sind Ausdünstungen chemischer Stoffe aus Baumaterialien, wie beispielsweise Weichmacher aus Farben, Folien, PVC-Bodenbelägen, Kabelumhüllungen oder Klebstoffen. Schwarzschimmel an den Wänden wird im engeren Sinn ebenso wie Ruß aus dem Abbrand von Öllampen und Kerzen oder aus Dieselabgasen nicht als Ursache des Schwarzstaubeffekts angesehen, sie können den Effekt aber überlagern.

Beseitigung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zur Beseitigung von Hausstaub können ein Staubwedel, ein Staubtuch oder ein Staubsauger verwendet werden. Wirkungsvoller jedoch ist feuchte Reinigung.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ulrike Rolle-Kampczyk u. a.: Hausstaub als Quelle für eine potenzielle Belastung mit Mykotoxinen – ein Fallbeispiel. In: Umweltmedizin in Forschung und Praxis. Band 6, Nr. 1, 2001, ISSN 1430-8681, S. 42–46.
  • Hans Schleibinger u. a.: Unterscheidung von Schimmel- und Nichtschimmelwohnungen anhand von Sporen aus Hausstaubproben – Ergebnisse einer Feldstudie im Großraum Berlin. In: Umweltmedizin in Forschung und Praxis. Band 9, Nr. 4, 2004, ISSN 1430-8681, S. 251–262; Nr. 5, S. 289–297; Nr. 6, S. 363–376.
  • Regine Nagorka, Christiane Scheller, Detlef Ullrich: Weichmacher im Hausstaub. In: Gefahrstoffe – Reinhaltung der Luft. Band 65, Nr. 3, 2005, ISSN 0949-8036, S. 99–105.
  • Werner Butte, Hardo Schencke, Birger Heinzow: Herbizide im Hausstaub. Proben aus Anrainerwohnungen von Baumschulen im Vergleich zu Kontrollen. In: Gefahrstoffe – Reinhaltung der Luft. Band 66, Nr. 3, 2006, ISSN 0949-8036, S. 112ff.
  • Roland Meyer: Fast nichts. Lektüren des Staubs. In: Fremde Dinge. (= Zeitschrift für Kulturwissenschaften, ISSN 2197-9103, 1. Jg. 2007, H. 1), S. 113–124 (ursprüngliche Version: Kleinerer Versuch über den Staub. 2005. (PDF) (Toter Link)
  • Regine Nagorka, André Conrad, Christiane Scheller, Bettina Süßenbach, Heinz-Jörn Moriske: Weichmacher und Flammschutzmittel im Hausstaub. Teil 1: Phthalate. In: Gefahrstoffe, Reinhaltung Luft. Band 70, Nr. 3, 2010, ISSN 0949-8036, S. 70–76.
  • Regine Nagorka, André Conrad, Christiane Scheller, Bettina Süßenbach, Heinz-Jörn Moriske: Weichmacher und Flammschutzmittel im Hausstaub. Teil 2: Phthalat-Ersatzstoffe und Flammschutzmittel. In: Gefahrstoffe, Reinhaltung Luft. Band 71, Nr. 6, 2011, ISSN 0949-8036, S. 286–292.
  • Björn Kempken, Werner Butte: Konzentrationen an Blei, Cadmium, Mangan und Zink in Fraktionen des Hausstaubs. In: Gefahrstoffe, Reinhaltung Luft. Band 70, Nr. 3, 2010, ISSN 0949-8036, S. 98–102.
  • Gregory P. Laughlin: Planeten unter fremden Sonnen. In: Spektrum der Wissenschaft. 10, Heidelberg Dez 2006, S. 72ff., speziell S. 75. ISSN 0170-2971

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Untersuchungsergebnisse des IFA zu Gefahrstoffen in Tonern auf Sichere Laserdrucker und Kopierer.
  2. Katrin Buchwalsky, Uli Grünewald, Mike Schaefer, Wolfram Schiebener, Tanja Winkler: Die fantastische Welt des Unsichtbaren. Script zur WDR-Sendereihe Quarks & Co. Juni 2004. Auf WDR.de (PDF; 798 kB), abgerufen am 16. Oktober 2019.
  3. Peter Brookesmith: Kleine Ungeheuer: die geheime Welt der winzigen Lebewesen. Gondrom Verlag, 1999, ISBN 3-8112-1735-6, S. 122–128.
  4. Ilka Toepfer, Werner Butte: Chemische Indikatoren für Schimmelpilze im Hausstaub. In: Gefahrstoffe - Reinhaltung Luft. 69(3), 2009, S. 91–95, ISSN 0949-8036.
  5. AUVA: Arbeitnehmerschutz in Kleinbetrieben (Memento vom 3. Dezember 2013 im Internet Archive) (PDF, S. 29; 1,3 MB).
  6. Website eval.at (AUVA):„Halten Sie Schaltkästen von Ablagerungen (Staub, Lurch) frei. (Brandgefahr!)“.
  7. F. F. Baden-Weikersdorf: Wie verhindere ich einen gefährlichen Brand meines Fernsehers? (Memento vom 29. Mai 2009 im Internet Archive) Abgerufen am 12. Jänner 2010.
  8. @1@2Vorlage:Toter Link/www.gefahren-abc.info (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2017. Suche in Webarchiven) Brände durch elektrische Anlagen. (PDF). In: Brandaus. 10/2005, S. 2, abgerufen am 12. Jänner 2010.
  9. Wolfgang Kersten, Thomas Reich: Schwer flüchtige organische Umweltchemikalien in Hamburger Hausstäuben. In: Gefahrstoffe – Reinhalt. Luft. 63, Nr. 3, 2003, ISSN 0949-8036, S. 85–91.
  10. Gottfried Walker, Olaf Hostrup, Wolfgang Hoffmann, Werner Butte: Biozide im Hausstuab. In: Gefahrstoffe – Reinhalt. Luft. 59, Nr. 1/2, 1999, ISSN 0949-8036, S. 33–41.
  11. M. Uhl, P. Hohenblum, S. Scharf, C. Trimbacher: Hausstaub – Ein Indikator für Innenraumbelastung. (PDF; 2,7 MB). Umweltbundesamt, Wien 2004.