Henan

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河南省
Hénán Shěng
Abkürzung: (Pinyin: Yù)
Hauptstadt Zhengzhou
Fläche

 – Gesamt
 – Anteil an der
VR China

Rang 17 von 33

167.000 km²
1,74 %
 

Bevölkerung

 – Gesamt 2020
 – Dichte

Rang 3 von 33

99.365.519 Einwohner
595 Einwohner/km²

Verwaltungstyp Provinz
Gouverneur Yin Hong
Lage von Hénán Shěng in ChinaBangladeschBhutanNepalMyanmarLaosVietnamThailandPhilippinenJapanNordkoreaSüdkoreaKirgisistanKasachstanMongoleiAfghanistanUsbekistanTadschikistanPakistanIndienRusslandde-facto Pakistan (von Indien beansprucht)de-facto Indien (von Pakistan beansprucht)de-facto Indien (von China als Teil Tibets beansprucht)Republik China (von China beansprucht)de-facto Provinz Xinjiang, China (von Pakistan beansprucht)de-facto Provinz Tibet, China (von Pakistan beansprucht)MacauHongkongHainanGuangdongGuangxiHunanYunnanFujianShanghaiJiangxiZhejiangJiangsuHubeiAnhuiGuizhouChongqingShaanxiHenanShanxiShandongHebeiPekingTianjinNingxiaLiaoningJilinSichuanAutonomes Gebiet TibetHeilongjiangGansuQinghaiXinjiangInnere Mongolei
Lage von Hénán Shěng in China
ISO-3166-2-Code CN-HA
Bezirksebene 17 Städte
Kreisebene 83 Kreise, 53 Stadtbezirke, 22 Städte
Gemeindeebene 1.014 Großgemeinden, 815 Gemeinden, 558 Straßenviertel, 12 Nationalitäten-Gemeinden

Henan (chinesisch 河南, Pinyin Hénán/?, W.-G. Ho-nan, deutsch: Henan/Honan) ist eine Provinz in der östlichen Mitte der Volksrepublik China. In Henan befinden sich die Städte Luoyang und Kaifeng, die beide zu verschiedenen Zeiten Hauptstädte des chinesischen Kaiserreiches waren. Henan hat 99,4 Millionen Einwohner (2020) und galt bis zur Volkszählung im Jahr 2010 als bevölkerungsreichste Provinz Chinas. Heute steht Henan an dritter Stelle nach Guangdong und Shandong.[1] Der Name, zusammengesetzt aus hé (河 – „Fluss“) und nán (南 – „Süden“), bedeutet „südlich des Flusses“ und bezieht sich auf den Gelben Fluss (Huáng Hé).

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Klimadiagramm Zhengzhou

Im Jahr 1954 wurde die Hauptstadt vom alten Kulturzentrum Kaifeng in die Industriestadt Zhengzhou verlegt. Die Provinz liegt beiderseits des Gelben Flusses, der auf einer Länge von 700 km die Provinz durchfließt; allerdings liegt der größte Teil südlich davon. Henan ist durch Gebirge und Flüsse als natürliche Barrieren nach Westen, Nordwesten und Süden von den anderen Provinzen Chinas deutlich abgegrenzt, während es sich im Osten zur Großen Ebene öffnet, die sehr gute Bedingungen für den Getreideanbau bietet.

Die Nachbarprovinzen sind Anhui, Hubei, Shanxi, Hebei, Shandong und Shaanxi. Zu den Städten in der Provinz gehören neben der Provinzhauptstadt Zhengzhou auch die alten Kaiserstädte Kaifeng und Luoyang.

Das Klima Henans ist kontinental mit kalten und relativ trockenen Wintern und feucht-heißen Sommern. Temperaturen und Niederschläge nehmen von Norden nach Süden zu. In starkem Maße wird Henan von Naturkatastrophen bedroht. In den letzten 2.000 Jahren wird von fast 1.000 Dürre- und Überschwemmungskatastrophen berichtet. Zum einen hatten die verschiedenen Flussbettverlagerungen des Gelben Flusses in seinem Unterlauf Auswirkungen auf die Landwirtschaft der Provinz, zum anderen führen die starken Regenfälle im Sommer schnell zu einem Anstieg der Wasserführung in den Flüssen, die dann über die Ufer treten können. Die Deich- und Kanalbauten, die seit den 1950er Jahren erfolgten, haben zu einer Verbesserung des Schutzes und damit auch der Bedingungen für die Landwirtschaft geführt.

Bevölkerungsentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

20 Cashmünze aus Henan, Wertseite
20 Cashmünze aus Henan, Beginn 20. Jahrhundert

Bevölkerungsentwicklung der Provinz seit dem Jahre 1954.

Jahr Einwohnerzahl[2]
Zensus 1954 44.214.594
Zensus 1964 50.325.511
Zensus 1982 74.422.739
Zensus 1990 85.509.535
Zensus 2000 91.236.854
Zensus 2010 94.029.939
Zensus 2020 99.365.519

Administrative Gliederung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Provinz Henan setzt sich aus 17 bezirksfreien Städten und einer kreisfreien Stadt, die direkt der Provinzregierung unterstellt ist, zusammen. Es sind dies:

Größte Städte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Einwohnerzahlen sind auf dem Stand der Volkszählung 2020 und beziehen sich auf die eigentliche städtische Siedlung.[3] Die Urbanisierungsrate der Provinz liegt unter dem chinesischen Durchschnitt.

