Henning Melber

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Henning Melber (2023)

Henning Melber (* 22. August 1950 in Stuttgart) ist ein deutsch-namibischer Politikwissenschaftler, Entwicklungssoziologe und Afrikawissenschaftler. Er forscht u. a. zur Geschichte des deutschen Kolonialismus in Namibia, insbesondere zum Völkermord an den Herero und Nama.[1][2]

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Melber wuchs in Eßlingen am Neckar und Leutkirch in Baden-Württemberg auf. Er kam 1967 als Jugendlicher und Sohn deutscher Einwanderer nach Namibia und machte 1970 Abitur an der Deutschen Höheren Privatschule Windhoek.[3] Nach einjähriger Fachausbildung zum Journalisten an der Journalistenschule in München arbeitete er 1972 kurzzeitig bei der Allgemeinen Zeitung in Windhoek.[3] 1974 trat er der Befreiungsbewegung SWAPO bei. Von 1975 bis 1989 bestand für ihn ein Einreiseverbot nach Namibia und bis 1993 auch nach Südafrika. Nach der Unabhängigkeit Namibias (21. März 1990) kehrte er nach Namibia zurück und zog im Jahr 2000 nach Schweden.[4]

Melber studierte in den 1970er Jahren Politik und Soziologie an der FU Berlin und machte 1977 seinen Abschluss zum Diplompolitologen. Er promovierte 1980 an der Universität Bremen mit einer Arbeit Schule und Kolonialismus. Von 1982 bis 1992 war er Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fachbereich Gesellschaftswissenschaften der Universität Kassel. 1993 habilitierte er sich an der Universität Bremen und erhielt die Ernennung zum Dozenten für Entwicklungssoziologie (venia legendi für Entwicklungssoziologie).

Von 1992 bis 2000 war er Leiter der Namibia Economic Policy Research Unit (NEPRU) in Windhoek. Von 1994 bis 2000 war er Vorsitzender der Namibisch-Deutschen Stiftung für kulturelle Zusammenarbeit in Windhoek. Von 1996 bis 1998 war er zudem Vorsitzender der Association of Namibian Publishers (ANP). Im Jahre 2000 wechselte er als Forschungsdirektor an das Nordiska Afrikainstitutet in Uppsala in Schweden, wo er 2006–2012 die „Dag Hammarskjöld Stiftung“ leitete, der er auch gegenwärtig noch in beratender Funktion angehört.[5][6]

Seit 2012 ist Melber außerordentlicher Professor am Institut für Politikwissenschaft an der Universität Pretoria in Südafrika. Seit 2013 ist er zudem außerordentlicher Professor am Center for Gender and Africa Studies der Universität des Freistaates (Bloemfontein) in Südafrika und 2017–2023 Präsident der European Association of Development Research and Training Institutes (EADI) in Bonn.[7] Seit 2015 ist er Senior Research Fellow am Institute of Commonwealth Studies der University of London.[8]

Melber war außerdem Visiting Scholar am Exzellenzcluster: Kulturelle Grundlagen sozialer Integration der Universität Konstanz (April/Mai, 2018), Van Zyl Slabbert Visiting Professor an der University of Cape Town (Oktober/November, 2017) und Gastwissenschaftler an der Bayreuth Academy of Advanced African Studies (Universität Bayreuth), (April/Mai, 2016).[9]

Henning Melber ist verheiratet und hat eine Tochter.

Veröffentlichungen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Melber hat zahlreiche Bücher und mehrere Hundert Beiträge über Probleme und die Geschichte Namibias veröffentlicht, sowie zu weiteren Themen wie Internationalismus und Rassismus:

  • Schule und Kolonialismus: Das formale Erziehungswesen Namibias, Hamburg 1979.
  • Der Weißheit letzter Schluß: Rassismus und kolonialer Blick, Brandes & Apsel, Frankfurt am Main 1992, ISBN 3-86099-102-7.
  • Chancen internationaler Zivilgesellschaft, Suhrkamp, Frankfurt am Main 1993, ISBN 3-518-11797-1.
  • A New Scramble for Africa? Imperialism, Investment and Development, Scottsville, University of KwaZulu-Natal Press 2009, ISBN 978-1-86914-171-4.
  • The United Nations and Regional Challenges in Africa – 50 Years after Dag Hammarskjöld, Development Dialogue, Nr. 57, Dezember 2011, ISBN 978-91-85214-63-1.
  • Understanding Namibia. Jacana Media, Kapstadt 2014, ISBN 978-1-4314-2133-6. (auch Oxford University Press, London 2015, ISBN 978-0-19-024156-8.)
  • Namibia – Gesellschaftspolitische Erkundungen seit der Unabhängigkeit. Brandes & Apsel, Frankfurt a. M. 2015, ISBN 978-3-95558-109-1.
  • Henning Melber, Reinhart Kößler: Völkermord – und was dann? Die Politik deutsch-namibischer Vergangenheitsbearbeitung. Brandes & Apsel, Frankfurt am Main 2017, ISBN 978-3-95558-193-0.
  • Dag Hammarskjöld, the United Nations, and the Decolonisation of Africa. Hurst, London 2019, ISBN 978-1-78738-004-2.

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Alex Rühle: Kolonialverbrechen in Namibia:"Das bleibt eine offene Wunde", Interview mit Henning Melber, Süddeutsche Zeitung, München 4 August 2021; accessed 23. März 2023
  2. Anna-Sophie Schneider: Völkermord in Namibia "Deutschland hat verschlafen". Interview mit Henning Melber. Der Spiegel, Hamburg, 18. März 2018; accessed: 23. März 2023
  3. a b Henning Melber: Licht und Schatten einer jungen Demokratie. Namibia 1990-2000. Eine analytische Chronologie. Namibia Wissenschaftliche Gesellschaft, Windhoek, Namibia 2002, ISBN 99916-40-27-4, Klappentext.
  4. Henning Melber, Politologe, Zeitgeister, Internationale Perspektiven aus Kultur und Gesellschaft, Goethe-Institut, # Postkolonialismus, Erinnerungskultur, Dekolonisierung, accessed: 22 March 2023
  5. Vita von Henning Melber, Kulturwissenschaftliches Kolleg Universität Konstanz.
  6. Henning Melber, Politikberater (Uppsala), Global Policy Forum (GPF), New York, accessed: 22 March 2023
  7. Henning Melber (CV), Geschichte der Gegenwart. online-Magazin, Basel, 2023
  8. Henning Melber, NAI Associate. The Nordic Africa Institute (NAI), people; accessed: 22 March 2023
  9. Prof. Dr. Henning Melber: Politische und soziale Entwicklungen in Namibia, Justus-Liebig Universität Giessen, 2016, accessed: 22 March 2023