Hedwig Lachmann

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Hedwig Lachmann
Julie Wolfthorn: Bildnis der Schriftstellerin Hedwig Lachmann

Hedwig Lachmann, verehelichte Landauer, (geboren 29. August 1865 in Stolp, Provinz Pommern; gestorben 21. Februar 1918 in Krumbach) war eine deutsche Schriftstellerin, Übersetzerin und Dichterin.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hedwig Lachmann war das älteste von sechs Kindern des Kantors Isaak Lachmann (1838–1900) und der Wilhelmine (Minna), geborene Wohlgemuth (1841–1917). Nachdem sie ihre Kindheit in Stolp und anschließend sieben Jahre in Hürben, heute Stadtteil der Stadt Krumbach (Schwaben), verbracht hatte, bestand sie fünfzehnjährig ihr Examen als Sprachlehrerin in Augsburg. Zwei Jahre später war Hedwig Lachmann Erzieherin in England. 1885 ließ sie sich in Dresden nieder.[1]

Lachmanns Leben gestaltete sich weiterhin abwechslungsreich. Nur zwei Jahre später arbeitete sie als Erzieherin und Sprachlehrerin in Budapest. Im Jahr 1889 zog sie nach Berlin. Dort erschienen erstmals Übersetzungen von ihr im Verlag des Bibliographischen Bureaus (Ungarische Gedichte und Ausgewählte Gedichte von Edgar Allan Poe). Von 1889 bis kurz vor ihrem Tod 1917 hielt sie Kontakt zum Friedrichshagener und zum Pankower Dichterkreis.

Im Jahre 1892 begegnete Hedwig Lachmann zum ersten Mal Richard Dehmel; es begann eine langjährige Freundschaft. Ihrem zukünftigen Ehemann Gustav Landauer begegnete Lachmann zum ersten Mal 1899 bei einer Lesung im Haus von Dehmel. Im Jahr darauf starb ihr Vater.

Im Frühjahr 1901 begann ihr „Herzensbündnis“ mit Gustav Landauer, im September desselben Jahres emigrierten sie gemeinsam nach England. Im selben Jahr gab der österreichische Dichter Anton Lindner ihre Übersetzung von Oscar Wildes Salome heraus, die zur Textgrundlage von Richard Strauss’ gleichnamiger Oper wurde.

Ein Jahr später kehrten beide nach Berlin zurück und die gemeinsame Tochter Gudula kam zur Welt. Noch im selben Jahr wurden Gedichte und Nachdichtungen Lachmanns veröffentlicht. Im März 1903 ließ sich Gustav Landauer von seiner ersten Ehefrau scheiden, um Hedwig Lachmann im Mai 1903 zu heiraten.

Im Jahr 1905 veröffentlichte Lachmann eine Oscar-Wilde-Monographie. Bereits ein Jahr später wurde ihre zweite Tochter Brigitte geboren. Richard Dehmels Kriegsbegeisterung beim Ausbruch des Ersten Weltkriegs im August 1914 führte dazu, dass Lachmann ihm die Freundschaft aufkündigte.

Im Jahr 1917 starb Hedwig Lachmanns Mutter in Krumbach; die Familie Landauer übersiedelte unter anderem wegen der schlechten Ernährungslage nach Krumbach. Am 21. Februar des Jahres 1918 starb Hedwig Lachmann an einer Lungenentzündung und wurde auf dem Jüdischen Friedhof Krumbach beigesetzt. Im folgenden Jahr gab der Witwer ihre Gesammelten Gedichte im Verlag Gustav Kiepenheuer heraus.

Ihre Tochter Brigitte Landauer war die Mutter des amerikanischen Filmregisseurs Mike Nichols.

Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gedichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Im Bilde (Gedichte und Nachdichtungen), 1902
  • Vertraut und fremd und immer doch noch ich (Gedichte, Nachdichtungen, Essays), 2003

Postume Ausgaben:

  • Gesammelte Gedichte, 1919
  • Vertraut und fremd und immer doch noch ich. Gedichte, Nachdichtungen und Essays, 2003

Übersetzungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ruth Wolf: Wandlungen und Verwandlungen. Lyrikerinnen des 20. Jahrhunderts. In: Deutsche Literatur von Frauen. Bd. 2 (19. und 20. Jahrhundert), Beck, München 1988, ISBN 3-406-33021-5, S. 334–352.
  • Annegret Walz: Ich will gar nicht auf der logischen Höhe meiner Zeit stehen. Hedwig Lachmann. Eine Biographie. Edition Die Schnecke, Flacht 1993, ISBN 3-929589-00-1.
  • Birgit Seemann: "Mit den Besiegten". Hedwig Lachmann (1865–1918) - Deutsch-jüdische Schriftstellerin und Antimilitaristin. Überarbeitete und aktualisierte Neuauflage. Ill. v. Uwe Rausch. Lich/Hessen 2012, Edition AV, ISBN 978-3-86841-073-0.
  • Thomas Heitele, Heinrich Lindenmayr (Hrsg.): „…auf Erden schon enthoben…“ Hedwig Lachmann. Krumbach 2006. (= Schriftenreihe des Mittelschwäbischen Heimatmuseums Krumbach; Bd. 1)
  • Renate HeuerLandauer, Hedwig. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 13, Duncker & Humblot, Berlin 1982, ISBN 3-428-00194-X, S. 493 f. (Digitalisat).
  • Heinrich Lindenmayr: Die Lyrikerin und der Sozialrevolutionär. Die Ehe von Hedwig Lachmann und Gustav Landauer. In. Krumbacher Heimatblätter 19 (2012) S. 64–83
  • Barbara Hahn: Unter falschem Namen. Von der schwierigen Autorschaft der Frauen. Frankfurt/M. 1991 (edition suhrkamp 1723) - insbesondere S. 71–87.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wikisource: Hedwig Lachmann – Quellen und Volltexte
Commons: Hedwig Lachmann – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Hanna Delf von Wolzogen: Hedwig Lachmann (1865 – 1918), Jewish Women: A Comprehensive Historical Encyclopedia. 1 March 2009. Jewish Women’s Archive
  2. Rabindranath Tagore: Das Postamt, Übersetzt von Hedwig Lachmann und Gustav Landauer. 7. Okt 2018. projekt-gutenberg.org
  3. Rabindranath Tagore: Der König der dunklen Kammer, Übersetzt von Hedwig Lachmann und Gustav Landauer. 7. Okt 2018. archive.org