Rang Stadt Einwohner Rang Stadt Einwohner
1 Zhengzhou 6.461.013 6 Anyang 1.187.772
2 Luoyang 2.230.661 7 Pingdingshan 1.045.966
3 Nanyang 1.407.616 8 Shangqiu 1.031.123
4 Xinxiang 1.271.350 9 Xinyang 1.014.843
5 Kaifeng 1.193.802 10 Jiaozuo 874.733

Wirtschaft und Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der 2012 eröffnete Bahnhof Zhengzhou Ost verfügt über 32 Gleise

Nach wie vor spielt die Landwirtschaft eine wichtige Rolle für die Gesamtwirtschaft der Provinz; Henan gilt als die wichtigste Kornkammer Zentralchinas. Rund 82 % der Bevölkerung der Provinz leben auf dem Land, nur 18 % in Städten.

Im Jahr 2015 erwirtschaftete die Provinz ein BIP in Höhe von 3,70 Billionen Yuan (594 Milliarden US-Dollar) und belegte damit den fünften Rang unter den Provinzen Chinas. Das BIP pro Kopf betrug 42.247 Yuan (6.361 US-Dollar/ KKP: 12.164 US-Dollar) pro Jahr (Rang 20 unter den chinesischen Provinzen). Das Wohlstandsniveau in der Provinz betrug 78 % des chinesischen Durchschnitts und lag damit ungefähr auf dem Niveau von Sri Lanka.[4]

Von großer Bedeutung sind die Henan durchquerenden Hochgeschwindigkeitsstrecken Peking–Guangzhou und Xuzhou–Lanzhou, die sich in Zhengzhou treffen, diese Stadt zum 2014 zweitgrößten Eisenbahnknotenpunkt nach Verkehrsaufkommen in China[5] und den Bahnhof Zhengzhou Ost 2015 zum größten Umsteigebahnhof in Asien machen.[6] Entlang der Schnellfahrstrecken konzentriert sich die Industrialisierung, während in den verkehrsmäßig wenig erschlossenen ländlichen Gebieten nach wie vor große Armut herrscht.

Die kleine Ortschaft Nanjiecun (南街村})[7] ist während der Öffnung des chinesischen Marktes in den 1980ern zu einer radikalen Form von Kommunismus zurückgekehrt. Das Bruttosozialprodukt betrug im Jahr 1984 0,7 Millionen reminbi (RMB) und knackte die 100 Millionen-Marke 1991. Ein signifikanter Teil dieses Geldes stammt jedoch aus Darlehen von großen Banken, welche vergeben wurden nach dem Besuch und öffentlichen Lob von Qiao Shi, einem wichtigen Parteifunktionären.[8] Nanjie hat durch den Kollektivismus und den wirtschaftlichen Erfolg internationale Bekanntheit erlangt und wird oft als das „letzte maoistische Dorf“ bezeichnet.[9][10]

Die chinesische Polizei befreite am 14. Juni 2007 eigenen Angaben zufolge über 200 Arbeitssklaven aus Ziegeleien in der Provinz Hénán; darunter befanden sich 29 Kinder. Im Verlauf der dreitägigen Razzia untersuchten 35.000 Beamte 7.500 Ziegeleien in der Region und nahmen 120 Verdächtige fest. Unter Schlägen wurden die Sklaven ohne Bezahlung zur Arbeit gezwungen. Zuvor hatte eine Online-Petition von rund 400 Vätern für Aufsehen gesorgt, die die Untätigkeit der Behörden wegen der Entführung ihrer Kinder anprangerte.[11]

Am 17. Juli 2021 begann in der Region Henan durch starken Dauerregen ein Jahrtausendhochwasser, das am 20. Juli seinen höchsten Stand erreichte (→ Hochwasser in Henan 2021). Der entstandene Sachschaden belief sich auf ca. 120 Milliarden CNY.[12]

Kultur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Longmen-Grotten

Die Henan-Oper ist eine bekannte Form der chinesischen Oper. In der Nähe von Luoyang befinden sich die Longmen-Grotten, die seit 2000 zum UNESCO-Welterbe gehören.

Henan gilt als Ursprungsregion der chinesischen Kultur und Nation. Seine Bewohner sehen sich als Nachfahren des Gelben Kaisers. 19 Dynastien hatten hier ihren Sitz: bei Anyang, in Luoyang sowie in Kaifeng. Entsprechend war Henan Heimat vieler historischer und literarischer Persönlichkeiten (Laozi, Zhuangzi, Han Fei, Lü Buwei, Shang Yang, Li Si, Yue Fei, Du Fu, Bai Juyi ...). Mit der Invasion der Jurchen und der mongolischen Invasion endete die zentrale Funktion Henans. Das Machtzentrum wurde nach Nordchina verlegt und Henan verlor seine Schlüsselstellung.

Tourismus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Stupas am Shaolin-Tempel

Um die Provinzhauptstadt Zhengzhou gibt es nur eine echte Sehenswürdigkeit, das Shaolin-Kloster. Es wurde vor 1500 Jahren, zur Zeit der Nördlichen Wei-Dynastie, am Fuße des Song Shan Gebirges unweit des gelben Flusses erbaut und liegt ruhig und verlassen in den Bergen. Der damalige Kaiser ließ es zu Ehren des indischen Mönchs Ba Tuo bauen, da dieser ihn in politischen Fragen gut beraten hatte. Etwa 20 Jahre später traf in Shaolin der indische Mönch Bodhidharma (chin. Da Mo, jap. Daruma) ein, um seine Auffassung des Buddhismus zu verbreiten, die heute als Chan- oder Zenbuddhismus bekannt ist. Er war erschrocken über den schlechten körperlichen Zustand der buddhistischen Mönche (hervorgerufen durch langes Sitzen beim Meditieren) und ersann ein Übungssystem, um den Körper der Mönche zu trainieren und gesund zu erhalten. Übungen wie Xi Sui Jing (Waschung des Marks) und Yi Jin Jing (Transformation der Sehnen und Bänder) waren der Ursprung des Shaolin Quan Kung Fu. Der Pagodenwald, Talin, liegt einen knappen Kilometer südwestlich des Klosters Shaolin. Es ist der Friedhof der Klosteranlage mit 220 kleinen Pagoden, die die Asche berühmter Mönche enthalten. Die unterschiedlich gestalteten Pagoden sind sämtlich nach Süden, der Heimat Buddhas, ausgerichtet.

Wissenschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der am 20. Dezember 1965 entdeckte Asteroid (2085) Henan trägt seit 1980 den Namen der Provinz.[13]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Henan – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Willy Lam: Census Exposes Fault Lines in China’s Demographic Shifts. In: Jamestown Foundation (Hrsg.): China Brief – 中国简报. Band XI, Nr. 8. Washington DC 6. Mai 2011 (englisch, jamestown.org [PDF; 345 kB; abgerufen am 27. März 2024] online).
  2. China: Provinzen und größere Städte – Einwohnerzahlen, Karten, Grafiken, Wetter und Web-Informationen. In: Citypopulation.de. Abgerufen am 27. März 2024.
  3. China: Hénán – Die größten Städte – Städte. Henan (China): Präfekturebene, Städte & Kreise – Einwohnerzahlen, Karten, Grafiken, Wetter und Web-Informationen. In: Citypopulation.de. Abgerufen am 27. März 2024.
  4. Offizielle Webpräsenz des Büro für Statistik der Volksrepublik China. In: data.stats.gov.cn. Nation al Bureau of Statistics of China – NBS, abgerufen am 27. März 2024 (chinesisch, englisch).
  5. Zhenhua Chen, Kingsley E. Haynes: Chinese Railways in the Era of High-Speed. Emerald Group, Bingley 2015, ISBN 978-1-78441-985-1. (englisch)
  6. Zhengzhou East Railway Station, auf travelchinaguide.com, abgerufen am 27. März 2024. (englisch)
  7. Nanjiecun – Nanjiecun is your good friend – Her friends spread over the world!走进南街村 (Memento vom 18. November 2005 im Internet Archive) In: nanjiecun.cn (englisch)
  8. Shizheng Feng, Yang Su: The making of Maoist model in post-Mao era: The myth of Nanjie village. In: Communist and Post-Communist Studies. Band 46, Nr. 1. University of California Press, 2013, ISSN 0967-067X, S. 39–51, JSTOR:48610372 (englisch).
  9. Jason Lee: China’s model Communism. In: Reuters. 23. September 2014 (englisch, reuters.com [abgerufen am 27. März 2024]).
  10. Alan Taylor: The Last Maoist Village in China. In: The Atlantic. 1. August 2012, abgerufen am 27. März 2024 (englisch).
  11. Hunderte Sklaven befreit. Die chinesische Polizei hat 217 Sklavenarbeiter aus Ziegeleien in der Provinz Henan befreit. Unter den Arbeitern waren auch 29 Kinder. Sie waren unter Schlägen ohne Bezahlung zur Arbeit gezwungen worden. In: 20min.ch. 20 Minuten, 14. Juni 2007, abgerufen am 27. März 2024 (Schweizer Hochdeutsch).
  12. Si-Hua Huang, Zhi-Ping Wen, Xiao-Dan Chen, Yuan-Yuan Guo, Zhe-Wen Wang: The Henan extreme rainfall in July 2021: Modulation of the northward-shift monsoon trough on the synoptic-scale wave train. In: Advances in Climate Change Research (= Special topic on explaining Chinas climate in 2021). Band 13, Nr. 6, 1. Dezember 2022, ISSN 1674-9278, S. 819–825, doi:10.1016/j.accre.2022.11.001 (sciencedirect.com [abgerufen am 27. März 2024]).
  13. Minor Planet Circ. 5184 (PDF; 112 kB)

Koordinaten: 34° 8′ N, 113° 46′ O